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Ist der Weg zum Professor zu weit? Senat der Humboldt-Universität befaßte sich mit dem Jugendkommunique Wir übernehmen den nachstehen den Artikel „Ist der Weg zum Pro fessor zu weit?" aus „Neues Deutseh- land" vom X Januar 1964, weil wir glauben, daß er Anregungen für die Durchsetzung des Jugendkommuni ques an unserer Hochschule geben kann. — Die Redaktion. Ort der Handlung: ein Hörsaal der Veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Zeit: einige Wochen nach Erschei nen des Jugendkommuniques. Wissenschaftler und Studenten hatten sich in einer Parteiversamm lung getroffen, um gemeinsam dieses wichtige Dokument des Politbüros zu diskutieren. Während der Versamm lung forderte Prof. Dr. von der Aa die Studenten auf, mit ihren Sorgen und Problemen mehr zu den Profes soren zu kommen. - Verfehlter Instanzengang Nach der Versammlung sagte dazu ein Student: „Ja, ja das ist schon richtig! Nur, der Weg, der zum Pro fessor führt, ist lang. Zuerst muß ich zur Sekretärin des Professors. Sie hört mich an und schickt mich zum Oberassistenten... Aber eigentlich wollte ich den Professor sprechen. Um diesen Weg zu vermeiden, ver suche ich es erst gar nicht.“ Ebenfalls kurz nach der gleichen Versammlung meinte ein anderer Student: „An die Assistenten traue ich mich gar nicht heran. Ich glaube, sie haben keine Zeit.“ Dazu meinte ein weiterer: „Ein ständiger Kontakt mit uns ist nicht nur eine Frage der Zeit, sondern auch der Qualität. Es ist nicht einfach, jede Frage zu be antworten.“ Und wieder ein anderer Student wünscht sich auf dem Heim weg: „Was wäre das für eine schöne Sache, wenn wir gemeinsam mit den Assistenten bereits während des Stu diums an bestimmten Forschungs arbeiten mitarbeiten könnten!“ Gemeinsame Verantwortung Gute Gedanken! Sie wurden auf gegriffen und standen auf der Tages ordnung der letzten Senatssitzung der Humboldt-Universität am 11. Dezem ber 1963. Den Mitgliedern des Senats lag eine Beschlußvorlage „Ueber das einheitliche Wirken der staatlichen Leitung, des Lehrkörpers und der gesellschaftlichen Organisationen in Lehre und Erziehung der Studenten“ vor. Dieser Beschluß entstand in ver- schied eben Parteiversammlungen der Institute. Die eingangs geschilderte Versammlung der Veterinärmediziner ist ein Beispiel dafür. Zu der Senatssitzung konnte Ma gnifizenz Prof. Dr. Kurt Schröder ne ben Gelehrten auch Studenten be grüßen. Mit der Teilnahme der FDJ- Funktionäre aus den verschiedenen Fakultäten und Instituten demon strierte der Senat vor der ganzen Universität, daß der Lehrkörper und die FDJ-Gruppen der Studenten ge meinsam das Jugendkommunique zu verwirklichen haben. Dort, wo in den letzten beiden Jah ren das Profil des Studiums ver ändert wurde (so z. B. an der Me dizinischen Fakultät), hat sich die Zusammenarbeit zwischen Lehrkör per und Studenten bereits verbessert. Ins Schwarze getroffen Prof. Dr. Waltraud Falk, Prorek tor für Studienangelegenheiten, be wies in ihrem Referat, daß unser Beispiel von den Veterinärmedi zinern keineswegs einen Einzelfall darstelle. Immer wieder erlebe man, daß die Studenten sich mehr Gedan ken über ihr Studium und ihre künf tigen Aufgaben in der sozialistischen Gesellschaft machen, als ihnen der Lehrkörper manchmal zutraut. Viel fach würden aber die Studenten schweigen. Genossin Falk führte als Beispiel den Studenten Lakowsky an, der in der Universitätszeitung folgendes schrieb: „Im Jugendkommunique ist von Vertrauen die Rede. Meines Erach tens ist dieses notwendige Korrelat einer guten Atmosphäre und Zu sammenarbeit auch noch etwas zu wenig entwickelt. Ich möchte daran erinnern, daß zu verschiedenen An lässen die Studenten mehrmals an den Lehrkörper herangetreten waren. Sie baten um Verringerung der Wochenstundenzahlen, um Koordi nierungsmaßnahmen zwischen dem ersten und dem zweiten Fach, insbe sondere mit den Pädagogen. Wenn Dieses interessante Foto entstand in der Abteilung Schweißtechnik des Instituts für Technologie des Maschinenbaus. Es ist gegenwärtig auch auf der Ausstellung des Fotozirkels unserer Hochschule (Reichenhainer Straße) zu sehen. ich die vergangenen vier Studien jahre überblicke, muß ich auch hier feststellen, daß zwar immer viel ge redet wurde, sich jedoch wenig, wenn nicht gar nichts veränderte ... Derartige Geschichten — so möchte ich das Versagen des Lehrkörpers in dieser oder jener Form einmal nen nen — tragen nicht dazu bei, das Ver trauensverhältnis zu heben ...“ Diese Worte trafen ins Schwarze! Das unterstützte auch der Senat. In dem einstimmig angenommenen Be schluß heißt es jetzt: „Alle Maßnah men in Erziehung und Ausbildung müssen vom Geist des Vertrauens in die studentische Jugend erfüllt sein.“ Der Senat legte exakt fest, wie wider die Universitätsbürokratie alles ge tan werden muß, um die Verantwort lichkeit und Selbständigkeit der Stu denten während ihres Bildungsgan ges an der Universität zu fördern. Jede Stunde sinnvoll nutzen Es gibt einige Professoren und Dozenten, die gern das Klagelied von einer vermeintlichen Niveau- losigkeit und Desinteressiertheit der Studenten erheben. Die Senatssitzung widerlegte solche Vorstellungen und zeigte, wie wenig solche Wissen schaftler ihre Studenten wirklich kennen. Nach dem Erscheinen des Jugendkommuniques fordern jetzt die Studenten, daß ihnen höhere Aufgaben gestellt werden. Aus der Bereitschaft, jede Stunde ihrer Uni versitätszeit sinnvoll zu nutzen, wehren sie sich gegen platte, allge meine Vorlesungen und Seminare. Magnifizenz Prof. Dr. Schröder be grüßte diesen studentische Geist, als er sagte, daß auch von seifen des Lehrkörpers strenge Disziplin in der Studienzeit geübt werden müsse. Zur schöpferischen wissenschaftlichen Ar beit brauche jeder — egal, ob Pro fessor oder Student — Zeit und Muße. Deshalb soll jetzt überprüft werden, ob die Organisation des Stu dienablaufs für die Studenten ver bessert werden könne. Lebensnahe Atmosphäre Offenheit und Konsequenz — das sind wichtige Grundlagen eines fruchtbaren Vertrauensverhältnisses zwischen Hochschullehrer und Stu dierenden, bemerkte Dr. Werner Tzschoppe, Sekretär der Universi tätsparteileitung. Genosse Dr. Werner Tzschoppe wies auf die Wechselsei tigkeit des Vertrauensverhältnisses hin und forderte die Studenten auf, alle Scheu zu überwinden. Offen die Mängel darlegen, konsequent sie in gemeinsamer. vorwärtsstiebender Arbeit verändern, das gilt sowohl für Studenten als auch Wissenschaft ler. Der Verlauf der FDJ-Wahlen in den letzten Wochen zeigte, daß auch die Studenten bemüht sind, von ihrer Seite Nachlässigkeit und Mängel zu korrigieren. Sie würden auch neue erfolgversprechende Methoden für die Studienarbeit beschreiten. Der Senat der Humboldt-Universi tät wandte sich nachdrücklich da gegen, Fragen bürokratisch abzu schieben. Er verpflichtet jeden Wis senschaftler, ein besseres Verhältnis zu seinen Studenten in den Lehrver anstaltungen, aber vor allem auch im persönlichen Bereich herzustellen. Offenheit und Meinungsaustausch sowie der Wille, das Jugendkom munique an der Humboldt-Univer sität mit echtem Leben zu erfüllen, bestimmten die Atmosphäre der vier stündigen Beratung. Walter Mohrmann Jubilare Otto Pechfelder 70 Jahre Hans Zöllner 60 Jahre Luise Schneider 60 Jahre Wir wünschen allen Ju alles und Ebenfalls den 60. Geburtstag feierte die Kollegin Luise Schneider, Rektoratssekretärin, am 4. Januar 1964. Kollegin Schneider wirkte vor ihrer jetzigen Tätigkeit lange Jahre an der Arbeiter-und-Bauern- Fakultät Karl-Marx-Stadt. Die Kollegin Schneider erhielt aus Anlaß des 10. Jahrestages un serer Hochschule die Urkunde für langjährige verdienstvolle Mitarbeit. ■ Das 70. Lebensjahr voll- J endete am 14. Dezember 1963 ■ unser Kollege Otto Pechfelder, 4 seit 1958 als Elektroschlosser * im Institut für Elektrotechnik ■ tätig. Er feierte seinen Ge- ■ burtstag bei guter Gesundheit. Am 28. Dezember 1963 be ging unser Genosse Hans Zöll ner, seit 1954 als Kaderleiter an unserer Hochschule tätig, seinen 60. Geburtstag. Sein verdienstvolles Wirken für un sere Arbeiter - und - Bauern- Macht wurde am 7. Oktober [ 1963 mit der Verleihung der Verdienstmedaille der Deut schen Demokratischen Repu blik gewürdigt. bilaren weiterhin Gute, Gesundheit Schaffenskraft! Habilitiert Am 23. Denem- ber 1963 fand mit der öffentlichem Probevorlesung und einer sich an schließenden Ver teidigung der aus der Habilitations arbeit aufgestell ten Thesen der er folgreiche Ab schluß des Habi- libationsverfahrens von Herrn Dr.- Ing. Ulrich Liebscher statt. Dr.-Ing. Liebscher ist seit 1958 als Lehrbeauftragter und Dozent am In stitut für Textilmaschinenkonstruk tion und Technologie der Faserstoffe tätig. Seine Habilitation stellte die erste dar, die seit Bestehen unserer Hoch schule an der II. Fakultät durchge führt wurde. Die Habilitationsarbeit unter dem Thema „Entwicklung und Erprobung einer neuartigen Lang flachs-Schnellstrecke“ wurde von Prof. D.-Ing. habil Perner, TU Dres den, Institut für Textiltechnik, be treut. Die in der Arbeit beschriebene Strecke bringt gegenüber konventio nellen Maschinen zum Verstrecken von Faserbändern eine Leistungsstei- genung bei gleichbleibender Qualität. Die Probevorlesung behandelte die bisher vorgeschlagenen neuen Spinn- verfahren, die grundsätzlich bedeu tend von den üblichen Methoden zur Herstellung eines Fadens abweichen. Die auf diesem Gebiet an unserem Institut durchgeführten Arbeiten wurden mit behandelt. Wir gratu'ieren Dr.-Ing. habil. Liebscher und wünschen ihm viel Erfolg für seine wissenschaftliche Tätigkeit. „Hochschul-Spiegel" Seite 3