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Dresdner Journal : 11.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189012112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-11
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 11.12.1890
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WM'" O287 Donnerstag, den 11. Dezember, abends 18^0 Dres-nerHamml Luust uud Wissenschaft legte sich auf das Gesicht des 4/ beschäftigt, meine Zeit ist so ar i> l. ihm, als wenn jemand hinter lend Und vor ihm lag der Entwurf des Kohlcngesetze« mit der dickleibigen Begründung. Es war darin viel oie Rede von zwingenden Notwendigkeiten, unab weisbaren Bedürfnissen des Landes und von der wot.lverstandenen und wahrhaftigen Wohlfahrt des BolkeS, die gebieterisch fordere, das Fernliegende nicht auf Rosten des Zunächstliegenden zu vernach lässigen — eine endlose Geschichte. Buchstaben und Zahlen tanzten vor seinen Augen und immer war cs sprechen" „Meine Frau?" Ein trüber Zug Grafen Max. „Ja, Exccllenz" „Aber ich bin knapp " „Da ist Exccllenz l,t Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban (Fortsetzung.) ^uiiutiw« rv» Xukvnätxuuxen uuorrkrt»» XownüooronLr ä«, Oreoäoor Journal,z SomdurU I«rU» Vt»u l^lpot^ //aa^xtern <s v«rlm Vj«u -S»»»d«rU- r^tpalx-rraobturr ». N. NLacdoo: /»«ck. kart» Louäo» S«rUu rraobturl ». N. Stutt^arl: Z)a«k« «sOo, LorUa: Iroilou: Amit A«/>atk,' Louuooor: <7. 8»U» ». 2.: A. Laret <K 6». Nerauoxedor» LSvizt. ktrpoäitron 6v» Vreoäoer ckoori»»!». Orooäen, 2«in^«r»t.r. 20. kvrvoprocd-LuoetUu»: Ur. 1LVK. sprnch nehme." „Ich hoffe, Tu willst mir damit keinen Borwnrf machen. Es ist ein unglücklicher Zufall, daß Du bei Deinen Vergnügungen mit einer Ausdauer beharrst, die ich meinen Arbeiten widmen must" „Jedem das Seine! Du wirst nicht im Ernst verlangen, dass ich Dir hier in Deinem Arbeitszimmer öfters als unbedingt nötig ist. Gesellschaft leiste. Ich begreife nicht, wie man sich in ein so halbdur.llcS, düstere- Gemach vergraben kann" „Und ich begreife nicht, wie man an einer rastlosen Jagd nach alle, Hand Nichtigkeiten und gemütlofen Tändeleien des Lebens Gefallen finden kann." „Ich weiß das. Es ist also wohl weniger ein un glücklicher Zufall, der nnS so dauernd auseinander Vv»«x»^rvl»; ttr vr«,ä«s oivrtohLdrtied 2 H. KO ?t., k« Sv» L»»»«rt. ävutvcksu kootuuotultv» oivrtvl- Mirrllol» > dl.; »uoovrdutd äs» ävutoedvo keiedv« tritt kost- uutl Ktviupvlruooülu^ dumu. Liorstu« Aumwsru! 10 ?k. kär 6«» siuer svopulteuvo 2eito dlviuvr Lekrift 20 kL. Oodor „Lu»^e»»oät- Siv ^«it« KO ks. Lvi l'ut-vllvll- uuä 2Ä«ruoutr vutoxr. Lrookvluen: lRxUel» mit ituomUrms ä«r 8ouu- u. ksi«rt»<xe »kvuäo I'vrvoprvctl-^uoolUuo»: Ur. 180k. A»kL»tzigvuge> für die Welh»cht«zeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmertsam zu machen, daß aus Anlaß des WeihnachtsfesteS Handel- und Erwerb- treibende« bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstig»«-» gewährt werden. König!. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe de» neuen Postgebäudes.) ichten. i: Hrn Alm kin Mädche- Gusiav Ura^ eite in Dclitzd . pliil. Friedri ÄlauSnitzer ! itz Dumstre» > rud Freytag! <l. Max CasHi Frl Joham i. S. is Karl Kräh reibesitzer Ad: Emil Mulla chain. Hr.Pn st Hartz (7S g August Haa- laute (70 I) i ich Zeiler, per !) in Dresd« christianc vei« n Dresden Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur» und Kunstgeschichte. hält, sondern vielmehr ein glücklicher, denn wir haben auf diese Weise um so weniger Gelegenheit, unS allerhand spitzfindige Liebenswürdigkeiten zu sagen." Graf Max seufzte leicht auf und sagte, die Stirne zusammenfaltend: „Mach's kurz; was willst Du von mir?" „Was Dir hoffentlich Freude machen wird. Ich will meiner Gesundheit zu Liebe den Winter wieder im Süden zubringen und wie im vorigen Jahre nach Nizza reisen. Ta der Winter in diesem Jahre unge wöhnlich früh hercinzubrechen scheint, so will ich schon in den nächsten Tagen abrcisen^. „Das wirst Tu nicht." „Wie?" ,Zch sage, Du wirst nicht abreiscn, und zwar über haupt nicht, oder mit mir." „Ich verstehe Dich nicht, lieber Freund, ich teile Dir mit, daß ich in der nächsten Tagen abreisen werde und Tu antwortest mir, daß ich das nicht thun würde. Wer sagt Tir denn das?" Graf Max wandte sich halb ab. Auf seinem Gesicht lag unverhohlener Widerwille gegen Auseinandersetz ungen, deren Ergebnisse für ihn so unzweifelhaft und im vorhinein fo bestimmt waren. „Ich mag mit Dir nicht über Ton und Art Deiner Eiwidcrungeu rechten, Fanny, sondern ich bestimme hierdurch nur, daß Tu nicht abzurciscn hast ohne meine ausdrückliche Erlaubnis. Ich wünsche, daß Du Dich dabei beruhigst." Seine Stimme zitterte ein wenig und ließ sie deutlich die entschlossene Energie merken, mit der er seinen Willen durchzusetzen sich vorgenommcn hatte. Sie war weit davon entfernt, mit ihrem Mann offe« Amtlicher Teil. Sc Majestät der König haben Allergnädigst ge ruhet, dem Direktor der Kunstakademie und Kunst gewerbeschule zu Leipzig, Hofrath Professor vr. Niep er den Titel eines Geheimen Hofraths zu verleihen. », 'S. Frau Gräfin schon." Die Gräfin trat in großer Toilette in das Ar beitszimmer ihres Mannes ein. Sie sah vorzüglich aus, ihr Auge strahlte Lebenslust, ihre volle kräftige Gestalt trug sich mit Anmut und Hoheit zugleich „Mein lieber Freund", sagte sie, nachdem sich Fritz wieder entfernt hatte, „ich habe seit vier Tagen nicht das Vergnügen gehabt — Du wirst mir also ver zeihen, wenn ich Dich auf einige Minuten in An- ' i» «ach »Kien va. Hohnd« 4ÄK-41V l '., Concor» o. LriorM ikohl.-«» b., Gersdoij Priorität^ Zrioritätsad» Segen Lum, ZrioritätSad, chtenstein rr —, Kaäergnä lirn bvo, ugauer Sl» MStSakr itz 21« , , do. Schad gbaug. »xe der Bei! , Oel-n K -K.S.tL7i! lauer Bürzi Brückend« l. Brückend^ lten !20b » p., Zwicks, ck 2SV0 « zemver v-i o M - >.. Apr-.l - Lu uni j Roggen l« icr r 8O,ou « G, Mai Za, alt Spina > M. G, « iril-Mai 4^ M. B ieß« per Dezemd o M., Ä. cipnl-Ä, gek., in« nicht nachgegeben, weil sie nur auS Heuchelei und Unwissenheit hcrvoigegangen sei. Die Anklagen beivdten auf einseitigen Zeugenaussagen. Scine Nechtferticung wrrde nicht ausblcibcn. Er sei gezogene Erkundigungen haben zudem gelehrt, daß gerufen hätte: „Florin, Tn bist ein Lügner, Dein Patriotismus ist eine Seifenblase, Du bist und bleibst ein Mensch, wie jeder andere auch, mit gleichen Fehlern und Bedürfnissen, mit gleichen Schwächen und Irrtümern Deine Große ist eine Lüge, wie cS jede Mcnschengtöße ist, nicht eine einzige Stunde kannst Du meistern, weder eine vergangene, noch eine zukünftige" Gepreßt seufzend fiel er in seincn Sessel zurück Schweigend trat Fritz ein und sagte: „Exccllenz Frau Gräfin läßt fragen, ob Exccllenz sie rmr fangen könne. Gnädiger Herr, was ist Ihnen?" Ohnmächtig, ohne ein Zeichen dcS Leben- lag Graf Max bleich und regungslos in seinem Sessel. Bestürzt nng der Ausbildung für die fachmännische Philo logie suchen. Daraus erklärt sich besonders das Übermaß dcr dogmatischen Syntax, mit welcher schon die mittleren Klassen beschwert werden. Die jetzt gebräuchlichen Grammatiken sind ganz von jener Richtung beherrscht; in jeder neuen Auf lage bieten sie neue, zum Teil höchst zweifelhafte syntaktische Subtilitäten, deren praktische Applika- bilität ost völlig unsicher und deren Erlernung in der Form abstrakter Dogmen für die Gymnasial zwecke unfruchtbar ist. Vielfach wirken diese Gram matiken sodann auf die Art der Einrichtung der Skripta ein, die statt die Grundlage zu einfachen und natürlichen Versuchen der Übertragung in das fremde Idiom zu sein, bisweilen den Eindruck von künstlichen Sammlungen syntaktischer Fallen machen und statt im Schüler das frohe Gefühl des Könnens die ängstliche Empfindung gequälter Arbeit erzeugen. Dies ganz besonders, wenn auch da- ohnedies in seinen! pädagogischen Werte überschätzte Extemporale in diesem Sinne ausgebeutet wird. Für den älteren Gymnasialgrundsatz, daß die Syntax - vorzugsweise bei Gelegenheit der Lektüre zu zeigen sei, hat die jetzige Gymnasialpraxis eine abstrakte subtile Dog matik eingetauscht, welche dem Geiste der Jugend fremdartig ist und die frühere Freudigkeit, wie sie der Eintritt in die antike Welt mit sich brachte, nur zu leicht verdrängen kann. Hier ist der Punkt, an dem die Arbeit der Rek toren vorzugsweise emzusetzen hat, indem sie den humausstsschen Gesichtspunkt der Gymnasien gegen über dem der fachmännischen Philologie wieder zur Geltung zu bringen haben. Die Ausgaben, welche ihnen in diesem Sinne zufallen, lassen sich nicht einzeln aufführen; cs ist dies auch sicher nicht nötig, da man gern auch in dieser Beziehung ihrer be währten Einsicht vertraut. Es handelt sich vor allem um strenge Prüfung der jetzt gangbaren lateinische» und griechischen Schulgrammatiken nnd um die Sekretierung eines nicht geringen Teiles ihrer syntaktischen Regeln, um die Hebung der Lektüre in ihrer Bedeutung für die sittliche und ästhetische Erziehung, um die zweck mäßige Einrichtung der schriftlichen Arbeiten und um Verhütung einer Verdrängung der für die unteren und mittleren Klassen allein zuträglichen Elementar- methode." An die Realschulen wurde damals, also reichlich vor 8 Jahren, bezüglich der Überbürdung mit Hausarbeiten nachfolgende Mahnung gerichtet: „Der Hauptgrund der Klagen wird immer in der Häufung der häuslichen Aufgaben liegen, welche wenn sie eine übermäßige ist, den durch zahlreiche Schulstunde» schon ermüdeten Schüler zu einer seinem Lebensalter und seinem Kräftezustand völlig widersprechenden Hausarbeit bis in die tiefen Nacht stunden festhält, ihm die zur körperlichen Erholung notwendigen Stunden entzieht und schließlich seine geistigen Kräfte bis zur Lernmüdigkeit abstumpfen muß. Hier das richtige Maß einhalten zu lassen und die betreffenden Klassenlehrer deshalb stets zu gegenseitiger Verständigung anfzufordern, das muß, wie schon früher so eingehend verordnet worden ist, dcr Aufmerksamkeit des Direktors und der Klassen- ordinarien vor allem empfohlen werden. Eine besondere Aufmerksamkeit ist ferner auf die Art der Aufgaben zu richien. ES handelt sich besonders uni die Überwachung der Memorierauf gaben und die Wahl der Themata der Aussätze, mathematischen Arbeiten und Skripta Die Lehr- ordnung verlangt solche und muß sie verlangen. Aber wenn dcr einzelne Lehrer sie unzweckmäßig oder in zu großem Umiange giebt, so handelt er unpädagogisch und im Widerspruch mit dem Geiste entschlossen, bei dem während 1k Jahren einge- schlagen,« Verfahr«« zu beharren — Gegen Mitter nacht drangen eine Anzahl Antiparnelliten in da- Bureau der Zeitung , United Ireland", bemächtig ten sich nam,nS William O'BrftnS der Bücher und Schriftstücke und hinterließen eine starke Wache. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachricHten. Wien, 11. Dezember. (Tel. d DreSdn. Journ.) Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Verordnung de» Ministeriums deS Innern vom 8. Dezember, wonach daö Kochsche Heilmittel nur auS den von der preußischen Staatsverwaltung autorisierten Lersandstältev und zwar bis Widerruf nur seitens -er Vorstände der Heilanstalten diplomierter Ärzte zu beziehen ist. Ambulatorische Behandlung ohne gesicherte ärztliche Überwachung ist verboten; gcnaue Aufzeichnungen werden vorgrschrieben Privat ärzte find verpflichtet, jeden in Brhandlung ge nommen« n Aall, sowie jeden bei Anwendung dcS Heilmittels in Anstalten oder bri privater Behand lung vorgekommenen Todesfall sofort den Behörden zu melde«. Dublin, 1v. Dezember. (W T. B.) Parnell begab sich heute abend in dem Wagen deS Lord- mayorS nach dem Rotundasaale, um dort vor seineu Avhäugeru zu spreeden. Die Straßen waren von dichten Menschinmassen angrfüllt, welche Parnell mit stürmischen Zuruf« n begrüßten. Die Pferde deS Wagens, in welchem Parnell saß, wur den auSgespannt, der Wagen wurde von Menschen Händen bis zum Rotundasaale gezogen. Healy, der sich unter der Menschenmenge bewegte, wurde erkannt und von der Menge hin und her ge stoßen. Ein Telegramm deS „Reuterschen BureauS" auS Kapstadt von heute besagt, die von den Agen ten der südafrikanischen Geftllschast verhafteten portugiesischen Beamten Gouveia und Andrade seien gegen Ehrenwort auS der Haft entlassen wordcn. Die südafrikanische Gesellschaft gebe zu, daß ein Zusammrnstoß mit den Portugiesen bei Matumba und Bosoko, etwa 2S Meilen von Massi- kesse stattgefunden habe, bcstreite aber die Richtig keit der der Angelegenheit von portugiesischer Seite gegebenen Darstellung in allen Punkten Dublin, 11. Dezember. (Tel d.Dresdn.Journ) Parnell erklärte in seiner grstrigen Rede, er habe der gegen ihn gerichteten Bewegung Dresden. 11. Dezember. Zur Schulreformfrage. Seit Jahren werden Schulreformfragen aller Art in den Tagesblättcrn erörtert und neuerdings, seitdem die Berliner Schulkonferenz begonnen hat, tritt die Rubrik „Beratungen über die Schulfrage" oder „Zur Schulreform" jedem Zeitungsleser von Tag zu Tag entgegen Auch Kreise, welchen das höhere Schul wesen völlig fern liegt, werden von der herrschenden Erregung der Geister ergriffen und zur Parteinahme gewissermaßen herausgesordert. Die Sache wird nach gerade „sensationell" uud bildet den Geaenstand deS Tagesgespräches in niederen wie höheren Kreisen. Die Kundigen wissen freilich, daß das Meiste von dem, was jetzt in Broschüren und Zeitungsartikeln als neueste pädagogische Weisheit sich ausbietet, eine Wieder holung von oft Vernommenem und längst Erwogenem ist. Die große Menge der minder Eingeweihten aber wird die Sache so ansehen, als sei plötzlich ein neues Licht aufgegangen »ach tiefer Nacht. Da hat -cs denn vielleicht mancher Sachse ver wunderlich gefunden, daß man sich bei nns gegenüber diesem Auf- und Abwogen der Meinungen so schweig sam verhält und anscheinend teilnahmslos dem Treiben zusieht. Es darf versichert werden, daß das Letztere keineswegs der Fall ist Einiges von dem, was in Fach- und TageSblättern jetzt mit so viel Eifer erörtert wird, findet allerdings an maßgebender Stelle wenig Beachtung, aber auS dem einfachen Grunde, weil cs für Sachsen gegenstandslos ist. Eine der Hauptschwierigkeiten, mit denen andere Unterrichtsverwaltungen jetzt zu kämpfen haben, ist das Mißverhältnis, welches sich in ihren Schulgebieten all mählich herausgestellt hat zwischen den Bedürfnissen der Bevölkerung und den vorhandenen Schul gattungen. Daß ein solches Mißverhältnis in Sachsen bestehe, kann im Ernste nicht behauptet werden. Neben zahlreichen Fachschulen, welche ausschließlich den Be dürfnissen des vielgestaltigen gewerblichen und indr> striellen Leben» dienen, besitzen wir 21 öffentliche und 7 private Realschulen, welche nur, 10 Realgymnasien, welche überwiegend moderne Sprachen betreiben. Wenn neben diesen 38 Rcalanstalten < mit 8060 Schü lern) 17 Gymnasien (mit 5)560 Schülern) bestehen, so kann von einem Überwuchern dcr klassischen Studien im Jugendunterrichte über diejenigen, welche dcm prak tischen Lebe» in direkterer Weise dienen, wahrlich nicht die Rede sein. Hinweisungen hierauf sind in neuerer Zeit öfters erfolgt, es ist aber leider nicht überflüssig, sie immer einmal zu wiederholen, weil in den Tages- blättern fast ausschließlich preußische Verhältnisse be sprochen werden, mancher Sachse aber gar wenig darüber unterrichtet ist, wie cs mit dem höheren Schulwesen deS eigenen Landes bestellt ist. Noch eine andere Abweichung unserer Einrichtungen von den anderwärts bestehenden sei in Kürze berührt. Die Einrichtung der sogenannten Vorschulen zu Gymnasien und Realgymnasien, welche Knaben bereits mit dem 7. Lebensjahre aufnehmen, ist dem sächsischen höheren Schulwesen völlig fremd. Mit dcr großen eilte Fritz herzu, kam aber lange vor lauter Rat losigkeit zu keinem Entschluß. Endlich schlug Graf Max die Augen wicder auf und blickte verwundert um sich. „Warst Tu's, Fritz?" „WaS, gnädigster Herr? Wie Sie bleich aussehcn Tarf ich nicht den Arzt rufen?" „Nichts darfst Du," antwortete Graf Max rasch, „ruhig darfst Du sein und den Mund halten. Es soll niemand davon wissen, hörst Du?" , Niemand, Herr Graf? Niemand? Auch Fräu lein Tit nicht?" Graf Max sah ihn fiagend an. „Sie hat mir auf die Seele gebunden, ihr alles zu schreiben, was mit Ihrer Gesundheit zusammen- hängt." „Was kümmert das Fräulein Tit?" „Ich weiß es nicht, aber sie schreibt in jedem Briefe, daß sie cs wirklich und wahrhaftig wissen müsse." Graf Max senkte stumm die Augen. „Sic liebt mich noch," murmelte er unverständlich, „—-noch — trotz alledem noch!" Nach einer Weile erhob er sich langsam und sagte laut: „Du schreibst kein Wort, Fritz, kein Sterbenswört chen davon. Du machst andere Leute nur unruhig; es war nichts und soll auch nichts gewesen sein. Ich will nicht, daß sich andere Leute um mich beunruhi gen. Hörst Tu, Fritz? Kein Sterbenswörtchen. Ver sprich mir's!" Er trank ein Glas Wasser. „Wie Sxcellcnz befehlen. Übergänge von Gymnasial- zu Realanstalten uud um gekehrt jährlich in äußerst geringer Anzahl erfolgen Bei solcher Lage der Dinge hat für Sachsen die Frage wegen deS „gemeinsamen Unterbaues" der höheren Lehr anstalten mehr eine akademische, als eine praktische Be deutung. Man mag ihr näher treten, dafern sich herausstellt, daß eine solche Einrichtung aus inneren Gründen wünschenswert und angängig ist, ohne Schä digung idealer Interessen, aber „brennend" kann diese Frage sür einen Schulbereich nicht genannt werden, der so geartet ist, wie der sächsische. Was das Innenleben der höheren Schulen an langt, so sei nicht in Abrede gestellt, daß im wesent lichen bei uns die Dinge liegen wie anderwärts. WaS alles in den Worten Spezialistentum, Überbürdung, Wissensballast, Übergewicht des Kennens über das Können, mangelhafte Gesundheitspflege rc. beschlossen liegt, trifft für die sächsischen höheren Schulen wohl so Ziemlich ebenso zu wie für alle übrigen in Deutsch land. Die Erörterungen und Vorschläge, welche die Fach- und Tagespresse der letzten Jahre nach diesen Seiten gebracht hat, sind — das darf versichert werden — aufmerksam auch bei uns verfolgt worden. Gern sei es bezeugt, daß dabei unter vielem tauben Gestein auch manches Goldkorn gesunden worden ist, welches dem sächsischen höheren Schulwesen, will's Gott, noch zu gute kommen soll. Manches ist im Verlauf der letzten Jahre erwogen und in der Stille vorbereitet worden, von dem da- uud jenes in n cht zu ferner Zeit wohl auch au das Licht des Tages treten wird. Zum Glück bedarf es nicht eines jähen Bruches mit dem Bestehenden. WaS wir haben ist jedenfalls insoweit gut und bewährt, daß die bessernde Hand an das Bestehende bedächtig — schonend wird angelegt wer den können. Der gegenwärtige Zeitpunkt wäre so schlecht ge wühlt wie möglich, um niit bestimmteren Ausführungen deS eben Angedeuteten herauszutreten Jrder Ein sichtige wird dies ermessen. Vorläufig sei nur darauf hingewiescn, daß gewisse Fragen, welche dem Zei- tungsleser jetzt nahegesührt werden als alle Geister wbeegende, bei uns längst erwogen und erörtert worden sind. Indem wir aus vielem weniges hcraus- greifen, teilen wir in Nachstehendem einige Abschnitte aus den Verordnungen mit, welche im März 1882 an die Direktionen der Gymnasien wie an die der damaligen Realschulen I. Ordnung ergangen sind. Be züglich des Betriebs des altsprachlichen Unterrichts auf den Gymnasien wurde damals gesagt: „Jedem, dcr den älteren Zustand des philologischen Studiums auf den Universitäten kennt, muß die Verschiedenheit der früheren uud der jetzigen Be Handlung desselben, wie es sich im Anschlusse an den allgemeinen Gang der Entwickelung der Wissen schasten in Deutschland ausgebildet hat, cutgegeu- treten. Er wird erkennen, daß die jetzige Philologie mit ihrer Art der Behandlung der Altertumswissen schaft und der Sprachen, mit ihrer Sprachvergleich ung, mit ihrer außerordentlichen Verzweigung in eine Menge von selbständigen Einzeldisziplinen den Gedanken der Spezialfachtechnik bis zur vollen Kon sequenz geführt hat. Für die Gymnasien sind aber hieraus Erscheinungen hcrvorgegangen, welche nun zu Angriffspunkten dcr eben angedcutctcn Art werden mußten. Es ist nicht zu leugnen, daß manche unserer Mehrzahl unserer (lateinlosen) Realschulen sind drei Progymnasialklassen verbunden. Somit wird in Sach sen die endgiltige Entscheidung darüber, ob ein Knabe der gelehrten Laufbahn zugeführt werden solle oder nicht, erheblich später getroffen, als anderwärts. Ein- »amentlich jüngeren Gymnasialphilologen die Ge sichtSpunkte dieses auf dcr Universität gewonnenen spezialistischen Fachstudiums unvermittelt auf die Gymnasien übertragen und daß sic die Gymnasial bedeutung des Studiums der antiken Sprachen und Litteratur weniger in dcr Erzielung einer all gemeinen geistigen Ausbildung, als in der Erstreb „Was wolltest Du, als Du hier eintratest?" „Excellenz Frau Gräfin wünscht Ihre Exccllenz zn
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