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Erzgebirgischer Vollssreund. Tage- Mv Amtsblatt für die GerichtSömter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels-, lo^ie für die Stadträtbe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, NeustLdtel, Schwar zenberg, Wildenfels und Zwönitz. 17. i"""" Sonnabend, den'25. Februar. 'E. Preis vietteljjbrlich 1 - N^. — Jnseratm-Annahmr für di« am Wend «rscheixende Stummer bi« Vormittag« t! UU^ Bekanntmachung. Für daS, dem GutSauszügler Carl Gottreich Neubert in Elterlein zugehörige, aus den Parzellen Nr. 764 und 765 deS Elterleiner Flurbuchs bestehende Wiesen- und Waldgrunvstück mit Torfstich, ist nachträglich das neue Foliuin 64t des Gmnd- und Hypothekenbuchs für Elterlein im Entwürfe ausgestellt und zur Einschreibung in- Grund- und Hypothekenbuch vorbereitet worden. GcrichtSamtSwegen wird solches und daß der Entwurf deS gedachten FoliumS für alle Diejenigen, welche ein Interesse daran haben, an hiesiger Amtsstelle zur Einsicht bereit liegt, hierdurch mit der. Aufforderung öffentlich bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen den Inhalt desselben wegen der ihnen am gedachten Grundstücke etwa zustehenden dinglichen Rechte binnen 6 Monaten und spätesten- den 1. September 1865 allhier anzuzeigen unter der Verwarnung, daß sie nach Ablauf dieser Frist ihrer Einwendungen dergestalt verlustig gehen, daß den selben gegen dritte Besitzer und andere Realberechtigte, welche al- solche in daS betreffende Gmnd- und Hypothekenbuch eingetra gen werden, keinerlei Wirkung beigelegt werden wird. Grünhain, den 20. Februar 1865. Das Königliche Gerichts-Amt. von Scheibner. Fr. Tagesgesehichte Deutschland. Oesterreich. Wien, 23. Febr. Der Finanzausschuß hat in seiner vorgestrigen Abendsitzung beschlossen, vom Budget der Kriegsmarine 2,390000 Fl. zu streichen. — Der Schlesischen Zeitung wird aus Wien vom 20. Febr. berichtet: „Oesterreich betont, in dem es von neuem auf die Antwort Preußens dringt, die Unmög lichkeit, die Mittelstaaten länger zurückzuhalten. — Frankreichs Haltung macht die Annexionsplane friedensgefährlich. Preußen. Die preußische Regierung hat, wie die Berliner Börsenzeitung wissen will, der österreichischen in den letzten Tagen ihre Geneigtheit aus drücken lassen, in Betreff des Zolltarifs für den Verkehr zwischen dem Zollverein und Oesterreich alle Concesstonen zu machen, welche nach Lage der Verhältnisse möglich seien; infolge dessen sind gegenwärtig auch die Verhandlungen über die Tariffrage wieder ausgenommen. (Wozu sollen aber alle Verhandlungen die nen, wenn Preußen sich nicht herbeiläßt, Zugeständnisse zu machen? Die Geduld un d Langmuth Oesterreichs ist wahrlich in diesem Falle beispiellos.) Aus den östlichen Provinzen wird mehrfach gemeldet, daß die Zahlung der neuen Gebäudesteuer verweigert wird, weil die Ver fassung nur der Regierung das Recht gebe, die bisher bestehende Steuer fortzuerheben. Wie die „Jnsterburger Ztg." hört, ist jetzt auch beim Gutsbesitzer Reitenbach in Plicken doppelte Execution vollstreckt. Der bekannte Siegelring genügte laut Taxe nur für die Einkommensteuer, es fand sich aber noch ein zweiter für die zum ersten Male executirtc Gebäudesteuer vor. Berlin, 2l. Febr Präsident Grabow bedauerte, als neulich wie der einmal die. Mangelhaftigkeit des jetzigen LocalS für das Abge ordnetenhaus zur Sprache kam, daß vom Baue eines Parlamcnts- gebäudes gar keine Rede mehr sei. In Wien denkt man doch stark daran, obgleich wir in Preußen schon seit siebenzehn Jahren eine Verfassung haben, in Oesterreich kaum drei. Was soll man von je ner beste mdenden Unterlassung denken? Ersparuugsgründe rönnen hier doch unmöglich 'Maßgebend sein, besonders da man Seitens der Regierung so viel voni blühenden Zustande unserer Finanzen redet. Man ka nn doch unmöglich glauben, die Negierung halte es für mög lich, daß der Bau eines angemessenen SihungsgebäudeS für beide Häu ser des Landtags noch ganz überflüssig werden könne, und so thäte sie wohl, endlich nach so langer Zeit mit der Erfüllung einer nahelie genden Pflicht Ernst zu machen. Üebrigens würden wir auch das Abgeordnetenhaus für vollkommen gerechtfertigt halten, wenn eS ge radezu einen dahin gehenden Antrag stellte. Denn die doktrinäre Schrulle, das Abgeordnetenhaus müsse stets auf Erniedrigung, nie auf Erhöhung der Ausgaben antragen, ist ganz abgeschmackt. Berlin. Das Ober-Tribunal hat es als Grundsatz ausgespro chen, daß kein Rechtsanwalt ohne Genehmigung des Appellations gerichts eine Wahl zum Stadtverordnete« anuehmen dürste. Zwei Rechtsanwalte, die sich in diesem Falle befanden, sind in der Dis- ciplinar-Untersuchung mit einer Verwarnung bestraft worden. Namslau, 20. Febr. Der Landrath des hiesigen Kreises, Herr Salice-Contessa, hat in Nr. 7 des Kreisblattes folgende Anordnung erlassen: „Die Amtsblätter enthalten seit Anfang des Monats poli tische Artikel, in denen das Ministerium die Prinzipien, die dasselbe verfolgt, dem Lande offen darlegt. Da der Zweck, der damit verfolgt wird, nur dann erreicht werden kann, wenn diese Darlegungen all gemein bekannt werden, so ordne ich hiermit ausdrücklich an, daß diese Artikel des Amtsblattes stets in den Geboten vorgelesen wer den, und wo dies nicht geschehen sein sollte, nachträglich noch vorge lesen werden. Jede Nichtbefolgung dieser meiner Anordnung würde ich mich genöthigt sehen, mit Ordnung sstrafen von l bis 3 Thaler zu ahnden. Die Ortspolizeiverwaltung verpflichte ich daher, meine Anordnung auf das Strengste zu überwachen." Die Erfolge des Herrn v. Bismack werden von der „N. Fr. Z." in zwei Artikeln behandelt an deren Schluß sie zu folgenden Resul taten gelangt: Statt der Zustimmung des Volkes hat er den Ge horsam der Armee; statt des Gewinnes an Land und Leuten Hal er noch nichts als anmaßliche Forderungen. Weil er der Politik Nechbergs ein langes Leben zutraute, hat er feine Annexirungen in den guten Wille» Oesterreichs gesetzt und so sich selbst' eine Schlin ge nm die Füße gebunden. Er hat Oesterreich zum Miteroberen Schleswigs beredet, weil er glaubte, es leicht von dort wieder ver drängen zu können; nun zeigt es sich, daß Oesterreich nicht- geson nen ist für das Linsengericht preußischer Bruderliebe seine Erstge. burt zu verkaufen. Was hat also Herr von Bismarck zu Wege ge bracht? Daß in den Herzogthümern preußische Pläne gesäet werden, deren Erntetag schwerlich jemals kommt. Aber, sagt man, wie spät er auch komme, Preußen kann warten. Es kann? nein es muß! Wenn ihm die Gegenwart wenig oder nichts gewährt von allein Er streben, so bleibt ihm nichts übrig, als sich die Zukunft vorzubehal ten. Die Dinge, die Herr v. Bismarck erreichen will, sind alle der Art: weil er sie immer und immer noch enbehrcn muß, läßt er ins Publikum hiuausrufen, es sei die Entbehrung nur eine einstweilige und gewollte. Er wartet auf ein Abgeordnetenhaus das ihm dikprru- ßische Finanzkraft mitten im Frieden aufzuzehren gestatte; er wartet darauf, daß das preußische Volk ihm statt seiner Vertreter Höflinge in die Kammer schicke; er wartet darauf, daß eine künftige Trübung