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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 2.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-196400005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770833978-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19640000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
-
Band
Band 2.1964
1
- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
- Ausgabe Nr. 4, Februar 1
- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7, April 1
- Ausgabe Nr. 9, Mai 1
- Ausgabe Nr. 10, Juni 1
- Ausgabe Nr. 11, Juli 1
- Ausgabe Nr. 12, Juli 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe August, Sonderausgabe -
- Ausgabe Nr. 14, September 1
- Ausgabe Nr. 15, September 1
- Ausgabe Nr. 16, Oktober -
- Ausgabe Nr. 17, Oktober -
- Ausgabe Nr. 18, November -
- Ausgabe Nr. 19, Dezember -
- Ausgabe Nr. 20, Dezember -
-
Band
Band 2.1964
1
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- Hochschulspiegel
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I Der erzieherische Wert I = = der Wissenschaft Fortsetzung des Artikels von Prof. Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Kurt Mothes, Direktor der Botanischen Anstalten, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Das Bemühen um das Verstehen der Menschen, die vor uns etwas Großes geschaffen haben, ist eine vor zügliche Art der Uebung, die Men- schen überhaupt zu verstehen. Und so ist es tief zu bedauern, daß bei vielem, was für die Hochschulen in den letzten Jahren getan worden ist, die Geisteswissenschaften mir außer ordentlich stark vernachlässigt schei nen. Ich betone das natürlich als Naturwissenschaftler, weil ohne sie eigentlich menschliche Kultur und eine Wissenschaft in einem großen Sinne unmöglich ist, aber insbeson dere eben in der Richtung auch der Kunstwissenschaft, der Musik, der Sprachen usw. Diese Förderung ist von besonderer Bedeutung, wenn die Universität erzieherisch wirken soll, wenn sie Menschen bilden soll. Wenn es also bei der Erziehung, wie heute morgen auch schon gesagt worden ist, zuerst um die Erziehung der Erzieher selbst geht, dann möchte ich doch Fichte ein wenig zitieren. In seinen berühmten Vor lesungen über die Bestimmung des Gelehrten schreibt er: „Der Gelehrte ist ganz vorzüglich für die Gesell schaft bestimmt; er ist, insofern er Gelehrter ist, mehr als irgendein Stand, ganz eigentlich nur durch die Gesellschaft und für die Gesellschaft da; er hat demnach ganz besonders die Pflicht, die gesellschaftlichen Ta lente, Empfänglichkeit und Mittei lungsfertigkeit, vorzüglich und in dem höchstmöglichen Grade in sich auszubilden.“ An anderer Stelle: „Aber er soll durch stetes Hinzulernen sich diese Empfänglichkeit erhalten; und sich vor der oft, und bisweilen bei vor züglichen Selbstdenkern, vorkom menden gänzlichen Verschlossenheit vor fremden Meinungen und Dar stellungsarten zu verwahren suchen, denn niemand ist so unterrichtet, daß er nicht immer noch hinzulernen könnte, und bisweilen noch etwas sehr Nötiges zu lernen hätte; und sel ten ist jemand so unwissend, daß er nicht selbst dem Gelehrtesten etwas sollte sagen können, was derselbe nicht weiß.“ Für diese Funktion sind wir allen unseren Studenten zu be sonderem Dank verpflichtet. „Der Mitteilungsfertigkeit bedarf der Ge lehrte immer, denn er besitzt seine Kenntnis nicht für sich selbst, son dern für die Gesellschaft ... Seine für die Gesellschaft erworbene Kenntnis soll er nun wirklich zum Nutzen der Gesellschaft anwenden; er soll die Menschen zum Gefühl ihrer wahren Bedürfnisse bringen und sie mit den Mitteln ihrer Be friedigung bekanntmachen ... Also der Gelehrte ist, insoweit wir den Begriff desselben bis jetzt ent wickelt haben, seiner Bestimmung nach der Lehrer des Menschen geschlechts ... Der Gelehrte wird nicht in die Ver- suehung kommen, die Menschen durch Zwangsmittel, durch Gebrauch physischer Gewalt, zur Annahme seiner Ueberzeugung zu bringen ... Jedes Individuum ... soll aus freier Wahl und aus einer von ihm selbst hinlänglich beurteilten Ueberzeugung handeln; er soll sich selbst bei jeder seiner Handlungen als Mitzweck be trachten können und als solcher von jedem Mitglied behandelt werden. Wer getäuscht wird, wird als bloßes Mittel behandelt. Der letzte Zweck jedes einzelnen Menschen sowohl als der ganzen Gesellschaft, mithin auch aller Ar beiten des Gelehrten an der Gesell schaft, ist sittliche Veredlung des Menschen. Es ist die Pflicht des Ge lehrten, diesen Zweck immer aufzu stellen und ihn bei allem, was er in der Gesellschaft tut, vor Augen zu haben. Niemand kann aber mit Glück an sittlicher Veredlung arbei ten, der nicht selbst ein guter Mensch ist. Wir lehren nicht durch bloße Worte, wir lehren auch weit ein dringlicher durch unser Beispiel; und jeder, der in der Gesellschaft lebt, ist ihr ein gutes Beispiel schuldig ... Also der Gelehrte in der letzten Rücksicht betrachtet, soll der sittlich beste Mensch seines Zeitalters sein; er soll die höchste Stufe der bis auf ihn möglichen sittlichere Ausbildung in sich darstellen." Und damit sind wir also mitten drin im Problem der Erziehung selbst und der Erziehung unserer Ju gend, der uns anvertrauten Men schen. Ich will nicht banale Worte brin gen, es ist übrigens auch schon gesagt worden: Wir brauchen kenntnis reiche Menschen voller Initiative und Verantwortungsbewußtsein gegen über der Gemeinschaft, deren geistige und schöpferische Fähigkei ten entfaltet sind und die eine hohe sittliche Kraft auszustrahlen vermö gen. Es ist auch heute kurz angeris sen worden, daß diese Ziele natürlich ein hohes Wissen voraussetzen. Aber Wissen ist nicht alles, und es kann keinen Zweifel geben, daß es Men schen gibt, die sehr viel wissen, von denen aber keine Kraft ausgeht in dem Sinne, wie wir sie von einer leitenden Persönlichkeit erwarten. Ja, zuviel Wissen kann sogar das Schöpferische unterdrücken, kann dem Schöpferischen sogar feindlich sein. Also Wissen in einem bestimm ten Maß, nicht beliebig viel Wissen, ist entscheidend. Die eigentliche Leistungsfähigkeit und die Persönlichkeitswerte können im Rahmen des gesamten Wissen schaftsbetriebes einer Hochschule auf ganz verschiedenem Wege entwik- kelt werden, insbesondere aber durch die Beschäftigung mit den großen Vorbildern, mit den Lehrmei stern in der Geschichte der Wissen schaft und durch das Vorbild des Hochschullehrers in der Gegenwart. Die geschichtlichen Vorbilder müs sen in den Vorlesungen als rin gende Menschen dargestellt werden. Es kann gar nicht genug Geschichte der Wissenschaften betrieben wer den. Aber dabei muß die bloße Datenwiedergabe vermieden werden. Wir brauchen eine auf die mensch liche und geistige Größe abzielende Biographik. Der Mensch in seinem Widerspruch, der Mensch im Wandel seiner eigenen Auffassungen ist ein Erzieher als der vollkommene Mensch. Nach 1933 wurde der Wissenschaft- ler in ungeheurem Maße miß braucht und hat vielfach Urteile bei mangelnder Einsicht abgegeben und damit große Schuld auf sich ge laden. Wenn ich Student wäre, würde ich gegenüber der älteren Generation, der ich selbst angehöre, die größte Skepsis üben. Wir Profes soren haben also für das Wirken als Autorität unerläßliches Vertrauen erst selbst wiederherzustellen. Das ist schwer. Eine Anzahl von Profes soren sorgt ständig dafür, daß der Vertrauensschwund immer weiter- geht, wenn ich z. B. an einige Pro bleme in der Entwicklung unserer Landwirtschaft erinnere. Nach 1945 sind eine ganze Fülle von agrotechnischen und züchteri- schen Maßnahmen propagiert wor den, di e nicht geeignet waren, allge mein angewendet zu werden. Es haben sich in jedem Falle Profes soren gefunden, die diese Maß nahme als vollendete und als letz ten Schrei der Wissenschaft darge stellt haben. Der Wissenschaftler ist ein Mensch voller Irrtümer. Er ist kein Gott, der unfehlbar ist. Er ist selbst voll menschlicher Schwächen. Die Wis senschaft ist keine Religion, an die man glauben kann. Man kann nur hoffen, daß sie mehr nützt als scha det und daß sie nicht mißbraucht wird. Wir erwarten von einem Ge lehrten, daß seine Wahrheitsliebe unbedingt unbeschränkt ist. Wir ge statten ihm, daß sie ganz extreme Formen annehmen darf. Ein Lügner und ein Schwätzer gilt bei dem Volk niemals als ein Gelehrter. Das Volk hat einen ganz bestimmten Instinkt für das, was echte Gelehrsamkeit ist. Gescheitheit allein ist noch kein Ge lehrter. Die moralischen Kräfte, die hinter einem Gelehrten stehen, zu mindest in de r Volksmeinung, dür fen nicht übersehen werden. Die Wissenschaft erzieht zur Be scheidenheit. Wie klein die Leistung eines jeden von uns ist im Verhält nis zu den ungeheuren Fortschritten der Wissenschaft, zur Gesamtlei stung der Wissenschaftler, das wird jedem deutlich, der die Literatur ver folgt. Wir sind heute wohl näher als je, wenigstens im Bereich der Wis senschaft, die engen Nationalismen, die großen Eingebildetheiten der Völker zu überwinden. Es gibt im Bereich der Wissenschaft keine größte Nation. Die Unbescheidenheit ist heute noch eine der größten Schwierigkeiten für die heranwach sende Generation, die die führende Position im Staate einzunehmen hat. Es gibt zuviel eingebildete Leute, die noch gar nichts getan haben, die irgendwann einmal gefördert wor den sind, irgendwann einmal ausge zeichnet wurden. Man muß hier außerordentlich vorsichtig sein im Gebrauch der großen Worte, im Vorwegnehmen von Ergebnissen, die erst unter Beweis zu stellen sind. Verzeihen Sie mir, wenn ich selbst ein Wort wie „weltgeschichtliche Entscheidung“, das heute morgen gefallen ist, nur apostrophiert nen nen kann. Ueber eine weltgeschicht liche Entscheidung oder welt geschichtliche Bedeutung entscheiden mindestens einige Jahrzehnte, wenn nicht noch längere Zeiten, aber nicht die, die irgendeine Anordnung ge troffen haben. Wir müssen eine klare Sprache sprechen. Wir müssen zu einer Sauberkeit des Ausdrucks gelangen. Und da gehört m. E. — auch ohne einer Deutschtümelei ver fallen zu wollen — ich gebrauche die fachlichen Fremdwörter wie jeder andere, daß die unverstandenen Fremdwörter wenigstens seitens der Wissenschaftler weitgehend vermie den werden. Wir sollten uns gegen über den Studenten bemühen, so weit wie möglich deutsch und klar zu sprechen, denn das sind ja die zu künftigen Lehrer der Jugend, und sie müssen mit denselben Worten, mit denen wir die Dinge genannt haben, sie auch ihren Kindern einst wieder darstellen. Der Gebrauch solcher Fremdwörter verstößt ge radezu gegen die Wahrheitsliebe. Wahrheit und Klarheit gehören auf das engste zusammen. (Schluß folgt) Personalia Ernennungen Der Stellvertreter des Staatssekre tärs für das Hoch- und Fachschul wesen ernannte mit Wirkung vom 1. Februar 1964: Herrn Professor Dr. habil. Fried rich Klitzsch, bisher Professor mit Lehrauftrag, zum Professor mit Lehrstuhl für das Fachgebiet Grund lagen und Spezialgebiete der Oekono- mie des Maschinenbaues an der Fakultät für Technologie und. Herrn Professor Dipl.-Ing. Heinz Adler, bisher Professor mit vollem Lehrauftrag, zum Professor mit Lehrstuhl für das Fachgebiet Poly grafische und Papierverarbeitungs maschinen an der Fakultät für Ma schinenbau. * Der 1. Stellvertreter des Staats sekretärs für das Hoch- und Fach schulwesen bestätigte Herrn Prof. Dr. phil. habil. Rudolf Ludloff, Pro fessor mit Lehrauftrag für die Ge schichte der Naturwissenschaften und Technik, als Prodekan der Fakultät für Mathematik und Naturwissen schaften. Habilitiert Herr Dr.-Ing. Harry Trumpold, Leiter des Institutes für Längenmeß technik, hat am 15. Februar 1964 seine Habilitation mit dem Thema „Kritische Betrachtungen über die Messung, Herstellung und Anwen dung von Winkelendmaßen“ erfolg reich abgeschlossen. Schwerpunkte der wissenschaft lichen Arbeit seines Institutes sind die Oberflächenmeßtechnik, Verzah nungsmeßtechnik, Kontrolltechnolo gie. Herr Dr. Trumpold ist maßgeblich an der Schaffung von Oberflächen vergleichsnormalen beteiligt. Diese Forschungsaufgabe wurde im Auf trage des Deutschen Amtes für Meß wesen durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen. Auf Initiative von Herrn Dr. Trumpold wurde in der DDR der Lehrberuf „Gütekontrolleur für die metallverarbeitende Industrie“ ge schaffen. Sämtliche mit der Schaffung eines Lehrberufes verbundenen or ganisatorischen Maßnahmen lagen in den Händen des von Herrn Dr. Trumpold geleiteten Institutes und des Arbeitsausschusses „Technische Kontrollorganisation“. Herr Dr. Trumpold ist Mitglied verschiedener Arbeitskreise und Aus schüsse und hat maßgebliche Arbeit an der neuen TKO-Verordnung sowie an den Aufgaben der Koordinierung des Deutschen Amtes für Material und Warenprüfung und des Deut schen Amtes für Meßwesen geleistet. Seit dem Jahre 1960 wurden von Herrn Dr. Trumpold 15 wissenschaft liche Beiträge erarbeitet. Außerdem wurden ihm in. dieser Zeit drei Pa tente erteilt. Für seine hervorragende Arbeit wurde Herr Dr. Trumpold im De zember 1962 mit der Medaille „Verdienter Techniker des Volkes“ ausgezeichnet. Neben seiner Tätig keit als Institutsleiter für Längen meßtechnik bekleidet Herr Dr. Trumpold das Amt des Prorektors für wissenschaftlichen Nachwuchs. Für die laufende Legislaturperiode wurde Herr Dr. Trumpold als Volks kammerabgeordneter gewählt Wir beglückwünschen Herrn Dr.- Ing. habil. Trumpold zum erfolg reichen Abschluß des Habilitations verfahrens und wünschen ihm für seine Arbeit weitere Erfolge. „Hochschul-Spiegel“ Seite 7
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