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j 88. Jahrgang Donnerstag den 23. Februar 1922 Nr. 46 iis-rnn AMt VekmIiilllAM > .'L 'S ' 1 Z R am Augustusplatz in Leipzig. Als geeigneter Bauplatz für das neue Gebäude ist ein rund 14717 Quadratmeter großes städtisches Grundstück in der Eüdstraße in Aussicht ge nommen. In weiteren Raten werden gefordert für Er werbung eines Grundstückes und Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Oelsnitz t. B. als Schluhbetrag 1900 00V Mark, für Erwerbung eines Grundstückes in Leipzig-Reudnitz und Herstellung eines neuen Dienstgebäudes für dieses Grund stück 1642 200 M., für Herstellung eines neuen Dienstge- bäudes im Hauptbahnhof in Chemnitz als Echlußbetrag 4 330 000 M. — Der Etat des Reichsverkehrsministeriums für 1922 enthält unter anderem folgende Nachforderungen: 5500 000 M. für Erweiterung der Werkstätten in Dresden- Friedrichstadt, 90000 M. für Umbau der Lokomotivbekoh- Friedrichstadt, 900 000 M. für Umbau der Lokomotivbekoh- lungsanlage auf Bahnhof Dresden-Friedrichstadt, 220 000 M. für Herstellung von Wagenabstellgleisen auf demselben Bahn hof und 110000 M. für eine Abortanlage für Heizhaus und Nebenwerkstatt Dresden-Pieschen auf Güterbahnhof Dres den-Neustadt, 530 000 M. für Verbesserung der maschinellen Anlagen in der Nebenwerkstatt Radebeul, 1000 000 M. für Erweiterung des Bahnhofs Borna, 1000000 M. für Er weiterung der gleichen Anlagen auf Bahnhof Reichenbach t. B., 6900000 M. für Erweiterung der Werkstätten in Chemnitz, 2 900 000 M. für Erweiterung der Werkstätten in Engelsdorf bei Leipzig, 400 000 M. für Einführung des Roll wagenverkehrs auf der Strecke Hirschberg—Saupersdors. Weitere Raten für bereits genehmigte Bauten sind unter anderem ausgeworfen worden für viergleiflgen Ausbau der Linie Bodenbach—Dresden zwischen Pirna und Heidenau, desgleichen der Linie Dresden-Chemnitz zwischen Dresden und Potschappel für Verbesserung der Güterverkehrsanlagen in Dresden-Altstadt, Umbau des Bahnhofes in Meißen, Er weiterung des Bahnhofes Gittersee, ebenso der Umladean lagen auf Bahnhof Dresden-Friegrichstadt, Errichtung einer Stangenschlosseret, eines maschinellen Gebäudes, Erweiterung der Gleisanlagen, der Wagenschmiede und Dreherei, Ver- bellerung maschineller Anlagen, Erbauung einer Lokomottv- beMebswerkstatt und Erweiterung überhaupt der Werkstätten auf Bahnhof Dresden-Friedrichstadt. Im ganzen werden für bauliche Anlagen im Bezirke der Eisenbahngeneraldirektton Dresden gefordert 204 944 000 Mark. Schmiedeberg. Nachdem die neuen Bronzeglocken am Freitag und Sonnabend glücklich ohne jeden Unfall durch einen Monteur der Firma Piehel L Co. und viele hilfsbereite Hände auf den Turm hinaufgewunden worden waren, erfolgte am Sonntag vormittag unter überaus großer Teilnahme die Weihe. Aus diesem Anlaß hatten sowohl Glockenturm, als auch das Innere und Aeußere der Kirche Fepschmuck in Tannengrün angelegt. Außer den Vereinen, die unter Mit führung ihrer Fahnen den Vorderteil des Schiffes besetzt hatten, füllte eine so zahlreiche Gemeinde das Gotteshaus, daß selbst herbeigeschaffte Bänke und Stühle nicht auS- reichten, sondern noch viele Festtellnehmer auf den Treppe» und in den Gängen dicht gedrängt stehen muhten. Vor dem Altar hatten der Herr Ephorus und die Kirchenvorstände von Schmiedeberg und Kipsdorf Platz genommen. Der Gottesdienst verlief diesmal nach einer besonderen, an den Klrchtüren verteilten gedruckten Festordnung. Nach Ge meindegesang: «Nun danket alle Gott', Altarlithurgie und Echriftverlesung brachte vom Altarplahe aus Fräulein Gertrud Engelmann folgenden Gruß an die Glocken mtt inniger Wärme zum Vortrag: Referenten das Wort. Redner erwähnte zunächst die kürz lich erfolgte Erhöhung des Brotpreises und begründete, warum derselbe so enorm gestiegen sei. Die bisher vom Reiche gewährten Zuschüsse sielen weg. Die Arbeiterschaft empfinde es besonders schwer, da ja das Brot ein Haupt nahrungsmittel sei. Zu verstehen sei es nicht, warum die Rechtssozialisten in der Reichsregterung nicht energisch da- gegen Front gemacht hätten, um ein weiteres Herabslnken der breiten Masse des Volkes zu verhüten. Alle die Repa rationsverpflichtungen würden auf das Volk abgewälzt unter Mithilfe der Rechtssozialisten. Deutlich zeige dies das neue Steuerkompromiß. Man verzichte dort auf das 2. Drittel des Reichsnotopfers, was ungefähr 8—10 Milliarden er bringen würde, und weiter auf die Nachkriegsgewinnsteuer, welche eine Einnahme von 2—3 Milliarden bedeute. Die Zwangsanleihe befriedige die Arbeiterschaft nicht. Nach wie vor halte die USP. an den 10 Forderungen des ADGB. fest. Daß keine dieser 10 Forderungen gehalten worden sei, ver danke man den Rechtssozialisten infolge ihrer Koalitions- Politik. Nicht Koalitionspolilik, sondern Klaffenkampf führe die Arbeiter zum Ziele. Weiter kam Redner auf den Eisen bahnerstreik zu sprechen und betonte, daß der Kampf geführt worden sei, weil man nur die oberen Beamten sichergestellk habe, den mittleren Beamten und Arbeitern aber nicht ein mal das Existenzminimum zuerkennen wolle. Auch sei er geführt worden wegen Gefährdung des Achtstundentages, KoalitionsrechkS und Streikrechts. Deshalb sei dieser Streik von den Proletariern anders zu bewerten als von den rechts stehenden Parteien und den Regierungsparteien. Weiter rechtfertigte er den Standpunkt seiner Partei beim Ver trauensvotum gegen das Kabinett Wirth. Nachdem er noch einige Worte zum Schutze für die Erwerbslosen gesprochen hatte, kam er zum Schluß und forderte: Stärkste Heran ziehung der Besitzenden zu den Steuerlasten. Debatte fand nicht statt. Im Schlußworte bedauerte Herr Erfurth eben falls, daß keine der 10 Forderungen in die Tat umgesehk worden sei. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. In beiden sozialistischen Parteien sei man sich darüber einig, daß von diesen Forderungen nicht abzugehen sei. Die Tage werden noch kommen, wo die Arbeiterschaft sie durchdrücken wird. Klaffenpolttik, nicht Koalitionspolitik müsse deshalb jetzt ihre Losung sein, wie es die alten Vorkämpfer Marx, Engels und Bebel gelehrt hätten. Schluß der Versammlung V,10 Uhr. — Am Sonntag den 5. März wird in der Reichskrone der Mundharmonikaklub .Vor die Front' des Turnvereins Dipoldiswalde einen Unkerhaltungsabend veranstalten. DaS Programm sieht eine größere Zahl hervorragender Sachen vor. — Im Interesse der Volksernährung und der Landwirt schaft ist eine einheitliche und durchgreifende Bekämpfung der im Frühjahr zu erwartenden Mäuseplage nötig. Zu diesem Zwecke wird die Haupkstelle für Pflanzenschutz, Dresden A., Stübelallee 2, am 27. und 28. Februar einen kostenlosen Lehrgang veranstalten, der die Bekämpfung der Feldmäuse und Engerlinge und die Getreidebeizung zum Gegenstand hat. Gemeinden, Vereine usw. können Per sonen, die ihnen auch zur späteren Ausbildung als Pflanzen- schutztechniker und Beizmeister geeignet erscheinen, zu dem Lehrgang entsenden. Es empfiehlt sich, Anmeldungen mög lichst bald vorzunehmen. Die persönlichen Unkosten haben die Teilnehmer oder ihre Auftraggeber zu tragen. Die Stelle gibt auch geeignete und erprobte Mittel gegen Feldmäuse ab und stellt auf Kosten der Antragsteller sachkundige Beamte zur Verfügung. — Die 4. Klaffe der 180. Sächsischen Landeslotterie wird am 8. und 9. März gezogen. Die Lose sind vor dem 27. Februar zu erneuern. — Die .Sächsische Etaatszeitung' veröffentlicht folgende, den Freistaat Sachsen betreffende Auszüge aus dem Reichshaushaltplan: Der Postetak des Reichshaus haltplans für 1922 enthält im Extraordinarium u. a. folgende neue Forderungen für Sachsen: Für einen Um- und Er weiterungsbau auf dem Postgrundstück in Löbau als ersten Betrag 600 000 M. Im ganzen sind für den Bau 1300 000 Mark veranschlagt worden. Für Erwerbung eines Grund stücks und Herstellung eines neuen Dienstgebäudes für die Oberpostdirektion und ein Fernsprechamt in Leipzig werden als erster Baubetrag 4 858 500 M. gefordert. Für Grund erwerb einschließlich Nebenkosten sind 858 500 M. veran schlagt worden. Für dey Bau beträgt der Ueberschlag 12 850 000 M., so daß das neue Dienstgebäude zusammen 13 708 500 M. kosten würde. Begründet wird die Forderung mit dem übergroßen Raumangel für den Postgrundstückblock I Diefes Dlall enthält -te amtlichen Bekanalmachm^o -er Amlshauplmannfchasl, -es Amtsgericht» im- -es SlaSlrals zu Dippol-iswal-e OertltcheS nnd Sächsisches. Mppolblswalde. Die Verlosung der Ausstattungsgelder der Kiebsch-Stiftung findet in diesem Jahre am 19. März statt. Die Anmeldung hat, wie aus der amtlichen Bekannt machung des Stadtrats heroorgeht, am 26. Februar vor mittags l l Uhr im Ratssitzungszimmer zu erfolgen. An der Verlosung teilnehmen dürfen testamentarischer Bestimmung gemäß Töchter hiesiger distinguierter Einwohner bürgerlichen Standes, soweit sie im Testament bezeichnet und sofern die sonstigen testamentarischen Voraussetzungen gegeben sind. (Töchter von Geistlichen und Gelehrten, höheren und mittleren Staats- und Ratsbeamien, Künstlern und selbständigen Pro- fessionisten, welch letztere jedoch Bürger und Meister allhier fein müssen.) U ' — 4. Professor Pellegrini-Vortrag. Zugleich mit der Oper find die Oratorien entstanden, das sind geistliche Schauspiele, wie sie in der Reinheit der Handlung noch in Oberammer gau porgesührt werden. Die größten Oratorien-Komponisten find Bach und Händel. Um die Entwicklung des Orchesters, da» anfangs nur aus sechs Musikern und dem am Spinett (Direktor) bestand, haben sich verdient gemacht Monteverde, Heinrich Schütz—Dresden, Erfinder der Sortine (Dämpfer), und Orlandus de Lassus—München. Von hoher Interesse war es, wie der Vortragende die Grundsätze für die Auf stellung der verschiedenen Instrumente eines Orchesters er- läuterte, die Einrichtung einer Orchesterpartitur erklärte, die Schwierigkeiten des Dirigentenberufs anerkannte und Strauß als Meister der Instrumentation und Kombination und Schrecker als Plastiker in der Komposition bezeichnete. Während sich die übrigen Instrumente vervollkommnet haben, ist der Bou der Geige derselbe geblieben. Herr Prosessor Pellegrini erzählte von der Herstellung der Streichinstrumente in Mark neukirchen, Mittenwalde und Cremona, gewährte seinen Zu- Hörem einen Einblick in die Geheimnisse der Violine und des Bogens und wandte sich scharf gegen die sinnlose Ansammlung von Instrumenten ohne Benutzung derselben. Er selbst spielt eine vorzügliche Violine, die ihm lebenslang Fürst Lobkowitz geliehen hat. Zuletzt spielte er bei Klavierbegleitung des Herm Oberlehrer Schmidt die „Träumerei" von Schumann und gab so den lauschenden Zuhörern Gelegenheit, sich an feinem vortresflichen Spiel und dem schönen Klang seines Instrumentes zu erfreuen. — Wie wir hören, will Herr Prof. Pellegrini mit Herrn Kantor Herklotz und anderen aus- wärtigen Musikkräften nächstens hier ein Konzert zum Besten des Kriegerdenkmals veranstalten. Dippoldiswalde. In einer für Dienstag abend von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei einberufenen öffentlichen Volksversammlung sprach anstelle des vorge merkten Referenten, Parteisekretär Sander—Dresden, ein Hetr Hentschel über: .Neue Teuerung — Neue Steuern — Die Besitzenden werden geschont'. Kurz nach 8 Uhr eröffnete Herr Erfurth die Versammlung und bedauerte den schwachen Besuch. Er zeuge von der Intereffenlosigkeit der Arbeiter schaft. Tag für Tag nehme die Verelendung des Proletariats 4» ohne Aussicht auf Besserung. Hierauf erteilte er dem MLitzeritz-Jeikmg ^aa<x,z<>nmig mi» Anzeiger für DippMiswalle, Schmiedeber« u.» NEllrpO AEÜNNA -ES NLzir-A —««Enwiwwrs^ ass S4. kddraür isrr 7 vdr WMiche MeinMWe Atzung Wer Wischer M-in, anschließend WitW Atzung -er AMvemduelti zu WOWM. Tagesordnung hängt im Rathause au». Verantwortlicher Redakteur: Paulgehne. - Druck und Verlag- «arl Sehne in Dippoldiswalde. Glocken! Ihr tönenden Seelen! Schönstes ward euch gegeben — Klingt mit erzenen Liedern Durch unser ganzes Leben. Lieblich wie Kindersingen — Fröhlich in Iugendklang — Brausend in Feierklang — Tröstend beim letzten Gang. Kündet so hold von -er Weihnacht Singet vom Auferstehn — Tragt in verlangende Herzen Heiligen Geistes Wehn. Glocken! Ihr tönenden Seelen! Mas wollt Ihr uns wohl erzählen? Da ihr nun brausend sollt klingen, Da Ihr nun jubelnd sollt singen Heute zum ersten Mal Dutch unser Zelmattal? Wollt Ihr uns mahnen, am Allen Fester In Treue zu halten? Wollt Ihr uns wecken zu Neuem? Batz wir den Kampf nicht scheuen, Wenn man uns BSterglauben, Ehrfurcht und Freiheit will raubeni Glocken! Ihr tönenden Seelen! Wollt ihr den Mut uns stählen? Anmeldung zur Verlosung der Kiebsch-Stiftuugßgelver Sonntag, den 26. Februar ds. Js., vormittags l l Uhr, haben sich diejenigen Jungfrauen, die an der Verlosung der Ausstattungsgelder der Kiebsch-Stiftung teilnehmen wollen, im Sitzungszimmer des Rathauses zur Anmeldung «inzu- finden und hierbei das Taufzeugnis vorzulegen. Die Bestimmungen darüber, wer zur Anmeldung und Verlosung zugelassen werden darf, können im Rathause, Zimmer Nr. 17, 2. Obergeschoß, emgesehen werden. Dippoldiswalde, im Februar 1922, Dor -lNÜtrÄt Vierteljährlich '^Mk.obne3»- AbMöSplblS. tragt». — Einzeln« Dummem og m» Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. 8. Semetadeverbanbs-Dlrokonto'Rr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. -auptmannfch«, « Pk», im amwche» »M (»» L Behörden)d«Zeile200Ms.-E»«ck»dIiM Reklame« 200W»