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ZUR EINFÜHR UNG Friedrich Smetana: „Die Moldau“. Sinfonische Dichtung für großes Orchester aus „Mein Vaterland“ Der erste Vlatastrorn —Waldjagd — Mondschein — Nymphenreigen — St.-Johann-Stromschnelle — Der breiteste Strom Vlatas. Zwei Quellen entspringen im Schatten des Böhmer waldes: die eine warm sprudelnd, die andere kühl und ruhig. Die lustig in dem Gestein dahinrauschenden Wellen derselben vereinigen sich und erglänzen in den Strah len der Morgensonne. Der schnell dahineilende Wald bach wird zum Flusse' Viata, der, immer weiter durch Böhmens Gaue dahinfließend, zu einem ge waltigen Strome anwächst. Er fließt durch dichte Waldungen, in denen das fröhliche Treiben einer Jagd immer näher hörbar wird und das Waldhorn erschallt, er fließt durch wiesenreiche Triften und Niederungen, wo unter lustigen Klängen ein Hoch zeitsfest mit Gesang und Tanz gefeiert wird. In der Nacht belustigen sich die Wald- und Wassernymphen beim Mondenschein auf den glänzenden Wellen des selben, in denen sich die velen BurgfestenundSchlös- ser als Zeugen vergangener Zeiten widerspiegeln. In den Johannisstromschnellen braust der Strom durch die Katarakte sich windend und bahnt sich gewaltsam mit schäumenden Wellen den Weg durch die Felsenspalte in das breite Flußbett, in dem er mit majestätischer Ruhe gegen Prag weiter dahinfließt, bewillkommnet vom ehrwürdigen Vysehrad, worauf er in weiter Ferne vor den Augen des Tondichters entschwindet. Mozart (1756—1791) schrieb im Jahre 1788 in knapp anderthalb Monaten drei Sinfonien, die in Es- Dur, in g-Moll und C-Dur, die zu seinen bedeutend sten Werken gehören. Man nennt sie zusammen Mo zarts „Sinfonische Trilogie“ und will damit aussagen, welchen Wert diese drei Werke in sich tragen. Die g-Moll-Sinfonie ist am 25. Juli 1788 beendet wor den. In ihr tritt ein wehmütiges, der Trauer und der Klage zugewandtes Element zutage, das man beim Mozart, den man gern als den „Heiteren“ oder den „Göttlichen“ abstempeln möchte, zunächst gar nicht vermutet. Aber schon im ersten Thema des ersten Satzes sind die Seufzer einer mit Leid erfüllten Seele- nicht zu überhören. Auch der langsame Satz enthält etwas Schmachtendes und Leidendes und zeigt uns, daß Mozart auch in tiefere Schichten seiner Seele hinabsteigt und sie ans Licht holt. Das Menuett läßt volkstümliche Töne aufklingen, vor allem hat das Trio Volksliedverwandtschaft. Der Schlußsatz ist in einem trotzigen Ungestüm geschrieben, in ihm herrscht Unruhe und Anstrengung eines ringenden Menschen. Dieser Schlußsatz hat das Schwergewicht erhalten, das bisher nur die ersten Sätze seiner Sin fonien in sich trugen. Er ist geistig selbständig ge worden und gibt dadurch dem gesamten Werk ein ganz anderes Ansehen. Von nun an ist die Sinfonie im allgemeinen ein Werk geworden, aus dem das künstlerische Glaubensbekenntnis seines Schöpfers herauszuhören ist. Beethoven hat gerade von dieser Mozartschen Trilogie Entscheidendes gelernt. Mozart schrieb nach diesen letzten Sinfonien keine mehr, deshalb gelten sie in der musikalischen Welt als sein Vermächtnis auf diesem Gebiet. Die g-Moll- Sinfonie (K. V. 550) hat darin ihren bevorzugten Platz. Franz Schubert schrieb seine Siebente Sinfonie in C-Dur im März des Jahres 1828, das auch sein Todes jahr werden sollte. Schubert (1797-1828) führte ein Leben, das er selbst, im Hinblick auf die Jahre ab 1823, wo er sich eine tuberkulöse Erkrankung zuzog, als einen „Martergang“ ansprach. Aber in der Sin fonie in C-Dur ist weder eine Todesahnung noch der Anklang an sein leidvolles Leben zu spüren, vielmehr erhebt sich Schubert als echter Romantiker in eine Welt, die traumhaften, außerirdischen Ursprungs ist. Als Robert Schumann dieses Werk im Jahre 1838 bei Schuberts Bruder im Nachlaß entdeckte, war er begeistert von den „himmlischen“ Klängen, sah allerdings auch sofort die „himmlichen Längen“ des Werkes, womit er in pietätvoller Verschleierung eine Kritik an Schuberts lyrisch-epischer Breite der Form, an seiner nicht enden wollenden Themen darbietung ausdrückte. Schuberts C-Dur-Sinfonie ist anders als die gedanklich scharfe und knappe Sin fonie eines Haydn oder Beethoven, er neigt zu einem köstlich-ruhevollen Verströmen seiner lyrischen Ein fälle, er reiht wundervolle Perlen gleicher Größe und gleicher Form aneinander, so daß eine Kette von unvergleichlicher Schönheit entsteht. Schubert hat eine andere innere Dynamik als Beethoven — ihm fehlt in der Sinfonie jenes Element der dramatischen Straffung, das Beethovens Werken ihren titanischen Zug gibt. Schubert war als Sinfoniker nicht titanisch. Er war Lyriker, er war Träumer, nach innen ge wandter Mensch voll von Gesang und Melodie. Mit dieser Einstellung kann man sich den vier Sätzen seiner 7. Sinfonie in C-Dur nähern, mit ihr wird man auch die schnellen Sätze (1., 3. und 4.) verstehen, die im Grunde ebenso lyrisch und liedmäßig sind wie der 2. Satz. „Himmlisch“ ist alles nach Schumanns Worten, was in diesem Werke erklingt. Lassen wir uns etwas von diesem Abglanz des Himmels über strahlen! Johannes Paul Thilman Die KULTUR stellt den Faktor dar, der jede positive Arbeit befruchtet, je komplizierter, qualifizierter eine Arbeit ist, desto höher muß das Kulturniveau sein Kultur brauchen wir wie die Luft zum Atmen, und zwar in weitestem Umfange, d. h. von der elementaren Kultur, die buchstäb^idi jeder Mensch benötigt, bis zur sogenannten hohen Kultur. Sagt man doch: Ein Mensch von hoher Kultur. M. j. Kalinin: »Uber kommunistische Erziehung<