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Unsere Aufgaben in der Forschung Interview mit dem Prorektor für Forschung, Prof. Dr. Woschni, über Schlußfolgerungen aus dem 5. ZK-Plenum für die wissenschaftliche Forschung an der TH Karl-Marx-Stadt Das 5, Plenum des Zentralkomitees der SED hatte auch große Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung, Walter Ulbricht sagte dazu: „Wenn, ausgehend von der voraus- sichtlichen Entwicklung der Haupt richtungen von Wissenschaft und Technik, mit dem Plan entschieden ist, in welcher Richtung sich die Volkswirtschaft entwickelt, müssen wir die Arbeit unserer wissenschaft lichen Einrichtungen, unserer Wissen schaftler, Forscher und Techniker kompromißlos auf diese Aufgabe konzentrieren.“ „Hochschul-Spiegel“: Das 5. Plenum des ZK der SED gab eine klare Antwort darauf, wie in der DDR künftig die wissenschaft liche Forschung vor allem der Lo sung der volkswirtschaftlichen Hauptaufgaben dienen soll. Wie steht es in dieser Hinsicht mit den Forschungsaufgaben an unserer TH? Professor Dr. Woschni: Lehre und Forschung müssen be kanntlich eine Einheit bilden. Daher wurden bereits vor einem Jahr For schungsschwerpunkte unserer Hoch schule formuliert, die den Schwer punkten der Lehre entsprechen und diese berücksichtigen. Fast alle lau fenden Forschungsthemen der Hoch schule fallen in -diese Schwerpunkt gebiete. Da die an unserer Hoch schule vertretenen Gebiete der Lehre sich zum größten Teil mit den volks wirtschaftlichen Schwerpunkten dek- ken, wie sie auf dem 5. Plenum ge nannt wurden, ergibt sich damit zwangsläufig eine Uebereinstimmung Prorektorat für Forschung, um den Beschlüssen des 5. Plenums gerecht zu werden? Gibt es bereits eine Kon zeption über die weitere Entwicklung der wissenschaftlichen Forschungs arbeit? Professor Dr. Woschni: Die genannten Mängel ergeben be reits die Forderung nach Wegen zu ihrer Beseitigung. Das Prorektorat für Forschung hat daher in Auswer tung der Beschlüsse des 5. Plenums unter wesentlicher Mitwirkung ins besondere der Senatskommission für Forschungsangelegenheiten und der Fakultäten bereits den Entwurf einer Grundkonzeption über die weitere Entwicklung der Forschungstätigkeit ausgearbeitet. Aus der Erkenntnis heraus, daß es nicht sinnvoll ist, sämtliche schwebenden Probleme gleichzeitig lösen zu wollen, enthält diese Grundkonzeption als Schwer punkt vor allem die Probleme der komplexen Bearbeitung, der Redu zierung der Bearbeitungsdauer und der verstärkten Einbeziehung der Studenten in die Forschungsarbeit Darüber hinaus soll bei der Planung 1965 eine stärkere Mitarbeit an den Themen der Zentralen Direktive er reicht werden. Auf diese genannten Schwerpunkte sollte sich auch in wesentlich ver stärktem Maße die Arbeit sämtlicher gesellschaftlicher Organisationen richten, denn nur durch die Mithilfe aller Kreise wird es uns gelingen, der Lösung der vor uns stehenden Aufgaben in kurzer Zeit näher zu kommen. Aus der Arbeit des Instituts für Elektrotechnik: Dipl.-Ing. Petermann, Assistent in der Abteilung Regelungstechnik, am Versuchsstand zur Unter suchung von Parametersteuerungen an hydraulischen Hochlaufreglern, Das Forschungsthema läuft als Studienentwurf und soll in der Dissertation zum Abschluß geführt werden. Foto: Scheiding auch der Forschung mit den volks wirtschaftlichen Belangen. Trotzdem kann die Lage natürlich nicht befriedigen. Mängel gibt es vor allem bei der Schaffung der Voraus setzungen für eine komplexe, gemein schaftliche Bearbeitung der Themen durch zumindest mehrere Mitarbeiter einer Forschungsstelle oder besser noch durch mehrere Forschungsstel len der Hochschule. Dies betrifft auch den Forschungskomplex „Plaste im Maschinenbau“. Ferner ist die Einbeziehung der Studierenden in die Forschungsarbeit noch unbefriedi gend. Auch die Laufzeit der Forschungs themen muß weiter verkürzt wer den, wozu die gemeinschaftliche Be arbeitung wiederum Voraussetzung ist. „Hochschul-Spiegel": Welche Aufgaben stellt sich das Busverkehr zur Reichenhainer Straße Wie das Rektorat mitteilt, ist es dank der Initiative des Genossen Dipl.-Ing. oec. Lasch, Abgeordneter der Stadtverordnetenversammlung von Karl-Marx-Stadt, nach entspre chenden Verhandlungen mit den zu ständigen Stellen der Stadt gelungen, ab 20. April einen ständigen Auto busverkehr zum Hochschulteil an der Reichenhainer Straße einzurichten. Die neue Buslinie verkehrt montags bis sonnabends zwischen Hauptbahn hof und TH Reichenhainer Straße, ab Hauptbahnhof von 6.45 Uhr bis 15.45 aller 45 Minuten, und ab TH Rei chenhainer Straße ab 7.03 Uhr bis 15.18, ebenfalls aller 45 Minuten. Ge naue Fahrzeiten und Haltestellen sind aus Aushängen ersichtlich. Pulvermetallurgie - ein modernes Fertigungsverfahren im Büromaschinenbau Von Dr.-Ing. Richter, wissenschaftlicher Berater und Mitarbeiter in der Arbeitsgemeinschaft Pulvermetallurgie im Industriezweig Büromaschinen Während der letzten Jahrzehnte erzielte eine besondere Technik der Metallverarbeitung allgemeines In teresse, die Technik des Herstellens und Verarbeitens von Pulver. In be liebigen, schmelzmetallurgisch teil weise gar nicht darstellbaren Kombi nationen können metallische Pulver gemischt, gepreßt und weit unter dem Schmelzpunkt zu einem festen Körper zusammengesintert werden. Auch höchstschmelzende Metalle, metallähnliche Verbindungen wie Karbide sowie Oxyde von Metallen lassen sich auf diese Weise, die „pul vermetallurgisch“ genannt wird, ver arbeiten. Für die pulvermetallurgische Fer tigungsweise ist es charakteristisch, daß ohne Materialverlust gearbeitet wird, da man von Pulvern ausgeht, daß neue Werkstoffe bequem ange- wendet werden können, da die Ma terialkombination nur eine Frage der Technik des Mischens und der Dif fusion beim Sintern darstellt, und daß mit steigender Stückzahl die Kosten für das Einzelteil immer nied riger werden. Schließlich ist aber einschränkend zu erwähnen, daß nur Kleinteile und nur solche herstellbar sind, die bestimmte preßtechnische Prinzipien nicht verletzen. Eine weitere Verbreitung erwar ben sich die Werkstoffe Sintereisen und Sinterstahl für Massenteile in den verschiedensten Industriezwei gen. Einer dieser Industriezweige ist der Büromaschinenbau. Viele Firmen in der Welt, die Büromaschinen her stellen, verwenden pulvermetallur gische Fertigteile. Vor etwa anderthalb Jahren er folgte eine gründliche, wissenschaft liche Analyse der Fertigungsmetho- den und der verwendeten Werkstoffe im VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt. Es lag hierbei nahe, zu überprüfen, ob und in welchem Umfange pulvermetallurgische Er zeugnisse dort eingesetzt werden können. Ein diesbezüglicher Verbes serungsvorschlag lag bereits vor, so daß die Leitung des Betriebes einem solchen Unternehmen Interesse eht- gegenbrachte. Es ergab sich, daß un ter der Voraussetzung geringfügiger konstruktiver Veränderung an ver schiedenen Einzelteilen, ganze Teil gruppen, wie Flansche, Hebel u. a. m., für das pulvermetallurgische Ver fahren durchaus geeignet sind. Durch diese Erkenntnise angeregt, wurde in der Folgezeit im gesamten Indu striezweig analysiert, inwieweit die in Karl-Marx-Stadt erzielten Ergeb nisse auf die verschiedensten Be triebe übertragen werden können. Dieser Arbeit unterzog sich eine Ar beitsgemeinschaft, die nunmehr auf eine erfolgreiche Tätigkeit zurück- blicken kann. Der Weg von einer Erkenntnis bis zur Ueberführung von Unter suchungsergebnissen in die Produk tion ist meist sehr schwierig und mühevoll. Neben der pulvermetall urgischen Fertigungsmethode kommt die der Kaltumformung und schließ lich auch die der Warmumformung in Betracht. Eine genaue -Unter suchung bewies jedoch, daß die pul vermetallurgische den umformtech nischen überlegen ist. Entscheidend für diese Ueberlegenheit sind Fragen des Werkzeugverschleißes und Perso nalfragen, wenn von den Problemen der Investitionen Abstand genom men wird. Gegenwärtig ist zu verzeichnen, daß im gesamten Industriezweig das Einführen pulvermetallurgisch her gestellter Einzelteile bereits für das Jahr- 1964 vorgesehen ist. Schritt weise wird dies gesteigert und wird zukünftig Millionenwerte umfassen. In relativ kurzer Zeit entwickelte sich der Industriezweig Büromaschi nen zu einem der Hauptverbraucher pulvermetallurgischer Erzeugnisse in unserem Lande. „Hochschul-Spiegel" Seite •