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82 den 2. März 1865 Vormittags 10 Uhr, an hnfiqcr GerichtSstelle persönlich oder durch Bevollmächtigte, welche zu einem Vergleiche berechtigt und von Ausländern mit gerichtlicher Vollmacht versehen sein müssen, zu erscheinen, ihre Forderungen anzumelden und darüber mit dem bestellten ConcurSvcrtrrter Herm Advokat Manns selb hier, sowie nach Befinden der Priorität halber unter sich rechlich zu verfahren, binnen sechs Wochen zu beschließen, hierauf aber den 19. April 1865 der Publikation eines AuSschlirßungSbescheidS gewärtig zu sein, hieruächst den 27. April 1885 Vormittag 10 Uhr, bei Vermeidung von je 5 Thlr. — - — - Strafe anderweit an Gerichtsstelle zu erscheinen, mit dem Rechts vertreter die Güte zu pflegen und wo möglich einen Vergleich zu treffen, unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche in diesem Termine auSbleiben, oder zwar erscheinen, jedoch über die Annahme oder Zurückweisung eine- VergleichSvorschlagS nicht oder nicht deutlich sich erklären, für einwilligend werden geachtet werden, dafern aber ein Vergleich nicht zu Stande kommen sollte, den 3. Juni 1865 der Publikation eines LocationSerkenntnisses sich zu gewärtigen. Auswärtige Liquidantcn haben wegen Insinuation künftiger Ladungen und Anfertigungen einen hiesigen Sachwalter zu bestellen. Schwarzenberg, den 14 December 1864. Das Königl. Gerichtsamt allda. Wichm an n. TageSgefchichte. Deutschland. Oesterreich. Aus Wien schreibt man der D. Allg. Zeitung: Gutem Vernehmen nach hat der Herzog von Augustenburg an seine Agenten an den verschiedenen Höfen, vielleicht nur zur Orientirung für diese Agenten, vielleicht auch nur zur Mittheilung an die betref fenden Negierungen, ein Schreiben gerichtet, welches in längerer Darlegung wesentlich drei Punkte enthält. Der Herzog spricht zu nächst die Ueberzenguug aus, daß alle Schritte, welche Preußen be reits gcthan oder noch thun möchte, um die Herzogthümer für einen niehr oder weniger ausgebildeten Annexionsgedanken zu stimmen, an der zähen Beharrlichkeit scheitern würden, mit welcher die Be völkerung unverbrüchlich an dem festhalte, was sie als ihr und ihres Herzogs Recht erkannt; er erklärt ferner, daß niemals und nach keiner Seite hin Verhandlungen von ihm gepflogen wurden, welche die Modalitäten seiner eventuellen Investitur zum Gegenstände ge habt; er versichert endlich, daß er nimmermehr daran denken könne und werde, nachdem Oesterreichs und Preußens gemeinsame Kraft das dänische Joch zerbrochen, anders als gemeinsam mit ihnen die etwa durch das deutsche Interesse gebotenen Bedingungen seiner Machtgelangung festzustellen. Preußen. Der König hat auf den Antrag der Kreisstände ge nehmigt, daß die dem Prinzen Friedrich Karl gehörigen Besitzungen Nen-Zehlendorf und Drei-Linden zur Erinnerung an die unter Füh rung de« Prinzen ausgeführte glorreiche Waffenthat fortan als Rit tergut den Namen Düppel erhalten. — Wir wollen heute unseren Lesern nach längerer Zeit wieder einmal ein Probe geben, wie sich die preußischen Zeitungen über die schleswig-holsteinische Frage aus zulassen Pflegen. Den kecksten und widerwärtigsten Ton schlägt in dieser Beziehung bekanntlich die sogen. „Kreuzzeitung" an, und diese Zeitung ruft in einer ihrer neusten Nummern den „ganz besonders zngeschmttenen holsteinischen Federn" folgendes Macht wort zu: Wir denken gar nicht daran, daß wir es dem etwa installirten „Herzog" und seiner gleich widerwilligen Kammer — nach der Regel von 1848! — überlassen wollen, was sie uns Preußen etwa gütigst gewähren möchten an Einfluß in ihrem Lande. Wir denken gar nicht daran, dem Prinzen von Augustenburg zu huldigen als Herzog von Schleswig-Holstein, und dann einen Bittsteller hiuzuschicken in das durch uns befreite Land, ob Se. Hoh. geruhen möchten, dem Befreier Preußen Zutritt zu gestatten in einem seiner Häfen. Wir denken gar nicht daran, die breitest-demokratisch etablirte Kammer dort künftighin zu beschicken, ob es Ihren Herrlichkeiten gefallen möchte, zu erlauben, daß ein preußischer Soldat sich die Festung ihres Lan des ansehen dürfte, —desLandes »ui- b«ne, das noch heute besetzt wäre von dem Dänen, wenn die preußischen Truppen nicht gekom men wären, ihn zu verjagen. Zwar wir wissen wohl, daß wir die Ansprüche, die wir mit Fug und Recht erheben müssen —und zwar im Interesse Deutschlands und der Herzogthümer selbst noch mehr als in unserm eigenen — wir wissen wohl, daß wir diese Rechte uns nicht kurzer Hand heute Abend oder morgen vor dem Früh stück stabiliren können. Aber wir wisse» auch, daß niemand dort etwa« ohne uns oder gegen »ns stabiallren kann. Und wir haben warten gelernt in der preußischen Schule. Verstanden? — In Breslau, der zweiten Stadt der preuß. Monarchie wurde bei der vor wenig Tagen erst stattgehabten Abgeordneten wähl der ehe malige Oberbürgermeister Ziegler mit 305 von 435 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Da Ziegler zur — äußersten Linkengehört, wird die Wahl natürlich als eine Demonstration gegen daS Mini sterium betrachtet. — Die Berliner Stadtverordneten haben be schlossen eine Petition an die Kammern zu richten, dahin lautend: „daß, die Wahlen der Stadträthe der Sauctiou (Bestätigung) der Regierung nicht mehr bedürfen." (Dieser Petition wird wohl keine Erfüllung werden, denn ein preuß. Herrenhaus und ein Ministerium Bismarck geben dazu nimmermehr ihr Ja und Amen!) Der Wiener Korrespondent der „Karlsr. Z." schreibt diesen, Blatte untern, 19. d.: „Dem Vernehmen nach ist in neuester Zeit eine zur Mittheilung an die dortige Regierung bestimmte Depesche an den österreichischen Gesandten in Hannover abgcgangen, welche den von dort aus für die oldenburgsche Candidatur geltend gemach ten Argumenten nochmals eingehend entgcgentritt und denselben österreichischen Vorschlag, welcher gegenwärtig noch zwischen Wien und Berlin zur Verhandlung steht, d. h. die Uebertragung zunächst des factischeu Besitzes au den Herzog von Augustenburg, aus dem dreifachen Grunde als die entsprechendste Lösung entwickelt, 1) weil Oesterreich und Preußen sich in Bezug gerade auf diese Lösung schon in London wenigstens moralisch gebunden hätten, 2) weil dieselbe sich der Zustimmung der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Bun desregierungen versichert halten dürfe, und 3) weil sie entschieden den Wünschen der Herzogthümer selbst entgegcnkomme". Schleswig - Holstein. Aus dem Verhalten der unabhängigen schleswig-holsteinschcn Blätter ist bis jetzt nur zu ersehen, daß die annexionistischen und Anschlußmanövers völlig fchlschlagen So erörtert die „Schleswig- Holsteinschc Zeitung" in Altona, daß der sogenannte Anschluß an Preußen viel schlimmer sei, als die Annexion, und daß die Anschluß- Partei jetzt dem Sturze nahe sei. Sie sagt schließlich: „Was dem Lande jetzt allein noch frommen kann, ist: Einigkeit, festes, geschlos senes Zusammenhalten in den beiden Cardinalpunkten, in denen wir Alle wirklich einig sind, in der Treue gegen Herzog Friedrich VIII., dem wir uns Alle durch unsre Huldigung in Ehren verpflichtet haben und in der unbedingten Forderung, daß über die Ordnung unsrer staatlichen Verhältnisse sowohl im Innern als in Beziehung zu Deutschland dem Herzoge und den gesetzlichen Vertretern des Landes die entscheidende Stimme zustehen müsse. Darin hat die kurze und bündige Erklärung der Gutsbesitzer das allein Richtige getroffen. Wer jetzt noch eine andere Fahne aushängen wollte, würde als Ab trünniger von der gemeinen Sache des Landes angesehen wer den müssen." Die in Kiel erscheinende „Schleswig-Holsteinische Correspon- denz" entpuppt sich immer mehr als ächter preußischer Nachtfalter. I» ihrer neuesten Nummer zieht sie gegen die schleswig-holsteinische» Vereine los, die die meiste Schuld daran trügen, daß die Regelung der staatsrechtlichen Verhältnisse der Herzogthümer ins Unabsehbare hinausgeschoben werde. — Der in Wien genommene Anlauf zur Unterdrückung der Schleswig-Holstein-Vereine, „dieses Heerdes der Agitation"^ scheint von keinem besonderen Erfolge zu sein; da man