Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189012138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 1982 und 1988 als Seite 1882 und 1888 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-13
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1890 O28S Sonnabend, den 13. Dezember, abends DresdnerÄnnm! rar p Götz. dem Kohlengesetzentwurf bestochen worden, von Millionen Knust und Wissenschaft. » v d r r» wären — Sie sind die Leute nicht den: n Jnser- :r Bedie- » reden, die hin- und hergegangen ja rein, warum überliefern Sie Strafrichter?" Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban. (Fortsetzung.) Dresden, 13. Dezember. Zur Lage in Nordamerika. Der Kongreß der Bereinigten Staaten von Nord amerika ist mit Beginn des laufenden Monats zu seiner alljährlichen ordentlichen Session zusammengetreten. Die Botschaft, welche aus diesem Anlaß Präsident Harrison dem Herkommen gemäß an die Volksvertretung richtete, hat nicht in dem Maße die öffentliche Aufmerksamkeit aus sich gelenkt, wie die entsprechenden Präsidentenkund gebungen früherer Jahre. Es war dies jedenfalls mit eine Folge des Verdammungsurteils, welches vor wenigen Wochen bei den Wahlen zum Repräsentanten hause die Mehrheit der nordamerikanischen Bevölkerung über die Wirtschaftspolitik der zur Zeit am Ruder be findlichen republikanischen Partei ausgesprochen hat. Man schenkte nach diesem Ausgange den sonstigen Vor gängen in den Vereinigten Staaten bei uns weiter keine besondere Beachtung, man beruhigte sich dabei, Lrookelllv» r wit Lrumllttue äsr 8ouo- o. »doock« koruoprvod-^sooMlls«: Ar. I2VL. Für die Gesamt!eUung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteram» NN- Lnnstgeschtcht, Nichtamtlicher Teil. Geographische Nachrichten. BreSlau, 13. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Schlesische Zeitung" meldet, ein zweiter Transport russischer Schweine sei vorgestern in Tchoppiuitz ebenfalls verseucht befunden worden. Die kranken Tiere wurden sofort im Beuthener Schlachthaus« getötet. Pari-, 13. Derember. (Tel. d. DreSdn Journ.) Der Journalist Labruyere erzählt im „Eclair", er habe Padtewski nach der Ermordung des General Seliwerstoff bei sich verborgen gehalten, „Hören Sie mich ruhig an. Sie haben sich von der staatlichen Notwendigkeit des Kohlengesetzes über zeugt, aus dem Saulus ist ein Paulus geworden und ich kann Sie nur mit größter Freude in dieser Sache als unseren Gesinnungsgenossen begrüßen. Die Über zeugung, daß der Entwurf nun endlich Gesetz werden müsse, ist uns beiden jetzt gemeinsam. Aber ich kann ein gewisses Staunen nicht unterdrücken, daß Sie, Excellenz, dem schon vieles zum Wohle des Landes gelungen ist, nun plötzlich an Ihrem Stern verzwei feln, daß Sie Ihr Ministerportefeuille im Interesse dieses Gesetzes abgeben und in meine Hände gleiten lassen wollen. Als ob ich in meinen Jahren geeigneter wäre, es durchzuführen, als Sie!" „Gewiß, das sind Sie, Herr Graf, Sie würden nicht nötig haben, aus Ja Nein und aus Nein Ja zu machen I" „Und Sie sind noch nicht in den Jahren, wo man seine Meinungen nicht mehr verändern, verbessern Ikönnte." l „Darum handelt es sich nicht. ES handelt sich Imn die Besiegung des Widerstandes meiner früheren Kartei" „Die wird Ihnen viel besser gelingen, als mir" A»ki»dig«ngk» für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournak" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- treibeade« bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung ausserordentliche Bergünstignuge« gewährt werden. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Tagesgeschichte. Dresden, 13. Dezember. Das heute hier einge gangene 35 Stück des ReichSgesetzblattes enthält: Nr. 1921) Bekanntmachung vom 9. Dezember 1890, betreffend den Aufruf und die Einziehung der Noten der Magdeburger Privatbank in Magdeburg und Nr. Haft, seine Augen waren starr zu Boden gerichtet. Er war eine Beute höchster Aufregung. „Und was haben Sie deshalb? Sie wollten vor hin noch mehr sagen. Sprechen Sie, Excellenz. Sie schenken Ihr Vertrauen keinem Unwürdigen." „Ich habe deshalb mein Lebensglück Ver nich . Ahl" Mit einem Aufschrei aus tiefstem Herzen fiel Graf Max neben dem Sessel auf den Boden „Um Gotteswillen, welch ein Unfall, kommen Sie zu sich, Graf Florin, Florin!" Graf Kronau drückte mit rascher Bewegung mehrere Male heftig auf eine Schelle, die er auf dem Schreib tische des Grafen Max stehen sah, dann kniete er bei dem Ohnmächtigen nieder und suchte ihn in eine be quemere und freiere Lage zu bringen. Ihn aufzuheben war er viel zu schwach. Nach einigen Sekunden kam Fritz gelaufen „Mein Gott, was ist geschehen! Excellenz, Herr Graf." „Helsen Sic mir, Fritz, Ihr Herr ist ohnmächtig, wir müssen ihn zu Bett schassen und dann müssen Sie einen Arzt holen." „O, das ist nun heute schou das zweite Mal. O, gnädiger Herr, gnädiger Herr! Was soll das werden! —" „Machen Sie nicht so viel Geschrei, Fritz. Soll das ganze HauS zusammenlaufen? Sehen Sie, er kommt schon wieder zu sich. Wie geht eS? Nur Mut, Florin!" Langsam, mit bleichem, starrem Gesicht richtete sich - o , T- 4 pril - Mai — M. ;gen oco lo.oo 'N/. Mai Juni Lpil.UL G, pe «ai > malt. Drzcm er > M. G., M IprU-Mai ., matt sei dann mit ihm nach Triest gereist, von wo PadlewSki wahrscheinlich nach Amerika abgrsegelt sei. PadlewSki habe Seliwerstoff getötet, weil letzterer einige russische Flnckt'inge zu einem nihi listischen Komplotte habe anstiften wollen, um dem Zaren seinen Eifer zu beweisen. Bern, 13. Dezember. (Tel. d DreSdn. Journ.) Die Schweizer Rcgirrung verfügte, daß die Zoll stätten in Huntwangen, Wilchingen, MeriShausen, Altorf, Törflingen, HemmiShofen, Mammern, Tägerweilen und Rorschach vom 1S Dezember ab bis auf weiteres für die Einfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen geschloffen wer- den. Begründet wird diese Maßregel mit der Verbreitung der Maul- und Klauenseuche in dem benachbarten deutschen Gebiete. London, 13. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Den „TimeS" zufolge erhielten die leitenden Finanz- kreise in London Nachricht auS New Dock, daß gegenwärtig keine dringende Notwendigkeit vor handen sei, mehr Gold auS Europa zu importieren. Infolge der teilweisen Wiederherstellung des Ver trauens unter jenen Häusrrn, welche jüngst keine Wechsel auf Europa kaufen wollten, sind Rimessen jetzt leichter verkäuflich. London, 13. Dezember. (Tel.d.Dresdn.Journ.) ES verlautet, Lord Meath und der Deputierte Peasch würden sich demnächst nach St. Petersburg begeben, um Sr. Majestät dem Kaiser Alexander laut Beschluß der Versammlung von Guildhall eine Bittschrift zu überreichen, welche für Auf- Hebung der Ausnahmegesetze gegen die Juden eintritt. Der Bildhauer Boehm, welcher die Statu« deS Kaisers Friedrich i«l. für die St. Georgs- Kapelle im Schlosse Windsor angefertigt hat, ist gestern hier aestorben. Parnell ist gestern abend in Kilkenay eiuge- troffen und dort enthusiastisch empfangen worden. Die Einwohner geleiteten ihn mit Musik und Fackeln in sein Hotcl. Dublin, 13. Dezember. (Tel.d.DreSdn.Journ. Die antiparnrllistischen Abgeordneten hielte« gestern eine groß« »ersammkung ab. Dleselbeu werden am Montag eine neue Zeitung unter dem Titel „Suppressed united Ireland" veröffentlichen New-Aork, 13 Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lie Bankfirma East TaivaS inj Michigan stellte ihre Zadlungrn ein, dtSgleicben die Peck Martin Eompany in New Pork mit 3N0W0 Dol- larS Passiven. Amtlicher Teil. Dresden, 9. Decembcr. Mit Allerhöchster Ge nehmigung hat das Ministerium des CultuS und öffent lichen Unterrichts den mit der Abhaltung von Vor lesungen über Allgemeine Rechtskunde und specielle Theile derselben bei der Technischen Hochschule hier beauftragten Regierungsrath Joh. Martin Lotichius zum Honorarprofessor bei der genannten Hochschule ernannt Ko netto, rumänischer er — M., ungar., neu Donaumai- M. weitze Noch- are 145 bi- M, Bohnen Wicken pro 1we:zen pro io- >05 M., aalen pro , lüchsilcher chlesiicher — ., do. russi- n, neuer -IS »o Uo netto 24» M., e 2<>o bis Rüböl pr. raffinier! es vt RapS- 12,-0 M., wo >00 ko. o 1«,boM., 22— UM., ii Sack rol !che —, ,r loo «o städlächen ., GrirSier- l 52,oo M., esiermund- 21,50 M ohne Sack c. o 30, 0 27,50 M.. 1i., Futter- r. ioo «o 10,2" M.. pr. ioo Ko steuen, pr ntt So M tt 70 M tlMMUU i kÄr vroockoa visttvIMbrlick 2 iS. LV kt., d« <t«» XLioort. ävuttvk«» eiortot- jlUrrllob 3 HI.; »UtErbkld äs» cksutoobsn Leichs« tritt kost- nnä Ktswpstnuoohlkpf Kiuru. Linrstns Nummern: 1« fit Slltlttualxulrxoxsdittlrvn« AeÜanntmachung, die Anmeldung zn dem an der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dresden ab- zuhalteuden Cursns zur Ausbildung von Turnlehrerinnen betreffend. An der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dresden beginnt am 7. Januar 1891 ein Cursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beifügung 1) des GeburtS- oder Taufscheins, 2) eines ärztlichen Zeugnisses über den Ge sundheitszustand, 3) eines amtlichen Zeugnisses über die sitt liche Führung, 4) der Zeugnisse über die frühere Schulbil dung, sowie über genossene turnerische Vorbildung und .5) des selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem unterzeichneten Ministerium bis zum 20. Dectmber n. «. einzureichen. Dresden, am 24. November 1890. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. ,Hch sage Ihnen ja, eS sind nicht nur papierne Gespenster — offen und ehrlich, Herr Graf, haben Sic nicht selbst mich eigennütziger Berechnungen fähig ge halten?" „Ich, Excellenz? Nimmermehr!" „Wie? Besinnen Sie sich wohl, Herr Graf! Ich habe deshalb " Graf Florin atmete hastig und mußte abbrechen. „Was ist Ihnen, Excellenz? Sprechen Sie, Sie wollten noch mehr sagen. Bei Gott, Sie müssen reden." „Bleiben Sie nur ruhig, Herr Graf, es ist nichts. Es wird vorüber gehen! - Was hätte ich eS auch zu verschweigen? Haben Sie nicht gesagt — es ist schon einige Jahre her — ich spekuliere auf Ihr Vermögen?' „Ich hätte daS gesagt? Ich? Bei meiner Ehre, Herr Graf, das habe ich niemals gesagt und auch nie ge dacht." Erschrocken fuhr Graf Max mit einem lauten Schrei in die Höhe und stand starr mit bleichen, zit ternden Lippen vor Graf Kronau, der sich ebenfalls rasch erhob „Besinnen Sie sich, Herr Graf, besinnen Sie sich," preßte er stoßweiße hervor; „auch nicht auch nicht zu meiner Frau?" „Zu niemand auf der Welt!" Graf Max faßte zuckend nach einer Sessellehn«, Graf Max, gestützt von Fritz und Graf Kronau, wie- auf die er sich stützte. Seine Lippen zuckten krampf- der ans. Fragend lag sein Blick auf dem letzteren. cks» «Lum sinsr ev»p»tteue» Leit« klsiusr kelrrikt 2« llator ckio Leite LV ?k. Lei Tabellen- uuä Liücrnsett ewttpr. Xuksckl»«. r»v Lokancktxvaxeo »»»Mitri»» l^ipiiz: F>. Lranckrtetter, Lomruimiouür cke» Vresckuvr Seumel»; N«rU» Vi«» l.«ip»i^ N»,«I Nr«»i»a «r»»k1»r» ». N.! LtaaoonÄern t L«rk»-Vi»»-L»«d»iU- «r»^ L«ip,ix-I'r»oktu,t L ic. USllcd«»: L/o««,- l.o»äo» N«rli» -«r»»bkllrt ». V.-Siulr^rt: c« L'o / LerUn: /nlat«ckoncka»>X , Ur«,!»»: /.mit L»»»»v«r: L'. U»U» ». Laret LV Aeraurxederr LSui^I- Lipeckitiou cke» Oreeckver ^ourvst». vresckeu, Lvioxervir. 20. kornsproct:Ar. 128S. „O nein! Haben Sie nicht gelesen, wie die öffent liche Meinung über mich herfährt?" „Einzelne Zeitungen! Seit wann schrecken einen Florin solch' papierne Gespenster?" „Herr Graf, lassen Sie mich offen sein. Sie wissen", fuhr Florin etwas leiser und müder fort, „ich war cs stets, wo ich eS sein durfte. Wenn Sie glauben, ich bin noch der Mann, der vor zwei Jahren daS Ruder ergriff, so irren Sic. Damals war ich ein Mann, der mit frischer Kraft, mit idealer Begeisterung den hohen Zielen nachstrebte, ein Traum, eine Ver heißung, ein — Hexenspruch, wenn Sie wollen, spie gelte mir eine neue, schönere Welt vor, die aus mei nem Kopfe, aus meiner Arbeit erstehen sollte, mit tausend Masten steuerte ich in das Meer, wie der Dichter sagt, und diese siegende und fliegende Be geisterung gab mir Kraft und Schwung znr Er reichung manches Schönen. Jetzt aber, Herr Graf, wütet der Sturm um mich, Mast um Mast sehe ich sinken, Stütze um Stütze brechen, aus meinem Traum wird ein Gespenst, das mich grinsend auf das Hilf lose und Kleinliche des Menschentums verweist, meine Kraft, meine Jugend, mein Glück opferte ich einem Ptantom — wer weiß, wie manches andere noch. Auf meine Ehre, Herr Graf, eS sind nicht nur pa- pirrne Gespenster, die mich umdrohen!" Ernst sah Gras Kronau vor sich nieder „Ich weiß es wohl, man hat Jhnrn in letzter Zeit übel mitgespielt, aber warum wehren Sie sich nicht? Warum alles stumpf über sich ergehen lassen? Wenn einige Zeitungsschreiber sich erdreisten, Ihre Ehrlichkeit in Zweifel zu ziehen, und in ver bissenen Winkelzügen zu verstehen geben, Eie seien in daß eine Änderung der neuen wirtschaftlichen Kurses der Union, insbesondere die Aufhebung der ungeheuer lichen Zollsätze de- Mac Kinley-Tarifs über kurz oder lang mit Sicherheit zu erwarten sei. Diese letztere Annahme ist gewiß nicht unberechtigt. Noch ist zwar die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses eine republikanische und noch wohnt im „Weißen Hause" von Washington ein streng republikanischer Präsident, aber eS ist kaum denkbar, daß es der Partei gelingen sollte, bei den nächsten Kongreß und Präsidentschafts wahlen ihre jetzige leitende Stellung zu behaupten. Verfrüht wäre eS allerdings, wollte man schon jetzt den Sieg der Demokraten im Jahre 1>92 als voll ständig sicher bezeichnen. In der Zwischenzeit kann sich manches ändern, und insbesondere wird viel darauf ankommen, ob die Demokraten die ihnen günstige gegenwärtige Lage auszunutzen wissen. In jedem Falle aber stehen die Aussichten der Republikaner so schlecht als möglich, und eS dürfte ihnen einigermaßen schwer werden, dieselben wesentlich zu verbessern Im republikanischen Lager scheint man sich hierüber auch keiner Täuschung hinzugebeu; um der bedrohlichen Stimmung der Wählerschaft Rechnung zu tragen, schicken sich die Leiter der Partei bereits an, die hoch flatternde Sperrzollflagge etwa- einzuziehen und wenigstens den übrigen Staaten Amerikas diejenigen Zugeständnisse zu machen, welche die öffentliche Meinung verlangt Den „Hamb. Nachr." wird hierüber aus der nordamerikanischeu Hauptstadt folgendes geschrieben: Nach der Wahlniederlage im November ist in ein zelnen republikanischen Kreisen daran gedacht, den soeben erst fertig gestellten und als eine Förderung der nationalen Arbeit und des nationalen Wohlstandes gepriesenen Mac Kinley-Tarif wieder umzustoßen. Daß dies ein ganz kopfloses Beginnen sein würde, braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden Tie demo kratischen Gegner würden dazu jubeln; die republika nische Partei aber würde auf diesem Wege nur einen weiteren Verlust von Ansehen bei den Wählern errei chen können. Wer heute schwarz und morgen, ohne jeden vermittelnden Übergang und ohne den Versuch einer sachlichen Begründung seines Ansichtswechsels, weiß sagt, der gewinnt durch solchen Frontwechsel gewiß nicht das vorher verscherzte Vertrauen zurück. Wer einmal so fch»-ll die Farbe gewechselt hat — so liegt eS nahe, zu schließen —, der mag es auch über kurz oder lang nochmals thun, zumal wenn cr vielleicht im Grunde seines Herzens dem jetzt nur aus Zweckmäßig keitsgründen verleugneten, ihm persönlich vorteilhaften System treu gebliebe« ist. Auf Grund solcher Er wägungen ist denn auch in den leitenden Kreisen der republikanischen Partei von einer demnächstigen Wie derzertrümmerung des Mac Kinley-Tarifs wohl nie ernstlich die Rede gewesen. Jedenfalls aber ist zur Zeit offiziell das Parteilosungswort ausgegeben, daß trotz des letzten ungünstigen Wahlresultats der Mac- Kinley-Tarif nicht ganz oder teilweise preiSzuaeben, sondern daß das Eintreten seiner früher verheißenen vorteilhaften Wirkungen resp. die Uebcrzeugung des Publikums von den letzteren abzuwarten sei. Dies cr- giebt sich nicht nur aus den entsprechenden Erörte rungen der leitenden Parteiblätter, sondern auch aus der, einen dahingehenden Hinweis enthaltenden Bot schaft des Präsidenten Gegen diese Haltung läßt sich vom republikanischen Standpunkte kaum etwas sagen. Sie sticht allerdings wesentlich ab von den großen Worten, mit denen oft genug die Wohlthaten des Mac Kinley-TarifS gepriesen worden; da aber in diesem Tone den Umständen nach nicht gut fortge fahren werden konnte, so war immerhin eine in gedämpfterer Redeweise erfolgende Vertröstung auf die Zukunft das Empfehlenswerteste. Man gab da mit den alten Standpunkt noch nicht auf, und man behielt sich andererseits doch die Möglichkeit vor, später wegen Nichteintretens der erwarteten Erfolge mehr oder weniger weit einzulenken. In der Sache selbst aber ist mit einer solchen vorsichtigen Bemerkung wenig gewonnen. Über kurz oder laug wird man zu der, jcdenfalls von demokratischer Seve im Kongreß beantragten Abänderung des Mac Kinley - Tarifs Stellung zu nehmen haben. Dann aber dürfte die Partei in eine recht mißliche Lage geraten Auch ab gesehen nämlich von den oben berührten, taktischen Be denken gegen eine wesentlichere Herabsetzung oder Ver Minderung der Mac Kinley-Zölle müßte diese auf den heftigen Widerstand der hinter den republikanischen Politikern stehenden Großindustriellen stoßen. Nur mit Hilfe der letzteren Haden die Republikaner bei der letzten Präsidentenwahl und den vorletzten Kongreß- Wahlen zu siegen vermocht. Wird ihnen diese Hilfe entzogen, so haben sie voraussichtlich noch weniger Aussicht auf einen späteren Sieg als jetzt. Wollen demnach die Republikaner in gewisser Weise bezüglich der Zolltariffragen einlenken — und daß sie zu solchem Entschluß schließlich kommen werden, ist wohl an zunehmen — so müssen sie äußerst vorsichtig zu Werke gehen. Naturgemäß richten sich in dieser Beziehung jetzt ihre Haupthoffnungen auf den derzeitigen Staats sekretär Blaine, den leitenden Minister des Präsi denten Harrison und den anerkannten Führer der Partei. Auffallend war es, daß dieser Mann, der einer der hervorragendsten Politiker seines Landes ist, in dcr Zollerböhungsfrage dem äußeren Anscheine nach nicht mit der Mehrzahl seiner Parteigenossen über einstimmte. Er trat wiederholt gegen wesentliche Be stimmungen, ja gegen die ganze sperrzöllnerische Rich tung der Mac Kinley-Bill auf und veranlaßte schließ lich die Einfügung einer Klausel in dieselbe, derzufolge anderen und insbesondere den mittel- und südameri kanischen Staaten gegen das Versprechen der Gegen seitigkeit erhebliche Zollerleichtcrungen gewährt werden können. Ob cs Blaine mit seiner Opposition gegen die mehrgenannte Bill ganz Ernst gewesen, mag viel leicht in Zweifel gezogen weiden. Daß der Mann, welcher bisher unbestntteu an dcr Spitze der Partei gestanden, einen so verhängnisvollen, ja vielleicht ge radezu selbstmörderischen Schritt, wenn er ihn als solchen erkannt, nicht hätte verhindern können, erscheint auf den ersten Blick kaum glaublich. Doch darf man andererseits nicht vergessen, daß den Großindustriellen vor der letzten Präsidentenwahl hier und da mehr oder weniger bindende Versprechungen gemacht waren, deren Erfüllung man sich jetzt nur mit Gefährdung der Partei entziehen konnte. Sei dem indes, wie ihm wolle; jedenfalls meint man in Amerika, daß Blaine jetzt versuchen werde, durch eine Verwertung der oben erwähnten Gegen seitigkeiisklausel gegenüber Brasilien und anderen ameri kanischen Staaten die zur Zeit verscherzte Volksgunst zurückzugewinncn Ob er dabei Erfolg hab.« wird, muß gegenüber der gerade durch die Mac Kinley Bill überall im Auslande erregten Erbitterung recht zweifel haft erscheinen. Dennoch würden die Gegner der Mac Kinley-Bill gut thun, dem betr. Vorgehen des Ministers volle Aufmerksamkeit zu schenken. Blaine ist ein höchst gewandter Politiker, und die gegenwärtige schwierige Lage seiner Partei, sowie der Umstand, daß er selbst, wie es schcint, wieder als Präsident schaftskandidat auftreten wird, düiften ihn zu ver- doppilteu Anstrengungen anspornen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite