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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM ZUR EINFÜHRUNG Freitag, den 4. Dezember 1964, 19.30 Uhr Sonnabend, den 5. Dezember 1964. 19.30 Uhr Sonntag, den 6. Dezember 1964. 19.30 Uhr 5. PHILHARMONISCHES KONZERT Solist: Noboru Toyomasu, Japan Dirigent: Horst Förster Otto Reinhold geb. 1899 Sinfonietta (Erstaufführung) Agitato Andante rubato Allegro impetuoso Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Konzert für Klavier und Orchester B-Dur KV 595 Allegro Larghetto Allegro — Pause — Maurice Ravel 1875-1937 2. Suite aus dem Ballett „Daphnis und Chloe“ (Fragments Symphoniques) Lever du jour Pantomime Danse generale Noboru Toyomasu Noboru Toyomasu, einer der hervorragend sten japanischen Pianisten, wurde 1912 in Saga geboren. 1929 begann er sein Klo vierstudium an der Kaiserlichen Musikaka demie Tokio, wo er 1933 dos Examen ab legte. Er setzte dann sein Studium in Europa als Schüler des österreichischen Pianisten Leo Sirota fort und vervollkomm nete seine pianistische Bildung bei dem berühmten Beethoven-Spieler Frederic Lamond. Zwischen 1936 und 1938 gab der junge Pianist bereits vielbeachtete Kla ¬ vierabende in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern. Im Jahre 1938 wurde er von der Tokioter Musikoka- demie als Klavierpädagoge verpflichtet und wirkte dort bis 1946 als Professor. Nach dem 2. Weltkrieg nahm Toyomasu, der in seiner Heimat als einer der bedeutendsten Interpreten namentlich der Werke Bachs und Beethovens gilt, seine unterbrochene Konzerttätigkeit wieder auf und gastierte u. a. mit großem Erfolg in Westdeutsch land, England und Österreich, Der in Thum (Erzgebirge) geborene, seit 1929 in Dresden wirkende Kom ponist Otto Reinhold, Schüler von Hermann Grabner in Leipzig, hat bisher ein zwar nicht quantitativ, jedoch qualitativ sehr gewichtiges Oeuvre vorgelegt und kann auf eine stattliche Aufführungszahl namentlich seiner Orchester-, Chor-, Kammermusik- und Liedkompositionen in der DDR, CSSR, in Westdeutschland, Polen, China, den USA, Italien, Belgien und Finnland zurückblicken. Von der heimatlichen Landschaft, der Herb heit, Kargheit des Erzgebirges, wurde schon frühzeitig das Wesen dieses Künstlers, der heute zu den profiliertesten Komponisten unserer Republik gehört, geprägt, das sich später in der typischen Spröde, Herbe, Klangun sinnlichkeit und Gradlinigkeit seiner musikalischen Sprache so überzeu gend ausdrücken sollte. Otto Reinhold schreibt eine eigenwillige, immer saubere und ehrliche Handschrift, die sich einordnen läßt in die neuklassi zistische, neobarocke Musikentwicklung unserer Zeit. Immer will der Kom ponist seine Musik vor allem als Ausdruck, als Ablauf seelischer, geistiger Vorgänge verstanden wissen, ohne den Hörer von vornherein in eine be stimmte Richtung lenken zu wollen, etwa durch programmatische Anga ben, die nur höchst selten in seinen Werken begegnen. Auch die im Jahre 1960 entstandene Sinfonietta (kleine Sinfonie) weist wie jedes neue Werk Reinholds eine durch und durch konzentrierte, formal gebändigte, zucht volle und inhaltlich wesentliche musikalische Aussage auf, in keinem Takt zu Äußerlichkeiten, zu Effekthascherei Zuflucht nehmend. Über Auf bau und Anlage seiner Sinfonietta äußerte sich der Komponist folgender maßen: „In einem Vorspiel wird der Einsatz des Hauptthemas vorbereitet, der durch das gesamte Orchester im Einklang (Unisono) erfolgt. Ihm schließt sich eine Bewegung mit klopfenden Achteln an. die, sich heftig steigernd und wieder verebbend, in ein zweites, ruhiges Thema führt. Beide Themen erscheinen nun abwechselnd in veränderter Form und in neuen Zusammen hängen, bis sie schließlich auf das Motiv des Anfangs treffen, das in vari ierter Form den Satz beschließt. Im zweiten Satz hebt über Harfenklängen eine ruhig schreitende Melodie in der Oboe an. Klagend fällt das Orchester ein, um dann wiederum dem Englisch-Horn Raum zum Fortspinnen der Oboenmelodie zu geben. Die letzte fallende Terz dieser Melodie wird zum Ausgangspunkt eines sehr ruhigen, abwärts gerichteten Motivs in breiten Halben genommen, an das sich eine allmähliche Steigerung anschließt, bei der das abwärts gerichtete Motiv von Sechzehntel- und Trioienfolgen sekundiert wird und als Höhe punkt das Orchester wiederum mit seiner Klage einsetzt. Es senkt sich herab zu einer Art Epilog, der mit einem Beschluß der anfangs erklunge nen Oboenmelodie über Harfenklängen und dem nochmals angedeuteten Motiv der breiten Halben endet. Eine ins Lebhafte gewendete Variante des zuletzt genannten Motivs bildet den Kern des Hauptthemas im dritten Satz. Indes dieses, durch Zwischen spiele unterbrochen, immer wieder erscheint, gewinnt der Satz Rondoform. Das zweite Motiv dieses Themas, erkenntlich durch den synkopierten An fang. erhält Bedeutung in einem ruhigeren Mittelteil. Das Ganze schließt marschähnlich ab.“ Das Klavierkonzert in B-Dur KV 595, das Wolfgang Amadeus Mozart am 5. Januar des Jahres 1791 vollendete, dessen Ende er nicht mehr erleben sollte, war das 21. und letzte seiner Gattung. Am 4. März 1791 spielte er es selbst zum ersten Male in einem Konzertabend des Kla rinettisten Joseph Beer im Konzertsaal des Wiener Hoftraiteurs Jahn. Es ist in seiner ganzen Haltung, die sich merklich von seinen Vorgängern unterscheidet, ein Werk des Abschieds. „Es ist das musikalische Gegenstück