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»«»WIE««-»-»!-'--»>>««'»»»- - Dienstag ven 13. Dezember 1921 87. Jahrgang Rr.290 «-Iss »la« eulhSU -le amtlichen BekaunkmachtMH« ^rAmkshauvkmaunfchast. des «mlsgerichl» und des Skadlraks zu Dippoldiswalde WeitzeritzZeitung ^«zoiimg mit feiger M DippEswatte, Schmiedeber, »L MertellährNch ^Mk.odn«3u. AkDWiklv. tragen. - Einzelne Dummer« LV Pf. - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr^3. Semeindeverbands-Gtrokonto Dr. 3- — Pokkb«»- konto: Dresden 12S48. Amtliche KekamtmilchliW. Souuidovä äso 17 »ov»U> o»vl»w ^»1 Mr findet in IMppolöi»v»lä» l^S»tl»ol „8t»ät 0r»iä»u statt. , „„. OertlicheH n«d TSchfischeS Dippoldiswalde. Die Revolution und die damit verbun denen Aenderungen in verschiedenster Hinsicht haben es naturgemäß mit sich gebracht, daß Personen, Personenoer einigungen, Berufsgruppen usw. auch die Zeit für gekommen hielten, wo Hoffnungen, Wünsche, Forderungen — teilweise schon recht alt — Erfüllung finden oder doch der Erfüllung näher gerückt würden. Hierher gehört nicht zuletzt der Volks- schullehrerstand. Er kämpft, abgesehen von den Forderungen der neueren Zeit, noch um solche, die vor einem Menschen alter und vor noch längerer Zeit erhoben wurden von Päda gogen, die im allgemeinen oder mindestens in Fachkreisen als Autoritäten gelten. (Die Rede ist hier nur von Forde rungen, die das Unterrichtswesen betreffen, diejenigen per- sönlicher Art scheiden aus.) Zu beachten ist dabei, daß der » Lehrer nicht an dem Geschlecht arbeitet, das gegenwär - tig in die Geschicke mitbestimmend eingreift und sich mit den gegenwärtigen Verhältnissen abzuftnden hat, sondern er arbeitet am kommenden Geschlecht, hat deshalb seine Lehrziele dem anzupassen und ellt mit seinen Forderungen der Zeit voraus. Mollie der Lehrer den Zweck seiner Arbeit anders auffassen, so wäre das Stillstand; Stillstand aber ist auch hier Rückschritt. Und doch hat gewiß gerade dieser Umstand zur Folge, daß gar mancher die Lehrerforderungen nicht versteht, sie für überspannt, für Utopien oder gar für schädlich hält. Za, ist es doch heute soweit gekommen — das soll ruhig einmal ausgesprochen werden —, daß solche For derungen schon allein deshalb, weil sie eben von Lehrern kommen, in manchen Kreisen der Diskussion für nicht wert gehalten und einfach abgetan werden mit einem bedauernden Achselzucken. Auch noch aus einem anderen Grunde ge schieht das. Der Lehrer ist 3-ealist, mehr oder weniger; muß es sein, soll ihm die Arbeitsfreudigkelt erhalten bleiben. Ec kann nicht wie der Kaufmann am Zahresschluß den Effekt seiner Arbeit in Mark und Pfennige umrechnen. Auch da versteht ihn mancher nicht. (Zuzugeben ist, daß sowohl be züglich der Zukunftsforderungen, wie des Idealismus in Ein zelfällen über das Ziel hinausgeschossen wird. Das Ist mensch lich, kommt überall vor und ändert an der Sache selbst nichts.) Es kommt noch ein weiteres hinzu. Menn z.B. In einen» Fabrikbetriebe die leitenden Personefi, also die Fachmänner, sich darüber einig geworden sind, daß diese oder jene Ein richtung von Vorteil ist, wird sie eingeführt — vorausgesetzt daß die etwa nötigen Gelder vorhanden sind. Wenn aber ein Lehrerkollegium sich über eine solche Frage einig geworden ist, so geht der Antrag erst an den Schulausschuß. Vermag man diesen günstig hierfür zu stimmen, so ist das Spiel noch nicht gewonnen, denn Rat und Stadtverordnete müssen auch noch ihre Zustimmung geben. (Zn letzteren beiden Korpo rationen sitzt vielleicht zufällig kein Fachmann.) Dann spielt auch die Geldfrage noch eine Rolle — heutzutage sogar eine sehr große. Manche Lehrerhofsnung geht auf diesem Wege in die Brüche. Damit soll nicht gesagt sein, daß das immer falsch sei. Denn in diesen Kollegien kommen eben die A l l g e m e i n Interessen zur Geltung. Alles das aber bringt es mit sich, daß in Lehrerkreisen — bei dem einen mehr, bet dem anderen weniger — aus der Enttäuschung mit der Zeit die Ueberzeugung wird, daß man seine Tätigkeit nicht achte, nicht schätze, nicht gebührend würdige; daß all sein Streben um Verbesserung des Schulwesens zwecklos sei; ja die Erbitterung wird sogar so groß, daß man annimmt, auf der anderen Seite fehlt der gute Wille, auf die Lehrer forderungen einzugehen. ^So ähnlich dürften die Verhältnisse leider heute auch bei uns liegen. Die Schulausschußsihungen nicht nur der allerletzten Zeit u. a. beweisen das. Die Sache erscheint einer näheren Bettachtung wert. Sie mit einer ab weisenden Geste und mit einem Achselzucken abtun zu wollen, wäre verfehlt, vielmehr sollte versucht werden, die eigent lichen Beweggründe des verschiedenseittgen Wollens besser zu ergründen, damit wäre dem gegenseitigen besseren Verstehen oer Weg geebnet und schon viel gewonnen... Wenn man den einfach sagt, daß bezüglich der Abschaffung der . Hilfsschulklasse bindende Beschlüsse vorliegen, sodaß alles Reden nichts mehr nützt, so bewetst man ihnen zwar, daß ihr Mühen vergeblich war, nicht aber, daß ihre Forderung falsch oder undurchführbar ist, besonders wenn der stärkste Eckpfeiler des bindenden Beschlusses nur der ist, -aß man ja jetzt wegen Erkrankung des einen Hilfsschullehrers auch mit zwei Klaffen auskommen muß. Einmütig traten nicht nur die jetzigen, sondern auch schon die früheren Lehrervertteter im Schulausschuß für die 3. Htlfsschulklaffe ein. Und fast rüh rend war es, als Herr Lehrer Gast in der letzten Schulaus- ! schüßsitzung nachdem er Einsehen mußte, -aß doch alles ! vergeblich war — bat, man möge wenigstens für einzelne Stunden, wie z. B. Deutsch und Rechnen, eine Trennung in der Oberklaffe zulaffen. Das zeigt nicht nur große Liebe zur Sache, sondern auch innere Ueberzeugung von der N ot - wendigkeit. Das gibt doch zu denken. Und man darf annehmen, daß es vielleicht doch richtiger gewesen wäre, der Lehrerschaft die 3. Hilfsklasie zu überlassen und damit aller dings auch die Sorge, wie sie sich hier mit der Platzfrage ab fand. Letztere ist übrigens die hauptsächlichste äußere Ur sache der herrschenden Verstimmungen in der Lehrerschaft und auch im Eicrnrak. Doch scheinen auch hier Mißverständ nisse zu bestehen. Die Bürgerschule m uß mit der Handels lind Gewerbeschule sich in den vorhandenen Raum teilen. Daran läßt sich nichts ändern, zurzeit wenigstens nicht. Wenn nun die Lehrerschaft der Bürgerschule sagt, daß die Bürger schule in erster Linie für die Kinder da ist, so will sie damit sicher nicht sagen, die andere Schule müsse weichen, selbst wenn das ihr Weiterbestehen in Frage stelle. Das ginge ja gegen das Streben der Lehrerschaft, die allgemeine Volks bildung zu heben. Auch -er Elternrat will das gewiß nicht. Grund zur Mißstimmung ist vielmehr die hier wie dort herr schende Meinung, durch die Beschlüsse der städtischen Kolle gien würden der Bürgerschule, die das Hansrecht hat, größere Beschränkungen zugemutet, als wie der Handels- und Ge-- werbeschule, die Gastrecht genießt. Nun kann man sich ja auf den Standpunkt stellen: der Rat hat das letzte Morl und damit ist die Sache erledigt. Mißtrauen und Mißstimmung beseitigt man aber damit nicht. Das geschieht nur, wenn man hier z. B. im einzelnen nachweist, daß eine Besserstellung des Gastes nicht besteht, daß z.B. beide Schulen zu mög lichst gleichmäßiger Ausnutzung ihrer Lehrzimmer genötigt sind. Die Aussprache in den Sitzungen läßt allerdings gerade in dieser Hinsicht Ungleichmäßigkeiten vermuten. Zst aber letzteres der Fall, so darf man sich dann nicht wundern, wenn immer wieder die Forderung erhoben wird: die Schule mit nur hiesigen Kindern darf mindestens nicht schlechter gestellt werden, als die Schule, deren Schüler mindestens zur Hälfte von auswärts kommen. Das ist tatsächlich eine berechtigte Forderung und durchaus nicht Antipathie gegen die Handels und Gewerbeschule, deren Wichtigkeit niemand ernstlich be streiten wird. Zst diese Forderung aber bereits erfüllt, so " gut das möglich ist, so kann es auch nicht schwer sein, das zu beweisen. Und dann wird und muß jeder vernünftige Mensch sich zufrieden geben. Wird sie nicht erfüllt, bleibt auf der einen Seite das Gefühl des Zurückgesetztseins. Das aber in jeder Hinsicht zu zerstreuen, bleibt in der ganzen hier be handelten Frage Aufgabe von Schulausschuß, Stadtverord neten und Rat. Damit vergibt sich niemand etwas. Bleibt dann trotzdem hier und da ein Unbelehrbarer, so läßt sich das nicht ändern. Das gibts überall. Das darf nicht entmutigen. — Weiter: Lehrerschaft und Elternrat legen viel Wert auf Erhaltung der beiden Elementarklassenzlmmer 15 und 17. Man darf annehmcn, daß die Handels- und Gewerbeschule sich mit den beiden darüberliegenden gleichwertigen Zimmern zufrieden gibt. Wenn nun im Rat nach den Äußerungen in der letzten Schulausschuhsitzung die Meinung vorherrscht, 15 und 17 doch der Handels- und Gewerbeschule zuzuweisen, und zwar aus dem einzigen Grunde der besseren Trennung der beiden Schulen, so ist das schwer zu verstehen. Die Trennung wir- doch nicht erreicht, da z.B. das Direktor zimmer im 2. Stock liegt, übrigens auch im Erdgeschoß Bürgerschüler unterrichtet werden. Wohl ccker müssen dann die Kleinen die Treppen begehen. Das ist aber nicht gefahr los. Zeder muß das zugeben, wenn er bedenkt, daß z. B. bei Pausen und Schulschluß gleichzeitig mit den Kleinen auch größere Kinder in größerer Zahl die Treppe benutzen, und das oft etwas stürmisch. Die Ausrede, die Kleinen benützen ja auch andere Treppen, Ist nicht stichhaltig. Die Verhältnisse sind eben da andere. Diese Forderung erscheint also berech tigt und leicht erfüllbar, und eine Unzufriedenheit wäre be seitigt. — Nun noch ein Wort zu dem in der letzten Schisl- ausschußsitzung behandelten Anttag der Lehrerschaft auf An stellung eines Sprachlehrers. Bereits bei Gründung der tt-Abteilung bezeichnete Herr Schuldirektor Ebert das für die Oberklaffen derselben als notwendig (irren wir nicht, auch -ie eines Mathematikers als wünschenswert). Für Französisch ist -er Zeihmnkt gekommen. Die Gründr, -ie das Lehrer kollegium jetzt zur Stellung -es Anttages veranlaßten, legte Herr Schulleiter Schmi-t -ar. Sie sind einleuchten-. Der Sprachunterricht erfordert in vorgeschrittenem Stadium einen Mann für sich. Der Volksschullehrer kann daS nicht neben bei auch noch sein. Der Leistungsfähigkeit -es Menschen sind eben schließlich natürliche Grenzen gezogen. Die Aus sprüche erW» aber nicht, daß der SchulauSfchutz die Lehrer schaft in dieser Hinsicht verstand. Die Sache wurde nach dieser Richtung hin nicht ventiliert, trotzdem das eigentlich hätte die Hauptsache sein müssen. Es drehte sich lediglich um die Stundenzahlen, etwa als ob es sich um Straßenbahn- schaffner handle. Die finanzielle Frage wurde noch berührt. Gewiß ist sie heute sehr wichtig. Ob aber ln diesem Falle die Frage: .Wird dadurch das der 6-Abtellung gesteckte Ziel gefährdet?" nicht noch wichtiger ist? (Hiermit soll nicht ohne weiteres gesagt sein ,daß das der Fall ist. Aber eine recht eingehende kritische Bettachtung nach dieser Sette hin war notwendig.) Sehr viel Bedeutung — und das hängt mit der Finanzfrage zusammen — legte man der Frage bei, ob etwa in den nächsten Zähren bei dem sicher einttetenden Rückgang der Schulkinderzahl die Lehrerzahl zu grötz bliebe, wenn man jetzt noch eine ständige Stelle schaffe. Diese Frage büßt stark an Bedeutung ein, wenn man bedenkt, daß Ostern 1823 noch eine neue K-Klaffe — die letzte — eingerichtet werden muß, die wieder eine volle Lehrkraft verlangt, sogar etwas mehr. Bis dahin aber lasten die Verhältnisse sich klar übersehen. 3m übrigen hat unser Lehrkörper in den nächsten Zähren mit einer Pensionierung sicher zu rechnen. Wenn diese Fragen an dieser Stelle so ausführlich behandelt wurden, so war -ie Triebfeder nicht Freude an der Krittk, sondern -er Munsch, Mißverständnisse aufzuklären, Fingerzeige zu geben, wie solche in Zukunft etwas vermieden werden könnten, und ein besseres Verstehen anzubahnen zwischen Körperschaften, die nun doch einmal gemeinsam arbeiten müssen zum Wohls unserer Stadt. — Seit einigen Jahren haben sich zu Hausmusik uni» zu Wanderungen Mandoline, Laute und Gitarre eingeführt. Welch herrliche Musik auf diesen Instrumenten ausgeübt werden kann, zeigte am Sonntage im Schützenhaussaale das Auftreten des Dresdner Mandolinen- und Gitarrenvereins „Serenata" unter Leitung des Herrn Monte. In Duetten, Quartetten und Chorspielen (12 Instrumente) kamen zum Vorträge Märsche, Tänze, Lieder und Serenaden und fanden allgemeinen Beifall. Es war wirklich erstaunlich, was auf den Zupfinstrumenten geleistet wurde, freilich übertönte hie und da die Bibratlon der Mandolinen die Grundakkorde der Gitarren, und eine Einfügung von Streichinstrumenten würde mehr Bindung schassen. Sehr schön wirkte das Zusammen spiel von Mandoline und Klavier. Der Wunsch des Herrn Monke, für Mandoline, Laute und Gitarre Liebhaber zu werben, hat durch die künstlerische Aufführung gewiß bei den Konzertbesuchern Beherzigung erfahren. — Kauftam Platze! Die Bewohner großer Städte befriedigen ihren Be-arf an Weihnachtsgeschenken, Back mitteln und dergleichen selten in kleinen Orten, aber die Bewohner kleiner Städte kaufen gern ln Großstädten ein. Diese Tatsache hat zur Folge, daß sich das Kapital immer mehr in den Zentren eines Landes ansammelt, während die geschäftlichen Unternehmungen der Provinz nicht recht vom Flecke kommen wollen. Das Provinzpublikum trägt also zum Teil selbst die Schuld daran, wenn die Spanne zwischen der industriellen Tätigkeit kleiner und großer Orte immer größer wird, d. h. wenn die kleinen Orte immer weiter Zurück bleiben. Und mit rechten Augen besehen, kaust derjenige, der als Provinzler seinen Bedarf ln der Großstadt deckt, gar nicht so billig. Um ein Geschenk vielleicht um 5 M. billiger zu kaufen als am Orte, verreist mancher 20 M. Fahrgeld, wozu vielleicht noch höhere Reisespesen kommen. Nun ist aber manches am Orte sogar bllltger und besser zu haben als in der Großstadt. Gönnt doch den heimatlichen Geschäftsleuten auch ihren bescheidenen Verdienst und — kauft am Platzek — Nor der Prüfungskommission der Gerwerbekammer Dresden hat Herr Tischler Johannes Schmidt hier in ver gangner Woche die Meisterprüfung abgelegt und beständen. — Der hiesige landwirtschaftliche Verein hält seine nächste Versammlung am l 7. Dezember ab. Auf der Tagesordnung " stehen Berichte über Bodenbearbeitung und Bodengare und über Geld- und Vakitafragen. Dlppoldlswalde. Die Versammlung des Bezirkslehrer- Vereins am Sonnabend in „Stadt Dresden" galt der Feier 1 2