Volltext Seite (XML)
Stunde kann, wenn es richtig for muliert wird, den Erkenntnispro zeß fördern. Eine vom Lehrer zu Beginn einer Stunde bekanntge gebene Thematik muß beim Schü ler eine gewisse Spannung aus lösen. Sie muß dazu führen, den Willen zu erzeugen, die im Be reich der Phantasie vorhandenen Vorstellungen durch neue aus dem Unterrichtsverlauf sich ergebende wissenschaftliche Erkenntnisse zu ersetzen. Es wird die Frage auf tauchen, ob das Thema der 8. Stunde „Benzin“ dieser Forde rung gerecht wird. Von meinen Erfahrungen ausgehend, kann diese Frage positiv beantwortet werden. Mit dieser Thematik ver binden sich beim Schüler sofort für ihn interessante technische Pro bleme. Er denkt an das Motorrad, Auto und das Flugzeug. Eine Reihe von Schülern sind selbst Besitzer eines Motorrades oder würden ihren sehnlichsten Wunsch in Erfüllung sehen, wenn sie ein solches Fahrzeug besäßen. Sie alle verfolgen sehr aufmerk sam den Unterricht, weil sie wis sen wollen, was nun eigentlich Benzin ist, wie es hergestellt wird und welche Werke unserer Repu- blich tsich damit beschäftigen. Selbst habe ich oft erlebt, daß die Stunde. schon längst zu Ende ist und noch immer die Flut von Fra gen kein Ende gefunden hat. In der Nachbereitung der Stunde stellen wir fest, die Thematik hat gesessen, und warum? Das Thema der Stunde entsprach den Interes sen der Schüler und was die Themenstellung betrifft, wurden Ergebnisse des Unterrichts durch sie nicht vorweggenommen. Soweit zur Erarbeitung der The matiken. Bevor der Lehrer an die exakte Vorbereitung der Einzelstunde herangeht, stellt er sich die Frage, welche Möglichkeiten die Stoffein heit in der Schaffung von Bil- dungs- und Erziehungswerten bie tet. Es dürfte zu weit führen, alle Gesichtspunkte zu nennen, die zur Lösung dieser Aufgaben die Grundlage bilden. Es handelt sich hierbei nicht um die Summe der Schwerpunkte aller Einzelstunden. Das ist Aufgabe des Lehrers bei der Vorbereitung der Einzel stunde. Es geht darum, festzu legen, zu welcher Erkenntnisge winnung die' Stoffeinheit in ihrer Gesamtheit führen muß. Beispiel: Stoffeinheit Erdöl / Treibstoff. 1. Erdöl ist Energieträger und Ausgangsstoff für die Erzeu gung großer Mengen Petrol chemikalien. 2. Durch den raschen Aufbau einer eigenen erdölverarbeiten den Industrie und ihrer riesigen Perspektive schaffen wir uns eine wichtige Voraussetzung für die Erzeugung eines Waren überflusses. 3. Die von Partei und Regierung getroffenen Maßnahmen auf dem Gebiet der Schaffung einer eigenen erdölverarbeitenden Industrie sind richtig. Sie ent sprechen dem Wesen des Sozia lismus, der maximalen Befrie digung der Bedürfnisse unserer Bevölkerung. 4. Erdöl in den Händen der Im perialisten bedeutet Ausbreiten der Macht, Kolonialismus, Er pressung und Krieg. 5. Erdöl in den Händen sozialisti scher Länder bedeutet brüder liche Hilfe und Kampf um die Erhaltung des Friedens. Allen Stunden des Stoffgebie tes kommt die Aufgabe zu, einen Beitrag zu dieser Er kenntnisgewinnung zu leisten. Hat sich der Lehrer durch diese Arbeit eine genaue Übersicht über das gesamte Stoffgebiet verschafft, sind alle Voraussetzungen vor handen, die Einzelstunde bis in alle Einzelheiten auszuarbeiten. Wie eine solche Stundenausarbei tung aussehen kann, soll am Bei spiel der ersten Stunde des Stoff gebietes Erdöl/Treibstoff demon striert werden. Thema der Stunde: Entstehung, Geschichte und Förderung des Erdöles. Die Entstehung des Erdöles. Über die Entstehung der festen Brennstoffe (Kohlearten) macht man sich heute ziemlich genaue Vorstellungen. Über die Entstehung des Erdöles sind wir über das Aufstellen von Theorien und Vermutungen noch nicht hinausgekommen. Alle Ver mutungen lassen sich auf zwei Theorien reduzieren. Einmal die Bildung aus anorganischen Sub stanzen und zum anderen die Bil dungsweise aus organischen Stof fen. Das bei Erdölanalysen gefun dene Chlorophyll um dessen Ab bauprodukte geben Veranlassung dazu, der zweiten Theorie gründ licher nachzugehen. Eine Entste hungsmöglichkeit kann im Abster ben niederer einzelliger Lebe wesen (Hlankton) bestehen. Der daraus entstehende Faulschlamm (Sapropel) bildet das Ausgangs- Produkt für die Erdölbildung. Aus dem kurzen Lebensrhythmus der Kleinlebewesen und der riesigen Zeiträume des Entstehens des Faul schlammes lassen sich Schlüsse auf die Menge des entstehenden Erd öles ziehen. Da Entstehungsort und Lagerstätte nicht in jedem Fall übereinstimmen, wird ange nommen, daß der durch biologische Prozesse, verbunden mit katalyti schen chemischen Reaktionen, stattgefundene Zersetzungsvor gang des Faulschlammes durch Druck und Temperaturänderungen eine Ortsveränderung erfahren hat. Geschichte des Erdöles. Die Geschichte des Erdöles ist eng mit der Menschheitsgeschichte ver flochten. Die Rolle, die dabei Erdöl spielte, ist recht unterschiedlich. Bereits vor 6000 Jahren wußte man im Mittleren Osten recht gut mit einigen Erdölprodukten umzu gehen. Besondere Verwendung fand damals das zähflüssige Bi tumen (Dichtungs- und Bindemit tel). Spekulanten und Scharlatane sahen schon damals eine große Chance, mit der Dummheit der Menschen märchenhafte Geschäfte zu machen. Die Kurpfuscherei blühte auf und die Wahrsager ver schafften sich durch die Deutung der Figuren, die beim Auftropfen des Erdöles auf Wasser entstan den, Macht und Autorität. Sehr früh erkannte man, daß Erdöl für die Kriegstechnik ein wirksames Kampfmittel darstellt. Ein Gemisch von Erdöl mit Schwe fel und anderen Stoffen wurde in einer Art von 1 Flammenwerfern verspritzt. Damit wurde auch die russische Flotte Igors, bestehend aus 1000 Schiffen, um 941 vor Kon stantinopel vernichtet. Das Erdöl begann, sich als Macht instrument von großer Bedeutung zu entwickeln. Das Jahr 1859 wird in der Geschichte als das Geburts jahr der Erdölindustrie angegeben. Zum ersten Mal gewann man in Amerika aus einer Bohrtiefe von 21 Metern 2 bis 3 t Erdöl pro Tag. Welche Bedeutung dem Erdöl in der Folgezeit beigemessen wurde, geht wohl am deutlichsten aus fol gender Übersicht hervor: Vermögen des John D. Rockefel ler, Gründer der Standard Oil- Company: 1858: 500 Dollar 1865: 50000 Dollar 1870: über eine Million Dollar 1900: 1 Milliarde Dollar 1910: 2 Milliarden Dollar Wie kam ein solches Vermögen zu stande? Der Vater John D. Rocke- fellers schaffte dafür die Grund lage durch Betrug am einfachen Menschen. Er verkaufte Petroleum als Arzneimittel. Sein Sohn setzte als Gemischtwarenhändler das Geschäft erfolgreich fort. Er kon zentrierte sich in der Hauptsache auf den Verkauf von Kerzen, Tran und Leuchtpetroleum. Die Ablösung der Tranlampe durch die weit bessere Petroleumlampe erhöhte den Bedarf an Petroleum. Die Erdölförderung erreichte 1869 eine Millionen Tonnen pro Jahr. Die maßlose Gier nach Profit ver anlaßte Rockefeller, die Ausbeu tung der Erdölläger auch außer halb der Grenzen Amerikas in die Hände zu bekommen. Damit ge rieten alle Konkurrenten in den Würgegriff des Erdölkönigs. Mit raffinierten Methoden versuchte -er, die ganze Welt in Abhängigkeit zu bringen. Die für die Erdölför derung wichtigen Betriebe und die aus der Förderung sich ergebenden Folgeeinrichtungen wurden, auf gekauft. In den Ländern mit er giebigen Erdölvorräten baute man keine Ölraffinerilen. Das erdöl reiche Venezuela bietet dafür das beste Beispiel. In Ländern, wo kein Erdöl gefördert wurde, baute man Raffinerien, um sie zu veran lassen, Rockefellers öl teuer zu verwerten. Überall dort, wo neue Erdölvorkommen entdeckt wur den, hatten Rockefeller und seine Verbündeten die Hände im Spiel.