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Dresdner Journal : 23.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189012234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-23
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1890
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Dienstag, den 23. Dezember, abends. ^297. 189V vsiuxopr«»» r i>'tlr OreiävQ vtortohLUrllot» L KO , b»i rt<!» XmivrI. äouttekoo ?o»t»»»t»lt»a ri«rt«I- Hirlick 3 U ; »u»«vrti»Id N«» äeuttobsa LoivNo« tritt kott «vä 8t»wpaIxu»cNlL«r üturu. Llorstos HiuamvrQ: 10 kk. ^Q^üi»<ll8u»x8x»kvdrei>« a«L L»UIU Stoor s«8p»Itsv«u 2silv ^Isinsr SoNrikt 3l> ?L Unter „LinxssLvät" «Uv Xvilo 30 kk. Lei l^bsUvo- un6 LiLernsntt snttpr. ^ukoNIn^. Lrsedelnear l t^Uck wit XuinLkins a«r 8onn- v. keiertn^e »dsuä». kernspreoN-^nsoirlue«: Ur. 120k. DresdnerÄonrnal. Für di« G<samU«itvng v«rantwarllich t ^ofrat Otto Banck, Professor der (ttterawr- und Aunstgeschichte. ^nnndm» r»n LokNnaixuvxvn »u»«Lrt»r l.«ix,ig: ?> Lranctitetter, XooltwissiovLr 6e» Dresüner ^ourvnl»; Lomdorg L«rlut Vi,n Liiprix 3»„I-Lr«il»o rr»nL1nr» ». H.: ^/aaorrirtr,» l'a^ker/ LorUo Vi«o-N»wdorg- Nr»g krevLtilrr ». It. Itüocden: ^ud. A/o««,' k»rii Lvnäoa L»rUn - kr»nk1nrt ». N «tottgort: Dank« <t L«rUn: /nrakilirn^ant, Nr«»l»n: Lmil L'aäatk,' »»nnovr: 6. Lc/iut^er,- N»U» ». 3.: / LarcL <s U> Neruu^eder: Xöoigl. Lrpeäitlo» 6o» Oresüner ^ourv«a». Orssllou, ^via^er^tr. 20. korvsprectr-^oseNlui»: !ir. 128k. Aestessungm auf da- „Dresdner Journal" für da- nächste Vierteljahr werden zum Preise »on 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für »»SivartS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. A»k«»dig«»ge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühre» im Ankündigung-« teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile fcstgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. lZwingerstraße dir. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Teil. Dresden, 23. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen. A Lruenunngru, Leforderungen und Versetzungen. Die Beförderung deS Portepee-Fähnrichs im 8. Infanterie Regimente „Prinz Johann Georg" Nr. 107 Freiherr von Salmuth zum Sekondlieutenant; die Versetzung des Majors und Abtheilungs-KommandeurS im l. Feld-Artillerie-Regimente Nr. 12 Heydenreich in die Stabsoffiziersstelle beim Fuß - Artillerie > Regi ment Nr. 12; die Ernennung des Hauptmanns un 3. Feld-Artillerie-Regimente Nr. 32 Weigel, unter Beförderung zum Major, vorläufig ohne Patent, zum Abtheilungs - Kommandeur im 1. Feld-Artillerie-Regi- mxnte Nr. 12; die Versetzung des Hauptmanns und Batterie-ChefS im 1. Feld-Artillerie-Regimente Nr. 12 Fliegner in die älteste HauptmannSstelle des 3. Feld- Artillerie-Regiments Nr. 32; die Beförderung deS Premierlieutenants » la suite des 2. Feld-Artillerie- Regiment» Nr. 28 Bierling, unter Enthebung von der Funktion als Adjutant der Artillerie Brigade Nr. 12, zum Hauptmann und Batterie-Chef im 1. Feld Artillerie-Re- gim« nt Nr. 12; die Ernennung des Premicrlientenants im I. Feld Artillerie-Negimentc Nr. 12 Devrient, unter Stellung ü la suite dieses Regiments, zum Adju tanten der Artillerie Brigade Nr. 12; die Ernennung des cbarakterisirten Premierlieutenants im 1. Feld Artillerie- Regimente Nr. 12 von Linsingen zum etatsmäßigen Premierlieutenant mit Patent vom Tage der Charak- terisirung; die Wiederanstellung deS charakterisirten Majors z. D. Lentz zuletzt im 1. Feld Artillerie-Re- aimente Nr. 12 als Bezirks Offizier bei dem Bezirks- Kommando Annaberg — Meldeamt Marienberg —; die Beförderung des Assistenzarztes 1. Klasse im 2. Feld-Artillerie Regimente Nr. 28 I)r. Schmidt zum Stabs- und Bataillonsarzte im 11. Infanterie - Re- gimente Nr. 139; die Beförderung der Unterärzte Or. Sonnekes im 2. Grenadier-Regimente Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" und l)r. Damm im 4. Infanterie Regimente Nr. 103 zu Assistenz ärzten 2. Klasse; die Beförderung der Unterärzte der ReserveOettcdeS Landwehr-Bezirks Plauen, I)r. Dnrr, vr. Braune, Vr. Sudendorf, Büchner, Vr. Sonn tag, vr Coqui, vr. Ahlborn, Körner und vr Traumann des Landwehr-Bezirks I. Leipzig, vr. Wessels des Landwehr-Bezirks Wurzen, vr. Uhle des Landwehr-Bezirks I Chemnitz und vr. Fiedler, Kunst uud Wissenschaft. Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban. «1 (Fortsetzung.) „Ruhig, Herr Graf, übereilen Sie nichts Wie? In Ihren Jahren pariert man die Schläge des Schick sals rasch. —" „Wer mich kennt, Herr Graf — es sind nur wenige — der weiß, daß ich gethan habe, was Men schen möglich ist. Fest habe ich auf meinem Posten auSgehalten, jetzt geht's nicht mehr! Der richtige Mann muß auch wissen, wann er zu gehen hat. ES wäre frivol, den Menschen vorzulügen, ich wäre noch ein junger Mann, der noch etwas zu leisten vermöge, der noch kiäftig einzutreten vermöchte für seine Ziele, wo doch weiter nichts übrig ist, als eine Ruine." „DaS mag Ihnen alles momentan so erscheinen, doch Sie haben kein Recht, aus einer augenblicklichen Stimmung heraus so schwere Schritte zu unternehmen. Gehen Sie auf Urlaub, Herr Graf." „Mein Urlaubsgesuch liegt schon i.n Kabinett. Es handelt sich aber nm meine augenblickliche Ver tretung —" Trotz der späten Nachtstunde hatte sich plötzlich in dem Hause des Grasen Kronan ein lebhaftes Gehen und Kommen vernehmlich gemacht. Man lief draußen hin und her und gerade in diesem Augenblick wurde an die Thür gepocht. „Wer stört unS? Was giebt'S?" rief Graf Kronau Ein Diener trat ein und brachte eine Depesche. vr. Wauer, vr. Paul Müller und Schmidt des Landwehr-Bezirks I. Dresden zu Assistenzärzten 2. Klasse; die Wiederanstellung des Stabsarztes der Reserve außer Dienst vr. Lorrmann in der Landwehr 1. Auf gebots des Landwehr-Bezirks Schneeberg mit seinem früheren Patente »om 1. April 1887 6. ü. ^bschie-sbtwilligungrn Die erbetene Verabschiedung des Sekondlieutenant» im 6. Jnfanterie-Regimente Nr. 105 Bary aus Aller höchsten Kriegsdiensten unter Gewährung der gesetz lichen Pension. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, Haß der Güterverwalter bei der Staatseisenbahnvcrwaltung Traugott Ludwig Geißler zu DreSden-Neustadt das von Sr Durchlaucht dem Fürsten Reuß älterer Linie ihm verliehene Ehrenkreuz IN. Klasse annehme und trage. ÜWnmMchkr Teil. Ketegraphische Dachrichten. Wien, 22. De;cmbcr. (W. T B) Während der heutigen Vorstellung im „Deutschen Volks- theater" entwickelte sich infolge Platzens einer elektrischen Lampe Brandgeruch. DaS Publikum begann bereits den AuSgängen zuzucilen, jedoch legte sich auf die beruhigende Erklärung deS Direktors die ganze Aufregung. Die Kion- Prinzessin Witwe Stlphanie, welche der Vorstellung beiwohnte, verblieb ruhig in ihrer Loge. Dresden, 23. Dezember. Zur Preisbewegung deS Rubels. Unter denjenigen Einflüssen, welche auf die Finanz lage des russischen Staates sowohl als auch auf die wirtschaftlichen Wechselbeziehungen zwischen Rußland und dem Auslande bestimmend einwirken, sind die fortgesetzten Schwankungen des NubelkurseS vorzugs weise von Bedeutung. In einer der letzten Nummern der „Köln. Ztg" unterzieht ein vortrefflich unterrich teter und mitten im Geschäftsleben stehender Mit arbeiter dieses Blattes die Ursachen dieser Preis bewegung der russischen Währung einer eingehenden Betrachtung und kommt dabei zu einer Reihe von Schlüssen, die in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert sind. Wir geben den wesentlichen Inhalt der Aus lassung in nachstehendem wieder: „Im Verlaufe von vier Jahren (1887—90) hat die russische Währung eine Werterhöhung von 52 M. für 100 Rubel, d. h etwa 30 Proz. erfahren. Es ist das ein Beweis des zunehmenden Vertrauens der ausländischen Börsen zu den russischen allgemeinen Zuständen und zur russischen Geldwirtschaft. Der niedrigste Stand des Rubels innerhalb des ganzen Zeitraums war Anfang Mai 1888 mit 162 M., der höchste Stand im September 1890 mit 264)4 M; der Unterschied ist also 102)4 M, d. h. etwa 50 Proz. des Durchschnittspreises für die vier Jahre. — Die Preisbewegung in den Jahren 1887 und 1889 ist ziemlich regelrecht verlaufen. Im Gegensatz dazn ist aber die Preisbewegung 1888 und 1890 außerordent lich schwankend und unruhig gewesen. Man hat diese Schwankungen vielfach dem unmittelbaren Eingreifen der russischen Finanzleitung zugeschrieben. Derartige „Interventionen" in vereinzelten äußersten Fällen sind auch schon von früheren russischen Finanzministern angewcndet worden. Früher aber wurde bisweilen einge griffen, um der naturgemäßen, d. h. durch bestimmte wirtschaftliche und politische Verhältnisse herbeigeführten Graf Kronau wurde etwas bleicher, nahm zitternd die Depesche in Empfang und erbrach sie Dann ließ er die Hände schlaff herabsallen, rang einen Augenblick ver zweifelt nach Atem und murmelte leise: „O mein Gott!" „Ums Himmels willen, was ist Ihnen?" fragte Graf Max erschrocken. Das Blatt war zu Boden ge fallen und wie von einer plötzlichen Ahnung erfaßt, griff Graf Florin danach und !as es Es war die Depesche Tits, die das Verschwinden der Gräfin Hertha meldete. „Lassen Sie", stöhnte Graf Kronau, „das ist nicht für Sie!" Wieder trat eine kurze Pause ein. „Nicht für mich?" fragte endlich Graf Max etwas bitter. ,.O ja, Eie haben Recht, es ist für Sie — es darf — es darf nicht für mich sein! O " Gras Kronau stand entschlossen, aber nicht ohne große Anstrengung von seinem Lager auf. Es lag ein gewisser finsterer Trotz auf seinem Gesicht, als wie wenn er noch einmal, wie in seiner Jugend, Krankheit und Körper hätte zwingen wollen. ,Ft leide mich an", sagte er kurz und barsch zu seinem Diener, „und mache alles zu meiner sofortigen Abreise bereit. Vorwärts, alles soll in Thätigkeit sein, alles soll helfen, suchen, alles soll — Ah — es will nicht gehen", hauchte er, wiederauf sein Lager zurück fallend, hervor, „elende Knochen, elendes Alter, und dort, dort geht mein Liebstes auf der Welt zn Grunde." Da schob Graf Max den Diener plötzlich mit einer ziemlich energischen Bewegung auf die Seite und sprang mit großer Lebhaftigkeit unter die Thür. Abwärtsbewegung des Preises sich geradeswegs entgegep- zustemmen. DaS ist zwar vorübergehend gelungen, hat aber den» Staate stets unverhältnismäßig große Opfer gekostet. Hr. Wyschnegradski hingegen ist, so weit erkennbar, stets im Anschlusse an eine bereits vorhandene hinreichend starke Strömung, mochte die selbe aufwärts oder abwärts gehen, vorgegangen, in dem er sic mit den ihm zur Velfügung stehenden Mitteln und mit seinem auf der Börse inzwischen errungenen Ansehen unterstützte und stärkte und ihr damit für einen länge, en Zeitraum zu einem mehr oder minder durchschlagenden Erfolge ve-half. Die dafür bei den ersten derartigen Maßnahmen gebrachten, vielleicht nicht gerade unbedeutenden Opfer sind an scheinend in der Folge durch unmittelbare Beteiligung an der Spekulation und erhebliche Gewinne für die Staatskasse ausgeglichen worden. Die politischen Beunruhigungen im Zusammen hange mit einen, gerade von den russischen Börsen ausgehenden Mangel an Vertrauen in die wirtschaft liche Lage des russischen Reichs ließen zu Ende deS Jahres 1887 und Anfang 1888 noch ein weiteres Fallen des Rubels erwarten. Das demnächst gegen Ende Februar 1887 und Anfang März 1888 erfolgte weitere Zurückweichen des Rubelpreises war nicht zum geringsten Teile durch namhafte, angeblich für Rech nung der russischen Regierung ausgeführte Gold- ankäusc veranlaßt worden. Als demnächst eine be ruhigtere Auffassung der allgemeinen Lage allmählich zum Durchbruch kam, und im Zusammenhänge damit eine ganz bedeutende Getreideausfuhr aus Rußland, als Folge der guten Ernte des Vorjahres und vor trefflicher Ernteaussichten für das laufende Jahr sich entwickelte, nahm auch der Rubelpreis eine naturgemäß steigende Richtung wieder an. Die letztere wurde von der russischen Finanzleitung unterstützt, indem dieselbe das unter dem Eindruck von Kriegsbefürchtungen kurz vorher aufgekauste Gold wieder um auf den Berliner Markt warf und zugleich die vom russischen Ausfuhr handel reichlich angeborenen Tratten auf das Ausland auskausen und gleichfalls nach Berlin überführen ließ.— So verschieden auch die Jahre 1890 und 1888 sonst sowohl in politischer, wie in wirtschaftlicher Hin sicht gewesen sind, so ist doch die Preisbewegung in beiden Jahren auffallend gleichlaufend gewesen Das Jahr 1888 begann mit ernsten Befürchtungen für die Erhaltung des Friedens und, nachdem diese sich ver flüchtigt halten, war es für Rußland, wetches eine gute Ernte hinter sich und eine noch bessere vor sich hatte, ein Jahr wirklichen wirtschaftlichen Aufschwunges. 1890 ist dagegen so ruhig verlaufen wie nur immer möglich. Wenn nun in dem letzteren Jahre der Rubelpreis trotzdem so starke Schwankungen zeigte, so deutet dies von vornherein darauf hin, daß will kürliche Einflüsse darauf sich geltend gemacht haben. Das Steigen des Rubels, welches ,m April mit Entschiedenheit begann, wurde durch die von offiziösen russischen Zeitungen wiederholt gebrachten amtlichen Nachrichten über vorzügliche Ernteaussichten für daS laufende Jahr wesentlich unterstützt Mittlerweile hat sich allerdings herauSgestellt, daß diese Erntenachrichten nachträglich sich nicht bewahrheitet haben. Ferner wurde in Blättern, die bekanntermaßen dem Finanz ministerium nahe stehen, auf Grund angeblich „zuver lässigster Information" die Einführung der Goldwäh rung in Rußland als in dec Vorbereitung befindlich angekündigt, eine Nachricht, die in Börsenkreisen viel fach Glauben fand. Damit wurde die Börsenunter- nehmung in russischer Papierwährung und in Wert papieren, welche auf solche gestellt sind, noch weiter angeregt. Heute teilt wohl niemand mehr die damals verbreitete zuversichtliche Meinung. Die Leerverkäufer an der Berliner Börse, durch die ihnen 1888 zuye- sügten schweren Verluste eingefchüchtert, wagten sich „Fritz!" schrie seine hallende kräftige Stimme durch das Haus. „Excellenz?" tönte die Antwort von unten herauf. „Sofort hierher!" Dann ging er zurück zum Grafen Kronau und stellte sich vor diesem lebhaften Auges und mit ener gischer, entschiedener Geste auf. „Herr Graf, bleiben Sie ruhig! Ich reise sofort ab und komme nie wieder, wenn Sie mir die Erlaubnis, Gräfin Hertha zu suchen, verweigern. Ängstigen Sie sich nicht, Sic können keinen Besseren senden. Denken Sie an nichts mehr, als an Ihr Kind und vergönnen Sie mir das einzige Glück, daß nicht auch noch Gräfin Hertha zu leiden hat unter den Thorheiten meines Lebens" „Excellenz," sagte Fritz cintrctend. „Wann geht der direkte Zng nach Rom?" „Elf Uhr dreißig, Excellenz!" „Wie spät ist es jetzt?" „Elf Uhr drciundzwanzig!" „Noch sieben Minuten. Herr Graf, geben Sie mir die Adresse!" Da war nichts mehr von einem entehrten, ver lorenen Mann zu sehen, der untcrm Übeimaß des eigenen Ungemachs zusammcnbrach, das war der Held, der sein Palladium in Gefahr wußte und mit Todes srcudigkcit sich opferte. „Sorrento," hauchte der alte Kronau kaum ver nehmlich, „reisen Sie mit Got', Herr Graf, er lohne eS Ihnen!" „Vorwärts Fritz!" Im Nu waren die beiden über die Treppe hinab und Graf Max im Wagen. Fritz sah ans dem Bock. lange Zeit kaum mehr entschieden hervor. Ähnlich wie 1888 setzte auch im laufenden Jahre im Septem ber eine starke rückläufige Bewegung deS Rubels ein. Diese Bewegung wurde kräftig unterstützt durch den fortgesetzten Aufkauf von Goldwechseln, für welche Noten auf den Markt gebracht wurden. Dieses Ge schäft scheint erst in den letzten Tagen eingestellt'oder doch eingeschränkt worden zu sein Man fragt sich, welchem Zweck diese Maßnahmen dienen sollen. Manche äußern die Meinung, daß man damit dem allerdings zur Zeit recht notleidenden russi schen Ausfuhrhandel aufhelfen wollte. Diese Vermutung hat jedoch wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Wollte man der Ausfuhr Helsen, so hätte es früher geschehen müssen. Näher liegt die Annahme, daß in St. Peters burg nur insolange ein Interesse für einen hohen Rubelstand vorhanden war, als Aussicht vorlag, die Umwandlung der noch bestellenden 5prozentigen Gold- anleihen aus dem ausländischen Geldmärkte unter gün stigen Bedingungen sortsetzen zu können. Da aber nunmehr wegen der herrschenden Goldknappheit davon vorläufig Abstand genommen werden muß und zur Zeit die Umwandlung innerer Anleihen zum Ziel ge nommen zu sein scheint, mag ein niedriger Rubelpreis jetzt vielleicht gerade erwünscht sc n. Möglich ist fer ner, daß die russische Finanzleitung erwartet, daß im kommenden Jahre, als Folge der zwei sehr mittel mäßigen Ernten 1889 und 1890 und der ganz allge mein in Rußland herrschenden gedrückten Geschäftslage, der Preis noch stärker als jetzt niedergehen werde. Für diesen Fall würde man sich durch den jetzigen nachhaltigen Goldankauf. rüsten, um dann in der Lage zu sein, durch Wiederverkauf des überzählig angeschaff ten Goldes den Rubelpreis je nach den Umstände» vor weiterem Fallen zu bewahren, wobei noch außerdem für die Staatskasse ein Gewinn absallen dürfte." Schließlich wird in dem Aufsatze noch ausgeführt, daß unter einem unstät hin- und herschwankenden Währungsstande ein gediegenes Handelsgeschäft nicht gedeihen könne, und überhaupt ein unberechenbar großer Schaden am Volksvermögen entstehe, den in der Haupt sache die russische Landwirtschaft zu trageu habe. Tagesgeschichte. Berlin, 22. Dezember. Se. Majestät der Kaiser unternahm heute morgen wieder den gewohnten Spazier gang durch den Tiergarten und begab sich darauf zu einer längeren Konferenz mit dem Reichskanzler in daS Reichskanzlerpalais. — In dem günstigen Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin und des neugeborenen Prinzen ist auch den neuesten Nachrichten zufolge keine Änderung cin- getreten — Die Mitteilung des „Reichs-Anzeigers" — so schreibt die „Nordd. Ällg Ztg" — über die Rück- berufung Emin Paschas wird, wie vorauszusehen war, in den Blättern sehr lebhaft besprochen. Diese Erörterungen bieten, soweit sie auf Thatsächlichkeit Anspruch erheben, Umschreibungen und Deutungen der Mitteilungen, welche bisher die Weißbücher über Emin- Expedition brachten; darunter mischt sich eine lange Reihe schiefer und unbegründeter Schlußfolgerungen. Bis zu dem Zeitpunkt, in welchem ausführliche Be richte des Reichskommissars v. Wißmann vorliegen, wird cS gut sein, bei der Beurteilung der Preßäußer ungen im Auge zu behalten, daß die gelehrten staats rechtlichen Auseinandersetzungen überflüssig sind, welche sich niit der Frage der Verantwortlichkeit über die Vorgänge in Deutschostafrika beschäft gten; denn selbst verständlich steht der dortige Reichskommissar unter dem Reichskanzler, der für alle Maßnahmen des Reichs, wo immer in der Welt sie getroffen werden, die Ver antwortung tcögt. Aber ebenso selbstverständlich jst es, Er nahm seinem Kollegen Zügel und Peitsche ans der Hand und schlug wie toll auf die Pferde ein, als gelte cs, dcn ersten Preis zu erjagen. Rechts und link» rissen die Leute die Fenster auf, als die Equipage de» Ministers durch die Straße raste; die Schutzleute, in der Meinung, die Pferde seien durchgegangen, wollten sie aushalten, aber Fritz schrie ihnen zu: „Weg vou meinen Pferden!" Und im tollen Galopp rasselte der Wagen zum Bahnhof hin. Der Zug war schon in Bewegung und kaum hatte Graf Max mit Fritz atemlos darin Platz genommen, als er auch schon schnaubend und keuchend in die unwirtliche Winternacht hinausbrauste. XV. Am Abeud des nächsten Tages stiegen Graf Florin und sein Begleiter in Sorrnt ans Es war schon finster in den Straßen aber Tit wartete; sie wußte, daß sie kommen mußten „Hochgeehrtes Fräulein Tit, bitte, weinen Sie nicht mehr, ich kann's nicht sehen", sagte Fritz, indem er cm» dem Wagen stieg. „Nein wirklich und wahrhaftig, Fritz, ich kann nicht anders. Eine so gute Herrin! — Tie arme Gräfin Hertha — O, Herr Graf, verzeihen Sie, aber ich kann nicht anders" „Fräulein Tit," sagte Graf Max, „ich kenne Ihre Anhänglichkeit und ehre sie. Aber wir haben leider durchaus keine Zeit, uns unseren Gefühlen in un« thätiger Weise hinzugeben und deshalb muß ich Sie dringend ersuchen, nnS alles mitzuteilen, waS etwa für die Auffindung der Gräfin Hertha von Wichtigkeit sein könnte." (Forth folgt.)
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