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Serenade für Streichorchester Joseph Suk (1874—1935), der Schwiegersohn Dvoräks, Mitglied des weltberühmten Böhmischen Streichquartetts, dann Kompositionslehrer am Prager Konserva torium und zuletzt dort Rektor, hat eine Reihe von Kompositionen hinterlassen. Natürlich ist der Einfluß Dvoraks, der sein Lehrer war, auf sein Schaffen deutlich spürbar. Darüber hinaus sind jedoch Beethoven und Brahms die Vorbilder für Suk, der dem sinfonischen Stil jener deutschen Meister nachstreble. Suk ist aber weicher und verträumter als der handfeste, stark realistische Dvorak. Die Quartett praxis als 2. Geiger des Böhmischen Quartetts ließ ihn vor allem die Streich instrumente im Orchester bevorzugen. Die „Serenade für Streichorchester“ entstand vor der Jahrhundertwende. Das Werk wurde 1896 verlegt. Es besteht aus vier Sätzen, von denen der erste und vierte verwandtes melodisches Material aufweisen, das sichtlich am klassischen Vorbild geschult ist. Der zweite Satz entwickelt einen graziösen walzerähnliehen Einfall. Das Adagio hat eine schlichte, dabei sehr schöne Melodie, die wohl von einem tschechischen Volkslied herstammt. Sie wird in diesem sinfonischen Satz mit allen Mitteln der Durchführungstechnik behandelt. Eine zweite Melodie zeigt dieselbe Herkunft. Das ganze Werk ist auch in seinen Nebenstimmen sehr melodienselig und verrät die genaue Kenntnis der Streichinstrumente. Es ist eine Serenade, gibt also gleich von vornherein kund, daß es sich sinfonischer Mittel bedient, aber selbst keine Sinfonie sein will. Joh. P. Th. Kran/, Schubert: Sinfonie Nr. 5, B-Dur 1816, im September, schreibt Franz Schubert seine fünfte Sinfonie, die ebenso wie seine frühere zweite in B-Dur steht. Am 3. Oktober 1816 macht er den Schlußstrich unter das Werk, womit er wiederum einen Beweis seiner großen Schöpferkraft, seines Fleißes und einer bedeutenden Schreibarbeit liefert. Wiederum überrascht der Stil dieser Sinfonie, die die eigentlich für Schubert charakteristischen Züge, wie sie aus seinen Liedern, aus der Unvollendeten, aus dem Forellenquintett usw. bekannt sind, nicht enthält. Der erste Satz geht auf italienische Vorbilder zurück, Rossini steht Pate. Die Leichtigkeit und Unbeschwertheit dieser Musik reizt Schubert, er gleicht sich ihr an, kann aber doch nicht auf dramatische Akzente verzichten, die schon deutlicher daran gemahnen, daß ja Schubert hinter diesem Werke steht. Im Andante, dem zweiten Satz, rückt er ein schönes Thema in die verschiedenartigsten Beleuchtungen. Hier ist der echte Schubert. Er ist es auch im Menuett, das, wie immer bei ihm, auf die Abkunft aus dem Volke hinweist. Der Schlußsatz ist ein quicklebendiges Rondo mit einem einfachen, aber gerade deshalb einprägsamen Thema. In den Zwischensätzen kommt Schubert zu witzigen, geistreichen Formu lierungen, die Beweis genug dafür sind, daß er nicht nur das Herz am rechten Fleck hatte, sondern auch einen ausgezeichneten und gutgeschulten Musikverstand besaß. Diese beiden Seiten des Wesens bedeuten in ihrer Fülle die Hauptmerkmale eines Genies, woran gerade bei Schubert nicht zu zweifeln ist. Joh. P. Th. Bela Bartok: „Rhapsodie“ Im Jahre 1904 schrieb Bartok in einem fieberhaften Zustande, angeregt durch das ihn aufwühlende Erlebnis der Sinfonischen Dichtung „Also sprach Zarathustra“