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DnanworMcher Redatteur: VmU Sehne. - Druck und Verlag- Lark Sehne in Divpoldiewalb«. Freitag den 6. Januar 1922 M5 Dieses Lia« enlhSN die amtlichen Dekanukmachn»-» -er Amkshauplmannschast, -es Amtsgericht» un» -es Sta-Irats zu Dippoldiswalde . 88. Jahrgang NtMMtMpit? Diertellährüch ^Mk.okwe3w- «raUgSgtrlS. kaoen. — Slnreln« Nummer» LV M. — Femsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeind everbands-Girokonw Nr. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 1254S. »eeeeeeeeeeeeeueeeeeckeeeeeeeeeeeeeckckeee»»»»»»»»»-»»»»»»»-»»-^ W^iszeritzZeitung Tageszeiümg und Anzeiger sür Di-pvlöiswal-e, Schmiedeberg mA Amtliche NmlMchW. Auf Blait 246 des hiesigen Handelsregisters, den Chem nitzer Bank Verein, Zweigstelle Dippoldiswalde in Dippoldis walde betr. ist heute eingetragen worden: die autzerordentliche Generalversammlung vom 29. Oktober l92l hat laut Notariats urkunde vom gleichen Tage die Erhöhung des Grundkapitals um siebzig Millionen Mark, zerfallend in 70000 auf den Inhaber lautende Aktien zu je 1000 M., mithin auf >00 Millionen Mark beschlossen. Die beschlossene Erhöhung des Grundkapitals ist erfolgt. § 5 Abs. I des Gescllschaftsvertrages ist entsprechend ge ändert worden. Zum Vorstandsmitglied ist bestellt worden der Bank direktor Friedrich von Äuw in Chemnitz. Zum stellvertretenden Vorstandsmitglied ist bestellt worden der Bankdirektor Johannes Hiersemann in Chemnitz. Prokura ist erteilt dem Bankbeamten Otto Lösch in Dippoldiswalde für den Geschäftsbereich der Zweigstelle Dippoldiswalde, der gestalt, daß der Genannte nur zusammen mit einem Vorstands mitglied, einem anderen Prokuristen oder einen: Bevoll mächtigten der Gesellschaft vertretungsberechtigt ist. Lwtsxorlodt V1ppot6l»w»r6-, den 28. Dezember 1921. 1 ä. Reg. 77c/2I. OertlicheS uub Sächsisches. Dippoldiswalde. In diesem Jahre findet die erste Haupt versammlung des Militärvereins Dippoldiswalde nicht wie sonst in der Regel am Hohneujahrstage, sondern am Sonntag den 15. Januar, und zwar in der .Reichskrone" statt. Der Hauptversammlung wird sich diesmal wieder wie vor dem Kriege ein Neujahrskränzchen anschliehen. Bekanntmachung mit Tagesordnung für die Hauptversammlung erfolgt noch. — Die Zeitung ist zu teuer! — das hört man angesichts der letzten Bezugspreiserhöhung jetzt im verstärk ten Maße und mancher glaubt, seinen Unwillen am wirkungs vollsten dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß er auf das Lesen einer Zeitung verzichtet. Das ist natürlich töricht und schädigt den Leser selbst am meisten. Die Bezugspreiser höhung war notwendig, dies beweist am besten die Tatsache, daß alle Zeitungen, einschließlich der sozialistischen Partei presse, die Erhöhung mitmachen mußten. Es war also nicht blos ein lukratives Geschäft, sondern eine bittere Notwendig keit. Man braucht sich auch nur einmal zu überlegen, was alles zu einer Zeitung gehört, um zu erkennen, daß die Preise viel zu niedrig waren. Eine weitere Einschränkung des Text- telles war aber nicht mehr möglich, wenn die Zeitungen nicht jeden praktischen Werk verlieren wollten. Sehr richtig wies z. B. in einer der letzten Nummern die «Volksstimme' in Chemnitz ein Leser darauf hin, daß er im Frieden 3 Stunden arbeiten muhte, um das Zeitungsgeld zu verdienen, während Heuke 1'/« Stunden genügen, um das erhöhte Bezugsgeld zu verdienen. Also 1—1'/« Arbeitsstunde genügt, um für einen ganzen Monat eine Zeitung frei ins Haus geliefert zu be kommen. Billiger kann doch tatsächlich heutzutage eine Zei tung nicht sein. » — Der Achtstundentag. Durch Reichsgerichtsent scheidung ist die rechtliche Seite des achtstündigen Arbeits tages geklärt worden, bevor noch der Reichstag ein endgül tiges Gesetz angenommen hat. Diese Entscheidung betrifft die Seite des Arbeitnehmers. Darnach ist ein Arbeiter, der frei willig zur Aufbesserung seiner materiellen Läge länger als acht Stunden tätig ist, deswegen nicht zu bestrafen. Dagegen kann der Arbeitgeber keinen Zwang auf sein Personal ausüben, länger als 8 Stunden zu arbeiten. Heidenau. Der hier zum Gemeindevorstand gewählte Äbg. Menke hat mit Zustimmung des Ministeriums die Leitung der hiesigen Ratsgeschäfte übernommen. Die Differenz wegen der Amtszeit des hiesigen Vorstands harrt noch der Lös^pg. — In der Nacht zum Dienstag führte die Müglitz Hoch- wofler. Dabei wurde u. a. ein großer, etwa 11 Meter langer Baumstamm angetrieben, der sich vor der Einmündung in die Elbe in der Nähe der Roten Mühle festsetzte. Die Polizei ließ den Stamm bergen. Wilsdruff. Im Monat Dezember 1921 sind an insge samt 82 Personen laufende Erwerbslosenunkerstühungen im Betrage von 9740,67 M. ausgezahlt worden. Die Zahl der unterstützten Personen seht sich zusammen aus 47 Erwerbs losen und 35 Familienmitgliedern (Ehefrauen und Kinder). > Freiberg. Ein seit 16 Jahren mit einer Italienerin ver- heirateter Geschäftsführer In Freiberg war im Jahre 1919 hier eine zweite Ehe mit einer Gastwirtstochter eingegangen. Um dies zu ermöglichen, hatte er sich falscher Papiere be dient. Er wurde jetzt wegen Doppelehe in Haft genommen. Rathewalde. Eine Kuh eines hiesigen Gutsbesitzers brachte vorige Woche vier Kälber zur Welt. Das erste Kalb lebt, während die übrigen drei düpch verspäteten Eingriff tot geboren wurden. Stolpen. Der Stadtgemeinderak beschloß die Einführung der örtlichen Gewerbesteuer, und zwar mit 6 gehen 5 Stimmen rückwirkend ab 1. April 1921. Colditz. In Zschirla wurden in einer der letzten Nächte beim Bäckermeister Schmidt 2 Schweine mit einem in Kalten born entwendeten Handwagen gestohlen. Die Diebe haben die Schweine, etwa 5 Zentner im Gewicht, nach Kössern ge schafft, woselbst sie in einem Steinbruch, mit Tüchern und Laub verdeckt, ausgeschlachtet aufgefunden wurden. Von den Dieben fehlt jede Spur. Leipzig. Seit dem 1. Januar 1922 gehören die Vororte Großzschocher-Wtndorf, Leutzsch, Mahren, Paunsdorf der Stadt Leipzig an und sind damit in die Großstadt ausge nommen. Insgesamt hat dann Leipzig nicht weniger als 29 Vororte einverleibt, eine Leistung, die bisher wohl keine andere deutsche Stadt aufzuweisen hat. Die Fläche Leipzigs wird von jetzt ab 10 375 Hektar, also etwas über 103 Quadrat kilometer betragen, die Einwohnerzahl nach der letzten Volks zählung 636 503. (Nur diese Ziffer ist maßgebend für einen Vergleich mit anderen Städten.) Welche Bedeutung die Vororte gegenüber Alt-Ltzipzig, d. h. dem Leipzig, wie es bis -Ende 1888 bestand, erlangt haben, geht daraus hervor, daß Alk-Leipzig nur 176 800, die Vororte dagegen 459700 Ein wohner zählen. Die gegenwärtige Bewohnerzahl Leipzigs läßt sich auf ekwa insgesamt 660 000 schätzen. Eine genaue Unter lage hierfür läßt sich jedoch nicht gewinnen. Leipzig. Der Plan eines Messeturms von 30 Stock werken nähert sich seiner Verwirklichung. Nachdem andere Messebaupläne, wie der Welthandelspalast auf dem Schwa nenteichgelände und die Ausgestaltung der Frankfurter Wiesen für die Messe, für absehbare Zeiten aufgegeben wor den sind, hat der Rat jetzt eingegriffen und sich für den Meffe- kurm entschieden. Der Rat hat genehmigt, daß der Messe turm am Fleischerplatz, wo jetzt das Hahnemann-Denkmal steht, errichtet werde. Die angrenzenden Straßen und An lagen müssen infolgedessen verlegt werden. Wenn die Kosten hierfür von dem Unternehmer getragen, und die Mittel für das Bauwerk sichergestellt sind, soll das Gebäude auf 99 Jahre in Erbpacht überlassen werden. Die Unternehmer des Riesen baues sind mit dem Angebot des Rakes einverstanden und yoffen auch, die Geldmittel aufzubringen. Der Entwurf stammt von dem Leipziger Architekten Haimovici, der mit Baurat Zschammer zusammen die Pläne ausgearbeitet hat. Das Gebäude soll 120 Meter hoch werden und im Kern einen Umfang von 60 Metern haben. Es wird nicht aus 30 Stock werken in landläufigem Sinne bestehen, sondern aus sechs aufeinandergebauten Häusern Mit je 5 wechselweise ver schieden hoch liegenden Stockwerken, im ganzen also 30 Stock werken. Ueber den zu erwartenden Personenverkehr wird berichtet, daß mit einer Ausstellerzahl von 2000 bis 3000 ge rechnet wird, die etwa 4000 bis 5000 Hilfskräfte benötigen. Die tägliche Besucherzahl während der Messe ist auf etwa 50 000 geschäht. Eine Stockung im Verkehr wird nicht ent stehen, weil die Hälfte der Fahrstühle ins Erdgeschoß, ins Freie nach den Durchfahrten münden. Die Baukosten wurden im Herbst 1919 auf 30 Millionen Mark ermittelt, im Januar 1921 waren sie bereits auf 75 Millionen Mark gestiegen. Die heutige Entwertung des Geldes wird zu einer weiteren Preis steigerung führen, wozu noch die gewaltigen Kosten für die Verlegung der Straßen kommen. Aber es scheint, als ob den Unternehmern davor nicht bange ist. ' Falkenstein. Unsere Girokasse hat sich überaus günstig entwickelt. Während im Jahre 1920 der Umsatz rund 20 Millionen Mark betrug, ist er im Jahre 19 1 auf rund 290 Millionen Mark angewachsen! In der Sparkasse waren etwa 7 600000 Mark Einlagen und 6 500000 Mark Rückzahlungen zu verzeichnen. Das Einlegergnthaben betrug Ende Dezember 1921 rund 20 Millionen Mark. Aue. In der Stadtverordnetensihung wurde die Abrech nung der städtischen Kriegswirtschaft, die mit einem Fehlbe trag von nur 302 000 M. abschlieht, wovon 236 000 M. auf den Handel mit Lebensmitteln entfallen, genehmigt. Geneh migung fand auch der Vertrag der Stadt mit der hiesigen Orchestervereinigung, die nunmehr Stadtkapelle heißt und einen städtischen Jahreszuschuh von 25 000 M. erhält. Annaberg. In der ersten Sitzung des neugewählten Stadt verordnetenkollegiums wurde der frühere Stadtverordneken- vorsteher vr. Melgel (bürgerl.) wieder zum Vorsteher ge ¬ wählt, die Stadtverordneten Leistner (Soz.) und Krieg (bür gerlich) zum 1. bezw. 2. Vizevorsteher. Im Verwaltungs- ausschuß ist das Stimmenverhältnis 8 Bürgerliche, 4 Sozial demokraten. Zittau. Am Silvesterabend wurde ein Landstreicher in betrunkenem Zustande eingeliefert und zum Ausschlafen seines schweren Rausches in der Zelle der Polizeiwache unter- gebracht. In den frühen Morgenstunden gesellten sich dazu ein Friseurgehilfe und ein Ztmmergeselle, die dem Silvester mehr als reichlichen Tribut gezollt halten ynd nicht in der Lage waren, ihre Heimstätte zu finden. Als sie jedoch aus ihrem Rausche erwachten, bemerkten sie zu ihrem großen i Schrecken, daß sie neben einem Toten lagen. Der Manders- f mann hakte feine Augen ^sür immer geschlossen. Er war ein gewohnheitsmäßiger Trinker. Der übermäßige Alkoholge- i nutz hatte eine Herzschwäche hervorgerufen und seinem Lehen 1 ein Ende gemacht. Handel und Gewerbe im Dezember. Verhängnisvolle Spetnlationswut. Nach den Berichten, die die preußischen Handels kammern über den Geschäftsgang von Handel und Industrie im Monat Dezember dem Handelsministe- rium erstattet haben, erschütterte die PreiShesserung der Mark infolge der Washingtoner Konferenz An fang Dezember das ganze Wirtschaftsleben. Die Börse vom 1. Dezember zeigte alle Merkmale einer Kata strophe, die zum großen Teile eine Folge davon war, daß in bisher ganz unbekanntem Maße weiteste Kreise, insbesondere auch kapitalsschwache, sich an der Bör senspekulation beteiligt hatten. Eike Erholung an den folgenden Bürsentagen war nicht von Dauer. Die Kursrückgänge nahmen bis in die We^nqchtswo.che hinein zu, un^ erst nach den Feiertagen zeigte sich eine festere Tendenz bei geringem Geschäft. Die Lage des Marktes Würde ganz beherrscht durch das Repara- tionsproblcm, dessen Lösung zwar als notwendig er kannt, aber noch ganz ungewiß ist. Der Rückgang des Dollarpreises hat dem Ein zelhandel das Weihnachtsgeschäft verdorben. War schon vorher die Kaufkraft fast erschöpft, so schwand nunmehr ,auch die Kauflust dahin. Freilich wäre der Einzelhandel zum Teil gar nicht in der Lage gewesen, den Ansprüchen zu genügen, wenn die Nachfrage der Vormonate unvermindert und gesteigert fortgedauert hätte. Vom Einzelhandel wird darauf hingewiesen, daß der Umstand, daß er nicht den Tagespreis nehmen dürfe, dahin führe, daß er sich ausverkauft und keine Läger nicht aus dem Betriebskapital ergänzen bann, während ihm auf der anderen Seite außerordent liche Verluste drohen, sobald dis Konjunktur zurück geht und er genötigt ist, mit den sinkenden Preisen mitzugehen. Da der Einzelhandel deshalb nicht kaufen konnte oder mochte, übertrug sich der Geschäftsrückgang un- ! mittelbar auf den Großhandel. Bei wcHntlichem Rückgang seiner Umsätze schildert dieser die Erhöhung der Unkosten durch die Verteuerung von Gehältern und Löhnen, Porti, Frachten- und Personenverkehr usw. als sehr drückend, zumal er nicht in der Lage sei, ausreichende Reserven anzusammeln, sondern seine Gewinne von den Steuern voll erfaßt werden. Aus der Industrie wird von allen Seiten ein Stocken im Auftragseingang gemeldet. Da aber Wohl überall ältere Bestellungen vorhanden sind, mach ten sich die ungünstigen Folgen der Markbesserung im Augenblick noch weniger geltend, als die der voran gegangenen Entwertung, indem ' die ProduktionSvcr- tcucrung durch gesteigerte Löhne, Rohmaterialien i «d Frachten die Gewinne beschnitt oder gar die Ausfüh rung der Aufträge verlustreich machte. Vor allem aber litt die Industrie sehr unter der schweren Verkehrs- Kot und dem durch sie außerordentlich verschärften Kohlenmangel. In einzelnen Industriezweigen ist schon jetzt die Erlediaung der vorhandenen Aufträge abzusehen und die Weiterbeschäftignng der Arbeiter vom Eingang neuer Aufträge abhängig. Schlechte Aussichten? Beginn der Vorbesprechungen in Cannes. Der größte Teil der Konferenzteilnehmer ist be. reit« in Lannes versammelt. Den eigentlichen Be ratungen gehen inoffizielle Besprechungen zwischen Lloyd George und Briand voraus, ist denen das bisher noch gänzlich unbestimmte Programm der Konferenz festgelegt werden dürste. Im Übrigen setzt man selbst in Ententekreisen wenig Hoffnung auf die bevorstehende Tagung de» Obersten Räte».