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Dieser Plan wirb au Ser für solche Transaktionen am nächsten zuständigen Stelle durchaus für diskä- tierbar gehalten. Auch während des Krieges ist ein Goldankauf durch die Reichsbank in großem Matze er folgt und auch der Ankauf des Silbers, der erst inl Norjahre zum Weltmarktpreis, zum Teil über die sen hinaus, durchgeführt wurde, hat der Reichsbank einen sehr bedeutenden Silberbestand eingcbracht. Das Publikum würde, wenn es für sein Gold und Silber den hierfür geltenden vollen Preis (in Papiermark) erhalten würde, damit wohl nicht zurückhaltend sein, und der Staat käme zu einer gewissen Gold- und Stlberreserve. Ob und inwieweit die oben genannten Vor schläge zur Durchführung kommen werden, steht heute noch nicht fest, da die Vorbereitungen zur Erfüllung des Ultimatums im Finanzministerium noch zu kei nem Abschluß gediehen sind. Immerhin besteht die Möglichkeit, daß einer der angedeuteten Wege zur Beschaffung der nötigen Gold- und Silberreserven von der Reichsregierung — sei es durch Beschlag nahme der fremden Wertpapiere, sei es durch An lauf von Gold und Silber zum Weltmarktpreis — beschritten wird. Das Heer der Arbeitslosen. 1840 474 HauptunterstiihungS- und Anschlagsempfänger. Der letzte Bericht des Reichsarbeitsministeriums über den Stand der Erwerbslosigkeit bringt geradezu erschreckende Zahlen. Die Zahl der männlichen HauPtunterstützungsemPfHnger betrug am 1. Mai 318 448, die der weiblichen 81 649, zusammen also 400 097. H.nzu traten 440 377 Zuschlags- empfäuger (unterstützte Familienangehörige von Vollerwerbslosen), so daß sich die Gesamtzahl der Hauptunterstiitzungs- «uv Zuschlagscmpfänger auf 840 474 stellt. Berücksichtigt man, daß diese Zahlen nur beding ten Wert haben, bei weitem nicht alle Erwerbslosen Unterstützung beziehen, daß ferner die der Er- wcrbslosen Ziffer nahe kommen de Zahl der Kurzarbeiter von der Statistik n i ch t erfaßt wird, und daß endlich in erheblichem Umfange in den Be trieben an sich entbehrliche Arbeitskräfte noch durch gehalten werden, so muß die Lage des Arbeitsmark tes auch weiterhin als ungünstig bezeichnet werden. Eie würde es noch ungleich mehr sein, wenn nicht durch die produktive Erwerbslosenfürsorge durchschnittlich 200 000 Erwerbslose bei Notstands- «rbelten untergebracht wären. Wie wenig aber die Entwicklung des Arbeitsmark- tes im laufenden Jahr befriedigt, zeigt ein Vergleich mit dem im Vorjahre. Während nämlich in der Zeit vom 1. Februar bis 1. Mai 1920 die Zahl der Er werbslosen von 431000 auf 292 000, also um rund 150 000 gefallen ist, hat sich in diesem Jahre die Lifser von 423 000 auf 400 000, also nur um 23 000 gesenkt. Im Monat April 1920 insbesondere hatte die Abnahme rund 88 000 betragen, im Monat April 1921 nur 16 000, also etwa die Hälfte, wobei die weiblichen Erwerbslosen sogar eine Zunahme zeig ten. Obgleich die fortschreitende Belebung des Bau- marktes in denjenigen Berufen, die in engerem Zu sammenhang mit dem Bauwesen stehen, unverkenn bar günstig gewirkt hat, haben doch die Auswir kungen der Weltwirtschaftskrise und be sonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Inlands die sonst alljährlich mit dem Frühjahr eintretende Besserung des Arbeitsmarktes in diesem Jahr weit gehend hintangehalten, und wir haben in einer Jah reszeit, in der alljährlich die Erwerbslosenziffer am niedrigsten zu sein pflegte, eine wesentlich hö- Here Zahl als zu Beginn des letzten Win ters. Das Urteil im Falle Heynen. — Leipzig, 26. Mai. Jeh« Monate Gefängnis wegen Gefangemmmißhand- lnng. Der erste der sogenannten Kriegsverbrecherpro- zesse hat mit der Verurteilung des Angeklagten ge endet. Der Angeklagte Unteroffizier Karl Heynen aus Barmen wurde wegen Mißhandlung, Beleidigung und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener zu insgesamt zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Die erlittene Untersuchungshaft wurde auf die Strafe an- -e rechnet. Die Begründung des Urteils. Nach Ansicht des Gerichts haben sich die Aus sagen der englischen Zeugen im allgemeinen als durchaus glaubwürdig erwiesen. Der schwerste Fall, der sich bei der Arbeitsverweigerung der Kriegsgefange- > absptelte, als sie im Lager der Zeche „Friedrich der rotze" ankamen, scheidet aus, da hier den Angeklag! keine strafrechtliche Verant wortung trifft. Er war hier durch den Befehl, die Gefangenen zur Arbeit zu bringen, gedeckt und hatte die Pflicht, die Befolgung des Befehls zu er zwingen. Dagegen hat der Gerichtshof alle anderen Fälle der Mißhandlung im wesentlichen als erwiesen betrachtet. Es sei nicht zu verkennen, daß es sich hier um eine außerordentlich rohe Ge walttätigkeit handelt, die dadurch erschwert werde, daß es sich um wehrlose Gefangene handelte, gegen die mit peinlicher Korrektheit verfahren werden mußte, sollte dadurch nicht der gute Ruf der deutschen Ar mee und das Ansehen des deutschen Volkes als Kul turnation geschädigt werden. genenlager Flavy-le-Martel bei Mousson an der Oise in Frankreich begangen haben, das auf sumpfigem, , völlig zerschossenem Gelände unweit der Front lag. ! Aus der Anklage, die der Vorsitzende verliest, geht ! hervor, daß der Angeklagte beschuldigt wird, englische ! Gefangene mit der Reitpeitsche mißhandelt zu haben, einen Kranken drei Tage lang an einen Pfahl ge« ' Kunden zu haben. Diese und ähnliche Vorgänge, : die der Senatspräsident schwere Greuel nennt, haben sich im Jahre 1918 abgespielt. Die Anklage wird vom Oberstaatsanwalt persön- : lich vertreten. Geladen sind nicht weniger als neun« unddreißig Zeugen, darunter zwanzig englische. Man ! rechnet damit, baß auch dieser Prozeß drei bis vier i Tage in Anspruch nehmen wird. Der französische Vertreter für Leipzig. Die französische Regierung hat den Staatsanwalt > beim Kassationshof, dem obersten Gerichtshof Frank« reichs, Paul Matter, beauftragt, sich nach Leipzig ! zu begeben, wo er als Vertreter der französischen - Regierung dem Prozeß gegen die Kriegsverbrecher beiwohnen wird. Für ein ungeteiltes deutsches Oberschlesien. j Tie oberschlesische Frage ist in ein so kritisches ' Stadium getreten, daß selbst die in der Behandlung deutscher Fragen nicht allzu gewissenhaften Verband- ! machte eine schleunige L»Gng für notwendig halten. Seit Beginn des obersch ;en Aufstandes ist den deut- - scheu Kohlenbehörden ches Verfügungsrecht über ! die oberschlesische Kohle genommen worden. Lloyd - George, der englische Ministerpräsident, hat in einem Artikel der Londoner Zeitung „Daily Chvrnicle" noch- j mals Frankreich gewarnt, die Entscheidung über Ober- § schlesien hinauszuschieben und bei den polnischen Näu- c verbanden den Glauben zu erwecken, als konnten sic > sich einen Bruch des Versailler Vertrages und eine kühne , Herausforderung der Verbandmächte ungestraft leisten, z Tie Stimmung in Paris und in Warschau war ziemlich die gleiche. In beiden Hauptstädten wünscht man die i Ueberlassung des von deutschen Mehrheiten bewohnten j und fast ausschließlich durch deutsche Arbeit entwickelten - Kohlen- und Industriegebietes an Polen. Ties Land ' hat es in Zweijähriger Herrschaft verstanden, die ! buchende Provinz Posen und Westpreußen jämmerlich j herabzuwirtschnften. Auch Oberschlesien würde den Pol- j irischen Bankrott nur eine kurze Zeit aufhalten können, . dann aber ihn teilen müssen. Au der Belassung Ober- j schlesiens und zwar des ganzen ungeteilten Gebietes, s beim Reiche, sind nicht nur das deutsche Reich, sondern , alle Länder Europas interessiert. Unter der Polnischen ' Wirtschaft werden weder die Tschecho-Slowaken, Ru- i mänen und Ukrainer, noch auch die Teutsch-Oester- ! reicher und dis Ungarn die zur Fristung ihres in- k dustriellen Lebens notwendige Kohls erhalten. i Am vergangenen Sonntag hat im großen Saal ! der Berliner „Philharmonie" eine von mehr als 2000 - Personen besuchte Massenkundgebung für Oberschlesien ; stattgefunden. Als Einberufer der Versammlung zeich« k neten alle großen Organisationen der Unternehmer, An- j gestellten und Arbeiter. Tie Versammlung forderte i Gerechtigkeit für Oberschlesien. Es ist schwer zu sagen, < welche Entscheidung die größere Wahrscheinlichkeit für - sich hat. Tie Franzosen möchten am liebsten ganz i Oberschlesien den Polen zusprcchen. England und Jta- ! lien empfehlen die Ueberlassung der Kreise Pleß und Rybnik an den polnischen Staat. Kein Mitglied des Verbandes aber hat sich für die nach dem Versailler Vertrag allein mögliche Lösung eingesetzt, ganz Ober schlesien derjenigen Macht zuznsprechen, welche in der ! Abstimmung vom 20. März mehr als 60 Prozent der ' Stimmen erhielt. In der Berliner Protestversammlung l wurde zutreffend darauf hingewiesen, daß der Ver- j band ganz Oberschlesien längst den Polen zugesprochen j haben würde, wenn über 60 Prozent der Stimmen sür - Polen abgegeben worden wären. Deutschland hat in der Verfolgung der oberschle- . fischen Frage kein' anderes WirknngSmittel als den Appell an das Recht. Wir vertranten im Jahre 1918, - bevor wir dis Waffen niederlegten, auf den Triumph - des Rechtes über die Macht. Heute ringt das nieder- j getretene Recht vergeblich um Einfluß. Tie Ncichs- j regierung hat dem Ansinnen der interalliierten Mili- ' tärkommission entsprechen müssen, die Werbung für ! vberschlesische Freikorps verboten und die Anflösung ' der bereits gebildeten Verbände angeordnet. Im selt- i samen Widerspruch hierzu erklären Italiener und Eng- ' länder in Oberschlesien die deutschen Freikorps für 1 den einzigen zuverlässigen Schutz. Nach den bisherigen ! Erfahrungen hat die Reichsregierung recht daran getan, ! daß sie Lloyd Georges Aenßerungen über die berech- tigte deutsche Notwehr nicht als Anlaß nahm, in aller - Form gegen die Polnischen Banden vorzugehen. In Paris lauert man nur aus einen Vorwand, ins Ruhr gebiet einzumarschieren. Tie offizielle Ausstellung von Freikorps würde in der Tat sormell dem Wortlaut unserer EntwaffnungS« erpflichtungen widersprechen. Uns bleibt eben nichts anderes übrig, als Material dafür herbeizutragen, daß die Polen ohne Nechtsgrund und ohne Anlaß in friedliches deutsches Land ein gebrochen sind. Tie Entscheidung auf dem bevorstehen den Boulogner Kongreß wird gewiß nicht so ausfallen, wie es die Sache erfordert; fühlt sich England und mit ihm vielleicht Italien und Japan stark genug, der fran zösisch-Polnischen Gewaltpolitik endlich einmal ein „Halt" entgegenzurufen, so wird vielleicht das Aeußerst« vermieden. Wie aber immer die Entscheidung ausfallen mag, Deutschland besitzt ein unverjährbares und unver äußerliches Recht auf das ungeteilte Oberschlesien und wird dies Recht früher oder später einmal verwirk lichen. Der zweite Prozeß. Im Anschluß an die Urteilsverkündung im Fall Heynen wurde sofort in die Verhandlung des zweiten Prozesses etngetreten, und zwar handelt es sich auch Hier wieder um Gefangenenmtßkandlung. Vor den Schranken des Gerichts steht diesnml ein Offizier, - der ehemalige Hauptmann Müller-Karlsruhe. Der Angeklagte, der im Zivilberuf Rechtsanwalt ist, soll die ihm zur Last gelegten Straftaten in dem Gefyn- Die Steinkohlen werden über flüssig! Tie Bergwerke werden stillgelegt, die Bergarbeite» mit anderer, alsdann nützlicherer Arbeit beschäftigt wer. den. Tie Kraft, deren dje Industrie, deren das ganz, gewerbliche Leben bedarf, wird alsdann erzeugt Werder durch die — Sprengung von Atomen! Sehr emp-H nicht wahr! Ganz einfach ist es nun gerade nicht, unt es wird auch wohl noch einige Menschenalter dauern bis eine Erfindung des Ingenieurs v. Unrul in die Wirklichkeit umaesetzt werden wird, aber el besteht in wissenschaftlichen Kreisen keinerlei Zweifej darüber, daß die gesamten heutigen Betriebsmittel, füi die wir die Antriebsmittel auf so außerordentlich teuren Wege gewinnen müssen, verschwinden werden. Ter Ge dankengang des genannten Erfinders ist, soweit er füi den Laten verständlich zu machen ist, folgender: Alv Masse jeder Art besteht aus elektrischen Teilchen. Dw gilt auch von den Atomen, den feinsten Teilchen jed« Masse. Wenn ein Atom irgendeines Stoffes, was dH Regel ist, keine Elektrizität von sich gibt, dann ist dal nur deshalb der Fall, weil in ihm die positiven (Nord pol-) und die negativen (Südpol-) Teilchen, aus derer Ausgleich doch erst die elektrische „Spannung", alsr die „Kraft", entsteht, einander aufwiegen. Wird aber ein Atom aufgelöst, dann werden die Kräfte frei, unk die Wissenschaft hat festgestellt, daß bei einer solche» Auflösung von Atomen von zusammen nur einrrk. Gramm Kräftemengen frei werden, die nicht weniger als 3000 Tonnen Kohlen erfordern, wenn sie auf die bisherige Weise erzeugt werden sollten. Tie „Physi kalisch-technische Neichsanstalt" hat nun einstweilen ein dickes Fragezeichen Über die Pläne, diese Erscheinun gen in die Praxis nmzusetzen, gemacht, aber es ist doch nun einmal eine Gedankenrichtung in Bewegung gesetzt worden, deren Weiterverfolgung möglicherweise noch zu unseren Lebzeiten die ganze Welt aufs andere Ende stellt. Man denke sich doch nur einmal aus, was eine solche Umwälzung bedeuten würde. Tie Berg werke und alles darin investierte Kapital würde ver loren sein, und der Staat, der z. B. die Bergwerke verstaatlicht Hütte, Hütte davon nur die Schulden. Tie Anwendung der Elektrizität würde ganz unübersehbar werden, wo nur immer elektrische Kraft gebraucht würde, wäre die Umwandlung der Masse in Energie zur Hand. Tas Ganze ist ein Bild, so ideal, daß man nicht daran denken mag. Die süd- und westdeutsche Land- Wirtschaft zur Wirtschaftslage. Tie am 20. Mai in Heidelberg tagenden süd- und Westdeutschen, dem Reichs-Laudbnnd angeschlossene» landwirtschaftlichen Organisationen von Baden, Bayern Hessen, Rheinland, Nheiupsalz und Württemberg nah men zu den wirtschaftlichen Tagesfrngen wie folg! Stellung: l. Zwangs » : rtschaft: Tie Interessen der süd- und westdeurschen Land . irtschaft fordern g> bieterisch di« Beseitigung aller noch vorhandenen Zwangswirt- s ch a f t s bestumnungen sür Getreide, Milch, Milchpro dukte und Zucker. Tie Versammelten erblicken in bei restlosen Beseitigung aller hemmenden Zwangsmaß. nahmen die Voraussetzung zur Hebung der Erzeug»»« »nd damit z»r bessere» Versorgung der Gescimtbevöl. kerung. Tie sür das kommende Wirtschaftsjahr vor der Neichsregierung geplante Getreideumlage if undurchführbar. Tie am 1 .Juni in Kraft tretend« M t lchv e r v r d n u n g bedeutet nicht Aufhebung, son- dern Fortsetzung der Zwangswirtschaft in verschleierte: Form. Nur bei völliger Befreiung des Verkehrs zwt- scheu Erzeugern und Verbrauchern von allen behörd lichen Zwangsmaßnahmen ist die Hebung der ProduV tio» und damit die Sicherstellung und Verbesserung der Versorgung möglich. Tie Aufrechterhaltung der Zuckerzwangswirtschaft hat keine Berechtigung mehr angesichts des gesteigerten Anbaues von Zucker, rüben. Tie Bevölkerung hat Anspruch auf direkte Be schaffung ihres Znckerbedarfs und lehnt die Erschwe rung, Verteuerung und Verschlechterung der Zucker versorgung auf dem Umwege über Kommunalverbänd« und Zucker verarbeitende Industrien ab. 2. Reichsbranntweinmonopol: In den Entwurf eines Gesetzes über ein neues Reichsbrannt weinmonopol kann die Tagung nur eine schwere Ge fährdung des gesamten landwirtschaftlichen Brennerei« gewsrbes erkennen. Sie fordert deshalb alls landw.« frcundl. Abgeordneten im Reichstag auf, dem Gesetzent wurf in dieser landw.-feindl. Form ihre Zustimmung zu versagen. Ter Entwurf bedeutet die glatte Ab- würgung der süd- und westdeutschen Klein- und Obst brenntr. Eins Einschränkung der anderen landw. Brew nereien hat schwere Rückwirkungen auf den Kartoffel! anbau und damit eine unheilvolle Verminderung der Fleisch-, Milch- und Getreideerze.ugung zur Folge. Hochinteressant ist der neueste Land, dessen erstes Hest soeben ausgegeben wird, betitelt: Oie große Erbschaft Originalroman von Erich Ebenstein Verlangt» Sie Probehefte von dem Austräger oder von der Geschäftsstelle dieses Llaftes