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Automatisierung in der Sowjetunion In einem besonders von Vertretern vieler Maschinenbaubetriebe und In dustrieinstitute gut besuchten techno logischen Kolloquium sprach am 4. Dezember 1963 der wissenschaft liche Assistent am Institut für Tech- nologie des Maschinenbaus, Dipl.-Ing. Udo Dietze, der ein zweijähriges Spe zialstudium in der Sowjetunion ab- Felvierte, über „Stand und Entwick- lungstandenzen der Automatisierung in der Sowjetunion“. In der sehr regen Diskussion nahmen Probleme der Wirtschaftlichkeit bei der Auto matisierung den breitesten Raum ein. Das Inrtitut entschloß sich daher, einer Anregung folgend, in Zusam menarbeit mit dem Institut für Oeko- nomie des Maschinenbaus dazu ein besonderes Kolloquium zu organisie ren. Mit den Vorbereitungen wurde bereits begonnen. Um allen, die an dem oben genannten 5. Technologi schen Kolloquium nicht teilnehmen konnten, nachträglich Gelegenheit zu geben, sich mit dem wesentlichen In halt seines Vortrages bekannt zu machen, veröffentlichen wir eine von Dipl.-Ing. Dietze abgefaßte Kurzdar stellung. Die Redaktion * Die Automatisierung hat als relativ- junger Wissenschaftszweig, bereits eine entscheidende polititisch-ökono- mische Bedeutung, erlangt. Im Ma schinenbau der Sowjetunion ist seit Anfang der 50er Jahre eine besonders stürmische Entwicklung zu verzeich nen. Hauptkennzeichen und die z. Z. höchste Stufe der Automatisierung im Maschinenbau sind die AMFR (Automatische Maschinenfließreihen). Deshalb wird in den weiteren Be trachtungen in erster Linie auf den Stand und auf die Entwicklungsten denzen von AMFR und dabei wieder besonders auf AMFR aus spanen den Werkzeugmaschinen eingegan gen, da die Entwicklung auf diesem Gebiet am weitesten fortgeschritten ist. Entwicklungsstand Blick in die Montagehalle des Moskauer Werkzeugmaschinenwerkes „Sergo Ordshonikidse", in der Automaten reihen für Großbetriebe der sowjetischen Industrie montiert werden. Das Werk gehört zu den größten und medernsten Werkzeugmaschinen betrieben der Welt. Foto: Zentralbild Gegenwärtig werden vor allem fest verkettete AMFR produziert und in der Produktion eingesetzt. Geringer ist die Zahl von lose verketteten AMFR, die vorwiegend für kleinere Teile mit einfachen geometrischen Formen (Kugeln, Büchsen, einfache Wellen, Kugellagerringe usw.) einge setzt werden. Der größte Teil der z. Z. arbeiten den AMFR sind in der Massen- und Großserienfertigung eingesetzt. Die z. Z. hergestellten AMFR lassen stell in zwei grundsätzliche Typenvertreter unterteilen: 1) AMFR aus Aufbauwerkzeug- maschinen 2) AMFR aus Universalwerkzeug maschinen Aus dem Vergleich beider Typen folgt die weitere Entwicklungsrich tung — Projektierung und Bau von Baukastenwerkzeugmaschinen als einfache verkettungsfähige Einzweck- maschinen. Entwicklungsrichtung Die Entwicklungsrichtung bei der Projektierung und dem Einsatz AMFR geht eindeutig zur losen Ver kettung, wie an Beispielen nachge wiesen wird. Dabei wiederum in Richtung auf automatische Wechsel fließreihen, die die Bearbeitung von mehreren Typenabmessungen ge statten. Das heißt, diese AMFR kön nen in der Serienfertigung eingesetzt werden. ».Hochschul-Spiegel“ Seite 6 Als zur Zeit ungelöstes Problem müssen die Verkettungseinrichtungen für lose verkettete AMFR betrachtet werden, da nach den heute bekann ten Prinzipien der Werkstückhand habung, die Werkstücke auf einen Teil der Förderstrecke sich selbst überlassen werden müssen. Die dabei auftretenden Bewegungsverhältnisse sind zur Zeit nur für einfache Teile bekannt und beherrschbar, es wird aber daran gearbeitet, auch für kom plizierte Teile (z. B. Getriebewellen) derartige Verkettungsentwicklungen zu entwickeln. Für große sperrige Teile geht die Entwicklungsrichtung hin zu kombi niert fest-lose verketteten AMFR. So weit läßt sich die weitere Entwick- lungsrichtung schon abschätzen, daß man sagen kann, für den überwiegen den Teil der Werkstücke wird eine derartige kombinierte Verkettung die wirtschaftlichste Lösung sein. Ausnutzungskoeffizient Untersuchungsergebnisse des Indu strieinstitutes ENIMS ergaben: Aus fälle infolge Elektrik etwa 50 Prozent aller technisch bedingten Ausfälle. Ausfälle infolge Maschinen und Werkzeuge etwa 30—40 % aller tech nisch bedingten Ausfälle. Ausfälle infolge Verkettungsein richtungen etwa 10—20 % aller tech nisch bedingten Ausfälle. Deshalb arbeiten die Forschungs institute der Sowjetunion zur Zeit vor allem an der Verbesserung der Elektrik. Erste Ergebnisse spiegeln sich in gedruckten Schaltungen und auswechselbaren Transistorenschalt- sätzen wider. Um die Ausfälle der Maschinen zu verringern, werden zur Zeit von den Forschungsinstituten ENIMS und ORG Stankieprom umfangreiche Ar beiten durchgeführt; einmal, um von der konstruktiven Seite her die Be triebssicherheit zu erhöhen und zum anderen von der technologisch-orga nisatorischen Seite her. um durch planmäßig vorbeugende Reparaturen die noch auftretenden Ausfälle in kleinen Grenzen zu halten. Am Problem, die Ausfallzeit in folge der Werkzeuge zu verringern, arbeitet das Forschungsinstitut WNJJ. Man beschreitet dabei zwei grund sätzliche Wege: 1) Standzeitverlängerung 2) Senkung der Werkzeugwechsel zeit Die Senkung der Werkzeugswech- selzeit wird durch Einsatz von Schnellwechsel- und automatischen' Werkzeug-Wechseleinrichtungen er reicht. Es werden Beispiele für der artige Einrichtungen gegeben, und zwar für »ich drehende Werkzeuge und für Drehmeißel. Weiter wird eingegangen auf die grundsätzlichen Wege der automa tischen Kontrolle, die angewendet werden. Das ist einmal die Kontrolle des Werkzeuges und zum anderen die Kontrolle des Werkstückes rn.it Hilfe mechanischer, elektrischer und pneumatischer Einrichtungen. Des weiteren wird im Vortrag auf den Stand und die Entwicklungsperspek- tiven von automatischen Rotorftieß- reihen eingegangen. Gegenwärtig ist der Stand der Automatisierung im Maschinenbau so. daß AMFR vorwiegend zur Teil fertigung eingesetzt sind, während die Montagearbeiten, die in vielen Fällen arbeitsintensiver sind als die Teilferbigung. noch manuell durch geführt werden. Deshalb wird in dec Sowjetunion verstärkt an der Auto matisierung der Montagearbeitsgänge gearbeitet. Das beginnt bei der Theorie der automatischen Montage, geht über die Projektierung von automatischen Montagemaschinen und automatischen Montagefließ reihen bis zu ihrem Bau und Ein satz. Zur Zeit existieren automatische Montagemaschinen nur für einfache Montagearbeiten, wie z. B. Verbin den eines Bolzens mit einer Buchse, einer Mutter mit einer Schraube ... Als erste automatische Montagefließ reihe hat sich in der 1. Kugellager fabrik Moskau, die automatische Montagefließreihe zur Montage von Kugellagern gut bewährt. (Wird fortgesetzt)