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Chor- Unter sengender Sonne Strahlenglut Liegt tkäümend die rosige Heide. Geheimnisvoll Weben allüberall; Kein Laut ringsum in der Weite. EinHäuschen steht einsam amHeidesaum, Beschattet von knorrigen Föhren. Wie arm auch die Hütte, so reich doch das Glück Da drinnen! Wer könnt es wohl stören? Sopran: OHeinard.meinLiebster, welch' selige Zeit In des Sommers blühenden Tagen, Wenn die Biene summt, der Falter spielt Und die Nachtigallen süß schlagen! Bariton: Lieb' Gretelein, wohl ist's im Sommer so schön, Doch mehr soll der Herbst uns erfreuen, Dann hol' ich mein Weibchen in's trau liche Heim, Sag', Grete, wird's dich gereuen? Sopran: Gern werd' ich dir folgen! Doch Liebster nun eil', Und hör' meine Bitte beim Scheiden: Geh' nicht den Pfad am Elfenried, Den sollst du im Dämmerschein meiden. — Chor: Klar strahlt der Mond überm Heideland. Dem Bächlein folgt sinnend derWandrer. Bariton: Was fürchtet Herzliebchen der Nixen Gewalt, So treu wie ich ist kein andrer. Chor: Da sicht er dicht vor sich das Elfenried, Den silberglänzenden Weiher. Wie ward auf dem Weg ihm so drückend und schwül! Hier atmet sich's leichter und freier. Da plötzlich hemmt er dieSchritte und blickt Zum Teich hinab wieder und wieder. Geheimnisvoll taucht zwischen Schilf und Ried Ein glänzender Leib auf und nieder. Und liebliche Töne erklingen gar süß, Wie Menschen wohl nie sie ersonnen; Elfenried Sopran: Kurt Striegler ^ Was zögerst du, Liebster? Steig nieder zu mir, Hier findest du selige Wonnen. Chor: Feucht glänzt ihrer wallenden Locken Pracht, Ihr Blick trifft ihn lüstern und lauernd. Da beugt er verblendet sich nieder zu ihr, In Liebelust wonnig erschauernd. Und im berauschenden Kusse erlischt Seiner Lippen fieberndes Brennen. Sopran: „Unsel'ger, Hab' ich dich einmal geküßt, Will ganz ich mein eigen dich nennen". Chor: Da zuckt es hell durch die dunkle Nacht, Verschwunden sind Mond und Sterne, Und heulend und pfeifend jagt der Sturm Den Heidesand her aus der Ferne. Doch schneller noch als Gewittersturm Flieh'n angstgequälte Gedanken. Sopran: O tzeinard, folgtest der Warnung du? Bracht' dich Versuchung ins Wanken? Chor: Durch Nacht und Wetter eilt Grete dahin; Ihr Fuß berührt kaum die Erde. Nur fort, nur fort bis zum Elfenried, Vielleicht, daß ihm Rettung nochwerde.— Da sieht sic sein Antlitz so totenbleich Auf den finsteren Fluten dort treiben. Sopran: Mein Heinard! Du ließest die Braut allein, Doch ohne dich will ich nicht bleiben. Ob frevelnd du brachest der Treue Schwur, Ich will ihn halten, den meinen, Und trennte so früh uns der grausame Tod, Der Tod soll uns wieder vereinen! Chor: Still ward es am Elf'ried. Die Nacht entweicht, Der Morgen tagt zögernd aufs neue. Durch Schilf und Ried aber flüstert's leis Von bräutlicher Liebe und Treue. Mar Frcygang Suleikas II. Gesang Franz Schubert Ach, um deine feuchten Schwingen, West, wie sehr ich dich beneide; Denn du kannst ihm Kunde bringen, Was ich in der Trennung leide! Die Bewegung deiner Flügel Weckt im Busen stilles Sehnen, Blumen, Auen, Wald und Hügel Steh'n bei deinem Hauch in Tränen. Doch dein mildes sanftes Wehen Kühlt die wunden Augenlider; Ach, für Leid müßt ich vergehen, Hofft' ich nicht zu seh'n ihn wieder! Eile denn zu meinem Lieben, Spreche sanft zu seinem Herzen: Doch vermeid' ihn zu betrüben Und verbirg ihm meine Schmerzen. Sag' ihm, aber sag's bescheiden: Seine Liebe sei mein Leben, Freudiges Gefühl von beiden Wird mir seine Nähe geben. Aus dem westöstlichen Divan>on W, v. Goethe