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li Derandoorlttcher Aedickleorr V«U Jeh«. — Druck und Verlag ' Earl 8«-« in 87. Jahrgang Rr.260 Sonntag dm 6. November 1921 i« » I k I ««Ilefte Ieil«»g -es Beztr»» Dieses Dlaü erühiM die amMchen DekanatmachrmDe» -er Amishauptmarmschafi,-es Amtsgerichts aa- -es Sia-lrais zu Dippol-iswal-e Weißeritz-Jeilung Tageszeitung unö Anzeiger sür Dippol-iswalöe, SchMe-eberg «.U Vierteljährlich ^JMK.ohn«J» tragen. - Einzelne Nummem 80 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. L. Semeindeverbands-Sirvkonto Nr. 3. — PoUcdack» Konto: Dread« 1LS4S. NMeMMimchsM Am 1. November 1921 waren die Brandversicherungshei- träge für -le Gebäudeversicherung mit 6 Pf. für die Einheit fällig und sind btt zum 1S. b. MtS. zur Vermeidung der mik Kosten verbundenen zwangsweisen Beitreibung «ater Vor legung des Grundstücksabgabenzettett zu bezahlen. Eine besondere schriftliche Zahlungsaufforderung erfolgt ' nicht. Der Betrag ist zu errechnen durch Vervielfältigung der auf den Bran-Kassenscheinen vermerkten Einheiten mit 6 Pf. Btt zum 15. November d. I. ist die dritte Rate der vor läufigen Einkommensteuer zu bezahlen. Für Erteilung besonderer Quittungen werden 20 Pf. Ge bühren berechnet. Stadtrat Dippoldiswalde, am 5. November 1921. OertlicheS und Sächsisches. Dippoldiswalde. Kirmes ist wieder herangekommen, ein Festtag in der langen festlosen Zeit des Jahres, zu dem meist tüchtig gebacken und auch etwas gutes angespieht wird. Die Hausfrau ist schon seit mehreren Tagen dabei, für die Küche zu sorgen, denn oft werden ja auch gute Freunde, Verwandte und Bekannte erwartet, und dieses in diesem Jahre wohl noch mehr als sonst, weil feder noch .den billigen Fahrpreis mitnehmen' will. So wird die Kirmes zu einem richtigen Familienfest. Das Wetter läßt sich zwar nicht be sonders an. Lange Spaziergänge plant man ja doch nicht, und so schlecht, um den Weg zu den Vergnügungsstätten un möglich zu machen, so schlecht wirds doch nicht werden. Und für Vergnügungen ist gesorgt. Am Sonntag wird im Schühen- haussaale der Männergesangverein mit dem üblichen Kirmes- konzert aufwarten und mit der Aufführung mit Schillers .Glocke' nach Romberg etwas besonderes bieten. Am Mon tag werden in der Reichskrone, die am Sonntag Tanz ver anstaltet, Beyers Viktoria-Sänger und im Schützenhaus die Rein-Gold-öänger auftreten, am Dienstag findet in der Reichskrone ein Konzert der Stadtkapelle unter Herrn Jahns Leitung statt. Allen Konzerten folgt Ball. Auch in den Sälen der Umgegend, in Ulberndorf, Berreuth, Oberhäslich, Reinholdshain und auch in Reichstädt und Hennersdorf, welch letztere beiden Orte gleichzeitig Kirmes haben, wird an beiden Ktrmestagen Tanz abgehalten werden, im Oberen Gasthof in Reichstädt werden am Dienstag die Rein-Gold-Sänger auf treten. Es ist also für Lustbarkeit an den einzelnen Abenden reichlich gesorgt und jeder wird das Erwartete finden, denn auch die übrigen Gaststätten werden alles tun, ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Darum allen recht frohe Klrmestage. Dippoldiswalde. Am 3. d. Mts. fand unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann v. d. Planitz eine Sitzung de^ Wohl- . fahrtspflegeausschufses Dippoldiswalde-Land statt. Nach Be grüßung der bis auf 4 erschienenen Mitglieder des Aus schusses wurde in Erledigung der 38 Punkte umfassenden Tagesordnung eingetreten. Der Ausschuß nahm Kenntnis vom Stande der Kassenverhältnisse des Wohlfahrtsamtes, ins besondere mit Befriedigung von den durch Zuweisungen aus der Sammlung Deutsche Ktnderhilfe und anderen Stellen im Sommer dieses Jahres möglich gewesenen Kinderunterbrin gungen in Göhren und Wiek auf Rügen, Brunshaupten und Gevrgenfeld und den durchgeführten Kinderspeisungen in ein zelnen Gemeinden des Bezirks. (Es sind 32 Kinder unter gebracht und 460 Kinder in 13 Gemeinden 6 Wochen lang mit Trinkkakao bezw. Milchreis mit Brötchen gespeist wor ben.) Der Ausschuß nahm weiter Kenntnis von einer Reihe vorgetragener Fürsorgefälle und erklärte seine Zustimmung zur Uebernahme der erwachsenden und, soweit sie zurück- liegen, bereits erwachsenen Kosten. Endlich erklärte der Aus schuß noch sein Einverständnis zu der beabsichtigten Bildung «ines Jugendausschusses für Kriegsbeschädigten- bezw. Kriegs- Hinterbllebenen-Kinder in Angliederung an den Wohlfahrls- pflegeausschuß und stimmte schließlich den Ausführungen des HerrnVorflhenden wogen baldiger Durchführung von Ouäker- fpeisungen für 650 Kinder in 16 Gemeinden des amtshaupt- mannschaftlichen Bezirks zu. Es wurde dankbarst begrüßt, baß es die Ouäkerorganisation doch noch ermöglicht hat, ihre segensreiche Hilfsaktion auch unserem Bezirke, wenn auch zu nächst nur auf ein Vierteljahr, zugute kommen zu lassen. — An der am Freitag abend stattgefundenen Vorstands- ptzung der hiesigen privil. Schützengesellschaft, die vom Vorsitzenden, Herrn Haubold, geleitet wurde, fand zu nächst die Aufnahme neuer Mitglieder statt. Alsdann fanden Beratungen über den kn Aussicht genommenen .Schützen- schmauS' statt. Man beschloß, dieses Vergnügen am Mon tag den 21. November im Saale des Schühenhauses abzn- halten und jedem daran teilnehmenden Mitglieds ein Fret- gedeck zu gewähren. Die musikalischen Dienstleistungen zur Tafel und zu dem darauf folgenden Ball werden Stadtmustk- dtrektor Jahn übertragen. Ein launiges Tafellted und andere fröhliche Abwechslungen sollen zur weiteren Unterhaltung dienen. Wetter wurde beschlossen, das Schützenfest für 1922 wieder in die erste Hälfte des Juli zu legen. — Am Ktrmessonntag werden die Stern-Lichtspiele um 4 Uhr eine Kinder- und Famllieuvorstellung mit gut ge wähltem Programm veranstalten und abends als Haupl- nummer ein 5 aktiges Stück: .Der weiße Pfau', die Tra gödie einer Tänzerin, auf der weißen Wand zeigen. Ein > Lustspiel .Emmahu, der Schrecken Afrikas' wird das Pro gramm vervollständigen. — Zur Gewinnung von Eisenbahnwagen für die Kar- koffelverladung macht es sich erforderlich, am 7. -. Mts. die Skiickgutannahme abermals zu sperren. Ausgenommen vom Anuohmiwerbot sind Lebensmittel. Schm'odeberi. Durch Vorträge auf religiösem Gebiete s'") h. r n Hi'fe einseitig ausgelegter Bibelstellen Gedanken i ertr.itet worden, die nicht im Einklang mit der Wissenschaft siehc, rnd die Gemüter verwirren. Da jedoch bet solchen Versammlungen Auseinandersetzungen mit Andersdenkenden unmöglich waren, soll nächsten Dienstag abends V- 8 Uhr tm Saale des Schenkschen Gasthofes ein öffentlicher Gegenvor trag über das Thema: .Was wissen wir vom Jenseits und Miederverkörperung?' stattfinden. An diesen Vortrag schließt sich eine freie Aussprache an. Man kann nur wün schen, daß durch rein sachliche und wissenschaftliche Ausein andersetzungen eine Klärung herbeigeführt wird, denn auf richtig ist es zu bedauern, wenn immerfort in die Reihen noch religiös suchender Menschen Zwiespalt gebracht wird, um Propaganda zu machen, im Grunde genommen doch nur für eine neue Sekte, die in versteckter Weise, aber sehr ge schickt, Wege dem Spiritismus zu ebnen sucht. Frauenstein. Die Stadtverordnetenwahlen finden hier Sonntag den 4. Dezember von 9—3 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses statt und werden 9 Stadtverordnete auf die Dauer von drei Jahren gewählt. Großluga. Am Sonntag hat sich tm hiesigen Orte ein unbekannter Mann umhergetrieben, der unter Vorlegung einer Liste Beiträge für Kriegsinvaliden sammelte. Da sich der Unbekannte taubstumm stellte und auch einen künstlichen Arm hatte, wurde ihm überall reichlich gegeben. Das Auf treten des taubstummen Kriegsinvaliden war aber einigen Bewohnern doch etwas verdächtig vorgekommen, und es wurde deshalb die zuständige Gendarmerie benachrichtigt. Der inzwischen eingetroffene Gendarmerieinspektor von Heidenau nahm die Untersuchung des Kriegsinvaliden etwas genau und stellte fest, daß es ein kerngesunder Mann war, der sehr gut sprechen konnte und auch zwei gesunde Arme hatte. Es stellte sich nunmehr heraus, daß es ein schon längst gesuchter Ausländer war, der sich schon seit Januar bei Kriegerswikwen unangemeldet aufgehalten und seinen Lebens unterhalt nur durch Betrügereien bestritten hat. An der gleichen Weise wie in Großluga will er auch in Dresden, Dölzschen, Niedersedlitz, Grumbach und Coschütz aufgetreten sein. Der Unbekannte nennt sich Franz Kreibich aus Stein schönau in Böhmen. Er ist zunächst dem Amtsgericht Pirna zugeführt worden. Geithain. Eine Windhose verursachte hier großen Schaden an Gebäuden. So wurden vom Ktrchschulgebäude die west liche Hälfte des Daches fast vollständig abgedeckt und das Ziegeldach zwischen den beiden Kirchtürmen stark beschädigt. Grimma. Für die zum 13. November anstehenden Skadt- verordnetenwahlen ist es gelungen, eine bürgerliche Einheits front herzustellen. Die sozialistischen Parteien gehen dagegen getrennt in den Wahlkampf. Unabhängige, Mehrheitssozia listen und Kommunisten haben eigene Listen eingereicht. Es gelang auch nicht, eine Listenverbindung zustande zu bringen. Chemnitz. Den Stürmen der letzten Tage ist auch der bekannte 20 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Geters- bergbei Chemnitz zum Opfer gefallen. Der Bau liegt völlig in Trümmer und dürfte wegen der hohen Kosten auch kaum wieder errichtet werden. Zwickau. Die Schneidermeistersehefrau Dörrer im Vor ort Schedewitz wurde seinerzeit bei dem Abtransport des i Zirkus Sarrasant von hier nach Plauen von einem ZtrkuS- ' Kraftwagen gestreift und schwer verletzt. Jetzt ist sie diesen Verletzungen erlegen. Lugau. Zwecks Eingemeindung der Nachbargemelnden Erlbach und Kirchberg in unsere Gemeinde sind Verhand ¬ lungen eingelettet worden. Der hiesige Gemeinderat erklärt« sich bereits einverstanden. Deutsch-Neudorf t. Sa. Während des zur Einweihung de» hiesigen Ehrenmales für die Kriegsgefallenen abgchattenen Gottesdienstes wurde der Fabrikbesitzer Rudolph vom Herz schlage getroffen. Deutscher Reichstag. — »erltn, dm S. Novemb«. Auf der Tagesordnung steh« zunächst 46 kleine Am stagen, von denen einige schon mehrere Wochen alt sind. Wg. Graf Westarp (Dntl.) legt mehrer« Anfrage» vor, in denen er Einipruch erhebt gegen das Verbot von R«Li» mentsfetern und von Vorträgen rechtsstehender Politiker. Lr behauptet, daß in zahlreichen Fällen Gelvalttaten gegen rechtsgerichtete Kreise begangen worden sind, von der N« zterung wird erwidert, daß die Landesregierung« da» not» vendtge Material noch nicht eingereicht haben. Das verbot eine» Bortrage- von Dr. Wildgrub« tu DreSdm sei vom ketchörat al« berechtigt anerkannt Word«, da ein« Beunruhi gung der Bevölkerung zu befürcht«, war. Anläßlich der Befreiung von Gefangenen In Hameln sind die Landesregie rungen ersucht Word«, derartigen Störungen entschieden ent» legenzutreten. Nach ein«r Mitteilung d«r tschecho-slowakischm Negierung ist die Behauptung, daß die deutschen HandelSango» itellten in der Tjchecho-Slowaket entlassen werden soll«, un richtig. Auf ein« Anfrage de» Abg. Arie» (Komm.) wird mit- »«teilt, daß dem Reichskanzler Fehrenbach auf Grund de» Reichsbeamtengesetzes die Halste seine» Gehalt» al» Pension bewilligt wurde. Auf Grund derselben Vorschrift erhielt« Pension die Herren: v. Payer, v. Krause, v. Brockdorfk vr. Schötz. Sonst ist eine Pension nur bewilligt worden, wenn ein Minister oder Staatssekretär sein Amt mindestenA »Wei Jahre bekleidet oder sich mindesten» zeha Jahre 1« be amteter Stellung befunden hat; Kommunaldienst wurde an- z«rechnet. So beziehen Pension: Graf PosadowSky, Wallraf» und Delbrück. Lie erste Lesung der Stenervorkage«. Die Interpellation Müller-Frank« (Sog.) üb« die Deutschen Werk« wird in der geschäftsordnungsmäßigen Frist beantwortet werden. G» folgt dann di« erste Lesung der bisher dem Reichstage zugegangenen Steuerdorlag«. Hierzu ergreift das Wort ReichSflnanzmiuister Tr. Her««». Der nm« Finanzminister erklärt u. a. folgend«»: ES> ist betont worden, daß alles versucht werden müsse, durch die Tat zu beweis«, daß unsere ganze Leistungsfähigkeit in den Dienst der Erfüllung unserer Verpflichtungen gestellt werden soll. Diesem Gedanken suchen die vorliegenden Sten- ergesetzentwürfe Rechnung zu tragen. Bei ihrer Aufstellung wurde davon ausgegangen, daß jede Steuerquelle bis aus» äußerste ansgeschöpft werden muß, daß jedoch «ine Ueber- spannung der steuerlichen Belastung zum Zusammenbruch unseres Wirtschaftslebens führen und damit die Quelle, aus der die Einnahmen fließen sollen, verstopft werden würde. lvch bi« mir bewußt, daß diese Steuern die ungeheuer lichste Belastung darstellen, die je einem Volke zngemuteE worden ist. Gigantisch wie der Kampf, in dem das deutsch« Volk mehr als vier Jahre fast der ganzen Welt gegenübergestanden bat, sind auch die Folgen fllr uns, di« wir schließlich der ilebermacht erlegen sind. Ich hab« aber die Zuversicht, datz die neuen Steuerlasten, die jetzt vom deutschen Volke ver langt werd« müssen, von ihm getragen werd« können, wenn alle Kräfte, die im deutschen Volke ruhen, vereinigt und zur höchsten Leistung angespannt werden. In dieser Beurteilung der LetstungSmögltchkeit glaub« ich mit allen llberetnzustnmnen, die die Gesetzentwürfe bisher geprüft ha ben. Wertvoll« Gedanken können vielleicht in späterer Zu kunft einmal verwirklicht werden, gegenwärtig muß aber »uf ihre Verfolgung verzichtet werd«. Die neuen Ein nahmen müssen möglichst rasch und ohne erhebliche Stö rung« des Wirtschaftslebens zum Fließen gebracht werden. Dazu aber ist der Zusammenhang mit der bisherigen Gesetz- zebung notwendig, Experimente müssen vermieden werd«. Auf die Bedürfnisse der Länder und Gemeinden ist weitgehende Rücksicht genommen worden. Trotz wesentlicher Lrhühung der Körperichaftssteuer und der Umsatzsteuer ist »as Beteiligungsverhältnis unverändert geblieben, ivdaß sich vesentltch erhöhte Ueberweisung« ergeben haben. Der Not xr kleinen Rentner ist Rechnung getragen worden. Der! Nehrertrag der Steuern wird auf 40—42 Milliarden Mark »eraNschlagt, aber auch diese Summe reicht nicht aus, um insere Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag und dem Ultimatum zu erfüllen. Die Ausgaben des ordentlichen Etat- Ar 1921 belaufen sich auf rund 114 Milliarden Mark, lln Einnahmen werd« erwartet für 1921 «oa 44,2 Militär- j »en Mark. Es bleibt tm ordentlichen Haushalt allein «in Fehlbetrag von 53 Milliarde» Mark, (Hört, hört!): von de» Mehrausgaben des außerordentlichen Etat» entfallen allein! !9 Milliarden auf die Reichsetsenbahnen. Ter «nkeiche- mdars V«S Reich«» für 1921 beläuft sich insgesamt a»f »t« g«t»altiae Summe bau 110 Milliarden. (Lebh. Hört, jört!) D«r Mehrbedarf für die Beamten ist ba tet noch nicht berücksichtigt. (Hört!) Der Mint- t«r gibt dann Einzelheiten des Haushaltsplanes bekannt, lellt aber gleichzeitig fest, daß selbstverständlich «in «ndgültt- ,es Bild jetzt noch nicht möglich sei. Wie hoch die Summe. >t« infolge des Friedensvertrages zu leisten ist, sich belaufen otrd, tst nur mtt Vorbehalt zu schätzen. Es wird eine GoldI