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s Sterbefälle auf Dippoldiswalde und je 1 auf Berreuth und Alberndorf. Eheschließungen erfolgten 2. — Herr Hermann Flohr, Oberlehrer am Realgymna- flum zu Pirna, Bertreter des Mittelelbe-Turngaues, 1892 bis 1895 Hilfslehrer in Dippoldiswalde, wurde zum Studienrat ernannt. — Die Kollekte für die Heidenmission, gesammelt am Epiphaniasfest, 6. Januar 1922, in den Kirchen der Ephorie Dippoldiswalde hat 1707.50 M. ergeben, und zwar inDippol- -iswalde 150.—, Altenberg 14.—, Zinnwald-Georgenfeld 2.50, Bärenstein 51.—, Börnersdorf 30.—, Breitenau 21.—, Bur- kersdorf 25.—, Dittersbach 20.—, Dittersdorf 51.—, Döbra 20.—, Frauenstein 83.—, Fürstenwalde 15.—, Fürstenau 15.—, Geising 53.—, Glashütte 50.—, Hartmannsdorf 37.—, Hennersdorf 9.—, Schönfeld 6—, Hermsdorf 26.—, Höcken dorf 35.—, Zohnsbach 120—, Kreischa 210.—, Lauenstein 20.—, Liebenau 20.—, Nassau 36.—, Oelsa 65.—, Possen torf 50.—, Pretzschendorf 68.—, Rechenberg 22.—, Reichstädt 20.—, Reinhardtsgrimma 20.—, Ruppendorf 16.—, Sadis- -orf 15.—, Schellerhau 160.—, Schmiedeberg 12—, Kips tors 70.—, Seifersdorf 20.— Mark. Naundorf. Sonntag bringen die Lichtspiele im hiesigen "Dastbose u. a „Die Liebe eines großen Mannes" zur Aufführung. Schmiedeberg. Nachdem die hier noch vorhandene Glocke durch die Firma Piehel in Dresden abmonkiert worden ist, mutz das Glockengeläuts wie auch der Stundenschlag der Turmuhr bis auf weiteres wegfallen. Die neuen Glocken . sollen kommenden Dienstag in Dresden von einem Sachver ständigen auf ihren Klang geprüft werden. Man hofft, daß das Einholen der neuen Glocken spätestens Donnerstag näch- ,ster Woche erfolgen kann. Freitat. Als am Mittwoch abend der Gefängnisinspektor zwei Schwerverbrecher, die dort noch weiter abgeurleilt wer ten sollten, an das Bett anschließen wollte, wurde er von ten beiden hinterrücks gefaßt und zu Boden geschlagen. Er Hatte noch so viel Kraft, um Hilfe zu rufen. Die beiden Ver- brecher, Lie übrigens schon ein Loch in die Decke gebohrt Hatten, entrissen dem Inspektor den Schlüssel und stürzten die Treppe hinunter. Dort wurden sie aber von ihrem Schicksal «reilt. Der Wassermeister, der Hausmann und zwei Arbeits- gefangene stellten sich den beiden entgegen und es gelang ihnen auch, sie zu überwältigen und zu fesseln. Sämtliche Beteiligten sind verwundet worden. Die beiden Schwerver- - brecher wurden am Donnerstag nach Dresden überführt. Dresden. Der Verband Sächsischer Möbelfabrikanten, -er Verband Deutscher Stuhlfabrikanten, der Verein Thürin gischer Holzindustrieller und die Gruppe Schlesien der Ver einigung der Engros-Möbelfabrikanten Deutschland veran stalten vom 2. bis 11. März im Städtischen Ausstellungspalast In Dresden unter starker Beteiligung eine Möbelmesse für die Mitteldeutschen Möbelsabrikanten. Zur Ausstellung gelangen Zimmereinrichtungen, Küchen, Sitz-, Büro-, Klein- und Korb möbel. Der Besuch steht nur Wiederverkäufern und Expor teuren zu, Privatpublikum hat keinen Zutritt. — lieber das Verhalten bei Begräbnissen erlassen die sächsischen Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts und des Innern eine Ergänzungsverordnung zu den bisherigen Bestimmungen. Darnach ist bei Bestattungen auf den Fried höfen (Gottesäckern, Einäscherungsanlagen, Urnenhainen) «Mes zu vermeiden, was gegen die nach allgemeinen An schauungen berechtigten Empfindungen Andersdenkender oder gegen das Ansehen des Friedhofsinhabers gerichtet ist. Ferner wird bestimmt: Die Verkündung der Glaubens- und Sittenlehren durch die Geistlichen der Religionsgesellschaft, -er die Bestattung obliegt, wird hiervon nicht berührt. Eine weitere Ergänzung lautet: Nehmen an den Begräbnissen der Religionsgesellschaften Andersdenkende keil, so haben sie sich -en Anordnungen der Religionsgesellschaft zu unterwerfen und dürfen insbesondere nicht ohne Genehmigung des die Bestattung -eilenden Geistlichen reden. — In ihren Sitzungen vom 2., 3. und 6. Februar hat die Internationale Elbekommlssion ihre Beratungen über die neue Elbeakte fortgesetzt und die Bestimmungen über die Häfen angenommen. Außerdem hat sie ihr Budget beraten. Für -le allgemeinen Verwalkungskosten der Kommission wurde für das Zahr 1922 ein Betrag von 30 000 Franken vorge sehen, der auf die vertretenen Staaten im Verhältnis der Zqhl ihrer Vertreter verkeilt wird. Anberührt hiervon bleiben -le persönlichen Kosten der Delegierten und ihres Hilfsperso nals, die von jedem einzelnen Staat für seine Delegierten -«tragen werden. Pirna. Laut einer Bekanntmachung des Stadtrats bleiben das Realgymnasium mit Realschule, die Höhere Mädchen schule, die Handels- und Gewerbeschule sowie die Volks- und Fortbildungsschulen infolge weiter anhalkender mangelnder Kohlenzufuhr noch bis Sonntag den 19. d. M. geschlossen. — Das hiesige Volksbad muß wegen Kohlenmangels bis «uf weiteres geschlossen bleiben. Pulsnitz. Im hiesigen Gasthof zum .Grauen Wolf" mietete «in unbekannter Reisender ein Fremdenzimmer. Als er am anderen Morgen geweckt werden sollte, war er unter Mit nahme sämtlicher Betten, Wandschoner, Tischläufer, Nacht- Aschdecke und Handtuch verschwunden. Bautzen. Roch sind es erst wenige Tage her, daß die Lausitzer Wenden ihre Eängerfahrt von Bautzen aus nach -er Tschecho-Slowakei unternahmen, und schon scheint es, als sollten sich die ersten politischen Folgen dieser Reise zeigen, deren politischer Charakter von den Wenden zwar mit aller Entschiedenheit abgestritten wurde. Zedensalls ist es nicht zu fällig, daß gerade jetzt, vier Wochen nach dem wendischen Be such in Prag und Zungbunzlau, die tschechischen Blätter die Lausitzer Mendenfrage wieder aufrollen. So schreibt «Narodni Demokratie': Bei den Vorbereitungen und vorläu figen Arbeiten für die Wiedergeburt des Slaventums dürfen wir nicht unseren kleinsten Zweig vergessen: die Lausitzer Sorben (Wenden). Es ist dies vor alkbm unsere Pflicht, denn sie sind den Tschechen am nächsten. Der Beginn zu einer ge deihlichen Tätigkeit nach dieser Richtung hin ist bereits ge macht. In Böhmisch-Budweis wurde ein tschecho-lausiher Verein Joh. A. Smoler begründet, der es sich zur Aufgabe setzt, die kulturellen und politischen Bestrebungen der Lausitz ! zu unterstützen, unsere Oeffentlichkeit mit der Lausitz, dem Volke, der Geschichte und Kultur, bekannt zu machen und unermüdlich für das Recht des Lausitzer forbischen Volkes zu t^Mpfen, dessen Heimat einmal einen Staat mit unserem i Vaterlande gebildet hat. Folgen wir überall dem Budweiser Beispiel!' . — Auf Grube .Erika' explodierte eine Brikettpresse. Dabei wurde das Schwungrad zertrümmert und fortgeschleu dert. Eins der umherfliegenden Stücke traf den Schnecken wärter Götz und lötete ihn auf der Stelle. Zltta«. Die Abschaffung der Obermeistertlkel hat die hie sige Zwangsinnung der Maler und Lackierer in ihrer letzten Hauptversammlung beschlossen. Es heißt jetzt nur einfach 1. und 2. Vorsitzender. Leipzig. Da die Reichspostverwaliung ein Ersuchen, für die Leipziger Messe besondere Briefmarken herzustellen, abge lehnt, für die einmalig stattfindende Gewerbeschau in München die Herstellung solcher Briefmarken aber gestattet hak, haben die Leipziger Reichstagsabgeordneten aller Parteien eine ge- ! meinsame Anfrage an die Reichsregierung gerichtet, ob sie bereit sei, bei der Reichspostverwaltung für die Herstellung besonderer Briefmarken für die Leipziger Messe einzukreten. Sie weisen darauf hin, daß die Gründe, die die Reichspost verwaltung für ihre Stellungnahme der Gewerbeschau gegen über anführten, auch für die Leipziger Messe zuträfen, da es sich bet dieser um ein Unternehmen außergewöhnlicher Art und von großer wirtschaftlicher und politischer Bedeutung für das ganze Deutschland und auch für das Deutschtum im Aus lande handele. Loldlh. Die Stadtverordneten stellen sich bezüglich der Kraftwagenlinie Waldheim—Colditz auf den Standpunkt, finanzielle Unterstützung nur dann zu gewähren, wenn die Linie bis Bad Lauflck weitergeführt wird. Der Ratsbeschluß, einen Kostenbeitrag auch dann zu gewähren, wenn die Linie nur bis Colditz geht, ist abgelehnk worden. Annaberg. Hier wurden in letzter Zeit auf der Rampe der Eisenbahngleise oberhalb des städtischen Elektrizitäts werkes zum Nachteile dieses Werkes größere Kohlendieb stähle ausgeführt. Am Dienstag erwischte man einen der Diebe. Eine polizeiliche Nachprüfung der Kohlenvorräte des Erwischten hak die interessante Tatsache ergeben, daß nicht Not und Kohlenmangel ihn zu dem Briketkdiebstahle ge zwungen haben, sondern daß er eine größere Anzahl von Zentnern Steinkohlen im Keller aufzuweisen hatte. Klingenthal. Unsere beiden zweigeschossigen Stadthäuser enthalten 12 Wohnungen im Durchschnitt mit je 70 Quadrat metern Wohnfläche, Kostenanschlag etwa 800 000 M. ohne Einschluß der eingetretenen höheren Arbeitslöhne. Legt man, wie üblich, eine Verzinsung von 62S zugrunde, würde die Miete etwa 4200 M. jährlich für eine Wohnung betragen. Da unsere Neubauten mit 500 000 M. «bezuschußt" werden, will man den Mietbekrag auf 2100 M. herabsetzen. Ferlelmarkt Dippold'swalde vom I I. Februar 1922. Aufgetrieben wurden 39 Ferkel, verkauft wurden 3 l Ferkel znm Preise von 200—360 M. ! M chnworf kines M yerkveislers. Die Stadt Meersburg am Bodensee hat einen vortreff lichen Bürgermeister, der. sich nicht allein in den einzelnen Gesetzesparagraphen vortrefflich auskennt, sondern der auch mit der Feder gut umgehen kann. Er redigiert das dortige Gemeindeblatt. In den letzten Tagen befaßte er sich darin mit der Notlage, in die die Zeitungen durch die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse gekommen sind, und richtet dabei folgende Mahnung an seine Mitbürger: .Weil jetzt die Preissteigerungen einen selbstverständlichen und verhältnismäßig gar nicht zu hohen Zeitungspreis mit sich bringen, hört man allenthalben sagen: .So, jetzt wird es mir aber zu dumm, ist bestelle meine Zeitung ab!' Am Ende wird noch mit dem unschuldigen Briefträger oder der harm losen Zeitungsfrau geschimpft, well sie Geld aus dem Hause kragen wollen und doch gewiß nichts dafür können. Zeder Mann und jede Frau, jedes Kind, das lesen kann, ist an seine Tageszeitung gewöhnt, die pünktlich ins Haus kommt und seit vielen Zähren auf den Tisch gehört, wie das Brok und die Suppe. Wer zu Weihnachten seine Zeitung abbestellte, hat sie sicher schon am 2. Zanuar vermißt und kann schon den Aerger und die Unsicherheit der ersten Woche wieder in Papiergeld umrechnen. Was kriegt man für die paar Fünf markscheine eines Viekeljahrabkommens. Vier Laib Brok oder drei Pfund Schwartenmagen. Ist das die altgewohnte Zeitung nicht wert? Zedes Familienmitglied soll doch einmal bedenken, was es in der Zeitung zuerst lesen will: den Leit artikel, den Roman, die Telegramme: Das Geld für das neue Vierteljahr wird gleich beieinander sein! Fragt sonst ein Bekannter: .Was sagst Du zu der heutigen Neuigkeit?' Man sagt gar nichts, man hat ja seit Zanuar keine Zeitung mehr. Wer aber im neuen Zahr in der Nachbarschaft und im Haus Aerger und Händel haben will, der muh auf den Gedanken kommen und die Zeitungen mit anderen zusammen halten. Da ist die Zeitung zerrissen, verdreckt, halbiert oder verlegt, jeder möchte sie zur gelegenen Zeit und auf keinen Fall zuletzt. Lesen will aber jeder, und wissen, was vorgeht. Steht dann einmal etwas drin, was einen besonders inter essiert, dann muß man in ein drittes Haus schicken, wo es dann heißt: .Der würde auch besser an anderen Dingen sparen als an der Zeitung!' Wenn nun in den nächsten Tagen die Zeitungsfrau oder der Birefträger kommt, soll jeder seine Zeitung behalten, an die er gewöhnt ist, und an der er schon lange seine Freude hat. Auch für die Zeitung gilt nur das entwertete Papiergeld, es ist aber sicher eins von den best angelegten ganz kleinen Kapitalien, ob nun einer seine Bil dung von der Universität oder von der Volksschule hat.' Von Woche zu Woche. Ranybemerinugen zur Zeitgeschichte. c/ Streikwoche — Qualwoche. Wie ausgeze chnet versieben die Mengen au! Nach dem Eisenbahne^ftreik. In den meisten EisenbahndirektionSbeztrken deS Neides ist die Arbeit ohne Reibuna wied»r auige- vre Kunst, einander zu quälen! Ohne vernünftigen Grund und Zweck; aus Uebermut, denn manche hal ten es für einen ergötzlichen Short, wenn sie ihren Alitbürgern den Daumen aufs Auge drücken können, Ter Berkehrsstreik auf der Eisenbahn war schon lästig und schädlich genug. Aber in Berlin saßen Ränkeschmiede, die noch ein zweites Eisen tq das Streikfeuer schoben. Doppelt quält besser. Wer das Glück hat, außerhalb Berlins zu woh nen, soll die Einwohner der sogenannten Haupt» und Residenzstadt nicht schelten, sondern vielmehr bemit leiden. Sie mußten unter dem Doppelstretk stöhnen und leiden. Wenn mehr als ein halbes Hunderttau send städtischer Arbeiter spazieren Lehen, so gibt es kein GaS, keine Betriebskrast, kein Wasser. Nicht bloß die Räder stehen still, auch die Kochherde werden lahm gelegt. Die Krankenstuben wurden zu Eiskellern, die Aerzte können nicht operieren, die Kinder sterben, weil sie keine warme MUch bekommen können. Mitleid mit den unschuldigen Opfern — das ist bei den Streik« beiden von heute ebenso wenig zu finden, wie seinerzeit bei den Schergen des HeroveS in Bethlehem. Nun sind die freventlichen Streiks gebrochen. An den schweren Schäden, die in wenigen Tagen angerich tet worden sind, wird das deutsch« Volk noch monate lang oder sogar jahrelang zu tragen haben, und die politischen Nachwirkungen lassen sich noch gar nicht übersehen. Zurzeit hält der Reichstag auf der Trümmer- stätte Gerichtstag ab. Die Regierung sagt, sie habe deni Eisenbahnerstreik gebrochen, ohne ein Staatstnteresse preiszugeben, und hält vor allem daran fest, Last die Beamten kein Recht zum Streiken hätten. Bon links her wird dieses Prinzip Heitz bekämpft und der Regierung überhaupt Starrköpfigkeit vorgeworfen. Bon rechts her wird dagegen die Regierung der Schwäche beschuldigt, namentlich wegen des Verzichts auf Massen entlassungen. Besorgte Leute reden nun schon von einer Krisis, die sogar bis zur Auflösung und Neu wahlen sich auswachsen könnte. Das fehlt uns nun gerade noch am Vorabend der Konferenz von Genuas Die französischen Machthaber würden sich diebisch freuen, wenn sie di« erstrebte Verschiebung der Konferenz mit Hilfe der deutschen Wirren erreiche» könnten. Schon die MintsterkristS in Italien ist diesen Quertreibern zugute gekommen. Aber man darf immer noch hoffen, daß in vier Wochen sich die Ding« hüben und drüben wieder einrenken lassen. Die weltlichen Staatskünstler dürfen sich doch nicht beschämen lassen von den Kirchsnfürsten in Rom, die schnell und glatt der katholischen Kirche ein neues Oberhaupt gegeben haben. Kardinal Rattt hat als Papst Pius XI. sofort den Staatssekretär des verewig ten Papstes im Amt bestätigt, woraus klar hervor geht, datz er seine moralische Macht wieder einsetze» will im Sinne des Friedens, der Völkerversöhnung und der Nothilfe. Es gibt viel ehrliche und kräftige Freunde dsS Friedens in der Welt. Sie müssen nur gesammelt und organisiert werden. Das liegt vor allem im Interesse unseres bedrängten Vaterlandes. Deutschland darf am allerwenigsten sich dem Vorwurf aussetzen, datz es wegen innerer Zwistigkeiten die Anbahnung i dLs Weltfriedens störe. Das Trümmerfeld. Der Eisenbahnbeamtenausstand ist zu Ende, und man hat Gelegenheit, das Trümmerfeld zu iibersehen, Man steht vor materiellen und vor ideellen Trüm mern, und es ist gut, wenn man diese Dinge ebenso vorurteilsfrei wie wahrheitsgetreu betrachtet. In wirt schaftlicher Hinsicht werden die nächsten Wochen, ja Monate schon zeigen, welche Einbußen man dem Lahiw - legen des Verkehrs zu danken hat. . Staatliche und pri vate Einbußen stehen da nebeneinander. Die Reich» bahn, die, wie es die Einschränkung des Verkehrs seit Januar zeigte, ohnehin in einer technischen Kri sis lag, steht nun vor einer völligen Verwirrung. Tas aufgehäufte und mit verstärkter Gewalt ynstür- mende Ladungsgut wird sie vorerst nicht bewältige» können. Es wird Stockungen und Sperrungen a» allen Ecken und Enden geben. Dabei fordert die zum Teil wegen Betrtebsstoffmangel schon sttlliegende In dustrie gebieterisch Kohlen und Rohstoffe. Die Reichs bahn wird auf absehbare Zeit dem Verlangen nicht entsprechen können, zumal Frankreich sicherlich schon bald die Nachlieferung der wegen des Ausstandes aus» gebliebenen Kohlen verlangen wird. Zu den Ver kehrsstockungen dürften sich also Lohnstockungen durch Arbeitsausfall gesellen, denn die Reichsbahn wird den Anforderungen einfach nicht gewachsen sein. Dafür spricht schon die Mitteilung des RsichsverkrhrSmini- siers, daß außerordentlich viel Ausbesserungen an Lo komotiven notwendig seien, weil durch das plötzlich« Verlassen der Lokomotiven bei Streiküeginn durch de» Frost wesentliche Teile der Lokomotiven zerstört wor den seien. Man hat also das Wasser nicht abge lassen, und das Reichsverkehrsministerium bezeichnet den allein an Lokomotiven entstandenen Schaden auf mehrere hundert Millionen Mark. Das gibt zu denken, wird auch breiteren Bevölkerungsschichten mehr zu den ken geben, als man in den Kreisen der Eisenbahn beamten offenbar glaubt: Und damit wären wir bet der ideellen und moralischen Schadensrechnung. Und diese geht wider die Beamten; wer daß verschwiege, täte dem Beamtentum keinen Gefallen. Das Ansehen der Beamten, und nicht nur der Eisenbahnbeamten, hat infolge des Ausstandes gelitten. Man fragt sich in der Bürgerschaft heute schon, ob man noch verpflichtet sei, durch Steuerzahlung mit zum Ruhegehalt und der Witwenversorgung der Beamtenschaft beizutragen, wenn diese ihre Arbeitspflicht genau so auffassen wie die vom Staate her nicht ruhegehaltsberechtigte Ar beiterschaft. Das Streikrecht, oas sich die Eisenbahn beamten genommen haben, kann sehr leicht an ihre Vc.Zionsrechte rütteln, und das muß den Beamte» zu denken geben! Oorwauious.