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Genosse Dipl.-Ing. R. Piegert: Unser Vertrag mit der WB Im Rechenschaftsbericht und im Entschließungsentwurf wurde von einem Vertrag gesprochen, den unser Institut für Werkzeugmaschinen mit der WB WMW abschließen soll. Dazu möchte ich einige Worte sagen. Bei der Durchsetzung des neuen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft fallen den WB eine ganze Reihe neuer und großer Aufgaben zu. Speziell für die WB WMW sind es z. B. die Lieferungen ganzer Anlagen, also Lieferungen ganzer Ausrüstungen von Betrieben, nicht nur schlechthin, wie bis heute Lieferung einzelner Maschinen. Die WB WMW muß deshalb in Zukunft dafür Sorge tragen, daß ihre Maschi nen und Anlagen einen hohen Auto matisierungsgrad besitzen. Sie muß dafür sorgen, daß eine hohe Qualität der Erzeugnisse vorhanden ist, und nicht nur der Erzeugnisse selbst, son dern daß vor allem die Arbeits qualität dieser Erzeugnisse gewähr- ‘ leistet wird. Sie muß darüber hinaus für den Handel aufkommen, d. h. sie muß ihre Erzeugnisse absetzen und muß den Import sämtlicher Werk zeugmaschinen abnehmen und ein kaufen. Es stehen also große Aufgaben vor der WB WMW, und es ist selbstver ständlich klar, daß die WB diese Aufgaben nicht allein lösen kann. Es ist eigentlich selbstverständlich, daß sich die Hochschule einschaltet, um diese Aufgaben zu unterstützen. Der Generaldirektor, der Genosse Leitert, erzählte mir beispielsweise, daß er bis 1968 zur Durchführung dieser Aufgaben im Rahmen des Industrie zweiges etwa 800 ingenieurtechnische Kader benötigt. Es besteht also sehr großer Kader- Genosse Radon, Student: bedarf, und unsere Genossen in der Parteileitung sind bei dem Vorschlag für einen Vertrag zwischen unserem Institut und der WB WMW sicher davon ausgegangen, daß es mehrere Institutionen für die Ausbildung technischer Kader im Rahmen des Werkzeugmaschinenbaues gibt, und davon, daß wir ja nicht nur eine WB zu betreuen haben, sondern mehrere. Ich habe mich nun bereits mit dem Generaldirektor der WB in Verbin dung gesetzt, und wir sind überein gekommen, daß wir noch im ersten Halbjahr 1964 einen Vertrag ab schließen werden. In diesem Vertrag soll u. a. enthal ten sein: Daß Lehre und Erziehung im wesentlichen auf die Erforder nisse der Praxis ausgerichtet werden. Dabei soll es so sein, daß die Vertre ter’ der Industrie unsere Lehrpläne mit aufbauen helfen; es soll so sein, daß das Betriebspraktikum durch unseren Vertrag mit der WB direkt beeinflußt wird, und es soll so sein, daß die Exkursionen auch über die WB laufen. Die WB wird sich da für einsetzen, daß die Studenten in den Betrieben das sehen, was für die Ausbildung von Bedeutung ist. Ferner wird sich die WB in Zukunft auch bei der Absolventenvermittlung einschalten, besonders deshalb, weil viele Kader, die eigentlich für unsere WB ausgebildet wurden, heute noch in andere Industriezweige gehen. Ein zweiter Punkt wird sich mit der Qualifizierung der Kader be schäftigen, und zwar der ingenieur technischen Kader in den Betrieben. Es wird also so sein, daß die WB Lehrgänge organisieren wird, auf denen wir die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft vortragen werden. Zum anderen werden wir in den Be triebssektionen der KdT durch Vor tragsveranstaltungen mitwirken. Ein dritter und wesentlicher Punkt wird sich mit den Forschungsaufga ben des Institutes beschäftigen. Die WB ist der Auffassung, daß die Schwerpunkte, die wir uns in der Forschung gestellt haben, anerkannt werden. Die WB wird dafür Sorge tragen, daß wir Themen für Grund lagenforschung erhalten, die mit un seren Schwerpunkten übereinstim men. Auch die Vertragsforschung werden wir in Zukunft über die VVB regeln, so daß einmal die WB kontrollieren kann, ob das jeweils die wichtigsten Aufgaben der VVB sind, die uns ein Betrieb stellt, und zum anderen wird sie die Erfüllung der Forschungsverträge kontrollieren. Der Vertrag mit dem Schleif maschinenwerk Karl-Marx-Stadt, der auch heute nur noch unser Institut betrifft, wird natürlich ein Gegen stand des Vertrages mit der VVB sein. Weiter werden wir vertrags mäßig auch bestimmte Themen für große Belege und Diplomarbeiten übernehmen, insbesondere dann, wenn es sich um die Entwicklung bestimmter Erzeugnisse handelt. Ein vierter Punkt soll sich mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs be fassen, insbesondere mit seinem Ein satz in Betrieben und eventuell mit der Rückgewinnung für unsere TH, also mit Assistenten, die später ein mal Hochschullehrer werden sollen. Schließlich wird sich der Vertrag auch auf das Gebiet der Mitarbeit unserer Hochschulkader in den wis senschaftlich - technischen Gremien der VVB erstrecken. Klarheit über Studienablauf schaffen! In letzter Zeit wurde viel über un ser 4. Semester im Zusammenhang mit den vergangenen Prüfungen ge sprochen. Auch wir haben in unse rer Gruppe und in der Partei versammlung darüber diskutiert und sind zu der Meinung gelangt, daß die Schuld nicht nur bei uns zu suchen ist. Irgendwie hat sich unter den Studenten eine Gleichgültigkeit verbreitet, wenn ich es mal so nennen darf, die meiner Ansicht nach davon kommt, daß in unserem Semester überhaupt keine Klarheit über den Studienablauf herrscht. Das fängt an beim Vorlesungsplan. Nach dem im „Hochschulführer“ ab gedruckten Plan kann sich niemand mehr richten. Das greift dann auch auf den Prüfungsplan über. So herrscht bis jetzt immer noch Un klarheit, in welchen Fächern jetzt im Sommer Prüfungen sind. Die einen sagen, Festigkeitslehre wird geprüft, die anderen sagen Austauschbau. Wäre es nicht möglich, einen Prü fungsplan am Anfang des Semesters herauszugeben ? Ein eigenartiges Gefühl ist es aber auch, wenn man in den Vorlesungen hört, was man eigentlich schon aus anderen Vorlesungen wissen möchte, die aber noch gar nicht gelesen wor den sind. Nach anfänglichem Erstau nen des Vorlesenden folgt dann die Bemerkung: „Ach so, Sie sind ja ein Sondersemester!“ Unter den Studen ten verbreitet sich dann so ein Ge fühl. als würde mit einem etwas pro biert, wobei man noch nicht weiß, ob es klappt. Aber noch einmal zurück zu den Prüfungen. Zur Mathematikprüfung wurde in unserer Seminargruppe die Meinung vertreten, daß beim Korri gieren ein strenger Maßstab angelegt wurde. Wie kann es dazu kommen, daß eine Aufgabe, die zwar mit einem falschen Wert, im Rechengang aber richtig ausgeführt wurde, mit null Punkten bewertet wird? Es handelt sich hierbei um die Arbeit eines Stu denten, dem noch zwei Punkte zur „Vier“ gefehlt haben und der seine Klausur zur mündlichen Prüfung ein sehen konnte. Auf die Frage nach dem Grund dieser Bewertung wurde ihm erklärt, daß sei eine Ansicht des Korrektors. Und wie sieht es in Statik aus? Meiner Meinung nach haben die Uebungen nicht viel ge boten. Von einer Anleitung war nichts zu spüren. Was nützt es, wenn am Anfang der Stunde die Aufgabe gestellt wird, und 5 Minuten vor Schluß werden die Ergebnisse ange schrieben. Und was soll mar. den ken, wenn man von Studenien herer Semester hört, die die Prüfung zum dritten Mal mitgeschrieben ha ben, daß diese Prüfung schwer war? Ich nehme an, daß die sich mehr mit Statik beschäftigt haben als wir. Außerdem soll ja trotz der 220 Stun den noch eine Herabsetzung des Wer tungsmaßstabes erfolgen. Ich will mit diesen Argumenten aber nicht erreichen, daß wir schuld los gesprochen werden. Es liegt auch viel an uns. So hätten wir z. B. den Zirkel in Statik und Mathematik nicht erst 6 Wochen vor der Prüfung beginnen sollen, sondern über das ganze Semester ausdehnen müssen. Auch kleinere Studiengruppen von drei bis vier Studenten haben im großen und ganzen gefehlt. In un serer Wahlversammlung der APO haben wir beschlossen, in dieser Hin sicht etwas zu unternehmen. Notwendig ist es aber, im 4. Se mester endlich Klarheit aber den Studienablauf zu schaffen. Man kann doch z. B. Aussprachen über die Per spektive der Fachrichtung mit den Instituten organisieren oder ähn liches. Wenn ein neuer Studienplan aufgestellt wird, dann muß cs doch auch möglich sein, einen einwand freien Studienablauf zu gewährlei sten. Es darf nicht vorkommen, daß wir z. B. den Beleg „Feste Verbin dungen“ gar nicht ausführen können, weil noch keine Festigkeitslehre ge lesen wurde. Und jetzt ist es vor gekommen, daß wir den Beleg „Gleitlager“ vor vier Wochen abge- Zum Schluß möchte ich noch etwas zur Vorlesung über Festigkeitslehre sagen. Meiner Meinung nach ist die Vorlesung zu unverständiich. Man ist nur anwesend und schreibt mit Die Uebungen dagegen sind gut auf gebaut und gegliedert. Die Vorlesun gen müßten auch so sein. Studenten unsres Semesters behaupten, daß die Prüfung eine noch größere Ueber- raschung ergeben wird, als die letz ten beiden Prüfungen, und das ist auch meine Ansicht. Wenn hier nichts grundlegend geändert wird, tritt die ser Umstand ein. Es wird eine Hauptaufgabe unserer neu gebilde ten APO sein, hier Mittel und Wege zu finden, um die Studienergebnisse entscheidend zu verbessern. geben haben und jetzt erst im Aus- hö- tauschbau etwas über Passungen er fahren haben. Unsere Meinung Zum Artikel von Dipl.-Ing. Festei „Zur ökonomischen Ausbildung“ („Hochschulspiegel“ Nr. 4 64) Im Namen einer Vielzahl von Abendstudenten der Technischen HochschuleKarl-Marx-Stadt möchte ich das Befremden zum Ausdruck bringen, mit dem wir die Meinung von Herrn Pestel über die Ein flußnahme der Abendstudenten auf die ökonomische Entwicklung der Betriebe in obenerwähntem Bei trag zur Kenntnis genommen haben. Ich möchte dabei nicht ver hehlen, daß wir alle recht neu-; gierig sind zu wissen, wo der Ver fasser dieser Gedanken, seine Er kenntnisse gewonnen hat. Auf Grund der Tatsache, daß eine Vielzahl von uns bereits seit Jahren in den Betrieben des Ma schinenbaus in leitender Steilung tätig ist, maßen wir uns das Recht an, berufen zu sein, auf der artige Aeußerungen eine Entgeg nung zu verfassen. In einem Teil Ihrer Ausführun gen schreiben Sie: „Die Abend studenten denken ökonomisch, aber sie vertreten häufig den Stand punkt, daß man mit bestimmten nachteiligen Gegebenheiten zufrie den sein muß.“ Wir möchten Sie auf einen Widerspruch in diesem Satz hin weisen. Oekonomisch denken heißt wirtschaftlich, sparsam denken. Sie bejahen also im ersten Teil Ihres Satzes das, was Sie im zweiten Teil wieder verneinen. Die materialistische Philosophie lehrt, daß das Sein das Bewußt sein bestimmt, eine Erkenntnis, die Sie sicher nicht anzweifeln. Wie kann man also dann Ihrer Meinung nach, in dem Bewußtsein, sich mit nachteiligen Begebenhei ten zufriedengeben zu müssen, also Disproportionen unserer wirt schaftlichen Entwicklung als un abwendbar zu betrachten, ökono misch richtig denken? Das ist eine Frage, auf die Sie uns sicher eine Antwort schuldig bleiben müssen. Ihre Ausführungen in oben erwähntem Beitrag gipfeln in der Feststellung: „Sie (die Abendstu denten) haben nicht mehr den Wil len, einen schlechten Zustand zu verändern.“ Die Abendstudenten an unserer Hochschule sind ein Teil der technischen Intelligenz der Betriebe, die der neuen Technik, dem technischen Fortschritt zum Durchbruch verhilft. Wir fragen Sie also: Wer, denken Sie wohl, soll das Programm zur Verwirk lichung der sozialistischen Gesell schaftsordnung in der DDR, wel ches eine technische Revolution er fordert und vom Genossen Walter Ulbricht auf dem VI. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands verkündet wurde, verwirklichen? Wir fragen Sie wei ter, wer ist der Träger der zahl reichen Wettbewerbsaufrufe in den letzten Jahren, die einen ent scheidenden Anteil an unserer raschen wirtschaftlichen Entwick lung hatten? Das ist die Arbeiter klasse im Bündnis mit der tech nischen Intelligenz. Wir empfehlen Ihnen also, um die offensichtlich vorhandenen Un- klarheiten in Ihrer Auffassung zu beseitigen, sich einmal vom Elan und Eifer der technischen Intelli genz bei der Lösung von Aufgaben durch sozialistische Arbeitsgemein schaften und zur Vorbereitung der MMM zu überzeugen. Bei Bedarf sind wir gern bereit, Ihnen einen solchen zielgerichteten Erfahrungs austausch zu vermitteln. G. Rippin, Abendstudium 10. Semester „Hochschul-Spiegel" Seite 7