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t- Dnuk md Verlag' Lari S^aa in Divvokbisroalbe. DeranttoorlNrher Redaklem: Va»k Jehn«. Donnerstag den S. Februar 1922 Tageszeitung und Anzeiger für Dippoldiswalde, Schmiedeberg »L ,1,7 r —-t AtliaN« 0«O Drzir-A «g M — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. 8. Gem eludeverbands^Nlrv Konto Ar. 3. — Poltscheck- Konto: Dresden 12848» MerlevwrLch '^MK.ob»eZ>- Vl rw. tragen. — Einzelne Dummern Dieses Blatt enlhStt -le amklichen »ekauulmachnsW, -er Amlshauplma««lchast,-es Amtsgericht» und -es Sla-lrals zu Dippol-lswal-e 88. Jahrgang Weitzeritz-Jeilung Nr. 34 Amtliche VtlmImchW. Auf Blatt 108 der hiesigen Handelsregisters, ble Firma H. Krumpott in Schmiedeberg bett., ist heute elngettagen morden: In das Handelsgeschäft sind als persönlich haftende Gesellschafter elngeketen: a) der Kaufmann Max Krumpolk, d) der Elektrotechniker Rudolf Krumpott, beide in Schmiedeberg, c) Frau Martha verehel. Wendler geb. Krumpott in Naundorf. Die Gesellschaft ist am 1. Januar 1921 errichtet worden. Vie unter c) Genannte ist von der Vertretung der Gesell schaft ausgeschlossen. Die unter s) und d) Genannten dürfen die Gesellschaft nur gemeinschaftlich oder mit einem Proku risten vertreten. Prokura ist erteilt dem Kaufmann Max Wendler in Naundorf. Er darf die Gesellschaft nur gemeinschaftlich mit Max oder Rudolf Krumpott vertreten. 1 Reg. 20/22. Amtsgericht Dippoldiswalde, den 31. Januar 1922. ««»«Mn «- WU.WMiEIM OertlicheS und SSchfischeS. Dippoldiswalde. Der Skenographenverein .Gabelsberger" Wird den Geburtstag seines Meisters nächsten Freitag durch ein gemütliches Beisammensein in .Stadt Dresden' in ein facher Weise begehen. — Der Gewerbevereinsvorstand war am Montag in einer Klemme. Dienstag war der Termin für den Rosegger-Abend, also höchste Zeit zum Inserieren. Aber wird Herr Plakten- steiner auch kommen können? Eine besondere Mitteilung aus jüngster Zeit lag nicht vor. In normalen Zeiten ist es sa auch nicht üblich, daß die Redner sich nochmals besonders anmelden. Aber wie die Verhältnisse augenblicklich liegen! Möglicherweite hat er auch geschrieben und die Karte hat sich irgendwo festgefahren. Wie aber nun, wenn man an- »lmmt, er kommt nicht: wenn man aus diesem Grunde das Inserieren unterlässt, und dann kommt er am Dienstag doch? Also eine verteufelte Geschichte. Da — ein rettender Ge danke: Heuke Montag ist Herr Plakkensteiner für den Dresdner Gewerbeverein verpflichtet. Wozu märe die Quassel strippe da, wollte sie einem nicht aus einer solchen Klemme helfen. Das Resultat -er Anfrage ist am Montag abend durch die Zeitung bekannt geworden. In Dresden rechnete »an bestimmt mit dem Erscheinen des Herrn. Vorsichtshalber hatte der Gewerbevereinsvorstand aber gebeten, Herr Platten- steiner möge ihn noch am Montag von Dresden aus tele phonisch benachrichtigen. Da aber alle Flöten schwiegen, wurde man hier unsicher und rief Dienstag früh den Dresdner Gewerbeverein nochmals an, um zu erfahren, dass der Herr xum Dorttag nicht erschien und sich von Berlin aus telepho- »isch entschuldigte, er hab« das Frühauko nicht benutzen Können. Man nahm aber in Dresden an, dass er mit einem späteren Wagen gefahren sei und Dresden nachts erreicht habe. Man nahm weiter an, dass er noch am Vormittag im Bureau des dortigen Gewerbevereins vorsprechen werde zur Festsetzung eines anderen Vorttagstages. Der Vorstand er- bat sich für diesen Fall sofortigen telephonischen Bescheid «ach hier. Aber alles blieb still, lind so musste der Vortrag eben abgesagt werden. Ob aufgehoben oder nur aufgeschoben, steht nun d-'kin — 2. Professor-Pellegrini-Vortrag. Im 11. Jahrhundert «hielt die abendländische Musik infolge der Kreuzzüge, an geregt durch den Orient, einen bedeutenden Aufschwung, der i» den romanischen Troubadours und den deutschen Minne sängern ihren Höhepunkt erreichte. Die begleitenden Instru mente in Schalenform wie Kesselpauke, Laute und Mando line, sind morgenländischen, die kastenförmigen, wie Guitarre, Violine, abendländischen Ursprungs. Glockenspiele mit Tastenanschlag waren Vorbilder für die Klavierkonstruktion. Die Troubadours sangen auch drei- und vierstimmig, aber nicht in Akkorden, sondern jede stimme hatte ihre eigene Melodie. Auch Schauspiele wurden aufgeführk, wobei der eine Teil der Mitwirkenden dramatisch spielte, der andere Teil sang. Nach Verfall des Rittertums, dem die Trouba dours und Minnesänger angehörten, übernahmen die Meisler singerzünfte die Pflege des Dichtens und Singens (Zans Sachs 1494—1576). Die allzu strenge Einhaltung der Regeln her Tabulatur führte aber zur Verknöcherung und Ver flachung. (Richard Magners Oper .Die Meistersinger'.) ES wäre nun eine Lücke entstanden, wenn nicht .fahrende Leut' (Bänkelsänger) die Welsen in das Volk getragen hätten. Sie bildeten zuerst in Wien, Paris und Alm, dann auch in anderen Städten Gilden, aus denen später die Stadtpfeiser (Kapellen) hervorgingen. Die kirchliche Musik erlebte eine Wiedergeburt in der Reformation (Luthers Freund: Kantor Walther) und durch Palaestrina, gest. 1594 in Rom, von dem am 28. -. M. in Dresden die Messe .ikissa pspae -äar- celli" oufgeführt wird. Sehr instruktiv war die Erläuterung des Herrn Prof. Pellegrini über homophone (z. B. Walzer mit Akkordbegleitung) und polyphone Musik, in der jede Stimme ihre eigene Führung hat (Kontrapunkt, Fuge), sowie über den Unterschied zwischen absoluter (Beethoven) und Programm musik (Wagner). Den Ausführungen des Herm Dortragen- > den, der zu seinen Erläuterungen Proben auf dem Klavier spielte, folgte die Hörerschaft, zu der sich noch mehr Personen zugesellt hatten, mit steigendem Interesse. — Vor 25 Jahren zahlte der Vorschussverein 8N Divi dende und zählte 553 Mitglieder. — Der Sächsische Landbund, Bezirksverband Dippoldis walde, hielt am 4. Februar unter Vorsitz des Herrn Oeko- nomierat Welde—Oberhäslich im Saale -er Reichskrone zu Dippoldiswalde seine 1. Hauptversammlung ab, die zugleich 3. Hauptversammlung des Land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes war. Ueber 300 Vertreter der Orts gruppen aus allen Teilen des Bezirkes waren erschienen. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils (Jahresbericht, Rech nungslegung, Sahungsbeschluss und Vorstandswahl) referierte der stellvertretende Vorsitzende, Herr ».Lüttichau—Bärenstein, über Steuerfragen. Dem Verbände sind 85 Ortsgruppen mit 2200 Mitgliedern und über 30 000 Hektar Betriebsfläche an- geschlofsen. — Die diesjährige Geflügel-Ausstellung des hiesigen Geflügelzüchter-Vereins vom 10. bis 12. Februar im Schützenhause wird bedeutend umfangreicher wie die letzte. Weit über 400 Nummern, Hühner, Tauben usw., umfasst der Katalog, lind niemand soll sich wundern, wenn ein Gockel hahn den Kopf hoch trägt. Hat er einmal einen Blick in den Katalog werfen und dort seine in staunen-machenden Preisen ausgedrückte Wertschätzung feststellen können, so Kanns gar nicht anders sein. Das läßt übrigens aus wertvolles Material auch in dieser Ausstellung schliessen. Reichstädt. Am Sonntag den 5. Februar feierte in aller Stille nur im engsten Familienkreise der Zimmerpolier und Hausbesitzer Ernst Zönnchen sein SOjähriges Zimmer manns-Jubiläum. Reinhardtsgrimma. Am 15. Februar kann der hiesige Milikärverein sein 50 jähriges Bestehen feiern. Poffendorf. Beim hiesigen Standesamt gelangten im Monat Januar 9 Geburten (5 männliche, 4 weibliche, worunter eine uneheliche), 3 Aufgebote, 2 Eheschliessungen und 6 Sterbe- sälle zur Anmeldung. Dresden. Die Streiklage in Dresden ist im allgemeinen unverändert. Auf dem Güter- und Derschiebebahnhof Dresden- Friedrichstadt ist eine Besserung der Verhältnisse durch die erweiterte Einsetzung von Nothelfern und Arbeitswilligen ein getreten. Die katastrophale Kohlennot hat verschiedene Gross betriebe, so die bekannte Firma Seidel ü- Naumann, zur Ein führung von Halbschichten gezwungen. Der Betrieb der städtischen Werke ist gefährdet. Die Gasanstalten stehen un mittelbar vor der Stillegung. — Am 7. d. M. hat eine abermalige Auslosung Säch sischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 3zinsigen Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre l855 sowie die 4zinsigen Schuldverschreibungen vom Jahre 1919 betrosfen worden sind. — Wie verlautet, betrug die Zahl der sächsischen Aus wanderungswilligen im vergangenen Jahre 6529 gegen rund 6400 im Jahre 1920. Ueber die tatsächlich Ausge wanderten liegen noch keine statistischen Angaben vor. Auch wird bekanntlich die Auswanderung statistisch nur unvoll kommen erfasst, weil Aufzeichnungen über Auswanderung auf dem Landweg garnicht bestehen. Bezüglich der Ziele der Auswanderung kann man sagen, daß das lateinische Amerika heute bereits die Bedeutung für den deutschen Uebersee-Aus- wandererstrom erlangt hat, den vor dem Krieg die Ver einigten Staaten hatten. — Ueber die Errichtung einer höheren Versuchsschule wurde kürzlich im sächsischen Kultusministerium in Gegenwart des Kultusministers, zahlreicher Räte seines Ministeriums, einiger Vertreter des Philologenvereins und einer Aboidnung des Bundes entschiedener Schulresormer verhandelt. Wie berichtet wird, ergab sich völlige Einstimmigkeit, daß eine solche Schule in Verbindung mit dem Abbau der Seminare errichtet werden soll. Es ist dafür das Seminar Dresden- Strehlen in Aussicht genommen. . — Eine kleine Besserung in der Strekklage ist insofern za verzeichnen, als Dienstag früh in Königsbrück sämtliche Loko motivführer mit einer Ausnahme ihren Dienst wieder aus genommen haben. Infolgedessen konnte «in beschränttei Personenverkehr von Dresden-Neustadt ab aufrechterhaltea werden. — In Reichenbach i. B. sind Dienstag früh württem- bergische Lokomotivführer eingetroffen und haben dort di» Bedienung der Maschinen übernommen. Dresden, 6. Februar. Die Abgeordneten Hofmann und Schmidt haben mit Unterstützung anderer Mitglieder ihren Fraktion folgende Anfrage im Landtage eingrbracht: Au» dem vertraulichen Rundschreiben des Sächsischen Lehrerverein» geht hervor, dass Lie in der Landesgruppe Sachsen de» Deutschen Beamtenbundes vereinigten Beamten der Reichs gewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamtm ihre Sympathie, so wie die moralische und finanzielle Unterstützung zugesagt haben. Der Dresdener Lehreroerein erklärt, dass damit auch seine Haltung gekennzeichnet sei. Der Verband sächsischer Polizeibeamter hat eine gleiche Kundgebung erlassen. Sind der sächsischen Regierung diese Vorgänge bekannt, aus denen hervorgeht, dass sich die genannten sächsischen Beamtenorgani sationen bewusst gegen die Ankündigung des Reichspräsidenten und der Reichsregierung wenden, die die Untersuchung de» Eisenbahnerstreiks unter schwere Strafe stellt? Was hat die sächsische Regierung getan oder was gedenkt sie zu tun, un» der durch solches Verhalten eines Telles der sächsischen Be amtenschaft für Staat und Volk heraufbeschworenen ernsten Gefahr zu begegnen und den durch die Stellungnahme der Polizeibeamtenorganisation gefährdeten Schutz der unter den Streikwirkungen bitter notleidenden Bevölkerung zu gewähr leisten. Meissen. Die Allgemeine grosse GastwtrkS-AuSstellnng findet in diesem Jahre vom 18. bis 25. Juni statt. Die Vor arbeiten dazu sind bereits lebhaft im Gange. U. a. ist -er Bau einer grossen Fefihalle bereits geplant und beschlossen. Pirna. Laut einer Bekanntmachung des Stadtrate» werden die städtischen Schulen (Realgymnasium mit Real schule, Höhere Mädchenschule, Volks- und Fortbildungs schulen, Handels- un- Gewerbeschule) vorläufig bis zum 1L. -. Mts. infolge mangelnder Kohlenzufuhr geschlossen. Stolpen. Gegen die Gültigkeit der hiesigen Stadt oerordnetenwahlen war Einspruch erhoben worden, da die Zahl der abgegebenen Stimmzettel mit der vorgeschriebene» Wählerzahl nicht übereinstimmen sollte. Nach längerer Aus sprache beschloss der Bezirksausschuss der Amtshauptmannfchaft Pirna in seiner letzten Sitzung, den Einspruch nicht befür wortend an die Kreishauptmannschast weiterzugeben. Schandau. Am Bahnhof Schandau hielt ein Auto au» Berlin. Es setzte drei Herren ab, die beabsichtigt hatten, nach Bodenbach zu fahren. Das wurde ihnen trotz Verhandlungen aber von feiten der Polizei aus irgendeinem triftigen Grunde nicht gestattet. Sie sind gezwungen, von hier aus mit der nächsten Eisenbahnfahrgelegenheit ihr Ziel zu erreichen. Inter essant ist bei diesem Vorkommnis, dass die Tschechoslowaken, die mit dem Chauffeur den Fahrpreis von Berlin bi» Boden bach auf 9000 Mark vereinbart hatten, es sich gefallen lassen mussten, dass der Wagenlenker noch einen vierten Herrn, einen Dresdner Ingenieur, einlud, dem er bis nach Dresden 4000 Mark berechnete. Da die anderen drei nicht bi» Boden bach fahren konnten, einigte man sich auf die Summe von 8300 statt 9000 Mark, die mit einem süsssauren Gesicht be zahlt werden mussten. Der Chauffeur hat sich wahrscheinlich auch die Rückfahrt bezahlen lassen, doch wird er sicher bei seiner Geschäststüchtigkeit jede Gelegenheit wahrzunehmen ver suchen, auch nach Berlin Fahrgäste zu bekommen. Grossenhain. Der Amtshauptmann von Großenhain, Geh. Regierungsrat Uhlemann, ist am Sonntag gestorben. Er war der älteste sächsische Amtshauptman,, u„d eine in landwirtschaftlichen Kreisen weithin bekannte Persönlichkeit. Insbesondere hat er sich als Vorsitzender des Sächsischen Landesobstbauvereins um die Hebung des sächsischen Garten* und Obstbaues große Verdienste erworben. (Der Verstorbene war bekanntlich, ehe er nach Großenhain versetzt wurde, vov 1894—1898 Amtshauptmann in Dippoldiswalde.) Döbeln. „Nach Amerika!" Am ZI- Januar hat sich ohne jeden Grund Walter Schurig, 18 Jahre alt, Schüler der Landwirtschaftsschule von hier, entfernt, angeblich um über Leioria Berlin, Hamburg nach Amerika auszuwandern und sein Brot selbst zu verdienen. Die Eltern in Mittrlfaida im Erzgebirge warten in großer Sorge auf ein Lebenszeichen ihres Sohnes, der ein fleißiger und begabter Schüler ist. Fra« Schgrig ist die Gründerin des Frauendankes 1414 in Sachsen. Es wäre zu wünschen, daß ihr recht bald von irgend ein« Seite Nachricht über den Verbleib ihres einzigen Kindes zuginge.