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Freunde aus Moskau Pressegespräch mit einer Studentendelegation der Baumann-Hodhsdule Die Pressestelle beim Rektor der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt, lud Vertreter der örtlichen Presse sowie ADN am 10. April zu einem Pressegespräch in das Gästehaus der Hochschule ein. „Auf Einladung des Staatssekre tariats für das Hoch- und Fach schulwesen über die TH Magde burg, mit der wir einen Freund schaftsvertrag haben, sind wir in die DDR gekommen,“ sagte Herr Dozent Suchow zu Beginn des Ge spräches. „Wir sind eine Studen- 15 Studenten der Baumann-Hochschule Moskau mit ihrem Dozenten Suchow, Inhaber eines Lehrstuhles für mechanische Technologie, beantworteten viele interessante Fragen der anwesenden Journalisten. nauigkeit. Zu uns kamen die Meister und Ingenieure und unter hielten sich mit uns. Freundlich und aufgeschlossen wurden wir von den deutschen Arbeitern unterstützt. Von dem Gelernten werden wir viele technische For men bei uns anwenden können. in einem Betrieb und hören Vor lesungen an 3 Abenden in der Hochschule. Studenten mit prak tischen Vorkenntnissen werden sofort in den Studienbetrieb auf genommen. Mit den einzelnen In dustriebetrieben bestehen Ver träge, und das sind solche Betriebe, tendelegation und absolvieren un ser Praktikum im VEB 8. Mai in Karl-Marx-Stadt.“ „Die Baumann-Hochschule ist eine der ältesten Hochschulen in der Sowjetunion. Sie ist im Jahre 1830 gegründet wordren/ undl zählt zu den führendsten Hochschulen, die junge Menschen ausbildet. Früher bildete dieses Institut Industrie- meister aus. In den ersten Jahren nach der Gründung hat man es verstanden, die Praxis mit der Theorie zu verbinden. 1880 wurde der Schule die „Internationale Goldene Medaille im Lehrwesen“ die ihrem Charakter nach für eine wissenschaftliche Ausbildung ge eignet sind. Nach dreijährigem Studium der Grundlagenwissen schaften wählen die Studenten ihre Fachrichtung und führen vom 7. bis 10. Semester jeweils einen Monat im Studienjahr ihr Prak tikum im Betrieb durch. Nach so mit 4 Monaten Praxis während der Oberstufe bekommen sie von die sem Betrieb auch die Themen für ihre Diplomarbeit genannt. Die Verteidigung der Diplomarbeit im Auditorium-Maximum ist öffentlich. Der Vorsitzende der Herr Suchow, Dozent an der Baumann-Hochschule /rechts/ und sein Dolmetscher Herr Larner verliehen. Die Traditionen des Lehrwesens sind bis heute er halten geblieben und durch neue Erkenntnisse verbessert worden, so daß man heute ohne weiteres davon sprechen kann, daß die Schule Weltniveau erreichte. In unserem Haus haben weltbekannte Wissenschaftler als Lehrer und Professoren ihr ganzes Wissen der Jugend gegeben. Mit der Bau mann-Hochschule sind so be rühmte Wissenschaftler und Ge lehrte wie Shukowski, der Vater der sowjetischen Wissenschaft, die Professoren Wettschinckin, Sa- werin, Tschudackow sowie die be rühmten Flugzeugkonstrukteure Tupolew und Archangelskij eng verbunden. Besonders stark entwickelte sich die Schule seit den Jahren der So wjetmacht. Die Sowjetregierung stellte vom ersten Tag an große Aufgaben an uns. Andererseits er wies sie uns auch vom ersten Tag an jede Hilfe und Unterstützung. So ist es möglich, daß jetzt an un serer Hochschule mehr als 12000 Studenten studieren können. Der Prüfungskommission ist aner kannter Wissenschaftler in der So wjetunion und gehört nicht der je weiligen Hochschule an. Nach be standener Diplom-Prüfung gibt es einen Monat Urlaub und dann legt eine Kommission des Volksbil dungsministeriums fest, wo die einzelnen Diplom-Ingenieure im Sowjetland eingesetzt werden. Diese Kommission führt eine strenge Auswahl und delegiert die Jungingenieure laut ihrer Be gabung und unter Berücksichti gung persönlicher Wünsche in eine entsprechende Stelle.“ Interessantes ergab sich während dieses Gespräches. So berichteten die sowjetischen Freunde von einer wissenschaftlich-technischen Studentengesellschaft, die an ihrer Hochschule existiert. „Als Shu kowski an unserer Schule lehrte,“ sagten sie uns, „wurde von ihm ein Zirkel aufgebaut. Nach dem Grün der dieses Zirkels wurde er als Nesch-Zirkel bekannt. In diesem Zirkel hat man versucht, die Wis sensvermittlung sehr interessant zu machen und den Elan zum Stu Das Praktikum in der Deutschen Demokratischen Republik nützt uns viel, weil das Kennenlernen der Maschinen und die Produk tion in der kleinen Industrie bei Ihnen viel besser möglich ist als in der SU, in der Großindustrie.“ „Wir sind vor allem erfreut, zu sehen, daß die Mitrofanow-Me- thode in der DDR angewandt wird“, warf hier Dozent Suchow ein. Der Thematik der Veröffent lichung des Instituts für Werk zeugmaschinen im Heft 1 der HOCHSCHULSCHRIFTEN wurde in längeren Ausführungen seitens der sowjetischen Gäste viel Wert beigemessen. Herr Wolf, als Vertreter der Sächsischen Neuesten Nachrichten, interessierte sich sehr für die Frei zeitgestaltung der Studenten an der Baumann-Hochschule. Der Student Toschkin antwortete sehr lebhaft und unbefangen. „Es gibt bei uns Laiengruppen, diese veranstalten Konzerte im Klubhaus und erhalten sehr rege Unterstützung von Schauspielern und Sängern des staatlichen Theaters. Es wurden schon so gute Sachen geboten, daß das sowjetische Fern sehen einige Veranstaltungen übertragen hat. In den großen Ferien und in den Winterferien fahren diese Gruppen in solche Gebiete, die urbar gemacht wer den und führen dort ihre Stücke vor Bauern und Kolchosarbeitern vor. Auch in die Patenkreise fah ren diese Studenten und führen ihre Veranstaltungen durch. Im Sportklub gibt es 35 Sportarten, die von guten Fachkräften ge leitet werden. Die Leitung der Sektionen haben 3 Verdiente Mei ster des Sports der Sowjetunion übernommen. Dieser Sportklub ist nicht nur für die Studenten, sondern auch für den Lehrkörper da. An allen Allunionsspartakiaden ist die Baumann-Hochschule ver treten. Auch zu den olympischen Spielen in Rom war ein Student des 6. Semesters der Baumann- Hochschule Mitglied der Box staffel. Ziel aller 35 Sportarten ist: Sport soll Massensport werden.“ Diese und viele andere Fragen wurden während dieses dreistün digen Gesprächs besprochen. Der Leiter der Pressestelle unserer Hochschule, Kollege Köhler, dankte am Schluß unseren sowjeti schen Freunden für diese auf schlußreichen /Stunden und wünschte ihnen eine gute Weiter reise durch die Deutsche Demo kratische Republik und einen vollen Erfolg bei der Verteidigung ihrer Diplomarbeit, die allen Stu gleichzeitig der Hochschule Magde burg und führte weiterhin aus: „Wir danken auch der Hochschule für Maschinenbau in Karl-Marx- Stadt, die uns die Möglichkeit ge geben hat, in ihrem Gästehaus zu wohnen, und ich danke Herrn Prof. Nebel, der mir ermöglichte, Einblick in die Arbeit der Hoch schule zu bekommen und die Neu bauten an der Reichenhainer Straße zu besichtigen. Dem Ob jektleiter des Gästehauses herz lichen Dank, der uns mit offenem Herz und offenem Ohr jeden Tag sämtliche Wünsche erfüllt hat.“ Auf die weitere freundschaftliche Vertiefung der Beziehungen zwi schen unseren beiden Völkern ein gehend schloß er unter dem Bei „Was treiben die Studenten bei Ihnen in ihrer Freizeit?“ fragte der Vertreter der SNN denten dieser Delegation bevor- steht. Herr Dozent Suchow nahm die Ge legenheit war, gleichzeitig seinen herzlichsten Dank gegenüber dem Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen auszu sprechen, die es seiner Delegation ermöglichten, unsere Republik kennenzulernen und hier Land und Leute studieren zu können. „Uns hat man ein so großes und breites Programm gegeben, und wir möchten sagen, uns ist es abso lut nicht langweilig. Überall wo wir hinkommen, werden wir so herzlich empfangen, daß wir uns wie zu Hause fühlen.“ Er dankte fall der Anwesenden seine Aus führungen mit den Worten: „Wir wünschen dem deutschen Volk recht viel Erfolg bei der Arbeit und bei der Erfüllung ihrer Volks wirtschaftspläne.“ Und zu den Journalisten der ört lichen Presse gewandt: „Wir wün schen auch der örtlichen Presse von Karl-Marx-Stadt viel Erfolg, möge sie eine scharfe Waffe sein und mit kritischen Worten am richtigen Platz beim Aufbau des Sozialis mus mitarbeiten. Ihnen allen, verehrte Freunde, persönliches Wohlergehen und viel Erfolg in ihrer weiteren Arbeit.“ Gr. Aulmerksame Zuhörer und temperamentvolle Gesprächspartner waren die Studenten der Delegation Festveranstaltungen zum 15. Jahrestag unserer Partei Lehrkörper umfaßt 800 Mitglieder. Davon wurden fünf mit dem Leninorden ausgezeichnet, und die Hochschule selbst erhielt gleich falls zwei der höchsten sowjeti schen Orden: den „Leninorden“ und den Orden „Das rote Banner der Arbeit“. Die Baumann-Hoch schule ist in 6 Fakultäten aufge teilt, wovon eine die Abendfakul tät ist. Die Delegation sind Ver treter der Fakultät für mecha nische Technologie.“ Auch die Frage: Wie kommt man zur Baumann-Hochschule und welche Fähigkeiten muß man mit bringen? wurde von Herrn Suchow umfassend beantwortet. Er sagte: „In die Baumann-Hochschule kommt jeder, der die Mittelschul reife, das entspricht der deutschen Oberschulreife, oder den Techni kumabschluß besitzt. Unter Vor sitz des Rektors erfolgt eine strenge Auswahl der Bewerber. Diejenigen Studenten, die noch nicht in einem Betrieb gearbeitet haben und somit noch nicht über praktische Erfahrungen verfügen, arbeiten für 2 Semester ganztägig dium zu entfalten. Während der zaristischen Zeit waren mehr als 3000 Studenten diesem Nesch-Zir kel angeschlossen. Studenten aller Semester arbeiten mit ihren Pro fessoren in dieser Studentengesell- schaff an bestimmten wissen schaftlich-technischen Problemen. Alle, die bei uns den Leninorden erhielten, sind durch den Zirkel herangebildet worden, zu dem, was sie heute sind. Vor kurzer Zeit wurde ein Wettbewerb ausge schrieben ; diesen wissenschaft lichen Wettbewerb hat die Bau mann-Hochschule gewonnen.“ Der Student Schadrin Walerny sagte, als er gefragt wurde, welchen Eindruck er bei uns spe ziell im Betrieb gewonnen hat: „Wenn wir zu uns in die Betriebe gehen, dann sind wir in den großen Werken der SU, in einem großen Kugellagerwerk oder in an deren. Hier, bei Ihnen, sind die Werke kleiner, wird in kleineren Mengen produziert, sie haben aus gezeichnete Spezialarbeiter, man legt in der Deutschen Demokrati- sehen Republik Wert auf die Ge- Zu zwei großen Festveranstaltun gen hatte die Hochschulparteilei- tung, Wissenschaftler und alle Genossinnen und Genossen der Hochschule, eingeladen. Der 1. Se kretär der Hochschulparteiorgani sation, Genosse Karl Weinrich, begrüßte alle Anwesenden im Auf trag der Hochschulparteileitung und aller Fakultätsparteileitungen. „Wir glauben“, führte er aus, „daß es an der Zeit ist, — und wel cher Anlaß wäre dafür nicht geeig neter, als der 15. Jahrestag unserer Partei — die bereits guten und engen Beziehungen zwischen der Parteiorganisation, ihren Leitun gen und unseren Herren des Lehr körpers noch weiter zu vertiefen und zu festigen. Ferner ist es uns ein Bedürfnis, auch einmal auf diese Weise, Ihnen für das gegen über der Parteileitung ständig ent gegengebrachte Vertrauen unseren Dank abzustatten.“ Wie eng dieses Verhältnis der Wis senschaftler gerade gegenüber der Partei an unserer Hochschule ist, zeigte sich während der nachfol genden Gratulationscour. An der Spitze Se. Magnifizenz der Rektor, Prof. Dr.-Ing. W. Nebel, überbrachten mit ihm die Dekane aller Fakultäten Glückwünsche und ihren Dank für die ihnen sei tens der Parteileitung entgegenge brachte Unterstützung in Lehre und Forschung. Ein feierlicher Augenblick war es, als auf der ersten Festveranstal tung unsere alten Genossen, dar unter solche, die auf Grund ihres hohen Alters nicht mehr an un serer Hochschule weilen, prämiiert und mit Blumen und Büchern an läßlich ihres Ehrentages ausge zeichnet wurden. Mitglied seit 1911: Genosse Gum precht, nach ihm der Genosse Schütze, Hausmeister am Internat Thüringer Weg, der seit 1913 in der Arbeiterbewegung steht, Gen. Dr. Hübler (1919), Gen. Höfig (1920), Gen. Michel (1920), Gen. Mehlich (1922), Gen. Mauersberger (1923) und die Genossen Kahl und Malz, beide seit 1925 Mitglieder der Ar beiterpartei. Nach ihnen wurden ausgezeichnet: die seit 1927 in der Arbeiterbewegung stehende Ge nossin Ebedy und der Genosse Zöllner, die beide 1929 zur Partei kamen. Die Genossin Korb (1930) und der Genosse Ulbrich (1931) waren die letzten, denen unser Parteisekretär, Genosse Weinrich, gratulierte und ihnen noch weitere Jahre Gesundheit und Schaffens kraft wünschte. In zwanglosen Gesprächen fanden sich Gruppen, in denen viele poli tische, fachliche aber auch kul turelle und persönliche Fragen diskutiert wurden und nach den Klängen der „Brix-Combo“ wurde getanzt bis um Mitternacht. Zwei Veranstaltungen, die dazu beitrugen, das Verhältnis der Genossen untereinander und der Partei zu den Wissenschaftlern der Hochschule zu festigen.