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Weitzeritz-Jeilung T Tageszeitung un- Anzeiger für Dippol-isroal-e, Schmie-eberg Aelkeste Zeitung -es Bezirks Dieses Blatt enlhS» die amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschaft, -es Amtsgerichts un- -es Sta-Irats zu Dippot-iswat-e Deranlworttich« Redakteur: V«ml Zekue. — Druck und Verlag: Lark Zehne tn Dippoldiswalde. Nr. 124 Dienstag den 31. Mai 1921 87. Jahrgang Dierieljährlikh «IMK.odneZu» BkgUgpplrlp. — Einzelne Nummern 20 Ps. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeinheverbands-Girokonlo Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12S48. MWM »,L2L7<rÄ!! tzauptmannschaft 7S Pfg^ im amtlichen Lell <nm »n Behörden) die Zeile 200Pf«.- Emoeiaadt und Verkehr mit Milch und Butter. Auf Grund der Verordnung des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft vom 30. April 1921 über den Verkehr mit Milch (Reichsgesetzblatt Seite 498) und über die Aufhebung der Bewirtschaftung von Speisefetten und Käse (R.G.BI. S. 500) sowie der Aus führungsverordnungen des Wirtschaftsministeriums vom 23. Mai 1921 (Nr. 117 der Sächs. Staatszeitung vom 24. Mai 1921) wird folgender bestimmt: l. Der Verkehr mit Sllttvr, gasrk ULrs und »LgsrwUdd ist ad 1 ^avl 1921 frei, ll 1. Vollwllad darf vom 1. Juni 1921 ab von anderen Personen als Erzeugern ge- wcrbsmätzig nur mit besonderer Erlaubnis des Kommunalverbandes verkauft werden. 2. Den Inhabern bereits bestehender Milchhandelsgeschäfte und Molkereien wird hiermit »UtSwvla die Erlaubnis erteilt, den Handel mit Vollmilch zu betreiben. 3. Wer bisher den Milchhandel (Voll- sowie Magermilch) noch nicht betrieben hat, Milch aber in Zukunft verkaufen will, hat bei der Gemeindebehörde einen Antrag auf Erteilung der Handelserlaubnis einzureichen, welcher alsdann mit gutachtlicher Aussprache der Ortsbehörde dem Kommunalverband vorzulegen ist. 4. Die zum Milchhandel zugelassenen Personen erhalten vom Kommunalverband einen Ausweis. Zu diesem Zwecke haben die Gemeindebehörden unverzüglich dem Kommunalver band die Inhaber bereits bestehender Milchhandelsgeschäfte namhaft zu machen. Händler, die Milch außerhalb eines festen Geschäftslokals verkaufen, haben den Ausweis beim Verkauf stets bei sich zu führen. 5. Der Kommunalverband kann aus wichtigen Gründen die Erlaubnis versagen oder auch wieder zurückziehen. III. Die Sicherstellung des Milchbedarfs für die Milchversorgungsberechtigten wird den Gemeindebehörden nach der bereits mit Verfügung vom 13. Mai 1921 — Nr. 226ck öN V — empfohlenen Weise übertragen. IV. Alle Anordnungen des Kommunalverbandes, die zur Durchführung der bisherigen Zwangs wirtschaft für Milch und Butter dienten, werden mit Wirkung vom l.Juni 1921 aufgehoben. Hiermit erledigen sich auch die Landesfettkarten, Milchkarten, Landessperrkarten für Mager milch, Tätigkeit der Ortsausschüsse, Sammelstellen und dergl. V. Aus AvgaowUek. deren Verkehr künftig völlig frei ist, finden die Vorschriften dieser Bekanntmachung keine Anwendung. VI. Aus Grund von § 10 der Reichsverordnung vom 30. April! 1921 wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 10 000 M. oder mit einer dieser Strafen bestraft, wer den eingangs erwähnten Vorschriften sowie den auf Grund derselben erlassenen Anordnungen zuwiderhandelt. Neben der Strafe kann auf Einziehung der Erzeugnisse erkannt werden, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. Dippoldiswalde, am'28. Mai 1921. Var Lowmvoalvardavck ckor Lmtskeuptwaaueodekt 0lppol<Us«»1So krottse So» 3 Faol 1921 von». U vür öffentliche BezirlsansschnMtznug im amtshauptmannschaftlichen Sitzungssaale. OertlicheS und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bereits am Freitag nachmittag war hier ein Gewitter ausgetreten, das uns aber den sehnlichst erwarteten Regen leider nicht brachte. Erst am Sonnabend gegen 7 Uhr abends fielen bei einem neuen Gewitter, das mit kurzer llnterbrechuug bis nach Mitternacht anhielt, stärkere Regentropfen, für die vertrockneten Fluren nur immer noch zu wenig. Auch in der Nacht zum Montag regnete es wieder. Die Weitzeritz, die schon nahezu ohne Wasser war, führte wieder größere Mengen zu Tal, wodurch auch eine recht nötige Durchspülung ihres Bettes stattfand. Bei den Schleußen- mündungen, besonders in der Nähe des Postamts hatte sich viel Abwässer-Unrat angesammelt, der die Lust wirklich nicht mit Wohlgerüchen ersüllte. Wie immer, versagte schon nach den ersten Blitzschlägen das elektr. Licht. Dippoldiswalde vor sür Snnabend abend wieder einmal in undurchdring liches Dunkel gehüllt. Man ist's gewöhnt und nimmt es mtt Seelenruhe hin, als ob es so sein müßte. Erst wenn schließlich einmal bei einem Nachtgewitter Feuer entstehen sollte und im Dnnkeln das Heranbringen der Löschgeräte ver zögert, vielleicht gor unmöglich wird, dann wird man wohl energischer darauf dringen, daß die Ueberlandleitung eine bessere Blitzschutzsicherung erhält, als wie si/ jetzt hat. Als es sich seinerzeit darum handelte, einen Vertrag-über Bezug elektr. Energie von auswärts abzuschließen, wurden solche Ein wendungen als garnicht der Rede wert und solche Vorkomm nisse durch die fortgeschrittene Technik außer Möglichkeit stehend, abgetan. Nun, daß es anders ist, hat Dippoldiswalde ge nügend kennen gelernt, und die Fehler von damals hat es schon tüchtig büßen müssen. — Auch heute Montag blieb der elektrische Strom von früh zeitig bis gegen >/«12 Uhr vorm. weg, da noch Gewitterschäden von Sonnabend abend zu be seitigen waren. — Zwei Personen haben am Sonnabend nachmittag wieder den Tod in der Talsperre gesucht. Von der Tännichtgrundbrücke stürzte sich der 19jährige Rudolf Langer (Stiefsohn des Händlers Herrn Trachbrodt vom Cchulgäßchen hier) ins Wasser, in Maller sprang, eben erst mit dem Zuge angekonimen, der Gußstahlarbeiter Oskar Schön berg aus Deuben von der Sperrmauer in die Talsperre. Er konnte, trotzdem sofort Rettungsversuche unternommen wurden, nur tot ans Land gebracht werden. Erstere Leiche ist noch nicht geborgen. — Der Milttärverein Dippoldiswalde hielt am Sonnabend ein« Monatsversammlung im Windischhaus ab, die infolge des drohenden Gewitters leiter nur schwach besucht war. Die voraufgehende Vorstandssitzung hatte sich durch den Gewitter regen, der gegen 7 Uhr einsetzte, schon etwas verzögert, sodaß der Kam.-Vorstand Treupel erst nach 9 Uhr die Versammlung eröffnen konnte. Er begrüßte insbesondere die mit erschienenen Damen, hosfte, daß auch bei der „Ersatz-Beleuchtung" durch Kerzen ckuf Weinslaschen gesteckt, der Abend harmonisch verlaufen möchte und gab dann «inen ausführlichen Bericht von der Bezirksversammlung in Frauenstein. Man erklärte sich mit den dort gefaßten Beschlüssen einverstanden, gab im besonderen auch Zustimmung dafür, daß der Vor steher für Erhöhung der Bez-Steuer auf 30 Psg. sür das Mitglied und sür die Sondersteuer von 50 Psg. gestimmt hat. Weiter kam ein Schreiben von Kamerad Nessig—Danzig zum Vortrag, in dem dieser ein Bild vom Freistaat Danzig ent warf und den großen Haß gegen Polen schilderte, auch seinen Besuch für den Herbst zusagte. Aus den Bundesmitteilungen wurde besonders bekannt gegeben, daß Rentenempfängern auf Ansuchen und Befürworten durch den betreffenden Verein in den beiden Bundesheimen eine Ermäßigung von 33 </z o/g gewährt wird, sodaß Unterkunft und Verpflegung statt 12.— nur 8.— Mark den Tag betragen würden. Endlich gab man seine Zustimmung einem Vorstandsbeschluß, wonach am 21. August im Reichskronen-Earten ein Sommerfest abgehalten werden soll. Weiteres übertrug man dem Vergnügungs- Ausschuß, dem noch die Kameraden Liebing und Opitz zuge wählt wurden. 2m Anschluß an die Versammlung hielt Kani. Jehne einen Vortrag über „Balkan-Kriege, -Völker und -Länder," dem auch die Gäste des Windischhauses beiwohnten. Gegen >/212 Uhr traten die Kameraden mit ihren Angehörigen bei Gewitter und heftigem Regen den Heimweg an. — Reger Verkehr herrschte am Sonntag wieder auf unsrer Bahn. Der Frühzug nach Kipsdorf mußte in 3 Teilen ge fahren werden, die sämtlich vollbesetzt waren. Auch die Abend züge abwärts waren gestopft voll. Von nächstem Sonntag ab gilt nun der Sommerfahrplan. Neben Zugverbesserung, es verkehrt dann nach abwärts der 9 Uhr-, aufwärts der 11 Uhr-Zug, bringt er aber auch eine Fahrpreis-Erhöhung. Welchen Einfluß diese auf die Benutzung haben wird, wird sich zeigen. — In allen Teilen des Reiches fand am gestrigen Sonn tag ein Reichsarbeitersporttag statt, zu dessen Abhaltung für Dippoldiswalde und seine Umgebung unsere Stadt auser- sehen war. Das Fest war vom Wetter begünstigt, und wenn am Nachmittag auch zeitweise heraufziehende Gewitter drohten, so störte doch kein Tropfen Regen die Veranstaltungen. Be reits am Morgen leitete der Weckruf eines Trommlerzuges mit Begleitung den Sporttag ein. Bald nach Mittag, als aus der Umgebung die Arbeitersportler eingetroffen, formierte sich dann am Huthause der Festzug, der gegen >/r 2 Uhr die Stadt erreichte und sich durch die Bahnhofstraße, Schuh gasse, kl. Wassergasse, gr. Wassergasse, Markt, Mühlstraße nach dem Sportplätze bewegte. Etwa 1100 Personen, darunterein Drittel Kinder, beteiligten sich an dem Zuge, der drei Musik kapellen mitsührte. Hübsche Bilder boten die Radfahrer gruppe niit ihren geschmückten Rädern und die Kinder mit ihren blumengeschmückten Bögen und Stäben. Auch kleine blumengeschmückte Wagen waren in letzterer Gruppe. Wäbrend die Turner und Turnerinnen sofort ausmarschierten, nahmen die Kinder an den Seiten, die Sänger auf dem Natur-Podium auf der Ostseite Aufstellung. Nach einem Eesangsvortrage begrüßte der Vorsitzende des Eportkartells, Herr Sieber, die Erschienenen, freute sich ihrer großen Zahl und wünschte glücklichen Verlauf der Veranstaltung. 2n seiner Festrede be tonte Herr Gruner—Schmiedeberg, daß der Tag Zeugnis ab legen solle, daß die Arbeiter-Turn- und Sportvereine anderen gleichartigen Korporationen nicht nachständen, daß man sein Augenmerk auf sie richten, ihnen Anerkennung zollen müsse. Sie forderten Spielplätze In den Gemeinden, Schwimman stalten, allgemeine Benutzung der Gemeinde-Turnhatten. Er verlangte dann Unterstützung im sportlichen Betriebe durch die Jugend, denn nicht nur die geistige Waffe helfe zum Siege über den Kapitalismus, sondern auch körperliche Be tätigung. Er schloß mit einem dreifachen Hoch auf die Arbeiterklasse, die sich sportlicher Kultur hingibt. (Wir meinen, dieses Hervorkehren von Parteipolitik und Klassengeist war in der Festrede wohl nicht ganz am Platze. Klassenhaß zu säen sollte doch wohl nicht der Zweck des Arbeiter-Sporttages sein. D. R.) Nunmehr begann das Turnen der Turner und Turnerinnen, dem das Kinderturnen folgte. Gelang ersteres recht gut, so zeigte letzteres bedeutende Unruhe in der kleinen Schar, möglich, daß ihnen das Auftreten vor einer großen Zuschauermenge ungewohnt war, sie ablenkte. Nach wetteren Gesangsvorträgen fand Geräteturnen in einzelnen Riegen statt. Hier wurden besonders gleichzeitig an drei Barren recht schöne Uebungen gezeigt. Mehr und mehr wurde der Sporttag dann aber Kinderfest, in dem ein flott durchgeführtes Ball spiel nicht zur rechten Geltung kam. Zum Schluß wurde noch ein Fußballwettspiel zwischen Dippoldiswalde 1. und Loß mannsdorf 2. durchgeführt, daß mit 3 : 7 für Loßmannsdorf endete. Am Abend fand dann Batt in den Sälen der Stadt statt, bei dem die Arbeiter-Radfahrer auf ihren hübsch ge schmückten Rädern kunstvolle Reigen fuhren. — Wie wir hörten, sott in dieser Woche mit dem Bau der von der Baugenossenschaft Groß-Dresden an der Weißeritz- straße zu errichtenden Häusern begonnen werden. — Bei einer Stärke von über 50 Mitgliedern unternahm der im Jahre 1837 gegründete Männergesangverein König stein a. E. am Sonnabend seine diesjährige Sängerfahrt über Niedersedlitz, Kreischa und Willsch nach Dippoldiswalde. Gegen 7 Uhr abends hielt.er hier Einkehr. Kurz nach 8 Uhr ver sammelten sich Mitglieder des hiesigen Männergefangvereins in „Stadt Dresden" und entboten dem inzwischen ebenfalls dort eingetroffenen Bruderverein von Königstein in Lied und Wort herzlichen Wülkommensgruß, der in gleich herzlicher Weise erwidert wurde. Infolge Versagens der elektrischen Beleuchtung, hervorgerufen durch die schweren Gewitter, sahen sich die Sänger genötigt, den geplanten Kommers nach dem Saale der „Reichskrone" zu verlegen. Hier erst trat die echte Sängerstimmung in ihre Rechte. Alte sangesbrüderliche Be- Ziehungen wurden aufgefrischt und neue Freundschaften ge schlossen. Den Liederreigen eröffnete die stattliche, vorzüglich disziplinierte Königsteiner Sängerschaft mit dem markigen Bannerlied der Leipziger Pauliner: „Noch ist die blühende goldene Zeit, noch sind die Tage der Rosen." Diesem folgten weitere, trefflich zu Gehör gebrachte Chöre, Quartette und Solis, teils älterer, teils ckoderner Komponisten. Der König steiner Männergesangverein, der gleich dem Dippoldiswalder Männergesangverein Mitbegründer des Sächsischen Elbgau- sängerbundes war, ist bahnbrechend gewesen und hat manch bedeutend Stück Kulturarbeit geleistet auf dem Gebiete des deutschen Männergesanges dank meisterhafter Führung. Der Verein steht seit Jahren unter der bewährten Leitung eines konservatorisch vorgebildeten, feinsinnigen und hervorragenden Musikers, wie er in der Persönlichkeit des Herrn Kantor Werker verkörpert ist und wie es seinesgleichen nur wenige gibt. Unser Männergesangverein nahm an diesem friedlichen Sängerwettstreit durch Vortrag mehrerer Chöre teil und war unter Herrn Lehrer Gruners Leitung auch diesmal wieder auf