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sehr zu Gunsten der letzteren ausfällt. Man kann die Vergleichung vielleicht am deutlichsten durch Zahlen darstellen. Die preußische und die österreichische Regierung haben beide ein Budget vorgelegt, und die Volksvertretung bält es in Wien wie in Berlin für zu hoch. Die österreichische Regierung ist bereit, den Wünschen der Volks vertretung so weit nachzugeben, daß sie gegen zwanzig Millionen Gulden im Budget streicht. Mit einem sehr geringen Bruchtheile dieser Nachgiebigkeit könnte die preußische Regierung den traurigen Verfassungsstreit endigen, aber das Opfer scheint ihr zu groß. Preußen. Während die Polizei, schreibt die „Rhein. Ztg.", keinen Buchladen undurchsucht läßt, in welchem sie eine Nummer der „Gartenlaube" vermnthet, darf an den Schaufenstern eine Land karte aushängen und als das politische Prograuim eines Ministers verkauft werden, welche die größte Verhöhnung der deutschen Nation ist. Sie stellt Deutschland getheilt vor: Das Königreich Sachsen, die thüringischen Ländchen, Kurhefsen, Frankfurt, Nassau und was da von nördlich liegt bis zur Königsau, ist preußisch; ferner ist Polen preußisch bis an den Bug, dafür aber Memel russisch; das übrige Deutschland auf dem rechten Rbeinufer ist österreichisch. Auf den» linken Rheinnfer ist die Pfalz, Rheinhessen mit Mainz, und der preußische Nahegau und der Sargan sammt Birkenfeld französisch. Diese Karte behauptet also öffentlich, die beiden deutschen Vormächte wären im Stande, deutsches Land an Frankreich zu überlassen, wenn sie sich ungestört in den Rest theilen könnten. Daß wir dagegen nicht etwa die Polizei anrufen, versteht sich von selbst; aber von den deutschen Buchhändlern dürfte man doch wohl erwarten, daß sie solchen Umtrieben die Mitwirkung versagten. Italien. Ans Turin vom 25 Jan. wird der angsburger Allgemeinen Zeitung berichtet: „Man ist seit vorgestern einer Jntrigue auf die Spur gekommen, welche heute ganz Turin beschäftigt. Eine schöne, aber nicht mehr junge Römerin, Gemahlin des Obersten in italie nischen Diensten G., von dem sie aber seit Jahren getrennt lebt, be wohnt seit vier Jahren Turin, wo sie in innige Beziehungen zu den höchsten Persönlichkeiten des Staats getreten ist und infolge dessen sehr bedeutenden Luxus trieb, Logen in den Theatern, Equipage rc- hielt und viel von sich reden machte. Diese Dame stand nun frü her in intimen Verhältniß mit einer hohen Regiernngspcrson in Roni, und die Polizei hat jetzt einen Briefwechsel zwischen ihr und dem Cardinal A. entdeckt, woraus hervorging, daß sie ihre hiesigen Verhältnisse, an welchen auch ihre Tochter thcilnahm, nur deshalb an geknüpft hatte, um für die päpstliche Negierung den Spion zu machen und von der competentesten Seite die größten Staatsgeheimnisse zu er spähen, was ihr auch einigermaßen gelungen sein soll. Sie hat heute Morgen Befehl erhalten, Turin binnen 12 Stunden zu verlaffen." Turin, 31. Jan. Die,,Gaz. nfficiale" meldet: Gestern fand ein Hofball statt, bei dem der König, die Prinzen, die Minister, die Großwürdenträgcr des Reiches und das diplomatische Corps zugegen waren. Einige hundert Tumultuanten begrüßten auf dem Castcll- platze die zum Hofball fahrenden Gäste mit Pfeifen und Hohnge schrei. Die Nationalgarde zerstreute unter Verhaftung der Rädels führer die Tumultuanten. — Die Mailänder „Pers everanza" berich- tct über diesen Vorfall: Der Haufe war viel größer als gewöhnlich in den Mündungen der Straßen Dora-Grossa, Via-Nuova, Via-Po und Dia-La-Grange von der Seite gegen den Castellplatz. Schon beim Anfahren der ersten Ballgäste begann Pfeifen und Schreien. Mehrere Wagen konnten nicht mehr zu Hofe gelangen, mußten zu rückfahren und darauf verzichten, andere Wagen gelangten nur zu Hofe, indem die Zügel der Pferde von Sicherheitswachen geführt wurden, andere Wagen gelangten durch Seitengassen zur kleinen Hofpforte. Viele Personen wurden unter groben Insulten gezwun gen auszusteigcn. Einem Contreadmiral wurden die Pferde ausge spannt, der Kutscher geprügelt, von Zeit zu Zeit wurden Steine ge schleudert. Die vorübergehenden Offiziere wurden gleichfalls aus gepfiffen. Gegen Mitternacht war der Platz geräumt; viele Trup pen in kleinen Pikets gaben der Stadt das Aussehen des Belage rungszustandes. Königreich Sachfen. Dresden, 2. Febr. Ihre König!. Majestäten, sowie Ihre König!. Hoheit Prinzessin Sophie haben in diesen Tagen aus An laß der bevorstehenden Vermählung Ihrer König!. Hoheit der Prin zessin Sophie mit Sr. Königl. Hoheit dem Herzoge Karl Theodor in Bayern Deputationen der Residenzstadt Dresden, der Städte Leipzig und Meißen, sowie der beiden Landesschulcn zu Meißen und Grimma zu empfangen und deren Glückwünsche entgegen zu neh men geruht. . Dresden, 2. Febr. Das neue bürgerliche Gesetzbuch für Sachsen wird am 1. März d. I. in Kraft treten. Wir heben daraus einige allgemein faßliche und wichtige Bestimmungen hervor. Zcither erbte der in kinderloser Ehe überlebende Gatte nur den dritten Theil, die übrigen zwei Drittheile des Vermögens fielen an die Eltern, Geschwister oder Geschwisterkinder der Verstorbenen zurück. Vom 1. März d. I. an erbt der überlebende Gatte die Hälfe, und wenn nur entfernte Seitcnverwandte des Verstorbenen vorhanden find, jederzeit Alles, während bisher diese Seitenverwandten bis zum sechsten Grade die Hälfte erbten. — Die Codicille enthalten in der Regel die sogenannte Codicillclansel, d. h. den Vorbehalt, daß der Testator später noch in einer Schrift, die der gerichtlichen Niederlegung nicht bedarf, anderweite, abändernde, zusetzende, letzt willige Verfügungen treffen kann. Diese Niederschriften gelten dann genau so, als stünden sic bereits im Testamente. Es kann der Erb lasser allerlei Vorschriften zur Giltigkeit dieser Codicille treffen, z. B. bestimmen, daß diese Niederschriften auf dem Recognitions- schein, den er über die Hinterlegung des Testaments erhalten hat, vermerkt werden. Nur müssen derartige Codicille von ihm eigen händig unterschrieben sein. Vom 1. März an müssen die Codicille nicht blos eigenhändig unter-, sondern auch eigenhändig ge schrieben sein. Mit diesem Tage verlieren daher alle Codicille noch lebender Testatoren, wenn solche nicht vollständig von ihnen geschrieben und unterschrieben sind, ihre Kraft und Wirksamkeit, gleichviel, ob im Testamente die bloße Unterschrift für ausreichend erklärt worden ist oder nicht. Da wahrscheinlich der größte Theil derartiger Codicille, wie die Testamente, von Advokaten aufgesetzt ist, so muß vom 1. März an der Testator diese Codicille selbst um schreiben. Diese Arbeit dürfte freilich älteren Personen lästig fallen, aber zur Vermeidung von Erbschleichereien und Fälschungen sich sehr empfehlen. Eine Unterschrift zu fälschen ist leichter, als eine vollständige Niederschrift; ebenso dürste es weniger schwierig sein, einen altersschwachen, kranken Menschen zur Unterschrift eines Akts, den er vielleicht nicht ganz versteht, oder der ihm blos vor gelesen ist, zu bewegen, als zur vollständigen Niederschrift. Uebrigens kann vom I. März an ein Notar mit nur zwei Zeugen, die aber 21 Jahre alt sein müssen, ein Testament abfassen. (Dr. N.) Chemnitz, 2. Febr. Im benachbarten Burkhardtsdorf ist in der Nacht vom 30. — 31. Jan. ein beklagenswerther Fall vorge kommen. Abends 9 Uhr begibt sich nämlich der Röhrenbohrer und Hausbesitzer Friedrich Gottlob Walther, 31 Jahre alt, verheirathet und Vater eines Iijährigen Kindes, in Begleitung seiner Frau, die einer baldigen Entbindung entgegen sieht, in ein Gehölz, das eine gute halbe Stunde vom Dorfe nach Auerbach zu liegt und dem Gutsbesitzer Viehweger gehört. Hier stand unter Anderm eine Fichte, deren Wipfel der letzte Sturm abgebrochen hatte. Der noch stehende Stamm, 6 Ellen lang, 9 und 10 Zoll stark, schien dem W. zu einem Pnmpencohre passend und er sägte sich deshalb dasselbe ab. Er versuchte sodann, dasselbe auf der Schulter nach Hause zu tragen, aber wenige Schritte von der Stelle, wo W. den Stamm abgcsägt, war ein Abhang mit Eis bedeckt. W. glitt unter der Last, die er trug, aus, und der schwere Klotz fiel so unglücklich, daß er dem W. den Hinterkopf gänzlich zerschmetterte, so daß augenblick licher Tod erfolgte. Pulsnitz. In hiesiger Gegend sind — wie unser „Amtsblatt" meldet — mehrfach falsche Thalerstücke, sogenannte preußische „Wil demanns-Thaler" mit der Jahreszahl 1795, 1796, 1799 und 1807 ausgegeben worden. Dieselben sind durch Abguß hcrgestcllh bestehen in der Mehrzahl aus argentanartigcr Masse und haben in diesem Falle einen schönen reinen Klang; nur ist dieser etwas härter und weniger austöuend als der der echten Thaler gleichen Gepräges. Der Schnitt ist härter, eine größere Stumpfheit des Gepräges wahrnehm bar, ebenso kleine Gußflecke. Auch werden sie namentlich durch lich ter» Glanz, fettiges schlüpfriges Gestühl beim Angreifer: und durch geringeres Gewicht erkennbar. Zur befondern Täuschung scheint man beschnittene Thaler am liebsten nachgeformt zu haben, womit zugleich die schwierige und deshalb unvollkommene Kantirnng unk Rändcrung, welche durch den Abguß nicht genügend gewonnen, über flüssig wird oder doch in ihren Mängeln weniger auffallend erscheint. F en i ll e t on Die Aussteuer I. K. Hoheit der Prinzessin Sophie, welche au ßerordentlich glänzend ausgefallen, wurde fast ausschließlich von sächsischen Fabrikanten und Dresdner Geschäftsleuten entnommen, und es hatte unter anderem auch wieder Herr Hoflieferant Bluth von echten Spitzen viel zu liefern. Es ist dies höchst erfreulich und auch gewiß gerechtfertigt, da diese Industrie seit den letzten Jahren in Sachsen so vorgeschritten ist, daß z. B. die schwarzen geklöppel ten Spitzen den französischen nicht nachstehen und im Preise doch ein wesentlicher Unterschied ist. Paris, 31. Jan In Limoges starb dieser Tage in der Män ner Abtheilung de« Hospitales eine wenigstens 70jährige Person, welche mau dort unter dem Namen Johann Gnimbard ausgenommen