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Verantwortlicher Redakteur: VarrlSevire. — Druck und Verlag- Lark Sedue in Dtvpowi«val-e. Sonnabend den IS November 1921 87. Jahrgang 1t " M. 270 Stetes Blatt eulhäli -le amtlichen BekanalmachmM» -er Amlshauplmaunschast, -es Amtsgerichts un- -es Sta-lrals zu Dlppol-tswal-e eitzeritzZeitung Taaeszeiümg un» Anzeiger fiir Dipp»ldiswal»e, Schmieteberg »U Netteste Zettuug -es Bezirks r istamaLNralL* Mertellährllck ^JMK.obno-U' MMSpreiS. tragen. - Sinzelm «ummem 20 Ps — Fernsprecher: Ami Dippoldiswalde «r. 3. Gemeindeverbands-Girvlumto Ar. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 1L S43. ,,,,,77 77,,,,,,,,,!>!>,,<< >/I —— OertlicheS und Sachfisches Dippoldiswalde. Der hiesige Landwirtschaftliche Verein beginnt mit der morgenden (19. Novbr.) Versammlung die Tätigkeit im 79. Verelnsjahre. Auf der Tagesordnung der Sitzung ficht außer Mitteilungen und Bekanntgabe der Ein gänge ein Dorttag des Herm Landwirtschaftslehrers Schöppach in Dresden, der dgs zurzeit brennende Thema: .Kritische Bettachtungen über die Konservierung landwirt schaftlichen Futterpflanzen' behandeln wird. Da es verschie dene Wege zur Haltbarmachung der Futterpflanzen gibt, dürfte ein Urteil aus berufenem sachverständigen Munde viel zur Klärung der Ansichten beitragen. — Am Totensonntag ist unsere Skadtkirche wieder geheizt. — Erledigt: Lehrerstelle zu Falkenhain. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen nach den gesetzlichen Vorschriften (Ortsklasse vorläufig L); Dienstwohnung. Be werbungen mit allen erforderlichen Unterlagen bis 3. Dez. 1921 an den Bezirksschulrat zu Dippoldiswalde. — GünstigeZuckerausbeute. Die Zuckerrüben- Verarbeitung vollzieht sich bei den Fabriken recht glatt. Die Zuckerausbeute beträgt 16,99^, gegen 16,20^ und 15,08-L zur entsprechenden Zeit der beiden Vorsahre. Eine Reihe von Zuckerfabriken ist mit der diesjährigen Kampagne bald am Ende angekommen. Die gegenwärtige Zuckerknapphett ist dadurch entstanden, daß die für ^diesen Monat in Frage kommenden Zuckerbestände durch die Kommunen bereits in den Monaten August und September zur Ausgabe gelangt sind. Der Zucker der neuen Kampagne ist aber noch nicht so weit bearbeitet, daß er schon auf den Märkten erscheinen könnte. — Gemeinderatswahl-Ergebnisse. Es sind gewählt: In Gittersee 9 Sozialdemokraten, 3 Bürgerliche; in Kleinnaundorf 12 S.; in Burgk 11 S., 2 B.; in Welsch- lufe 7 S., 1 B.; in Rippien 5 S., 4 B.; in Cunnersdorf 7 S., 1 B.; in Bannewitz 9 S., 3 B.; in Börnchen 5 B., 3 S.; in Wilmsdorf 6 S., 2 B.; in Hänichen 5 S., 3 B.; in Possendorf 8 S., 4 B.; in Ottendorf-Okrilla 12 S., 6 B.; in Wachwitz 7 B., 6 S. (bisher 6:6); in Stadt Wehlen 5 B., 4 S.; in Ottendorf bei Sebnitz 6 B., 4 S.; in Langburkersdorf 6 B., 8 S.; in Oetzsch-Markkleeberg 9 B., 9 S.; in Hartmannsdorf bet Freiberg 7 B., 6 8.: in Halsbach 5 S., 3 B.: in Tutten dorf 5 6., 3 B.; in Zug 11 S., 5 B. (bisher 10 S., 6 B.); in Hilbersdorf 8 S., 4 B. (bisher 7 S., 5 B.); in St. Micha elis 8 B., 8 S.; in Halsbrücke 8 S., 7 B.; in Weißenborn 8 S., 4 B.; in Langenau 10 S., 6 B.; in Sohland 10 B., 10 S. (bisher 8 B., 12 S.); in Wilthen 7 B., 5 S. (bisher 4 B., 8 6.); in Großröhrsdorf 14 B., 12 S. (bisher 12 B., 14 S.); In Ullersdorf 6 B., 4 S.,- in Volkersdorf 5 B., 3 S.: in Schwepniß 6 S., 4 B. (bisher 7 S., 3 B.); in Niederpoyrih je 4 (bisher 5 S., 3 B.); in Pillnitz 0 B., 3 S. (bisher je 4). — Schwerer Schlag für die deutsche Industrie. Ein schwerer Schlag hat die deutsche, besonders die sächsische In dustrie getroffen. Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespon denz erfährt, haben sämtliche böhmischen Kohlengroßhändler mit der einzigen Ausnahme Z. Potscheks in Aussig i. B. ab 12. November mit Rücksicht auf den Sturz der Mark kurzerhand die Markpreise in Kronenpreise umgewandelt. Für zahllose Firmen, namentlich in Sachsen, die seit Zähren auf böhmische Braunkohlen eingerichtet sind, ist diese Preis erhöhung katastrophal, denn ein Bezug der Kohle ist nun überhaupt nicht mehr möglich. Während der Preis der besten bShmtjchen Braunkohle vom Alexander-Welson-Schacht sich kurz vor dem Kriege auf 121 M. für 10 Tonnen belief, stieg er bei Beendigung des Krieges auf über 300 M., hostete seit dem 1. Zuni 1921 2880 M., wurde am 19. September d. Z. auf 3280 M. gesteigert und kostet jetzt plötzlich ab 12. Rov. 7150 M., also 120^ mehr als am Tage zuvor. Die Kohlen des Beblhoff-Schachtes sind von 2430 M. auf 4463 M. ge stiegen, die von Herkules sogar noch weit stärker, von 2610 auf 6572 M.l Daß durch diesen tschechischen Willkürakt die deutsche, namentlich die sächsische Industrie aufs schwerste ge schädigt wird, bedarf keines Beweises. Die kalkulatorischen Grundlagen der sächsischen Industrie werden durch diese Willkürmaßnahmen völlig erschüttert. Ganz unmöglich ist es, auch nur eine Tonne Hausbrandkohle nach Sachsen zu bringen. Die tschechische Forderung trifft nicht nur die säch sische Industrie, sondern sämtliche Kohlenverbraucher Deutsch lands, weil die sächsischen Verbraucher nunmehr statt böh mischer Braunkohle deutsche Braunkohle und Briketts bean spruchen müssen. Hoffentlich gelingt es den maßgebenden Stellen, durch Verhandlungen diese neue Belastung des deutschen Kohlenmarktes rückgängig zu machen. — Morgen Sonnabend beginnt der Philosophie-Kursus bereits um 3 Uhr. — Lin teures Pferdegeschäft. Der 40 Zahre alte Kaufmann Max Hugo Werner aus Dresden hatte angeblich von seinem Schwager aus Teplitz einen größeren Bettag zu erhalten, und, um zu dem Gelde zu kommen, sich in eia Pferdegeschäft eingelassen: er wurde dabei zwischen Sayd und Rehefeld aber abgefaßt, und die Tiere worden beschlag nahmt. Das Dresdner Schöffengericht verurteilte den Ange klagten wegen verbotener Einfuhr zu 3 Monaten Gefängnis und 25 000 M. Geldstrafe oder einem weiteren Zahr Ge fängnis. — Die Kartoffelnotierungskommlsston des Landeskultur rates hat auch für diese Woche keine neuen Preise festge setzt, sondern die Preise von voriger Woche in Geltung ge lassen. Diese sind für die Kreishauptmannschaften Dresden, Bautzen und Leipzig je 48 bis 56 M., für die Kreishaupt mannschaften Chemnitz und Zwickau je 49 bis 58 M. Das sächsische Mirischaftsministerium hat bekanntlich bestimmt, die verstehenden Preise Höchstpreise im Sinne der ge setzlichen Bestimmungen sind, also nicht überschritten werden dürfen. ' Schmiedeberg. Die hiesige Baugenossenschaft hielt am 15. d. M. eine außerordentliche Generalversammlung ab, und als Hauptberatungsgegenstand hatte der Vorstand die Auf lösung der Genossenschaft auf die Tagesordnung gesetzt. Die Auflösung erfolgte mit 11 gegen 3 Stimmen und als Liquida toren wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder, Betriebs direktor Schaller, Prokurist Altmann und Monteur Blätter lein, gewählt. Der Bauverein, der im Zahre 1910 mit finan zieller Unterstützung der Mühlenbauanstalt und Maschinen fabrik vorm. Gebr. Seck, Dresden, gegründet, umfaßt 56 Wohnhäuser mit insgesamt 103 Wohnungen. In den ersten Zähren nach Gründung der Baugenossenschaft wurde dieses Unternehmen von vielen Seiten in ärgster Weise angefeindet und es ist wohl jetzt als ein Glück zu bezeichnen, daß in der Gemeinde bei der jetzigen Wohnungsnot eine derartige An zahl von Wohnhäusern zur Verfügung steht. Nach Be endigung der Liquidation dürfte der gesamte Besitz an die Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik vorm.Gebrüder Seck, Dresden, übergehen. Wir verweisen auf die in der heutigen Nummer stehende Bekanntmachung von fetten der Liqui datoren. — Die .Freie Bühne für künstlerische Volksspiele, Dres den' beabsichtigt am kommenden Totensonntag im Gasthofe eine Aufführung des .Totentanz - Spieles' in Bilderszenen nach Drucken des 15. Zahrhunderts zu veranstalten. Zweck der Veranstaltung ist, durch Wiederbelebung dieser schönen, alten Volkskunst auch mit dafür zu wirken, Schund und Seichtheit allmählich durch schlichte, echte Art zu verdrängen, und so ist schon aus diesem Grunde die Aufführung dem Interesse aller Kreise zu empfehlen. Reinholdshain. Am Bußtag abend fand im schön ge schmückten Saale des hiesigen Gasthofes die Weihe einer Ge denktafel für die gefallenen Kameraden des Turnvereins Reinholdshain statt. Sehr zahlreich waren Gemeindeglieder aus Reinholdshain, Oberhäslich und Reinberg zu dieser Feier erschienen. In kurzen, ernsten Worten hieß der Vorstand des Turnvereins die Gäste, insbesondere aber die Hinter bliebenen der gefallenen Turnbrüder willkommen. Die Fest rede hielt Herr Lehrer Günther. Ernst Moritz Arndts .Ver giß, mein Volk, die treuen Toten nichtl'war sein Motto. In ergreifenden Worten schilderte er zunächst den Ernst und die Not unserer Zeit sowie den sittlichen Tiefstand unseres deutschen Volkes. Sodann wies er darauf hin, was uns die gefallenen Helden, die ihre Tapferkeit im Kampfe für ihr Vaterland, für ihre Heimat mit dem Tode besiegeln mußten, gewesen sind, und was wir durch sie verloren haben. Hierauf wurde die schmucke, sinnreiche Ehrentafel enthüllt. 17 liebe bekannte Namen waren darauf verzeichnet. Ein großer Ver lust ists für den Verein. Stets werden uns, vor allem aber den künftigen Geschlechtern die Namen dieser gefallenen Helden als Wahrzeichen echten turnerischen Geistes und uner schütterlicher deutscher Tapferkeit entgegenleuchten. Als Zeichen dankbaren Gedenkens wurden Ehrenkränze seitens des Turnvereins und der Mitkämpfer an dem Ehrenmal niedergelegt. Gedichttorträge und Gesänge eines gemischten Chores verschönten diese würdevolle Feier. Hirschbach. Dank der Opferwilligkeil des Vereins Säch sische Fechtschule, Zweigverband Reinhardtsgrimma, wurde in hiesiger Schule in den letzten Wochen eine 21 tägige Milch pflege für acht der schwächlichsten Kinder, die vom Schularzt äusgewählt worden waren, veranstaltet. Die Kinder bekamen täglich zum Frühstück V» Liter Milch. Ilm die Wirkung fest- , zufiellen, wurden die Kinder vor Beginn und am Schluffe der Milchpflege gewogen. Dabet ergab sich im Durchschnitt «in» Gewichtszunahme von 975 Gramm. Die geringste Zunahme betrug 1 Pfund, die höchste reichlich 4 Pfund. Auch in Rett hardtsgrimma fand eine Milchkur statt, an welcher 15 Kinder teilnahmen. Dort betrug die durchschnittliche Zunahme cm Gewicht rund 2 Pfund. Lin Kind erzielte sogar 4V» Pfund. Für die segensreiche Veranstaltung gebührt dem Fechtverein der wärmste Dank, der sich ganz besonders dadurch äußern möchte, daß sich immer mehr Mitglieder ihm anschlteßen. Frei von aller Politik wirkt er nur im Sinne edler Wohl tätigkeit. Schon wieder rüstet der Verein zu einer Weih- nachtSbescherung für Alte, Bedürftige und arme Konfir manden. Unter den heutigen Verhältnissen bedarf der Fecht verein ganz dringend eine Stärkung seiner Kaffe. Zu diesem Zwecke veranstaltet er zurzeit eine Marenverlosung, deren Ziehung am 11. Dezember stattfinden foll. Der Vertrieb der Lose hat bereits begonnen. Möchten diese überall willige Abnehmer finden. Als Hauptgewinne winken eine Kommode und eine Küchenuhr. Und wer eine Niete zog, der kann sich mit dem Gedanken trösten, zu einem guten Werke -er Nächstenliebe beigettagen zu haben — denn Geben ist seliger denn Nehmen. ' SelferSdors. Für die am 20. November von 12—6 Uhr stattfindende Gemetnderatswahl sind vier Wahlvor- schläge mit folgenden Spitzenmännern eingegangen: Weber, Grumbt, Etirl, Hauptmann. Jeder Wähler erhält durch den Gemeindediener 4 Stimmzettel ins Haus. Außerdem liegen am Wahltage Stimmzettel im Wahllokal zur Entnahme aus. Näheres ist im Inseratenteil ersichtlich. Borlas. Nachdem vor 8 Tagen die Aufstellung -es Ehren males für die im Weltkriege Gefallenen stattflnden konnte, soll dasselbe am nächsten Sonntag den 20. November geweiht werden. In Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit be ginnt die Feier V» 2 Uhr. Dresden. Die vier italienischen Mitglieder der hiesigen interalliierten Ueberwachungstommission sind von ihrer Regie rung abbernfen worden und haben Dresden verlassen. — Am 4. Dezember wird das vollautomatische Fernsprech amt Dresden-Süd den Betrieb eröffnen. Mehrere tausend Teilnehmer sind an dieses Amt angeschlossen. Bisher be stand schon in Dresden der vollautomatische Bekleb bei dem Unteramt Striesen, das nach den Erfahrungen der wenigen Monate zur allgemeinen Zufriedenheit der Teilnehmer arbeitet. — Nach Eröffnung der Landtag-Sitzung am Donnerstag um 1.15 Uhr durch Vizepräsident vr. Magner wird zunächst das Mißtrauensvotum der bürgerlichen Parteien gegen di» Minister Lipinski, Fleißner und Zücket zur Debatte gestellt. Abg. Beutler (Dnat.) begründet in längeren, scharfpointierten Auslassungen den Antrag der bürgerlichen Parteien. Im Hause herrscht große Unruhe und der Redner wird durch Zwischenrufe von rechts und links öfter unterbrochen. Nach ihm ergreift Minister Lipinski das Wort, kommt aber weniger auf die Ausführungen des Abg. Beutler zu sprechen, sondern gibt weitere Einzelheiten über die angeblich bestehenden Ge heimbünde. Die Bänke der Rechten sind nahezu leer. Auf dem Tische des Hauses sind seitens des Minsters Abbildungen umgearbeiteter Gewehre niedergelegt, die von den Abgeord neten in Augenschein genommen werden, ohne daß diese den Ausführungen des Ministers Beachtung schenken. Der Deutsche Volksparteiler Niethammer widerlegt schlagend den Minister und seine Ausführungen erfahren weitgehendste Er gänzung durch die übrigen bürgerlichen Debatteredner, die Abgg. vr. Seyfert (Dem.) und Heßlein (Ztr.). Für die mehr- heltssozlallstische und unabhängig-sozialstische Partei verliest der mehrhelkssozlalistische Abg. Wirth eine Erklärung, daß die beiden Parteien keinen Anlaß hatten, dem Mißtrauensvotum beizukreten. Der kommunistische Abg. Siewert ergeht sich in langen, teilweise vom Gegenstand der Verhandlung abwei chenden Ausführungen, was ihm wiederholte Unterbrechungen durch den Vorsitzenden einbringk. Am Schluffe seines vor fast leeren Bänken gehaltenen Vortrages verliest er eine Er klärung seiner Partei, in der diese das Mißtrauensvotum ab lehnt, um nicht durch Entfernung einiger Minister den Boden für eine Gtinneskoalition zu schaffen. Minister Fleißner spricht ebenfalls zur Vertrauensrettung einige Worte und be streitet nochmals die ihm zum Vorwurf gemachten Aeuße- rungen. Bei der Abstimmung fleht man in den Bänken der Sozialisten die Minister Heldt und Fellisch, die eS sich nicht nehmen lassen, zur Rettung ihrer Mtnisterkollegen elnzu- springen. Das Mißtrauensvotum wird mit 47 gegen 40 Stimmen abgelehnt und diese .erdrückende Mehrheit' genügt den angegriffenen Ministern, weiter im Amte zu bleiben. —