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Ausbildung-ja! Erziehung - nein? — Fortsetzung von Seite 1 — Um in der Erziehung nicht fehlzu- gehen, muß man wissen, für welche Gesellschaf t man erzieht. Das lehrte schon J. G. Fichte, als er in seinen Vorlesungen „Ueber die Bestimmung des Gelehrten“ selbst aus seiner subjektivistisch-idealisti schen Einstellung heraus betonte, daß man in der Erziehung den gewünsch ten Nutzen nur erreichen kann, wenn man davon ausgeht, „auf welcher be stimmten Stufe der Kultur diejenige Gesellschaft, deren Mitglied man ist, in einem bestimmten Zeitpunkt stehe — welche bestimmte Stufe sie von dieser aus zu ersteigen und welcher Mittel sie sich dafür zu bedienen habe.“ Prof, Mothes, der Fichte zitierte und sich auf ihn bezog, hat gerade diesen entscheidenden Hinweis außer acht ge lassen. Nicht zuletzt wohl deshalb kommt er in seinen Ausführungen zu einigen Einschätzungen, denen nicht zugestimmt werden kann. Die Gesell schaft, in der wir leben, ist die sich zum Kommunismus entwickelnde sozialistische Gesellschaft. Dieser Faktor ist real gegeben. Es schadet nur, die Augen davor zu verschlie ßen.. Erfolge in der Bildungs- und Erziehungsarbeit werden sich um so eher einstellen, je bewußter wir von diesem Faktum ausgehen und jene wissenschaftlichen Dokumente zur arbeit zumeist mit der im Prozeß der zunehmenden Technisierung notwen digerweise wachsenden Spezialisie rung begründet. Das ist natürlich nicht falsch, zwingt doch dieser Pro zeß selbst imperialistischen Unter nehmungen die Organisation einer Art Gemeinschaftsarbeit, das soge nannte Team-Work — auf. Unter die sen Bedingungen unserer sozialisti schen Gesellschaft ist es aber nur die halbe Wahrheit Der VI. Parteitag der SED lehrte, daß unter den Bedingungen unserer von Ausbeutung befreiten Ordnung die sozialistische Gemeinschaftsarbeit darüber hinaus zunehmend auf die moralischen Qualitäten des einzelnen wirkt, Individualismus und Egoismus immer mehr zurückdrängt und die Keime der kommunistischen Ein stellung zur Arbeit, die Arbeitsfreu digkeit, Diszipliniertheit, Verantwor tungsbewußtheit usw., im Produk tionsprozeß einschließt, fördert. Sie wird damit zu einem hervorra genden, zu einer Art Hauptmittel der Erziehung und müßte von einem je den Lehrer auf allen Gebieten seiner Tätigkeit und unter den Studenten aller Semester gefördert und orga nisiert weiden. Wenn dem an unserer Hochschule noch nicht so ist, sondern die Studenten in den meisten Fach richtungen bisher erst dann an die Gemeinschaftsarbeit herangeführt Womit beginnen, um alle Hemm nisse für das Fruchtbarwerden unse rer täglichen Bemühungen aus dem Weg zu räumen und größere Befrie digung in einer erfolgreichen Arbeit zu finden? Ich möchte sagen und wiederholen: mit dem wissenschaft lichen Studium und der sorgfältigen Auswertung der Beschlüsse der SED! Mir scheint, daß einer verbesserten Erziehung an unserer Hochschule auch eine gewisse allgemeine Unklar heit über die Hauptverantwortlich keit für Erziehungsfragen entgegen steht. Ein sichtbares Zeichen dafür ist unter anderem die Gewohnheit, man gelhafte Erziehungserfolge vor allem mit der Tätigkeit der FDJ in Verbin dung zu bringen. Aber schon Salz mann riet in seinem „Ameisenbüch lein“ allen Lehrern, die Ursachen da für zunächst bei sich selbst zu suchen. Sicher ist die FDJ mitverantwortlich für die Erziehung der jungen Gene ration und ihre Arbeit an unserer Hochschule stark verbesserungsbe dürftig. So wie aber im zentralen Maßstab die Planung und Organisation der Erziehungsarbeit vor allem eine staatliche Aufgabe ist — siehe das neue Jugendgesetz der DDR —, so trägt dafür an unserer Hochschule in erster Linie die staatliche Leitung mit allen ihr untergeordneten Stel len und Personen die Hauptverant wortung. Zum 15. Jahrestag der Republik Verpflichtungen Schon jetzt machen sich die Angehörigen unserer Hochschule Gedanken, wie sie den 15. Jahrestag unserer Republik würdig begehen können. So gibt es Verpflichtungen, vor allem mit beson deren wissenschaftlichen Leistungen, zur Stärkung unseres sozialisti schen Staates beizutragen. Die Angehörigen des Instituts für Textil maschinenkonstruktion wollen z. B. folgende Aufgaben zusätzlich übernehmen: . Vorzeitiger Abschluß (ein halbes Jahr früher als geplant) des For schungsthemas über einen neuartigen Spinnring für höchste Dreh zahlen. Erprobung eines Zählgerätes und Uebergabe an die Industrie bis zum Tag der Republik. Durchführung von zusätzlichen wissenschaftlichen Veröffent lichungen über maschenfeste Gewirke, Ganzstahlgarnitur, Schnell strecke und Webprozeß. Die Manuskripte liegen bis zum Jahrestag der Republik vor. _ Vorzeitige Instandsetzung und Inbetriebnahme der Waschmaschine bis zum Tag der Republik. Erarbeitung einer Ausstellung über das praxisverbundene Studium am Institut für Textilmaschinen. : Grundlage unseres Wirkens machen, wurden, als, etwa nach dem 6. Se in denen das Wesen unserer Gesell- mester; die Spezialisierung in der Schaftsordnung und ihrer Perspektive Lehre verstärkt einsetzte und sie im Man kann sagen, daß es von der staatlichen Leitung her ein relativ lückenloses System für die Erzie hungsarbeit an unserer Hochschule gibt. Staatliche Beauftragte sind in jeder Studiengruppe benannt und auch einen Betreuer aus den Reihen des wissenschaftlichen Nachwuchses bzw. der wissenschaftlichen Mitarbei tei’ besitzt jede Gruppe. Wenn die Studenten — von ihnen selbst be dauert — relativ wenig von der Tä tigkeit der Genannten spüren und sich ihr mangelnder Einfluß auch in den Ergebnissen der Erziehung wi derspiegelt, dann liegt das wohl vor allem daran, daß sich die verschiede nen staatlichen Leitungen in ihrer Arbeit zuwenig auf diesen Personen kreis stützen, ihm kaum konkrete und kontrollierbare Aufgaben stellen, ihn für gute Erziehungsarbeit in der Regel nicht auszeichnen und für die mangelhafte nicht tadeln. Eine verbesserte Erziehungsarbeit unter den Studenten erfordert, wie überall, auch an unserer Hochschule die ständige weitere „Erziehung der Erzieher“. Diese kann und muß erfol gen, ohne gleich ein neues und zu sätzliches- Ausbildungssystem mit einer neuen zentralisierenden Lei- tuingsstelle einzurichten. Vielleicht würde auch in dieser Hinsicht eine Art ökonomische Leitung nach dem Wesen der Beschlüsse des 5. Plenums umfassend begründet und die ent scheidenden Mittel, ihr gesetztes Ziel zu erreichen, auch auf dem Gebiete der Erziehung gewiesen werden. Diese Dokumente sind die Be schlüsse der Sozialistischen Einheits partei Deutschlands im allgemeinen und die ihres VI. Parteitages sowie des 5. Plenums des ZK im besonde ren. Ihr wiederholtes gründliches Stu dium sowie die entsprechende Aus wertung durch alle Angehörigen des Lehrkörpers unserer Hochschule — ob Genosse oder nicht — ist eine der be deutsamsten -Quellen, die Qualität unserer Arbeit auf dem Gebiete der Erziehung sowie auf anderen Ge- bieten zu erhöhen. Das soll ein Bei spiel verdeutlichen; An unserer Hochschule wird die Notwendigkeit der Gemeinschafts- „Hechschul-Spiegel" Seite Z Rahmen des Praktikums eine im Betrieb zu lösende Aufgabe erhielten, dann ist gerade das ein sichtbares Zeichen einer ungenügenden Auswer tung der richtungweisenden Be schlüsse der führenden politischen Kraft unserer Republik. Sollte sich bestätigen, was hier nur als These angeführt werden kann, daß die mangelhaften Prüfungs ergebnisse in einigen Fächern, die zu der Vielzahl der vorzeitigen Ab gänge führen, entscheidend mit von der Tatsache beeinflußt werden, daß, wie eine Untersuchung ergab, die Gemeinschaftsarbeit unter den Stu denten der »unteren Semester fast keine Rolle spielt, so wendet sich auch in dieser Hinsicht ein Haupt mangel unserer Erziehungsarbeit ge gen alle Anstrengungen, die Ausbil dung zu verbessern, macht sie zu einer Sisyphusarbeit.. des ZK der SED, wenn nicht sofort Wunder wirken, so aber doch einen sichtbaren Fortschritt herbeiführen helfen. Ein Betreuer z. B. dem für nach gewiesen gute Erziehungsarbeit eine Prämie oder eine Leistungsstufe in Aussicht steht, wird sich sicherlic mehr anstrengen als einer, der weiß, daß nicht diese Arbeit, wohl aber jede Leistung auf anderen Gebieten, eine Steigerung seines Einkommens verheißt. Sollte zum materiellen Hebel schließlich noch der moralische An reiz kommen, der z. B. darin bestehen könnte, daß unser „Hoch sch ul spiegel“ einmal konkret von der vorbildlichen und nachahmenswürdigen Tätigkeit eines Betreuers mit seiner Studien gruppe berichtet, dann würde es sicher nicht nur in der Ausbildung, sondern auch in der Erziehung weiter bergauf gehen. Hochschul- nachrichten Gäste aus Moskau In der Zeit vom 13. April bis 18. April 1964 besuchten vom Mos kauer Textilinstitut Ur. d. techn. Wiss. A. N. Solowyew und die Kandidaten der techn. Wiss. K. J. Badalow, W. E. Balakin, J. W. Milman und M. J. Kulikow das Institut für Textilmaschinen und Technologie der Faserstoffe der TH Karl-Marx-Stadt. Der Besuch fand im Rahmen des bestehenden Freundschaftsvertrages statt. Die Wissenschaftler besuchten noch weitere Forschungsinstitute und Textilmaschinenbotriebe in Karl-Marx-Stadt. Auf dem Gebiet der Forschung wurden zwischen dem Projektierungslehrstuhl des Moskauer Instituts und dem Insti tut für Textilmaschinenkonstruk- tion und Technologie der Faser stoffe Absprachen zur weiteren ge meinsamen Arbeit an den Proble men der Spindeluntersuchung ge troffen. Dipl.-Ing. Günther Fachtagung Am 15. April führte der Arbeits ausschuß Schweißtechnik der KDT Karl-Marx-Stadt eine Fachtagung Schweißtechnik durch. Zel der Tagung war es, die volkseigenen Schweißbetriebe unseres Bezirkes auf die Probleme der Steigerung der Arbeitsproduktivität, der Ko stensenkung und der Sicherung der Qualität der geschweißten Er zeugnisse hinzuweisen. Neben namhaften Vertretern der Indu strie referierten Prof. Dr.-Ing. habil. A. Neumann, TH Karl- Marx-Stadt. und Oberingenieur Andere. ZIS Halle. Die besonders starke Beteiligung der örtlichen Industrie und des Handwerks auf dem Sektor Schweißen zeigt, wie brennend doch die Probleme der Mechanisierung, der Anwendung und Reparatur neuer Schwei ß- geräte sowie des Problems der Schweißung von abnaiunepfliciiti- gen Bauteilen ist. Dipl.-Ing. Kluge kenenmungem Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte mit Wirkung vom 1. April 19G4: Herrn Dr phil. Heinz Mehner, bisher wissenschaftlicher Hitarbei- ter im Institut für Gesellschafts wissenschaften. zum Dozenten für das Fachgebiet Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Institut für Gesellschaftswissen schaften, und Herrn Dr. phil. Hans Lohse, bis her wissenschaftlicher Oberassistent im Institut für Gesellschaftswis senschaften. zum Dozenten für das Fachgebiet Wissenschaftlicher So zialismus am Institut für Gesell schaftswissenschaften.