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von Richard Strauß, die er in Budapest hörte, sein Opus 1, die „Rhapsodie für Klavier und Orchester“. Bartok war selbst ein glänzender Pianist, der den Klavier part dieses Werkes mit der pianistischen Technik ausstattete, die ihm selbst zu Gebote stand. Er war Schüler des Liszt-Schülers Istvan Thoman und lernte von ihm die Grundlagen der Lisztschen Klaviertechnik, die auch in der Rhapsodie durchaus zum Ausdruck kommen. Formal ist das Werk frei behandelt. Es stellt in seinem Schaffen einen Wendepunkt dar, denn trotz der Opusziffer 1 geht dem Werk die Sinfonische Dichtung „Kossuth“ vom Jahre 1908 voraus. Die Wende vollzieht sich von einem Stil internationalen Charakters, wie ihn Liszt entwickelt hatte, zu einer Musik streng nationaler Prägung, für die dann später Bartok, auch auf Grund seiner Volksliedforschungen, beispielhaft wird. Csärdasmelodien und -rhythmen, die ihm, noch unter dem Einfluß Liszt’s stehend, als einzig charakteristisch für Ungarns Musik erscheinen, erfüllen dieses Werk. Stellen von bedeutender Poesie stehe* daneben, voll farbigen Glanzes und angefüllt mit einer Virtuosität, die Bartok selbst später zugunsten einer größeren kompositorischen Strenge wieder aufgibt. Trotz dem zeigt die Rhapsodie schon die charakteristischen Eigentümlichkeiten, die den späteren Bartok auszeichnen. Joh. P. Th. Ludwig van Beelhoven: „Chorfanlasie“ Kurz vor der „Akademie“, dem großartigen Konzert im Dezember 1808, auf dem die 5. Sinfonie, das G-Dur-Klavierkonzert die Pastoralsinfonie und die C-Dur-Messe von Beethoven zur Aufführung kamen, schrieb Beethoven gewissermaßen als Abschluß, als Finale für dieses Konzert von ungeheuren Ausmaßen die „Fantasie für Pianoforte, Chor und Orchester, op. 80“. Dieses für den ganz bestimmten Anlaß komponierte Werk entstand auf so drängende Weise, daß der Dichter Christian Kuffner die Worte gewissermaßen nach der Musik erfand. Das Werk wurde im letzten Augenblick fertig, so daß es kaum richtig geprobt werden konnte. Die Fantasie beginnt mit einem großangelegten Klaviersolo, in welchem man ein treffliches Beispiel für die Art von Beethovens Improvisationskunst sehen muß. In dieser formal freien Art hat Beethoven sicher oft eine heroische Größe entfaltet, mit der er seine Hörer in größte Bewunderung versetzte. Darauf beginnt der Allegro- Teil des Orchesters, das ein Marschthema intoniert, in das das Klavier eine Reihe von Fragen einwirft. Dieser Allegro-Teil heißt ausdrücklich „Finale“, da Beethoven dabei an den Abschluß der großen Konzertveranstaltung gedacht hat. In dieseig marschartigen Satz mischt sich später der Chor ein, der von der Schönheit, voiS Frieden, von der Freude und von der sittlichen Kraft der Kunst singt. Beethoven bot seinem Verleger Breitkopf & Härtel in Leipzig im Jahre 1810 an, die improvi sierten Worte durch einen anderen Text zu ersetzen, wobei er jedoch die Bedingung stellte, daß das Wort „Kraft“ an seiner Stelle zu bleiben habe, weil er dort auch musikalisch den Begriff „Kraft“ ausgedrückt habe. 1951 hat Johannes R. Becher, in Anlehnung an das Kuffnersche Gedicht einen neuen Text verfaßt, der heute in den meisten Fällen verwendet wird, Joh. P. Th. Literaturhinweise: Vetter, Franz Schubert • Morceaux, Bela Bartök • Bekker, Ludwig van Beethoven Schönewolf, Beethoven in der Zeitenwende Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel und Johannes Paul Thilman