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Was machen sie heute? Dipl.-Ing. Friedrich Schattauer, Zu einigen Grundfragen, die uns das 5. Plenum stellt Von Karl Weinrich, 1. Sekretär der Hoehschul-Parteileitung Chefkonstrukteur VEB Nähwirkmaschinenbau Malimo Karl-Marx-Stadt Dipl.-Ing. Schattauer trat im Juli 1959 als Konstrukteur in den dama ligen VEB Tüllmaschinenbau ein. Er arbeitete an der Konstruktion meh rerer Maschinen mit. Im Herbst 1960 wurde er zunächst als kommissari- scher Konstruktionsleiter, später als vollverantwortlicher Leiter einge setzt. Ueber seine Erfahrungen schreibt er: „Bei der Arbeit als Konstrukteur oder auch als Chefkonstrukteur kam mar meine praktische Berufserfah rung sehr zugute. Gegenüber Absol venten, die ohne praktische Berufs ausbildung oder Tätigkeiten in einem maschinenbauenden Betrieb waren, hatte ich dadurch Vorteile. Von der Ausbildung an der Hochschule für Maschinenbau war die Erziehung zum selbständigen und logischen Denken durch Herrn Prof. Neumann besonders vorteilhaft. Auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen möchte ich bitten, bei der Ausbildung von Konstrukteuren folgende Punkte mehr zu beachten: Der Absolvent sollte, wenn er im Konstruktionsbüro anfängt praktisch zu arbeiten, das gewissermaßen handwerkliche Können des Kon strukteurs sicher beherrschen. Er sollte weiterhin die technologischen Bearbeitungsmöglichkeiten und die Möglichkeiten zur Montage besser beherrschen, als es zur Zeit die mei sten Absolventen von der Schule können. Er muß weiterhin in der Lage sein, die gestellte Aufgabe auf ihr physikalisches Grundprinzip zu rückzuführen und von diesem Grund prinzip aus aufbauend durch seine erworbenen Kenntnisse und seine schöpferische Tätigkeit eine kon struktive Lösung zu finden. Die in der Praxis vorkommenden zu be rechnenden Probleme muß er schnell und sicher unter Benutzung ein facher Berechnungsverfahren oder Näherungsverfahren lösen können. Er muß sich dabei aber auch im klaren sein, welche Abweichungen er bei Benutzung eines Näherungs verfahrens begeht.“ Promoviert Am 28. Januar 1964 promovierte an der Fakultät der Mathematik und Naturwissenschaften Herr Dipl.- Gewi. Hans Gläser, Assistent am Institut für Angewandte Mechanik. Den Grad eines Doktor-Ingenieur erwarb er mit der Beurteilung „magna cum laude“. Das Thema seiner Arbeit lautet: „Eine Methode zur näherungsweisen Lösung des Verschiebungsproblemes bei Ver bundkörpern“. Die Dissertation wurde von den Herren Prof. Dr.-Ing. habil. Vocke und Prof. Dr. rer. nat. habl. Jäckel betreut. Das 5. Plenum des ZK verlangt stärker denn je von uns das schöpferische Nachdenken über eine Anzahl Probleme unserer Arbeit. Im folgenden soll zu einigen dieser Probleme skizzenhaft Stellung ge nommen werden, die u. a. in den be vorstehenden Parteiwahlen eine Rolle spielen sollten. Ist nicht schon das Studium dieser umfangreichen Materialien für viele ein Problem geworden? Ich glaube aber, daß wir an einer der höchsten Bildungsein richtungen unserer Republik für das gründliche Studium wissenschaft licher Dokumente, die für unsere Ar beit und das Leben von größter Be deutung sind, die nötige Zeit finden. Gerade im ungenügenden Studium und in Unkenntnis wichtiger Be schlüsse und Dokumente unserer Partei, liegt oft eine nicht unwesent liche Ursache, daß wir Zusammen hänge nicht richtig erkennen und uns dadurch selbst die Arbeit erschweren. Umgekehrt wird es richtig sein: Eine gründliche Kenntnis der Be schlüsse ist notwendig, damit wir mehr Zeit für unsere eigentliche Ar beit finden. In dieser konkreten Frage ist die führende Rolle der Partei in erster Linie so zu verstehen, daß sich alle Parteimitglieder erst selbst ein mal gründlich mit den Dokumenten des 5. Plenums des ZK vertraut machen. Immer noch gilt: Ich kann nur das von einem anderen Men schen fordern, wozu ich selbst bereit bin. Diese Bemerkung scheint notwen dig, weil oft nicht wenige Parteimit glieder sich selbst-viel zu wenig mit dem Wesen unserer Beschlüsse ver traut machen. Hier aber beginnt das Problem unserer Leitungstätigkeit, der klugen Orientierung auf Schwer punkte und der ständigen Kontrolle. Perspektivisch denken Das 5. Plenum des ZK war in sei ner Gesamtheit von größter Bedeu tung für die Arbeit unserer TH. Die Entfaltung der technischen Revolu tion setzt auch unserer Lehr-, For- schungs- und Erziehungsarbeit neue Maßstäbe. Notwendig für uns wird stärkeres perspektivisches Denken. Auch unsere wissenschaftliche Arbeit muß von den Merkmalen ausgehen, die für den Stand der Produktiv kräfte am Ende der von uns zu pla nenden Zeiträume (bis 1980) im Welt maßstab charakteristisch sein werden. Hat die Technische Hochschule nicht die Aufgabe, den Inhalt von Forschung, Lehre und Erziehung von dieser perspektivischen Prognose der Entwicklung der Produktivkräfte für die nächsten 20 Jahre her abzulei ten? Auf unserem 1963 stattgefundenen Konzil über Ausbildungsfragen gab es zu diesem Problem einen Mei nungsstreit. Von einem unserer Wissenschaftler wurde angezweifelt, daß es möglich ist, auf viele Jahre im voraus die Entwicklungsrichtung von Wissenschaft und Technik erkennen zu können. Gegenwärtig bestehende Probleme in der Ausbildung und Er ziehung machen es manchem Hoch schullehrer nicht leicht, Inhalt und Methode der Ausbildung in erster Linie aus der Sicht objektiver Ent wicklungstendenzen unserer Wirt schaft und der Wissenschaft abzu leiten. Hier muß noch vieles zur Klärung der Perspektive auf speziellen Fach gebieten von der TH selbst getan werden. Selbst manche Parteimitglieder und einzelne Parteigruppen hoffen immer noch, daß von „oben“ jemand für sie die zweifellos komplizierten Fragen der Perspektive ihres eigenen Fach gebietes klären würde. Das Plenum charakterisierte den Typ des Leiters der sozialistischen Industrie. Für unsere Diskussion über Ausbildung und Erziehung werden viele neue Fragen aufgeworfen. Es erwächst daraus für uns auch von dieser Seite eine große fachliche und erzieherische Aufgabe. Die zur Lei tung der sozialistischen Industrie notwendigen Fähigkeiten müssen stärker bereits an der Hochschule den Studenten anerzogen werden. Ohne ökonomisches Denken wird kaum ein künftiger Diplom-Ingenieur seine Arbeit meistern können. Von vielen Hochschullehrern wird das fachliche Niveau unserer Absol venten als gut eingeschätzt. Wird je doch aych schon immer gesehen, daß unsere Absolventen viel stärker be fähigt sein müßten, wissenschaftliche Probleme zu erkennen, sich selbst Aufgaben zu stellen und diese im Kampf gegen alle Schwierigkeiten zu meistern? Heute wird bei uns z. B. fachliches Versagen weitaus stärker bewertet als politisch-moralisches. Muß man aber nicht künftig beides gleichzeitig betrachten? Die Grundelemente öko nomischen Denkens, der Leitungs tätigkeit und der Arbeit mit dem Menschen gilt es also viel stärker als bisher bereits an der TH zu vermit teln. Das wird nicht damit zu errei chen sein, indem das eine oder andere Fachgebiet um ein paar Vor lesungsstunden erweitert wird. Daß wir mit der oft praktizierten Methode, immer mehr Stunden zu fordern, nicht zum Ziel kommen, dürfte nun bald verstanden worden sein. Das ist nür möglich, wenn ne ben der Diskussion über einen neuen Inhalt des akademischen Unterrichts gleichzeitig neue Methoden in Ausbil dung und Erziehung durchgesetzt werden. Vertrauen zu den Menschen haben Im Bericht des Politbüros wird be reits darauf hingewiesen, daß das Jugendkommunique an den Hoch schulen zwar häufig diskutiert wird, aber dort bislang am wenigsten praktische Schlußfolgerungen gezo gen wurden. Trifft das auch für uns zu? Ich glaube ja! Natürlich gibt es auch bei uns gute Beispiele. Aber es sind eben noch zuwenig Beispiele. Ueber die im Institut für Werkzeug maschinen mit gutem Erfolg prak tizierte Methode bei der Durchfüh rung von Vorlesungen haben wir aus führlich berichtet. Diese Methode be gründet sich auf das Vertrauen zu den Studenten. Wenn auch sicher dort noch nicht alles in bester Ord nung ist, so werden jedoch im Stu denten echte Partner der Erziehung gesehen, denen man auch sozusagen „auf Kredit“ Vertrauen gewährt Drückt sich nicht im Verhältnis zur Jugend das Verhältnis zur sozia listischen Perspektive aus? Hohe An forderungen an den Studenten zu stellen, ohne ihm zu vertrauen, be weist das Mißtrauen. Eine darauf aufbauende Erziehungsarbeit kann nicht erfolgreich sein. Davon ließen wir uns auch leiten, als wir im „Hochschulspiegel“ die Frage aufwarfen, ob es richtig sein kann, das „Kupfern“ der Belege da durch zu verhindern, in dem man sich weigert, die Belege an die Stu- denten zurückzugeben. Diese Me thode ist nach wie vor Ausdruck des zum Teil noch an der TH vorhan denen Mißtrauens gegenüber den Studenten. Natürlich erkennen wir die Zweiseitigkeit dieses Prozesses an. Wir erwarten vom Studenten gleichfalls ein größeres Bemühen, seine Leistungen zu verbessern, mehr Initiative und mehr Kampf geist beim Durchsetzen des als rich tig Erkannten. Das 5. Plenum des ZK hat deut lich werden lassen: Die enge ver trauensvolle Zusammenarbeit der Parteimitglieder in den Instituten mit allen übrigen Hochschulange hörigen ist eines der wesentlichen Kriterien unserer Arbeit. In den Wahlversammlungen sollte einge schätzt werden, wie weit uns das in den einzelnen Bereichen gelungen ist. Wo Mißtrauen vorhanden ist und der falsche Eindruck Partei loser — die Genossen wollen ja immer recht haben, für alles haben sie eine fertige Antwort in der Tasche —. dort kann nicht die offene und sachliche Atmosphäre entstehen, die wir für unsere ernste wissen schaftliche Arbeit an der TH not wendig haben. Leitungsarbeit nach dem Produktionsprinzip Ein Problem der Leitungstätigkeit besteht darin, alle Parteimitglieder zu befähigen, in ihrem Bereich schöpferisch die Beschlüsse durch zuführen. In den letzten Jahren sind neue Institute entstanden. Aber auch die Aufgaben der Insti tute und Abteilungen sind gewach sen und komplizierter geworden. Das erfordert, daß es auch der orga nisatorische Aufbau der Hochschul- Parteiorganisation erlauben muß. die Verantwortung dorthin zu delegie ren, wo gleichzeitig mit hoher Sach kenntnis entschieden werden kann. Wir schaffen diese Voraussetzun gen dadurch, indem kleinere Fakul tätsparteiorganisationen und Partei gruppen geschaffen werden. Letztere werden fast völlig auf der Basis der Institute gebildet. Wir müssen mit dieser Umstellung gleichzeitig offen die Frage aufwer fen, wie herangereifte Probleme der Arbeit bewußt dort zur Diskussion gestellt werden, wo sie am sachlich sten und in kürzester Zeit geklärt werden können. Denken wir einmal daran, wie viele Verlustzeiten oft noch durch schlechte Leitungstätig keit entstehen. Denken wir dabei nur an die unverantwortlich geringe effektive Arbeitszeit vieler Hoch schullehrer für Lehre. Erziehung und praxisverbundene Forschung. Die Genossen der 3. Fakultät be klagen sich zu recht darüber, daß sie innerhalb eines Monats dreimal stundenlang sitzen mußten. Dabei enthielt der zur Diskussion stehende Stoff über 60 Prozent organisato rische Fragen, zu denen keineswegs der gesamte Fakultätsrat gebraucht wurde. Besser wäre allerdings, wenn unsere Parteimitglieder ihre Unzu friedenheit an Ort und Stelle kund tun würden. So gilt auch für uns: „Die Zeit, da es notwendig war, die großen Aufgaben politisch zu schil dern, ist vorbei, es ist die Zeit ge kommen, wo man sie praktisch durchführen muß“ (Lenin). „Hochschul-Spiegel" Seite 2