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Dresdner Journal : 27.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189012274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-27
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 27.12.1890
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O299 Sonnabend, den 27. Dezember, abends. 1890 vroiäoa visri^LNrUeN » U. iw kt., d»i a«» L»i»«rl äsotoct»»» viortel- jLt»rUc>» » U.; »u»»ort»»Ib äs, äsukcksa LsioNv, tritt kost- waä 8t«iopslru,etll»^ Nüuu. kimoloo Huoomoin: IS kk. ^»IlN»älkkllax,x«bNi»rs»« kür äoa L»iun siasr Xsils ktsioor Lctirikt SO kk. Ilster „Lts^v^sät" äiv 2sils üü ks. Loi l^bvUso- uoä 2iNsro8Ltr vstt>t»r. AukooiilL^. Lrscdelaen r IK^iietl mit ituilllltulls äsr 8000- a. kvivrt»^« »besä,. ksrlliprsod-Xllsoiilu,«: Ur. 1LSL. Für di« Gesamtlettunz v< rantwortlich: L^ofrat Gtto Banck, ssrofeffor der Lttteratur- und Xlinstzeschicht«. L»»«kw« ro» Lutüoätxvnxon »vivLrtir Lranä»trtt«r, Lowkiu«8iouLr äe, Oresäoer ^ourllsi»; Liodorff LirU» Vi«o l^iprtx kr»ok1ili1 ». X.: Ltaar^iÄein «0 I o-irr, SorUo Vion-LindarA kr»^ -rrLllllforl ». Hüocd«L: r»rt, l-oiuioii L«rUa -rrLv^knrt - StnUx»rt: Oa««ü« tlo / N,rU»: /nr<i?i>irnäa»»i, Sre,!»»: Lm,t Lai-atk, L»»ll»r,r: tl. Lcü«»n/er, L»U, ». > .: Larct <t <-Ä Nersusxederr Löoixl. Lrpeäitioll äs» Oresäser 4ourv»l». Dresden, ^vinxerstr. 20. ksrvsprsek-LuscNIu,»: Ur. 128L. Aestelkungen auf da- „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise »on 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für »»Swirtö: bei den betreffenden Po st an st alten zum Preise von 3 M. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im AnkündigungS- teile mit 20 Pf. für die kleingefpaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Leit. Dresden, 23. Dezember. Se. Majestät der König haben dem Ersten Staatsanwalt bei dem Landgericht Zwickau, Oberstaatsanwalt Rudolf Emil Cubasch das Ritterkreuz I. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben dem Gerichtsschöppeu Friedrich Wilhelm Vogel in Lunzenau das allge meine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. » * ' " IM Nichtamtlich»' Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 27. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ) Gegenüber anderen Blättern meldet der „Rappet", daß am Montag in Pari- eine Konferenz der Parnelliten und Antiparnelliten stattfinden solle, woran Parnell teilnehmen werde. — Dem „Fi garo" zufolge ordnete der KriegSminister an, daß jeder Offizier und die gesamte Mannschaft im Momente der Mobilisierung mit antiseptischem Verbandzeugs versehen werde. London, 27. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ) Mehrere Blätter melden aus Neapel, daß Schliemann gestern dort plötzlich infolge eine- GehirngcschwürS gestorben sei. Glasgow, 27. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Lage hat sich etwas gebessert. Dec Güterverkehr konnte teilweise wieder ausgenommen werden, da viele Lokomotivführer und Heizer zur Arbeit zurückkehrten und einige neue Kräfte enga giert wurden. Gleichwohl sind noch SOW Arbeiter ausständig. Die Bürgerschaft Edinburgs traf Schritte zur Schlichtung deS Streites. Washington, 27. Dezember. (Tel d Dresdn. Journ) DaS Schatzamt macht bekannt, daß alle eingeführtrn Waren den Namen des Landes und nicht denj'nigen der Stadt ;n tragen haben, wo- rauS sie stammen. Dresden, 24. Dezember. Die Denkschrift der Königin von Serbien. Wie in diesen Tagen aus Belgrad gemeldet wurde, hat die serbische Skuptschina es abgelehnt, den in der Kunst uud Wissenschaft. Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban. 4-' (Fortsetzung.) „Hertha!" schrie Graf Max wie wahnsinnig aus und lief zur Seite, wo er mit Gefahr des Lebens von dem Felsen herniedersprang und immerzu hastig kletternd dem Mecresufer sich näherte. Schon züngel ten die Wellen nach ihm, durchnäßten seine Kleider und schlugen ihm wild ins Gesicht, er achtete aber nicht darauf Mit gefährlichem Sprung von Stein zu Stein näherte er sich immer mehr dem Felsblock, auf dem die Wellen jetzt gerade die Leiche hinauf gespült hatten. Endlich erreichte er ihn. Bis an den Leib stand er in dem kalten, wildbewegten Wasser, das unablässig große, schäumende Wellen über ihn hinstürzte. Krampfhaft hielt er sich an den Steinen fest, um nicht von den Wellen fortgerissen zu werden Zitternd tastete er nach dem Körper. Es war kein Zweifel mehr, es war eine Leiche, kalt, starr, eisig fühlte sie sich an „Hertha, Hertha!" stieß er mit der Kraft eines Verzweifelten nochmals heraus und suchte ihr Gesicht, über das die Wellen ihre Haare gespült hatten, fest inS Auge zu fassen. Plötzlich fuhr er wieder zurück. Vom Felsen herab, wo er eben herkam, glaubte er eine weiche, silberhelle, ihm so vertraute Stimme zu hören. „Max, wo bist Du? Hier oben ist Hertha." Wie Denkschrift der Königin Natalie erhobenen Forderungen Folge zu geben und sich in den Zwist des königlichen Ehe paares von Serbien einzumischen. Die Volksvertretung er klärte sich für unzuständig zur Erledigung des Falles und sprach gleichzeitig die Erwartung aus, daß die Re gierung darauf hinwirken möge, die schädlichen Folgen zu beseitigen, welche der Streit zwischen König Milan und seiner geschiedenen Gattin dem Ansehen der könig lichen Eltern und den Interessen des Landes bringe. Dieser Beschluß war zweifelsohne durchaus korrekt. Der Skuptschina fehlt jeder rechtliche Anlaß, in den unerquicklichen Ehestreit handelnd cinzugreifen und der von ihr gefaßte Beschluß würde vielleicht die Frage endlich aus der Welt schaffen, wenn nicht Königin Natalie einer gütlichen Beilegung derselben von immer neuem hiuderud in den Weg träte. Die geschiedene Gattin Milans besitzt einen geradezu unglaublichen Trotz und Eigenwillen. In beinahe unbegreiflicher Verblendung und ohne die geringste Rücksicht darauf, daß sie durch ein solches Verfahren das Interesse ihres Sohnes aufs schwerste schädigt, weist sie jeden Vermittelungsvor schlag zurück uud besteht auf der bedingungslosen Wiedereinsetzung in ihre vermeintlichen Rechte. So hat sich Königin Natalie auch nicht davon abhalten lassen, ihrer Denkschrift an die Skuptschina durch die Presse eine möglichst weite Verbreitung zu geben und den Streit dadurch noch schärfer zuzuspitzen. Die „Denkschrift" ist eine äußerst scharf gehaltene, politische Streitschrift, welche in erster Linie darauf berechnet ist, nicht nur deu König Milan, sondern auch die meisten seiner vormaligen Minister bei der Bevöl kerung um alles Ansehen zu bringen Ganz besonders scharf geht die hohe Frau dabei mit dem nunmehrigen Regenten Hrn. Ristics in das Gericht. Zur Kenn zeichnung des Vorgehens der Königin feien hier die nachstehenden Stellen aus der Streitschrift im Wort laute mitgeteilt: „Ich weude mich an die nationale Volksvertretung mit der Bitte, mir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn es in diesem Lande überhaupt noch Gerechtig keit giebt. Gattin deS ersten serbischen Königs nach Kossövo und Mutter deS heute regierenden Königs, muß ich hieran zweifeln: denn mir ist schweres Un recht zugefügt worden. Zwölf Jahre hindurch habe ich meinem Kinde und der Würde des Thrones zu Liebe ein bitteres Leben geführt. DaS Volk sah mich lächelnd und heiter und ahnte gar nicht, wie viele Thränen dieses Lächeln barg. Niemand außer Gott wußte, was ich leide, was ich dulde. Aber eS sollte noch ärger kommen. Eines Tages zwang mich König Milan, meine Ein willigung zu einem Vertrage zu geben, demzufolge unser Sohn, der Kronprinz, im Auslande erzogen werden sollte. Ich habe mich lange widersetzt, unter schrieb aber am 6. April 1387 den Vertrag. Diesen erzwungenen Vertrag habe ich in der Hoffnung unter fertigt, es werde sich kein serbischer Staatsmann finden, der ihm seine Zustimmung erteilen wollte. In dieser Ansicht bestärkte mich der Umstand, daß das Kabinett, dessen Chef Hr. Milutin Garaschanin war, es vorzog, seine Demission zu geben, als den Vertrag gutzu heißen. Aber was daS Kabinett des Hrn. Garaschanin nicht billigen konnte, hat daS Kabinett des Hrn. Jovan Ristics zum Nachteile der Dynastie und des Landes gebilligt. Hr. Ristics hat die Verwaltung des Landes übernommen, ohne dem König auch nur eine Bemerkung hinsichtlich der Erziehung des künftigen Regenten Serbiens zu mache«. Er hat seine Zu stimmung gegeben, daß der König seine Studien im Auslande vollende und es gebilligt, daß der künftige König von Serbien von seinem Lande, das er zn regieren berufen sein wird, und seinem Volke, daS er nur iu desseu Mitte aufrichtig lieben lernen kann, ge- aus cinem wüsten Traum auffahrend, richtete er den Blick hinauf nach dem Felsen und — sah sie, sah sie wirklich, seine Hertha, ohne die er nicht weiter leben konnte und wollte, sein Traum, sein Glück, seine Selig keit! Erschrocken winkend, gütig wie immer — eine neue Loreley — stand sic oben nnd rief zu ihm hinab. „Hertha, bist Tu es wirklich, die mir dort oben winkt?" fragte er noch immer zweifelnd. „Ich bin's Max, bist Du endlich da? O komm herauf, komm, daß Dich die Wogen mir nicht nehmen " „Was aber ist das?" klagte Graf Max immer noch atemlos sich wieder zu der Leiche wendend. „Sie ist's', rief Hertha vom Felsen herunter —- „o, ich hab's ja kommen sehen, ganz deutlich, ganz genau so hab ich's schou gesehen Ich wußte es, daß es so kommen mußte." „Allmächtiger Gott, Fanny!" schrie Graf Max auf nnd rang wieder mit den Wellen um die Leiche. „Max, dort kommt das Boot, des kann Dir helfen." Kaum sah Graf Max das Boot sich nähern, als er eiligst den Rückweg antrat und den Wellen über ließ, was man ihnen nicht entreißen konnte „Hierher Fritz!" schrie er noch über die tosenden Wellen hin, dann sprang er mit kühnen Sätzen und gelenken Gliedern den Felsen hinan, wo er vor Hertha niederste! und seinen Kopf in ihrem Schoß barg. Immer noch toste der Sturm, aber die beiden, die da ineinander versunken, selbstvergessen in ihrem Glück ausruhten vom Sturm des Lebens, wurden cS nicht mehr gewahr. Fiebernd griff Graf Max nach Herthas Händen, als ob er sich vergewissern wollte, trennt werde Die nationale Vertretung kann überzeugt sein, daß ich stets gegen den unglücklichen Gedanken angekämpft habe, daß der Thronerbe in fremden Ländern, fern von seinem Volke, erzogen werde. Doch so mußte ich mich dem erzwungenen Vertrage unterwerfen uud im Sinne desselben mit dem Thronfolger bis zur Ferienzeit, die wir in Belgrad zubringen sollten, im Auslande verbleiben. Als dieser Zeitpunkt hecannahte, verständigte ich den König Milan von meiner beabsichtigten Rückkehr. Da ich längere Zeit auf diesen Brief keine Antwort erhielt, wandte ich mich an den damaligen Ministerpräsidenten Hrn. Sava GruicS. Als guter Patriot und pflichtbewußter Staats mann erklärte er dem König Milan, daß auch nach seiner Ansicht die Erziehung des Thronfolgers im Auslande für das Land und für den Thron schäd liche Folgen haben könnte. König Milan antwortete hierauf damit, daß er dem von der Skuptschina be reits votierten Gemeindegesetze die Sanktion verweigerte. Infolgedessen fiel das radikale Kabinett als Opfer der Ehrenhaftigkeit und des Edelmutes seines Präsi denten. Ta fand sich auf einmal ein Mann an der Spitze der Regierung, dessen Erscheinen die Freunde der normalen Entwickelung Serbiens stets mit un heimlichen Gefühlen erfüllte und noch immer schweres Unglück nach sich gezogen hat Hr. Nicola Christicö nahm die Zügel der Regierung in die Hände, ohne sich darum zu kümmern, ob die Dienste, die man von ihm verlangte, ehrenhaft seien oder nicht. Als ich aus Italien beicits auf dem Wege nach Belgrad war, traf mich in Wien ein Schreiben des Hrn. Cedomil Mijatovics an, worin dieser namens der Regierung bemüht war, ihren Regierungsantritt als eine Staats notwendigkeit hinzustellen, wobei die Herren keinen Anstand nahmen, die vorige Regierung, sowie auch die politische Lage Serbiens zu verschwärzen und zu verleumden, all' dies natürlich in der alleinigen Ab sicht, meine Rückkehr zu verhindern. Da ich von solchen Leuten auf jede Gesetzwidrigkeit gefaßt sein mußte, willigte ich ein, meine Rückkehr auf weitere sechs Wochen zu verschieben, wobei ich vorerst dem Ministerpräsidenten das Ehrenwort abnahm, er werde mir nach Verlauf von sechs Wochen, die ich in Wies baden zubringen sollte, keinerlei Hindernisse in den Weg legen. » Kaum war ich iu Wiesbaden angrlangt, als mir aus Belgrad Nachrichten zugingcu, wonach König Milan die Absicht habe, von der Synode die Ehe scheidung zu verlangen. Ich habe diese Gerüchte für Verleumdungen gehalten, da ich mir doch nicht recht vorstelleu konnte, daß ein König und seine Re gierung ein Weib betrügen werden. Als die 6 Wochen um waren, erbat ich mir von König Milan die Erlaubnis, nach Belgrad kommen zu dürfen. O, wie war ich uiedergeschmettert, als ich anstatt einer günstigen Antwort die Mitteilung erhielt, daß der König thatsächlich bei der Synode die Ehescheidung angesucht und daß ich noch vor Beschlußfassung meinen Sohn den Abgesandten des Königs zu über geben habe. Nun begann in Wiesbaden jene Tragödie, wie sie die Welt bisher noch nicht gesehen. Ein König, ein Vater beginnt im Bunde mit seiner Regierung und der Polizei eines fremden Staates einen gott lostu Kampf gegen ein verlassenes Weib, um es seines höchsten Gutes, des einzige» Kindes zu be rauben. Ihnen, meine Herren Abgeordneten, wurde vielleicht erzählt, wie mau mir zu jener Zeit über aus günstige Bedingungen gestellt habe, die ich ab gelehnt hätte. Dem ist nicht so Mir wurde damals ein Vertrag vorgclegt, womit ich iu erster Reihe die Verbindlichkeit übernehmen sollte, auf eine Rückkehr nach Serbien für immer zu verzichten. Im Grunde daß sie auch wirklich vor ihm stehe, bedeckte sie mit glühenden Küssen und murmelte fortwährend: „Verzeihung, Hertha, Verzeihung, mein Lcbeu da für, aber Verzeihung mußt Du mir geben " „Sei still Max uud komm. Du kannst nicht schnell genug vergessen, was Grausiges hinter uns liegt. Komm, ich will Dir helfen Dein Glück bauen; sei nur getrost, ich kann's besser, verlaß Dich darauf." „Du bist eine Heilige, Hertha, Du sollst mein Heiligtum sein — mein Leben lang." Der Sturm hatte seinen Hut genommen und sie strich liebkosend nnd schützend mit der Hand über seine Haare, trocknete so gut es gehen wollte mit ihrem Mantel seine Kleider, trieb ihn-mit liebender Sorge zum Gehen an. Und endlich erhob er sich, um nach der Stadt zurückzukehren. Noch einmal schaute er hinunter, wo die Männer mit den Wogen um die Leiche seiner Frau kämpften. Da rief plötzlich Fritz ans dem wogenden Dunkel herauf: „Lebeu Cie wohl, Excellenz, Fritz Bählamm ist zn dumm für diese Welt. Mich sehen Sie nicht wieder, und sprang in die Wogen." „ES ist ja nicht die Gräfin Hertha, Fritz Giä fin Hertha lebt! Ihr Leute, rasch ihm nach Tausend Franken seinem Retter." Fritz Bählamm machte verzweifelte Anstrengungen, uni sich den handfesten Fischern im Wasser zu ent ziehen, diese machten aber noch verzweifeltere, um sich die tausend Franken zu verdienen, und so half eS dem Sohne Mecklenburgs alles nichts, er wurde wie der an die Oberfläche des Wasser- zurückbefördert. „ES ist ja nicht meine Gräfin, eS ist ja Deine, wollte man mich nur zur Übergabe meines Sohne- bewegen, und ich konnte auch in diesen Vertrag schon deswegen kein Vertrauen setzen, weil ja doch der erste Vertrag schon in den ersten Tagen seiner Giltigkeit ohne mein Zuthun verletzt und gebrochen wurde Nach fünfzehntägigem verzweifelnden Kampfe unterlag ich der bewaffneten Gewalt; man entriß mir mein einziges Kind, dieser Akt hat das Ehrgefühl, den Stolz eines jeden Serben verletzt. Ein Gefühl der Entrüstung ging damals durch ganz Europa. Zu jener Zeit vereinigten sich die Führer der radikalen und fortschrittlichen Partei zu einem gemein samen Schritt beim König Milan. Sie wollten ihn ersuchen, er möge das Land mit der peinlichen Er scheinung einer königlichen Ehescheidung verschonen. AlS Führer der Deputation ward Jovan RisticS auS- ersehen. Diese großmütige Bewegung sür das Glück und die Würde des serbischen Thrones besorgter Pa trioten fand jedoch bei ihm keinen Anklang." Es folgt nun eine Schilderung der Kämpfe zwischen den königlichen Gatten in der Ehescheidungsangelegen- heit. „Es fand sich" — schreibt Königin Natalie — „endlich ein einfältiger Greis, der die Sünde (die Scheidung zu dekretieren) auf sein Gewissen nahm." Dieser „einfältige GreiS" ist das frühere Oberhaupt der serbischen Kirche, der Metropolit Theodosius. König Milan wird dann weiter beschuldigt, die Ver fassungsrevision nur in Angriff genommen zu haben, um die „Unthat" der Ehescheidung zu verdecken und die Aufmerksamkeit des Volkes von derselben abzu lenken. Aus „persönlichen! Hasse gegen die Radikalen", die bei den nächsten Wahlen an das Ruder kamen, habe er dann auf die Ltrone verzichtet und „den Thron sowohl wie seinen unmündigen Sohn schnöde ver lassen." Als sie, die Mutter, nun herbeieilte, um die ihr gebührende Stelle an der Seite des königlichen Knaben einzunehmen, hätten als König Milans dienst willige Werkzeuge die jetzigenRegenten ihrerstdeu Wieder eintritt in das Laud verwehren wollen und als dieser Versuch erfolglos blieb, ihr den Verkehr mü ihrem Kinde in jeder Weise erschwert. „Seit meinem vier zehnmonatlichen Aufenthalte in Belgrad" — schreibt sie — „war der König nur siebenmal bei mir und auch dann nur kurze Zeit Und nun frage ich: WaS steht meiner natürlichen Sehnsucht im Wege? Wer wagt es, den König von Serbien seiner leiblichen Mutter zu entfremden?" DaS Memorandum schließt mit folgenden Worten: „Somit hätte ich all das Un recht, das mir bisher zugefügt wurde, vorgebracht. Uud weshalb werde ich so behandelt? Da man mir nichts Schlechtes nachsagen kann, hat man mich für herrschsüchtig erklärt und politischer Intiignen verdäch tigt. Wann habe ich aber etwas anderes angestrebt als jene Stellung, die ich inne gehabt? Und was habe ich anderes gefordert, als daß man mir das ein zige Glück vergönne, an der Seite meines Kindes meine mütterlichen Pflichten erfüllen zu können? Wer mir etwas anderes vorzuwerfen vermag, der trete her vor, aber mit thatsächlichen Beweisen, nicht mit Lügen und Verleumdungen, die bisher noch niemand zu beweisen vermochte Ich berufe mich auf alle unsere Staatsmänner der Reihe nach. Sie mögen sagen, ob ich ihnen je im Wege gestanden oder mich in ihre Angelegenheiten gemengt habe Meine Verfolger, die anläßlich der einzelnen Phasen dieser meiner An gelegenheit so wenig Zartgefühl an den Tag gelegt haben, hätten mich gewiß nicht verschont, wenn ihnen diesbezüglich auch nur ein einziges Faktum zur Ver fügung gestanden wäre. Nein, König Milan hat keinerlei Beweise, weil Beweise gegen mich gar nicht vorhanden sind. Wenn wir uns nicht immer vertragen konnten, so lag der Grund hierfür lediglich darin, daß ich meine ganze Liebe meinem Volke geschenkt und mit diesem zu jeder Zeit Freud und Leid zu teilen bereit Fritz," rief ihm Tit händeringend zu, „Gräfin Hertha lebt nnd ist glücklich!" „Lebt?" sagte Fritz. „Gut, lcbeu wir auch! Die andere geht mich nichts an, das ist dem Martin seine Sache.' Damit kletterte er pustend und sich schüttelnd iu die Barke zurück. (Fons, folgt) Residenztheater. In den Weihnachtsfeiertagen wurde an dieser Bühne die Posse „Gebrüder Bock" von Adolf L'Arronge unter beifälliger Teilnahme gegeben. Im ganzen kann man das Zurückgreifen der Direktion auf eine ältere Arbeit nur loben. Ja, die Umstände legen uns eine Ermutigung solches Bestrebens nahe Tie gegenwärtigen Theaterarbeiten im Gebiete der Posse — und wir können hinzusügen, auch in dem der Operette — zeigen einen bedenklichen Niedergang, der in vielen Fällen bereits bei gänzlicher Erfolglosig keit angelangt ist Dazu kommt die immer dreister werdende Flüchtigkeit solcher Fabrikerzeugnisse, die wegen zu Ende gegangener Erfindungskraft ihrer un- lustigen, humorarmen nnd vorzugsweise nur noch für den Geldgewinn teilnahmsvoll gebliebenen Verfasser im allgemeinen von alten Bühneneffekten zehren. Ta ist es denn in der That besser, jene Effekte und Motive lieber gleich in den älteren Originalarbeiten aufzu suchen uud wirken zu lassen, in denen ihre belebende Kraft in stimmungsvollerer und glücklicherer Theater- zeit mit frischerem Interesse sür die Sache ausgestaltet ist. Die Veraltung der Stoffe ist oft geringer, al- die gewöhnliche geistlose Sucht nach dem Neuen zu vermuten pflegt, immer wähnend, das Laub der Bäume sei früher wahrscheinlich nicht grün, sondern vielleicht
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