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Dresdner Journal : 09.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189012095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-09
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1890
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M285 Dienstag, den 9. Dezember, abends. 1890. ?ür vr»»ä«L vi«1«zjLNrllol» » It. 60 kt, d«! ä«» Lsisorl. ä««t»vb«u vivrtst- Mullck » U.; »u»ivrb»Id äs» ä»utieb«» Lviel»«« tntt ko»t- m»ä 8t«l»p«tru»oblL^ kuum. Lu>L«lQ« HumcLvru: IS Ls L»ktto4txo»r»r«dakr«»» kÄr ctev U»llw siavr eoipalteseo 2oilo ^leiasr Kobri kb Sv kL Oatsr „Lla^svcurät" äi» 2«ils 5N kk. L«i T»boU«li- vvä 2rN«ro»»tL »Qt»xr. Airksobb»/. Lr»eN«l»v»r llN^Ueb süt XuiQLkias Ker 8vL» - u. keiort»^« »beoä» ^»rvipreok-ALsebluo«: Ar. 12VL. DnMerZmmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich r Hofrat Otto Banck, Professor der titteratur» und Kunstgeschichte. ro» ^ollNi>ai»»»x«> »»»nLrler F>. Lran<i»t«tt«e, Noivivi»»ioLLr äs» Vrssävvr äoarssl«; >»«dv« Lsrli» Vt,» L«tp»tA >«»»l Sr«»l»« ». N-: //aa«^uck^n <t kvAker,' L«rlw Vt«»-Lu»d«r,- vr»E l»t^»j, -rr«Lbevrr «. ». >s»eb«»: Lio««,' r«rt« L«soL L«rllL - kr»Lb1»r1 «. ». S»,UU»r1: D»«-« 6o , L«rU»: /NvarttiemiaNt, >r««i«u: X«»batk, Uiu»»e«r: 6. Le/>a«rer, S»U» «.».: Lar«t «S 6». Neransxederr Löoi^I. Lrpeaitioo ä«» Vrssüvsr Lourruü». Or»»<jeo, Lvio^sritr. SV. kvnwprveb-Aaieblu»«: Ar. 12S-. Ankündignngeu für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aonrnal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- trelbende« bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung ausserordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Kömgl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Teil. Dresden, 5. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Fähr meister Friedrich August Mildner in Laubegast für die von ihm am 17. Juli dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewerkstelligte Rettung eines Mädchens vom Tode des Ertrinkens in der Elbe die goldne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wcrchrichterr. Berlin, 9. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Reichstag. In dritter Beratung wurde der Ver trag, betreffend die Einverleibung von Helgoland, mit allen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Ebenso der Zusatzantrag, wonach daS Gesetz mit der Verkündigung in Kraft tritt. Rom. 9. Dezember. (W.T.B.) Wie die Blätter melden, hat der Minister deS Schutzes wegen Mei nungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Ar- beitSminister betreffs Verminderung der Au-gaben ^ür öffentliche Arbeiten die Entlassung eingereicht. Dresden, 9. Dezember. Die Spaltung der irischen Partei. Die Frage deS Rücktritts Charles Stewart Par nells von der Leitung der irischen Partei ist durch die Vorgänge in der letzten Versammlung der Mitglieder der irischen Parlamentsfraktion in London einem Aus gange entgegengeführt, an welchem der greise Führer der englischen Parlamentsopposition, William Ewart Gladstone, kaum besondere Freude haben wird. Nach einer Reihe von Sitzungen, in denen es zwischen den Freunden und Gegnern Parnells zu den gröblichsten Ausschreitungen kam, faßte die Mehrheit der Partei den Beschluß, sich von dem bisherigen Führer loszu- fagen und eine besondere Parteigruppe unter dem Vorsitze von Mac Carthy zu bilden; die Minderheit dagegen hielt fest zu Parnell und bestätigte ausdrück lich dcssm Wahl zum Vorsitzenden. Die irische Par lamentsfraktion ist somit jetzt in zwei Gruppen ge spalten, welche aufs tödlichste miteinander verfeindet sind und alle Hebel in Bewegung setzen werden, um die Mehrheit der Wählerschaft auf ihre Seite herüber- zuziehcn. Die „Parnell-Krisis" selbst ist also hiermit keineswegs schon entschieden, der Kampf zwischen dem klugen und redegewandten Parteihäuptling und seinen Gegnern wird vielmehr mit noch größerer Schärfe entbrennen und aus den Parteiversammlungcn nach Irland selbst verlegt werden. Parnell hat sich nach seiner „Absetzung" durch die lhm feindlich gesinnte Mehrheit sofort nach seinem Heimatsande beqeben, um „die Neubildung der Na- Knust und Wissenschaft. Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban. i 29 (Fortsetzung.) Ta sah ich, wie die steinernen Züge sich belebten und aus den toten Augen Glut und Feuer schoß; wie starre Lähmung fühlt ich's durch die Glieder rieseln und ächzend stürzt' ich in den taubenetzten Wüstensand. Da hört' ich eine Stimme, die wie Geistesflüstern, wie Todeshauch kalt tönte: „Auf Erden nicht!" War es daS Fremdartige, das durchaus Ungewohnte in der Erscheinung, in der Vortragsweise und im ganzen Wesen des Orientalen, oder war eS wirklich der mystische Hauch, den er aus der sagen- und trümmer- haften Pharaoneuwelt Altägyptens übertrug in den abendländischen Salon einer gemischten Gesellschaft von Nizza, kurz Ben Ali Said Sit Sit hatte den ganz unbegreiflichen Erfolg einer momentanen Pause in der allgemeinen langweiligen Schwatzhaftigkeit einer solchen Gesellschaft. Erst nach einer Weile löste sich dieser Bann wieder und der Araber-Scheikh erntete für seine Wüstenpocsie die herkömmlichen Schmeicheleien. Wie ein Schwarm von neugierigen Pcnsionsfräuleins um lagerten ihn die anwesenden Damen, um ihre über schwänglichen Lobeserhebungen an den Mann zu dringen. Nur Gräfin Florin einzig und allein war plötzlich ungewöhnlich ernst und schweigsam geworden und aus dem Salon herausgetreten aus einen Balkon. Nach tionalpartei in die Hand zu nehmen", und die ihm treu gebliebenen Wortführer sind bereit- eifrig an der Arbeit, um die Stimmung im Volke dem alten Füh rer zuzuwenden. Schon am Tage nach der Londoner Versammlung fand rm Phönixparke zu Dublin eine von den Parnelliten veranstaltete große Kundgebung unter dem Vorsitze des Lordmayors statt, in welcher das Verhalten der Parlamentsmehrheit auf daS aller entschiedenste verurteilt wurde. DaS Bildnis Timothy Healys, welcher die „Absetzung" Parnells hauptsäch lich betrieben hatte, wurde öffentlich verbrannt, daS Volk schrie: „Nieder mit Healy und Sexton, nieder mit den Ämterjägern" und schließlich faßte man den Beschluß, „Parnell zu beschwören, seine Stellung unter keinen Umständen aufzugeben, die Vertreter Dublins, Murphy, Dickson und O'Sullivan aber aufzufordern, ihre Mandate niederzulegen." Es wird also in der nächsten Zeit auf der grünen Insel ein Kampf entbrennen, der von beiden Seiten mit der größten Erbitterung geführt werden wird. Der Ruf nach Wiederherstellung der „einigen irischen Partei" wird durch ganz Irland erschallen und es wird sich dann zeigen, welche der beiden Parteigruppen die Mehrheit des Volkes für sich hat. Bei dem hervor ragenden Geschick als Agitator und Parteiführer, wel ches Parnell unleugbar besitzt, bei dem Einfluß den er im ganzen Lande hat und bei dem großen Ansehen, in dem er trotz deS auf ihn haftenden sittlichen Makel- noch immer steht, ist die Möglichkeit keineswegs aus geschlossen, daß es ihm gelingt, feine Gegner aus dem Felde zu schlagen. Zwar hat sich die katholische Geist lichkeit Irlands auf Seite Healys und Mac Carthys gestellt und bereits mit großer Energie einen regel rechten Feldzug gegen den ungekrönten König der grünen Insel eröffnet. Parnell und seine Anhänger aber verfügen über die Gelder der Partei und dieser Umstand kann dem Kampf sehr leicht eine Wendung geben, welche die Gegner wahrscheinlich nicht erwartet haben. Zu einem erfolgreichen Wahlkampfe gehört ebenso wie zum Kriegführen „erstens Geld und zweitens Geld und drittens Geld", und die meiste Aussicht auf Erfolg hat immer der, welcher den letzten Thaler in der Tasche behält. Die Parnelliten aber sind im Be sitze dieses ,n«rv«8 rerum" und sie haben außer dem die sichere Aussicht, daß die Hauptgeld spender der Partei, die Irländer Nordamerikas, sich auf ihre Seite schlagen werden. Wie aus den letzten New-Korker Telegrammen hervorgeht, hat die zur Einsammlung von Geldspenden unter der Führung der beiden Abgeordneten Dillon nnd O'Brien unternommene amerikanische Reise vollständig Schiff bruch gelitten, nachdem deren Mitglieder, mit einer Ausnahme, sich gegen Parnell erklärt hatten, und die „Expedition" beabsichtigt deshalb, nach einem kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt der Union, schon in den nächsten Tagen nach Europa zurückzukchren. Es geht hieraus hervor, welche ungeschwächte Herrschaft Par nells Name nach wie vor auf alle Irländer ausübt und daß er in dem bevorstehenden Kampfe in jedem Falle ein höchst gefährlicher Gegner ist. Was im übrigen die Wirkungen der Spaltung der irischen Partei betrifft, so ist bezüglich dieser zu sagen, daß der Hader im Lager der Opposition ohne alle Frage dem Ministerium Salisbury zu wesentlichem Vorteil gereichen wird. Tie trotzige Obstruktion, welche seit Jahren allen, auch den bestgemeinten Vorschlägen des Kabinetts von Glad- stoncanern und Iren gewerbsmäßig in den Weg ge legt wurde, wird aushörcn, das Ministerium wird Ge legenheit haben, seine Reformvorlagen glatt und sicher durchznbringen. Weniger vorteilhaft dürfte sich die Sache für die Anhängerschaft Gladstones erweisen. Denn nicht nur hat sich die Zahl der Gegner des „großen Greises" durch die Abtrennung der Parnelliten deutlich und trüben Blickes schaute sie über die glück liche Landschaft, die in der Abenddämmerung vor ihr ausgebreitet lag. Was beschäftigte gerade sie, die kleine, lebenslustige Gräfin, so ernst und stimmte sie so nachdenklich und traurig? War cs die pessimistische Weisheit der sagenhaften Memnonssäule, die ihr das Erdenglück rundweg abstritt, oder war cs der Orien tale selbst? Mußte ihr immer und immer wieder der fatale Weltschmerz, dessen bleierne Schwermut sie schon von ihrem Gemahl weggetrieben hatte, jene höchst un angenehme Wahrheit entgegentreten, die ihrem Tem perament, ihrer zitternden, genußfrendigen Lebenslust so störend, so eisig, so zermalmend anflog? Eine lange Weile stand sie schon in ernstem Nach denken verloren auf dem Balkon, als der Orientale geräuschlos hinter sie trat und mit merkwürdig ver ändertem Accent und in deutscher Sprache zu ihr sagte: „Gräfin Florin!" „Marbod!" fuhr die junge Frau hastig und er schrocken auf. „Weshalb erschrecken Sic vor mir, Fanny? Regt sich bei der Gräfin Florin auch so etwas, was das gewöhnliche Volk Gewissen nennt?" Gräfin Fanny erholte sich indessen von ihrem crsten Schreck sehr rasch. „Ich wüßte nicht, waS mein Gewissen Ihnen gegen über alterieren könnte," antwortete sie kühl. „Wirklich nicht, Fanny? Wirklich nicht?" sagte Herr O'Fönnor, der nun seine Maske nicht mehr für nötig hielt, mit rascher, aber lciser Stimme, der man die Leidenschaftlichkeit anhörte, „und auch diese Schleife hier erinnert Sie an nichts, Frau Gräfin?" vermehrt, es sind auch durch die Enthüllungen Parnells auf seine Absichten und Pläne Streiflichter ge fallen, welche fein Ansehen in England schwerlich er höhen werden. Die meisten der Londoner Morgen- blättcr besprechen in diesem Sinne die Wirkungen der bei der irischen Partei eingetretenen Spaltung. Das Hauptorgan der Unionisten, die „Times", betrachtet den Bruch als unheilbar und meint, der Konflikt werde auf irischem Boden feine Fortsetzung finden. Glad stone und die englischen Liberalen würden, welchen Ausgang der Kampf zwischen den beiden Gruppen auch haben mög-, immer mit der Thatsache rechnen müssen, daß eine irische Partei, welche die Mehrheit des irischen Volkes vertrete, nicht mehr vorhanden sei. Der „Standard" und andere konservative Blätter sind ebenfalls der Ansicht, daß das Schisma der irischen Partei die Verlegenheiten Gladstone» noch er höhen werde. DaS Leiborgan Gladstones, die „Daily News", spricht gleichfalls seine Befriedigung über die Absetzung Parnells als Führer der irischen Partei aus, gleichzeitig aber gicbt das Blatt der Besorgnis Ausdruck, daß Parnell mit seinem Anhang sich heim lich mit den Tories verbinden könne. — Diese letztere Befürchtung ist keineswegs unbegründet. An ein förm liches Bündnis zwischen Parnell und den Tories ist freilich kaum zu denken, wohl aber ist es möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß sich die Parnelliten künftig in entscheidenden Fragen auf Seite des Kabinetts schlagen und ihren bisherigen Bundesgenossen bei einem Feld züge gegen dasselbe hohnlachend den Rücken kehren werden. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Dezember. Das heute zur Ausgabe gelangte 12. Stück des Gesetz- und Verordnungs blattes enthält: Nr. 68) Verordnung vom 25. Ok tober 1890, zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 29. Juli 1890, betreffend die Gewerbegerichte (abge druckt in Nr. 252 deS „Dresdner Journals"); Nr. 69) Verordnung vom 1. November 1890, die Enteignung von Grundeigentum für Herstellung eines Ladegleises nebst Ladestraße auf dem Bahnhofe Schönheide der Chemnitz-Adorfer Bahn betreffend; Nr. 70) Verord nung vom 5. November 1890, die Abtretung von Grundeigentum zu Erbauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Wolkenstein durch das Preßnitzthal nach Jöhstadt, sowie der erforderlichen Anschlußgleise betreffend; Nr. 71) Bekanntmachung vom 12. Novem ber 1890, die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Sekundäreisenbahn Mügeln bei Pirna-Geising- Altenberg betreffend (abgedruckt in Nr. 264 des „Dresdner Journals"); Nr. 72) Bekanntmachung vom 15. November 1890, die Eröffnung des Betriebes auf der schmalspurigen Privateisenbahn Zittau Oybin mit der Zwciglinie Bcrtsdorf-Jonsdorf betreffend, (abge druckt in Nr. 268 des „Dresdner Journals"); Nr. 73) Gesetz vom 4. November 1890, die Beglaubigung von Privaturkunden betreffend; Nr. 74) Verordnung vom 5. November 1890, zu Ausführung des Gesetzes, die Beglaubigung von Privaturkunden betreffend; Nr. 75) Kvstengesetz vom 6 November 1890 nebst Gebührentarif; Nr. 76) Verordnung vom 7. November 1890, daS Inkrafttreten dcs Kostengesetzes vom 6. November 1890 betreffend; Nr. 77) Verordnung vom 8. November 1890. die Ausstellung von Urkunden über Einträge im Grnnd- und Hypothekenbuche betreffend; Nr. 78) Gesetz vom 10. November 1890, die Zustellung und Bestellung von Schriftstücken in Angelegenheiten der nichtstreitigcn Gerichtsbarkeit betreffend; Nr. 7!») Ver ordnung vom 11. November 1890, die Bestellung nicht zuzusteüender Schriftstücke betreffend; Nr. 80) Bekannt machung vom 27. November 1890, die Eröffnung des Betriebes auf der uormalspurigen Sekundäreisenbahn Bautzen-Königswartha betreffend (abgedruckt in Nr. 277 Er zog bei diesen Worten aus seiner Brusttasche, die sich auf der Innenseite seines arabischen Kaftans befand, eine zierliche, braunseidene Schleife, auf der ein blaues Kornblumengewinde eingestickt war, dieselbe, die er einst von ihrem Halse genommen hatte, als sie auf seine Frage, was er hoffen dürfte, gesagt hatte: „Alles, Marbod, alles!" „Wahrhaftig, eine hübsche Schleife, Herr O'Fimnor," antwortete sie mit einer spöttischen Unbefangenheit, die ihn nur noch mehr aufregte; „wo haben Sie die her?" „Tas fragen Sie?" preßte cr wie außer sich hervor. ,Nun, wer soll cs denn fragen? Es ist ja weiter niemand hier! Sie prätendieren vielleicht, daß ich die Schleife als eine der meinigen anerkennen soll. Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen thun kann, so will ich das gern thun. Möglicherweise habe ich sie da oder dort verloren und Sie haben sie gesunden. Ich habe so viele solche Schleifen, daß ich die einzelne unmög lich vermissen kann. Herr O'Fönnor sah sic finster und durchdringend an. Jetzt erst sah er ein, daß er einer Komödiantin zum Opfer gefalle« war, daß er mit all seiner klugen Welt- nnd Menschenkenntnis einer mit kaltem Blut und berechnender Hinterlist ausgesührten Täuschung unterlegen war; sein liebevolles Herz hatte sie ihrem spekulativen Egoismus aufgeopfrrt, die naturalistische Pädagogik hatte ihr Meisterwerk gethan. „Fanny," sagte er in einem Tone der Entrüstung, wie sie aus einem vollen, übervollen Herzen quillt, „so treiben Sie Spott mit denen, die Sie lieben? So be lohnen Sie da» Vertrauen?" des „Dresdner Journals'^) und Nr. 81) Verordnung vom 22. November 1890, die Abtretung von Grund eigentum zu dem Umbaue der Dresdner Bahnhöfe und der Ausführung der damit zusammenhängenden neuen Bahn- und sonstigen Anlagen betreffend. Dresden, 9. Dezember. DaS heute hier einge gangene 34. Stück des Reichsgesetzblattes enthält als einzigen Gegenstand: Nr. 1923) Verordnung vom 5. Dezember 1890, betreffend die Aufhebung des Ver bots der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten dänischen, schwedischen oder norwegischen Ur sprungs. Berlin, 8. Dezember. Se. Majestät der Kaiser arbeitete heute längere Zeit mit dem Reichskanzler. — Am Nachmittage fand bei den Majestäten eine kleinere Fa- milientafel statt, an welcher der Prinz und die Prin zessin Christian zu Schleswig-Holstein nebst den beiden Prinzessinncn-Töchtern, sowie der Prinz Aribert von Anhalt tcilnahmen. — Der „Reichsanzeiger" enthält eine vom 5. De zember datierte kaiserliche Verordnung des Inhalt-: „Die Verordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten dänischen, schwedischen oder norwegischen Ursprungs vom 29. No vember 1887 (Reichs-Gesctzbl. S. 529) tritt mit dem Tage der Verkündung gegenwärtiger Verordnung außer Kraft." — Die dem Reichskommissar für Ostafrika erteilte Ermächtigung zur Anwerbung einer Truppe war ein durch die damalige Lage gebotener Notbehelf. Wie die Begründung zu dem, wie bekannt, jetzt dem Bun desrat vorgelegten Entwurf, betreffend die kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, ausführt, ist bei voller Würdigung der seitdem erzielten Erfolge nicht zu verkennen, daß das Vertragsverhältnis, auf dem die Beziehungen zwischen dem Führer und den von ihm Angeworbenen beruhen, nur eine unvoll kommene Grundlage für eine militärische Organisation bietet. In dieser Hinsicht kommen insbesondere die strasrechtlichrn und disziplinaren Verhältnisse, sowie daS BersorgungSwese» in Betracht. Endlich hat sich daS dringende Bedürfnis sühldar ge macht, die Berwaltung der Truppe durch vorgrbildete Beamte mit selbständiger Verantwortlichkeit führen zu lassen. Nachdem neuerdings mit den beteiligten Mächten ein Einverständnis er zielt worden ist, krast dessen die Abt-etung des der deutschen Interessensphäre in Ostasrika vorgelagerten KüstenstreisenS an Se. Majestät den Kaiser in Aussicht steht, und di« kaiserliche Regierung sich zur Übernahme der Berwaltung in dem ostasrika- nischen Schutzgebiet entschlossen hat, ist die Umwandlung der Truppe des ReichslommissarS in eine kaiserliche zur Notwendigkeit geworden. Diese Umwandlung läßt sich, wie der „Reichsanz." der Begründung weiter entnimmt, nicht länger ausschirben und kann unabhängig von der Frage crsolgen, ob das Bedürfnis nach einer Echutztruppe als ein dauerndes zu betrachten ist oder nicht und ob die Verhältnisse in Ostasrika eine Minderung dcs tisherigen Bestandes der Truppe zulassen oder nicht. Ein zweiter Gesichtspunkt für die vorzunehmende Umbil dung ergicbt sich aus der Erwägung, daß im Interesse der Stärkung dcs moralischen Elements in der Schutztruppe cS er forderlich erscheint, die deutschen Angehörigen derselben auf die gleiche Stufe mit den Angehörigen der militärischen Macht des Reiches zu stellen. Das wirksamste Mittel, den ersteren da» Eesühl der gleichen Verantwortlichkeit und der Gleichwertigkeit ihrer Dienststellung zu geb^n, soweit sich die- durch organisa torische Maßnahmen erreichen läßt, besteht darin, die Schntz- truppe in ihren deutschen Angehörigen mit der militärischen Macht des Reiches in organische Verbindung zu bringen. Eine solche Verbindung wird der neuen Organisation die erforderliche Beweglichkeit sichern, wie sie andererseits auch die einsachste Lösung für die Ausgabe bietet, den Mängeln der bisherigen, aus privatrechtlichcr Grundlage beruhenden Einrichtungen abzu- helfen. Sie hat zur Voraussetzung, daß der Weg der Gesetz gebung beschritten wird Die Grundlage des aus diesen Erwägungen hervorgegange nen Entwurfs bildet der Vorschlag, die Echutztruppe, abgesehen von den Farbigen, aus deutschen Militärpersonen zu bilden, welche aus Grund freiwilliger Meldung der Schutztruppe zeit weise zugctcilt werden. Für die Dauer dieser Zuteilung blei ben sie deutsche Militärpersonen, so daß die gesetzlichen Vor schriften. belrcffend die Rechtsverhältnisse der Militärpersonen, „Sparen Sie Ihre Worte! Ich finde Ihre Maske rade, mit der Sie sich in meine Nähe gedrängt haben, nachdem ich Sie zu wiederholten Malen abgewiesen, einfältig, die ganze Komödie, die Sie aufführcn, über spannt —" „Komödie, Frau Gräfin? Wer ist es von uns beiden, der die Komödie gespielt hat? Es ist richtig, Sie sind mir und vielleicht manchem anderen im Ko mödienspielen überlegen. Sie spielen seiner, glatter, gewissenloser; Sie spielen die Jntrigue nicht mit blut rünstig unterlaufenen Augen und allen Merkmalen des geborenen Verbrechers, nein, lächelnd und lockend zücken Sie den Dolch, der verderben soll —" „Ich bitte Sie, Herr O'Fennor, werden Sie jetzt auch einmal wieder vernünftig, die Sache wird za immer abgeschmackter Was wollen Sie denn eigent lich? Was können Sie von der Frau Gräfin Florin wünschen?" „Zunächst Frau Gräfin, möchte ich Sie warnen Sie glauben sich den älteren Ansprüchen, die ich an Sie habe, mit einer spöttischen Gleichgiltigkeit ent ziehen zu könuen; und ich mache Sie deshalb auf merksam darauf daß ich meine Entschlüsse rasch fasse und rasch durchführe! Rascher, als Ihnen in diesem Falle lieb sein würde." „Sie sprechen mir noch immer in Rätseln. Ältere Ansprüche sagen Sie? Gesetzt, ich gäbe dies zu, wie würden Sie denn diese Ansprüche realisieren wollen? Sie sind ein großer Thor, wenn Sie glauben, daß ich mich und meine Stellung irgend eines — Aben teurers wegen kompromittiere Sie haben wohl fran zösische Romane gelesen, Herr O'F^nnor, daß Ihnen solche Geschichten in den Kopf kommen? Nehmen Sir
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