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solche Gruppen, die unter dem Deckmantel der sozialistischen Ge meinschaftsarbeit „abkupfern“, um einen „Studenten-Fachausdruck“ zu verwenden. Herr Prof. Adler kritisierte auf der FDJ-Delegiertenkonferenz zu Recht, daß es manchmal den An schein habe, als ob Studenten sich jetzt nur noch auf die kollektiven Prüfungsvorbereitungen verlassen und forderte, daß die Studenten auch durch das Selbststudium etwas für die Prüfung tun müssen. Es ist ein verhängnisvoller Irrtum und eine völlig falsche Auslegung der Gemeinschaftsanseit, wenn an genommen wird, alles müsse im Kollektiv getan werden. Die indi viduelle Arbeit bildet nach wie vor den Schwerpunkt im Studium. Die Verbesserung der Arbeit mit unse ren Studenten setzt ferner voraus, daß wir auch hier die Frage der sozialistischen Beziehungen zwi schen den Menschen, besonders die Beziehungen zwischen unseren Hochschullehrern, Dozenten, Assi stenten und Studenten verbessern. Im Kommunique des Politbüros zu Problemen der Jugend heißt es dazu: „Sozialistische Beziehungen zwischen den Menschen verlangen, daß wir gerade auf diesem Gebiet weitere merkbare Fortschritte machen. Erzieher der Jugend sein heißt bei uns: ein echter Freund des jungen Menschen sein, seine Probleme, Fragen und auch Zwei fel ernst nehmen, seiner Suche nach einem Vorbild entgegenkom men und somit Wegfbereiter des Jugendlichen in die Zukunft sein.“ Auf unserer FDJ-Delegiertenkon- ferenz wurde offen darüber ge sprochen, daß eine Reihe Studen ten die hervorragende Rolle der FDJ nicht erkennen. Die Ursache für eine solche Auffassung ist im wesentlichen in der Enge der Ar beit des Jugendverbandes selbst zu suchen. Andererseits muß sich mit diesem Argument und dem Ver halten einer Reihe Studenten ernst haft auseinandergesetzt werden, für die die Mitgliedschaft in der FDJ nicht Ausdruck einer gewon nenen Erkenntnis, eines Gefühls der Ehre und der festen Verbun denheit mit den Zielen und Auf gaben der Organisation geworden ist. Wir sind der festen Überzeu gung, daß für die überwiegende Mehrheit unserer Studenten die Frage nicht so steht. Berechtigt aber ist die Forderung nach einer Wende in der Arbeit des Jugend verbandes, die nur gemeinsam mit den Studenten und den Jugend lichen aus den Werkstätten und Instituten erreicht wird. Ent scheidend für eine Wende in der Arbeit des Jugendverbandes an der Hochschule ist die Entfaltung eines vielfältigen Lebens in den Gruppen und Grundeinheiten, ist die Entwicklung einer ideenreichen Freizeitgestaltung. Auf der FDJ-Delegiertenkonferenz zeigten sich gute Ansätze beson ders im Hinblick auf eine ideen reichere, den Bedürfnissen der Studenten entsprechende FDJ-Ar- beit, besonders der Freizeitgestal tung. Die Diskussionsbeiträge der Mehrheit der Studenten, beson ders des Jugendfreundes Peter Fittig, zeigten deutlich; Die über wiegende Mehrheit unserer Stu denten ist bereit, selbst schöpfe risch an einer sinnvollen Freizeit gestaltung mitzuwirken. Aber wir müssen ihnen — und das nicht nur in der Kulturarbeit — größeres Vertrauen, Liebe und Geduld ent gegenbringen, als wir das manch mal tun. Das ist eine wichtige Vor aussetzung, um überhaupt eine richtige Einstellung zu ihren Fra gen und Problemen zu erhalten, um ihr ganzes Vertrauen zu ge winnen. Wonach beurteilen wir unsere Jugendfreundinnen und Jugendfreunde? Im Kommunique des Politbüros zu Problemen der Jugend wird dazu gesagt: „Wir beurteilen einen jungen Menschen in erster Linie danach, wie er seine Pflicht in der Arbeit für den sozialistischen Aufbau er füllt, wie er lernt, wie er darum ringt, sich zu einem Menschen un serer sozialistischen Zeit zu ent wickeln. Wenn wir dafür sorgen, daß es in Zukunft größere Mög lichkeiten für die Jugend gibt, ihre Freizeit sinnvoll zu verbringen, so wird sich auch in dieser Beziehung Schritt um Schritt der neue sozia listische Lebensstil durchsetzen. Dieser neue Lebensstil unserer sozialistischen Gesellschaft schließt die Befriedigung nach Bildung und die Aneignung kulturellen Wissens genauso ein wie die Entspannung und Fröhlichkeit.“ Wir glauben, daß alle Hochschul angehörigen entsprechend dan Kommunique des Politbüros zu Problemen der Jugend, ihre Ein stellung und ihr Verhältnis zur Jugend überprüfen und die notwendigen Schlußfolgerungen ziehen sollten. Der Bericht des Jugendfreundes Peter Fittig auf der FDJ-Dele giertenkonferenz zeigte, wie durch die Mitgestaltung der Studenten und Unterstützung der HSGL ein guter Anfang für eine leben dige, interessante, vielseitig er zieherische und den Bedürfnissen der Studenten entsprechende Frei zeitgestaltung gemacht wurde. Die Beteiligung an den Jazz-Vor trägen, am ersten Klubtanzaiend in der Mensa und andere kleine Veranstaltungen widerlegen die falsche und schädliche Auffassung von den „.Technikern, die angeb lich kein Interesse für Kulturar beit“ haben. Peter Fittig zeigte aber auch, daß es notwendig ist, daß alle verant wortlichen Stellen der Hochschule den Sorgen und Wünschen der S.u- denten nach Freizeitgestaltung mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn z. B. die Hochschulgewerk schaftsleitung nicht ihr Radio für die Jazzvorträge ausleiht, so ist das sicher nur ein Beispiel, was für viele spricht und nicht mit dem Kommunique des Politbüros über einstimmt, denn dort heißt es: „Oft wird die Initiative Jugend licher gehemmt, gute Vorschläge Jugendlicher werden nicht selten geringschätzig bewertet, es wird noch ungerechtfertigt gezögert, jungen Menschen in ihrem Arbeits bereich Verantwortung zu Üfer- tragen. In dieser Hinsicht ist die Wirklichkeit hinter den in der DDR bestehenden Möglichkeiten zurück. Hier erwächst vor allem den Gewerkschaften eine wich tige Aufgabe. Sie tragen als Or ganisation der Arbeiterklasse eine große Verantwortung für die rich tige Entwicklung der jungen Gene ration, vor allem für die klassen mäßige Erziehung der Arbeiterju gend. Manche BGL kümmern sich aber viel zu wenig um die jungen Gewerkschaftsmitglieder und ihre besonderen Interessen. Dieser Zu stand sollte von den Gewerk schaften kritisch überprüft und vor allem in der Praxis schnell be seitigt werden.“ Alle Parteimitglieder und Kandi daten, besonders aber die Partei leitungen, haben nach der 7. FDJ- Delegiertenkonferenz den wich tigen Auftrag, den Jugendverband ibei der Erfüllung seiner gestellten Aufgaben jede erdenkliche Hilfe und Unterstützung zu geben.