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Eine moderne Ausbildung schaffen! Aus dem Schlußwort von Magnifizenz Prof. Dr. Jäckel auf dem Forum am Ich möchte zunächst feststellen, daß es richtig war, in diesem gro ßen Gremium unter breiter Anteil nahme der Studenten, des Lehr körpers und der Praktiker diese Frage zu behandeln. Idi möchte ein schätzen, daß dieses Forum ein voller Erfolg insofern war, als vor allem die Studenten sehr rege Gebrauch davon machten, hier ihre Meinun gen, Wünsche und Vorschläge vor zutragen. ./ Wie aus allen Diskussionsbeiträ- gen hervorging, liegt wohl grund- sätzlich Einverständnis dafür vor, daß ein richtig durchgeführtes gro ßes Ingenieurpraktikum allen zum Nutzen gereicht. Dabei möchte ich zwei berechtigte Forderungen der Studenten voll akzeptieren: Erstens muß die Qualität, garantiert sein, und zweitens muß auch die ökono mische Seite gesichert sein. Beides ist Grundvoraussetzung, das äst selbstverständlich. Ich würde nun vorschlagen, daß wir weiter so verfahren: Es sollen über die Einführung d zunächst die Grundfragen gemein sam geklärt werden, und zwar zwi schen den Professoren, Assistenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern der einzelnen Fachrichtungen und Studienrichtungen und den entspre chenden Partnerbetrieben und WB. Wir müssen erst einmal Klarheit haben, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Bedingungen und Vor aussetzungen die Betriebe überhaupt in der Lage sind, das Praktikum mit Erfolg durchzuführen. Nur auf Grund einer solchen sachlichen Füh lungnahme und Aussprache, die wir natürlich nicht hinausschieben wer den, kann diese Frage geklärt wer den. Zweitens würde ich vorschlagen, um den Kreis nicht immer unnötig groß zu haben und damit die Dis kussion zu erleichtern, daß die Lei ter der Fach- und Studienrichtungen Aussprachen mit den betroffenen Studenten durchführen, wo diesen klargelegt wird, die und die Partner betriebe haben wir, der und der es Ingenieurpraktikums Zeitpunkt wäre günstig, die und die Vorstellungen haben, wir, und wir schlagen vor, das Praktikum so Und so durchzuführen. Gestatten Sie, daß ich noch auf eine andere Frage hinweise, die in der Diskussion mehrfach gestellt wurde. Das ist die Frage: Warum wollen wir jetzt den Bildungsgang umstellen? Das Hauptproblem ist, eine moderne Grundlagenausbildung zu schaffen, die sich bis zum 8. Se mester erstrecken soll, und zwar, um beweglich zu sein und um nicht schon vom ’ ersten Semester an spe zielle Werkzeugmaschinen, spezielle Textilmaschinen, spezielle polygra fische Maschinen zu studieren, son dern um die Grundelemente der Konstruktion schlechthin und die Grundelemente der Technologie zu studieren. Das ist auch der Sinn der Um stellung, denn so studiert man mo dern, so studiert man international modern, und das bewährt sich. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Wir hin Prof. Dr. Häußler berichtete auf dem Forum über eigene Erfahrungen 10. Juni 1964 ken da etwas nach! Man muß den Studenten dazu befähigen, daß er konkrete Aufgaben in den Sparten Werkzeugmaschinen, Textilmaschi nen usw. lösen kann, sowohl von der technologischen wie auch von der konstruktiven Seite her. Wir wollen nicht vom ersten Tage an sagen: So, aus dir machen wir einen Konstrukteur und aus dir einen Technologen? Und noch eines: Wir wollen weg von der Verschulung des technischen Studiums. Wir möchten zumindest im letzten Jahr dann nach dem großen Ingenieurpraktikum die Stu dierenden schon so weit haben, daß sie selbständig wählen können und den letzten Teil ihrer Ausbildung im wesentlichen auf Grund ihrer Erfah rungen selbst bestimmen. Wir möchten also auch einen Wett bewerb unter dem Lehrkörper ent fachen; denn die besten und inter essantesten Vorlesungen wird der Studierende dann auswählen. Er wird sagen: Dorthin gehe ich, weil ich dort noch etwas für meinen Be ruf mitnehmen kann. Deshalb kann man also das Ingenieurpraktikum, nicht an das Ende des Studiums schieben, und deshalb kann man Ingenieurpraktikum- ein Gewinn auch nicht das Studium verkürzen. Ein Wort noch an die Vertreter der Praxis: Ich -bitte, wirklich vom modernsten wissenschaftlichenStand- punkt die Frage der Einführung des Ingenieurpraktikums zu lösen und nicht von einem praktizistischen Standpunkt; denn dann machen wir Während meines Studiums habe ich au« ganz anderen Gründen, als heute maßgeblich sind, ein derartiges Ingenieurpraktikum vier Monate lang zu einem Zeitpunkt, der heute etwa dem 8. Semester entspricht, durchgeführt. Der Zeitpunkt war da mals allerdings reiner Zufall, nicht irgendwie überlegt. Aus meinen Er- fahrungen kann ich sagen, wenn das Praktikum so organisiert wird, wie es von der Hochschulleitung aus be absichtigt ist, dann wird es auf alle Fälle ein Erfolg für die Ausbildung. Die Einschränkung muß ich aller dings machen, daß wirklich ein in genieurmäßiger Einsatz gewährleistet ist und sich die schlechten Erfahrun gen, die vom Vorpraktikum her zum Teil noch in Erinnerung sind und in der heutigen Diskussion Bedenken entstehen ließen, auf keinen Fall wiederholen. ders aus. Zum anderen werden Sie während des Praktikums Dinge ler nen, die man im Rahmen einer Vor lesung einfach nicht vermitteln kann. Und es ist notwendig, daß Sie sich schon während des Studiums diese Erfahrungen sammeln, damit sie sich noch befruchtend auf die Weiter führung des Studiums auswirken können. Das ist also der Grund, um auf die Frage einzugehen, warum man das Praktikum in die Mitte der Oberstufe legt. Allerdings müssen die Studienpläne darauf abgestimmt sein, und es ist Aufgabe der Fach richtungen, in Zusammenarbeit mit den Studenten zu prüfen, ob diese Voraussetzungen erfüllt sind, welche eventuellen Schwierigkeiten bestehen und wie man sie überbrücken kann. Gehen Sie als Studenten aber nicht in dem Sinne an die Diskussion des Ingenieurpraktikums heran, daß Sie meinen, nachdem schon einiges mit sagen. Wenn das Praktikum im be absichtigten Sinne läuft und die Un terstützung der Betriebe entspre chend vorliegt, werden Sie für Ihre weitere Ausbildung einen Gewinn haben. Ich möchte abschließend als Analyse der bisher geführten Dis kussion sagen: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis Semesterende die Diskussionen über die Studienpläne zum Abschluß zu bringen. Wir soll ten uns in den Fachrichtungen etwa bis zum gleichen Zeitpunkt zum Ziele setzen, die Diskussionen über das Ingenieurpraktikum zu einem positiven Abschluß zu bringen. Studierende des 8. Semesters und auch niederer Semester unserer Fach richtung waren bereits ingenieur mäßig eingesetzt und haben mir im persönlichen Gespräch bestätigt, daß es von Nutzen war. Es kommt nun mehr darauf an, eine gute Zusam menarbeit zwischen Hochschule und Betrieben einzuleiten, damit die Zeit des Praktikums optimal genutzt wird. es un s bequem, dann schaden wir unserer Entwicklung, und dann bleibt das Gerede vom Weltniveau in der Ausbi'dung eben wirklich nur Ge rede. Wir aber wollen Weltniveau in der Ausbildung und in den Er folgen unserer jungen Diplominge nieure in der Praxis! Was ist Praxis ? (Fortsetzung von Seite 3) rung eines großen Ingenieurprakti kums, das Bestandteil einer gene rellen Umgestaltung der Hochschul ausbildung nach modernen Gesichts punkten sein muß. Darüber hin aus wirkt sich die Einführung des großen Ingenieurpraktikums stimu lierend auf eine grundsätzliche Neu gestaltung des Studiums nach Inhalt und Form an der Hochschule aus; denn es kann sich bei der Einfüh rung des großen Ingenieurprakti- Sie haben als Student den Vorteil im Betrieb, daß Sie beliebige Fragen stellen können, ohne daß Ihnen das jemand übelnimmt. Als fertiger Diplomingenieur sieht das schon an- Ihnen probiert worden ist, sollen Sie erneut zu einem großtechnischen Experiment gewissermaßen gezwun gen werden. Daß das nicht der Fall ist, kann ich mit gutem Gewissen kums nicht einfach darum handeln, Was ist das, wissenschaftliches Denken und Arbeiten? Es vergeht keine Woche, ohne daß unsere Bevölkerung dazu aufgefor dert wird, wissenschaftlich zu den ken und zu arbeiten. Das ist sicher lich eine sehr nützliche, ja unabding bare Forderung in der Zeit der wis senschaftlich-technischen Revolution. Es ist keineswegs übertrieben zu sa gen, daß Wohlstand und Kultur der Völker und der Bürger künftig in erster Linie davon abhängen werden, wie sie diese Aufgaben lösen. Ebenso dürfte feststehen, daß wir noch in den Anfängen dieser Ent wicklung stehen und keineswegs alle unsere Bürger, auch solche, die in wissenschaftlichen Berufen arbeiten, wirklich verstehen, wodurch wissen schaftliches Denken und Arbeiten gekennzeichnet ist. Ganz ohne Zwei fel wäre es eine sinnvolle Aufgabe für den wissenschaftlichen Nach wuchs einer technischen Hochschule, diese Lücke schließen zu helfen. Die Kommission für wissenschaft lichen Nachwuchs der HGL lädt des halb alle Interessenten ein, sich an einem Sammelband zu beteiligen, der am Beispiel möglichst vieler naturwissenschaftlicher, technischer, gesellschaftswissenschaftlicher Diszi plinen die aufgeworfene Frage behandelt. Wir wissen, daß das nicht immer leicht sein wird, sind aber da von überzeugt, daß wir in sinnvol ler kollektiver Arbeit das gesteckte Ziel erreichen können. Bewerber melden sich bitte im Zimmer 186 oder 189 (Apparat 238 oder 234) im Hauptgebäude an der Straße der Nationen. Prof. Dr. R. Ludloff, 1. Vorsitzender der HGL in den bisherigen Studienablauf das Praktikum zwischenzuschieben, son dern das große Ingenieurpraktikum setzt neue Maßstäbe für die Aus bildung. Es müßte nämlich meines Erachtens in der Perspektive die Ausbildung zum Diplomingenieur bis zum Eintritt in das große In- genieurpraktikum im wesentlichen abgeschlossen sein. Die Vorlesungen nach Rückkehr der Studenten aus dem Ingenieurpraktikum können nicht einfach die Fortsetzung eines unterbrochenen Studienablaufes sein, sondern müssen spezifischen Charak ter tragen, müssen Perlen zur Ver vollkommnung der Hochschulausbil dung sein. So wird sich die Einfüh rung des großen Ingenieurprakti kums fördernd auswirken auf die seit einiger Zeit angestrebte Verän derung der Ausbildung an unserer Hochschule. „Hochschul-Spiegel“ Seite 7