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Seitzeritz-Jeilung Tageszeiwng unö Anzeiger für Dip-vl-iswal-e, Schmie-ebera E »» RlElEEfjE 2kE1««A -ES ÄE-Ek-A t RöltMLNl'^L' Dierteüäbrltch ^JMK.obneZu- » MUMM! tragen. - Einzelne Nummer» 20 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Rr. 3. Semelndeverbands-Glrolumto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. Dieses Blatt enthält -ie amtlichen Leka«ntmachim>« -er Amtshauntmarmschasi, -es Amtsgerichts «uv -es StaSlrats zu Dippotviswal-e Deranlworllicher Redakteur: Daul Iehne. — Druck und Verlag Larl Tebne tu Ktvvol-imoal-e. 7 -SASS' Rl.237 SvMtag den 9. Oktober 1921 87. Jahrgang MW Sikmim-W« W?ti>ne! OertltcheS und Sächsisches Dippoldiswalde, 8. Oktober. Wenn der Gew erbe- verein seine dteswinterliche Vortragsreihe gestern abend mit Fräulein Kottmann als Vortragende begann, so war das, Kürj gesagt, ein guter Anfang. Die Erwartungen, zu denen ihr vorjähriger Vortrag über den Schwarzwald be rechtigte, wurden in Bild und Wort voll erfüllt. .Die deutsche Donau' lautete das Thema, und Rednerin durchlebte mit den Zuhörern und ließ sie miterleben eine Reise auf der Donau vom Schwarzwald bis zur Kaiserstadt Wien. Und das waren gar herrliche Stunden. Ergänzten die Bilder das Wort? Od-r ergänzten die Morte das Bild? Es läßt sich kaum sagen. Beide wurden eins. Beide wirkten gleich zeitig und damit um so eindrucksvoller. Beide waren edlen, wahrhaft deutschen Gepräges; einfach, schlicht aber schön. Und das war wohltuend. Welch herrliche Landschaftsbilder wechselten ab mit Bauwerken edelster Art, solchen aus längst, längst vergangenen Tagen bis zu denen der neueren Zeit. Einfach unmöglich ist es, auf Einzelheiten einzugehen. Ein Gedanke aber sei hier festgehalten, auf den die herrlichen Außen- und Innenansichten der Kirchen eindringlich Hin weisen: Was wäre im Mittelalter aus der Baukunst ge worden ohne das kirchliche Leben? Hier liegt entschieden «in Verdienst neben so mancher Schattenseite. Der Vortrag erfreute sich eines sehr guten Besuchs. Voll befriedigt war jedermann. Und so gaben auch diesmal die Dankesworte des Vorsitzenden, Herrn Zehne, an die Vortragende Ausdruck dem, was jedermann fühlte. Der Gewerbeverein hakte wieder «inen Treffer gezogen. Einen Treffer gezogen hatte er auch bereits am Nachmittag, als Fräulein Kottmann gegen 500 Kindern aus unserm deutschen Märchenschatze erzählte und lhre Erzählungen durch herrliche eindrucksvolle Lichtbilder «ergänzte. Auch den Kleinen werden diese Stunden unver- gessen bleiben. — Die Leitung des morgenden Cruzianerkonzerts liegt, wie tm Vorjahre, wiederum in den bewährten Händen des Herrn Hannes Ruhland, während der noch in überaus ange nehmer Erinnerung stehende Herr Friedrich Graupner die Bartton-Solis übernommen hat. Am Flügel wird sich ein junger Künstler, Herr Heinrich Bergzog—Dresden, zeigen. Er ist ein Schüler des Herrn Professor Vetter am Dresdner Konservatorium und erhielt in diesem Zahre für hervor ragende Leistungen einen Förster-Flügel als Preis. Die morgende Veranstaltung wird, wie uns mitgeteilt wurde, leider die letzte sein, weil einige Mitwirkende Im nächsten Fahre ihr Studium beenden und mithin die Fühlungnahme intt dem Einzelnen auf Schwierigkeiten stoßen wird. Der auf V» 7 Uhr gelegte Anfang des Konzerts war bedingt durch Lie sich an demselben Abend noch nötig machende Abreise «einiger Künstler. Wir wünschen im Interests des zu erwar tenden Genusses und des guten Zweckes ein volles Haus. — Durch Beschluß der städtischen Kollegien werden in Zukunft die frei werdenden städtischen Pachtobjekke durch schriftlich einzu/eichende Pachtgebote neu verpachtet. Dieser Beschluß kam für die 1022 frei werdenden Fischwässer, Feld- und Wiesenparzellen das erstemal zur Anwendung. In der am Donnerstag stattgefundenen Sitzung des städtischen Flur- ausschustes wurden die erstmalig eingereichten Gebote ge- Sffnek. Das Ergebnis war, daß für die Fischwäster 2- bez. Smal höhere als seither bestandene Pachtpreise abgegeben worden waren, während für Feld- und Wiesenparzellen Ge bote bis zu 200 M. pro Scheffel Land vorlagen. Die Aus wahl unter den Biekern bleibt bekanntlich vorbehalten. Chemnitzer Bank-Verein. Die Direktion des Ehemnitzer Bank-Vereins keilt mit, daß in der für den 29. ds. Mts. einberufenen außerordentlichen Generalver- j sammlung der Antrag gestellt wird, das Aktienkapital von 30 auf 100 Millionen Mark zu erhöhen. Nach Durchführung -er TranHpkkton sollen die offenen Reserven der Bank mit rund 60 Millionen Mark ausgewiesen werden, sodaß die «igenen Mittel des Instituts 160 Millionen Mark betragen. Damit ist auch die Stadt Chemnitz der Haupksih einer der größten Provinzbanken geworden. Wie wir erfahren, be geht der Chemnitzer Bank-Verein am Sonntag den 30. d. M. -ie Feier seines 50 jährigen Bestehens. — Wie in manch anderem Orte, so auch hier tauchte vor Fahr und Tag der Gedanke einer Kriegersledlung auf. Gar manche Schwierigkeit stand dem Vorhaben anfangs »entgegen, hier und da borke man sogar Skimmen, die wenig Hoffnung halten, daß das Gewollte Tatsache werden könnte. Aber unentwegtes Vorwärksdrängen trug endlich den Sieg doch davon. Das Bauvorhaben wurde Wirklichkeit. Es steht unter -er Oberleitung des Herrn Regierungsbaurat Stege mann vom «Sächsischen Heim' und örtlich unter Leitung der Herren Baumeister Geyer bez. Baumeister Barsch hier. Die Bauausführung erfolgt unter eigener Regte der Grundstücks- tnhaber, unter Selbsthilfe. Gestern Freitag wurde das fünfte und vorläufig letzte Grundstück gehoben, eine mit Rücksicht auf die kurze Zeitspanne seit dem ersten Spatenstich allgemein als hervorragend anerkannte Leistung. Diese Gelegenheit be nutzten die Bauherren und Herr Baumeister Barsch zu einer kleinen Feier, zu der neben Herrn Baurat Stegemann und Herrn Baumeister Geyer der stellvertretende Bürgermeister Herr Stadttat Gletzolt und als Vertreter des Stadtverord- netenkollegiums Herr Stadtverordneter Hell erschienen waren. Bei einer kurzen Besichtigung eines Grundstückes — sie sind ganz gleich eingerichtet — erläuterte Herr Baurak Stegemann den Grundriß und die auf seinen reichen Erfah rungen beruhenden Gründe gerade für diese Form. Galt es doch hierbei nicht nur, die wirtschaftliche Seite bis ins kleinste — für möglichst wenig Geld möglichst viele Quadratmeter — zu berücksichtigen, sondern auch die Psyche des Siedlers und seiner Familie zu studieren, besonders hinsichtlich der Ver änderungsmöglichkeiten, die das Haus sür die Zukunst offen läßt. Zeder Siedler hat eine geräumige Wohnküche, daneben die von vielen Seiten für unnötig gehaltene, aber unbedingt verlangte «gute Stube'. Direkt an die Wohnküche schließt die Waschküche an — zugleich Plansch- und gegebenenfalls auch Baderaum — und an diese der Abort. In den ange bauten Stall gelangt man vom Hofe aus. Im Obergeschoß befinden sich zwei geräumige Schlafräume, deren jeder im Bedarfsfälle leicht geteilt werden kann, und darüber noch ein ebenfalls geräumiger Boden, wo sich nötigenfalls auch noch ein hübscher Raum einbauen läßt. Das Obergeschoß ist so konstruiert, daß möglichst wenig Dachfläche und in den Schlaf räumen möglichst wenig schiefe Wand entstand, das Ganze aber nach außen einen gefälligen, anheimelnden Eindruck macht. Hierauf versammelten sich Bauleitung und Arbeiter mit den Gästen im soeben fettiggestellten Dachstuhl. Räch dem Gesang von «Nun danket alle Gott' führte Herr Bau meister Barsch aus, daß mit dieser Arbeit das Werk dör Kriegersiedlung mit Gottes Hilfe ohne Unfall einen gewissen Abschluß erlangt habe. Er dankte allen, die mitgeholfen, insbesondere Herrn Baurat Stegemann und den städtischen Kollegien. Hierauf nahm Herr Baurat Stegemann das Wllrt. Sehr fleißig sei an diesem Bau gearbeitet worden. Von dem in der Presse so oft zu lesenden Wort Sabotage habe er glücklicherweise hier nichts gespürt. Im Baugewerbe sei das Verständnis zwischen Lettern und Ausführenden er freulicherweise meist besser als in manch anderem Berufe. Vielleicht liege der Grund mit darin, daß auch der Leitende erst die einfachste praktische Arbeit leisten müsse. Der Bau beflissene habe aber auch sonst einen.Vorzug z. B. vor dem Fabrikarbeiter. Denn während letzterer die fertiggestellte Arbeit meist nie wieder zu Gesicht bekomme, bleibe sie ersterem immer vor Augen, und Kindern und Kindeskindern könne er sie als sein Werk zeigen. Das Siedlungswerk erfülle neben der Schaffung von Wohnungen noch eine be sonders hohe Mission insofern, als es den im Herzen so manches Deutschen — oft sogar unbewußt — schlummernden Wunsch nach einer eigenen Scholle befriedige und damit innere Zufriedenheit, innere Ruhe diesen bringe, zugleich aber im großen mithelfe am Wiederaufstieg des Deutschen in mehrerer Hinsicht und am Wiederaufbau. Mit Dank an alle, die mithalfen, schloß Herr Stegemann. Nunmehr gings im geschlossenen Zug nach dem Hukhaus, wo inzwischen noch eine Anzahl beteiligter Bauhandwerker sich eingefunden hatten und wo nun bei einem Imbiß und Trunk noch manch gutes und scherzhaftes Wort gewechselt und manches Hoch ausgebracht wurde, so auf Herrn Baurat Stegemann und die anderen Bauleiter, auf die am Bau Beschäftigten, speziell die Ziegel- und Mörtelträger, auf die Siedlung und ihre Zukunft und die Siedler selbst usw. usw. Herr Bochmann sprach namens der Siedler; Herr Stadttat Gietzolt für die' Stadt, betonend, daß er, der von der Beschaffung des Bau landes an ja beteiligt war, heute geradezu erstaunt gewesen sei über die Fortschritte des Baues; Herr Stadtverordneter Heil für die Stadtverordneten; Herr Poller Hegewald und einer seiner Kameraden für die Bauarbeiter und Herr Bau meister Barsch als Ansführender. Auch Herr Baurat Stege mann nahm nochmals das Wort, wies die Siedler darauf hin, daß nach Fertigstellung des Hausbaues für sie die Arbeit erst beginne, wollten sie daraus machen, was es für sie sein solle: «Das Heim.' Noch ermahnte er die Siedler, auch in Zu kunft treu zusammenzustehen, keue Kameradschaft zu hallen. Das werde auch seine Früchte tragen. Zeder, Ler das Wort nahm, hatte auch jemandem zu danken. And man hatte in' diesem Falle das Gefühl, daß es sich nicht nm Höflichkeits floskeln handle, sondern um wirklich empfundenen uy^ auch wirklich verdienten Dank. Und in diesem Zusammenhänge darf nicht unerwähnt bleiben, wie in Privatgesprächen .-le Siedler immer und immer wieder dankbar sich Ä»er die nie versagende aufopfernde Tätigkeit -es Herrn Baumeister Barsch aussprachen und ihm nach jeder Richtung-Hin gerade zu ein Loblie- sangen. So verging, gewürzt durch Musik und Gesang, manche Stunde. Roch lange werden die Beteiligten sich gem ihrer erinnern. Der Siedlung aber wünschen wir Erfüllung der dargebrachten guten Wünsche. Möge auch di« als Möglichkeit hlngestellte Vergrößerung 1922 Tatsache werden. Dippoldiswalde. Nun ist sie wte-er aufgebaut, die Buden- stadt auf dem Marktplätze (teilweise wir- sogar schon mit dem Auslegen der Maren begonnen) und in wenig Stunden werden hoffentlich recht viele Besucher durch ihre Gassen wandern. Der Markt hat diesmal wieder viel Zuzug ge sunden und der Platz wäre beinahe zu klein gewesen. Auch für Belustigungen ist diesmal mehr denn sonst gesorgt. Richt nur KarruflellS, Luftschaukel und Schießbude sind da, nein, noch viel mehr. Kommt und schaut! Darum auf zum Jahr markt nach Dippoldiswalde! , — Das von Herm Baumeister Klotz im Rohbau errichtete Haus am Bahnhof, um daS manches Ries Papier ver schrieben und manche Stunde debattiert wurde, wird jetzt von Herm Baumeister Barsch, der es erwarb, ferkiggestellt. — Die Stern-Lichtspiele bringen zum Jahrmarkt das große Original - Wildwest - Drama «Rote Rache' sowie ein Lustspiel zur Darstellung. — Das Ergebnis der jetzt in unserer Gegend in vollem Gange befindlichen Kartoffelernte ist im großen ganzen günstiger, als man infolge der langen Trockenperiode während der Entwicklungszeit der Knollen ermattet hatte. Einige Felder mit festem Boden und solche an sonnigen Hängen weisen allerdings nur einen sehr mäßigen Ertrag und kleine Knollen aus, dagegen haben sich auf normalem Boden die Kattoffeln gut und reichlich entwickelt, wenn sie auch meist nicht besonders groß geraten sind. Alles in allem kann man das Ergebnis in unserer näheren Umgebung als eine Mittelernte ansprechen. — Schwurgericht Dresden. Unter der Anklage des versuchten Mordes, begangen nach dem Eröffnungsbefchluß am 3. Mai an der neunjährigen Tochter Marie, stand der in Lungkwitz geborene, zuletzt in Dresden-Löbtau wohnhafte Zigarrensortierer Emil Gustav Eifrig vor den Geschworenen. Staatsanwaltschaftsrat vr. Dost vertrat die Anklage, Rechts anwalt vr. Goltzsche hatte die Verteidigung übernommen, zur Aufklärung des Sachverhaltes waren zwei Zeugen und als Sachverständiger Geheimrat vr. Ganser geladen. Der An-^ geklagte war wegen der ältesten Tochter, die gern Schau spielerin werden will, mit seiner Frau in Differenzen geraten, dann litt er auch an Magenkrankheit und Tuberkulose, wes halb sich Schwermut bemerkbar machte und den Entschluß reifen ließ, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Als Eifrig an jenem 3. Mai die Tat ausführte und sich durch Leuchtgas mit der jüngsten Tochter vergiften wollte, kam die Frau noch rechtzeitig hinzu. Der Feuerwehr gelang es, Vater und Tochter wieder zum Bewußtsein zu bringen. Die Geschworenen ver neinten die Schuldfragen dem Ergebnis der Beweisaufnahm- entsprechend, sodaß Angeklagter freigesprochen wurde. Hirschbach. Gelegentlich der Ballmusik kam es am Sonn tag abend im hiesigen Gasthof im Tanzsaal zwischen einem hiesigen Einwohner und Lungkwitzern zu Streitigkeiten, wo bei ein Lungkwitzer (der Unrechte) vom hiesigen Einwohner mit dem Taschenmesser am Auge stark verlehywurde. Die Ballmusik wurde sofort eingestellt. Iohnsbach. Morgen Sonntag begeht der hiesige Turn verein sein Abturnen. Freiberg. Vor der 2. Strafkammer des Landgerichts hier wurde der Kutscher Walker Emil Bemhardk aus Kreischa wegen Diebstahls, Bekugs und Urkundenfälschung zu sechs Monaten zwei Wochen Gefängnis, worauf die Unter suchungshaft ungerechnet worden ist, und zwei Zähren Ehren rechtsverlust verurteilt. Lommatzsch. Im hiesigen Stadtbezirk sind zurzeit Arbeits lose nicht mehr vorhanden. Leipzig. In der Mittwoch-Sitzung der Stadtverordneten wurde einstimmig ein Antrag angenommen, in dem die Er richtung eines Bezirkseisenbahnraks und einer Etsendahn- dtrektion in Leipzig gefordert wird. Oberbürgermeister vr.