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Was machen sie heute? Dipl. - Ing. Moderne Gebiete der Physik sollten im Lehrplan sein Herbert Riedel VEB Erste Maschinenfabrik Karl-Marx-Stadt Wae die Betriebszeitung des VEB Erste Maschinenfabrik Karl-Marx- Stadt schreibt, nahmen dort im Jahre 1963 insgesamt 21 Absolventen von Universitäten, Hoch- und Fachsdiulen ihre Tätigkeit auf. Unter der Ueberschrift „Erste Be währung im Betrieb“ heißt es: „Un sere Universitäten, Hoch- und Fach- schulen sind Bildungsstätten des Vol kes. Es ist deshalb Aufgabe der Leiter unseres Betriebes, den Absolventen Vertrauen entgegenzubringen, hohe Anforderungen zu stellen und ihnen konkrete Verantwortung zu übertra gen.“ In einem Schreiben an die Dekane der 2. und 3. Fakultät der TH Karl- Marx-Stadt schlägt der Leiter der Abteilung Technische Physik, Prof.Dr. rer. nat. habil. Chr. Weißmantel, vor, für die Studenten dieser Fakultäten eine Vorlesung über „Moderne Ge biete der angewandten Physik“ ein zuführen. Wir veröffentlichen nach stehend den uns freundlicherweise zur Verfügung gestellten Vorschlag, weil wir glauben, daß er für alle Mitarbeiter und Studenten unserer Hochschule von Interesse ist. Die Red. „Im Ergebnis der Beratungen über die Verbesserung des Studienplanes wird von den Vertretern der Abtei lung Technische Physik vorgeschla gen, für die Studenten der 2. und 3. Fakultät eine zweistündige Vor lesung über moderne Gebiete der an gewandten Physik einzuführen. Diese Vorlesung sollte im Anschluß an die Grundvorlesung .Experimental physik“, d. h. im 3. oder 4. Semester gehalten werden und den Studenten ein Eindringen in diejenigen Gebiete der modernen Physik ermöglichen, die in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich eine immer größere Bedeutung für die Technik erlangen werden. Da diese neuen Gebiete vor wiegend durch den Fortschritt unse rer Kenntnisse vom atomistischen Aufbau der Stoffe entstanden sind, erscheint als Titel für die Vorlesung die Bezeichnung .Struktur der Mate rie“ geeignet. Im Rahmen dieser Vor lesung soll den Studenten ein zu sammenhängendes Bild der gegen wärtigen Kern-, Atom-, Molekül- und Festkörperphysik vermittelt werden, das als Grundlage für das Verhältnis der gegenwärtigen tech nischen Anwendungen der modernen Physik, aber auch als Basis für eine Orientierung bei künftigen Neu entdeckungen dienen kann. Im Vor dergrund steht dabei die Behandlung grundlegender Zusammenhänge und ihre praktische Verwertung mit Bei spielen technischer Anlagen der Gegenwart und Hinweisen auf künf tige Entwicklungen. Da die Methodik der physikalischen Grundlagenfor schung aus der Vorlesung Experi mentalphysik bereits bekannt ist, kann auf langwierige Deduktionen zugunsten einer Betonung moderner Meßverfahren und physikalisch-tech nischer Einrichtungen weitgehend verzichtet werden. Die beschränkte Zeit zwingt ohnedies zu einer Aus wahl der für den künftigen Techni ker bedeutungsvollsten Dinge. Es sei darauf hingewiesen, daß analog Vor lesungen für Techniker schon seit langem an zahlreichen Hochschulen des sozialistischen und kapitalisti schen Auslandes üblich sind. An den Hochschulen der DDR wird dagegen für Techniker meist nur eine klas sische Experimentalphysik gelesen. Der Umfang dieser Vorlesung beträgt bei uns zweimal drei Stunden, an den anderen Hochschulen dagegen zwei mal vier Stunden. Durch die vor geschlagene Vorlesung würde die Stundenzahl angeglichen, zugleich je doch eine qualitative Verbesserung der Physikausbildung erreicht, in dem die modernen Gebiete ohne Rücksicht auf die klassische Gliede rung in geschlossener Form behan delt werden können. Der Aufbau und das Stoffprogramm der geplanten Vorlesung sind aus der nachfolgen den Disposition zu entnehmen. Diese Konzeption ist zunächst nur als Dis kussionsgrundlage anzusehen; be züglich der Einzelheiten halten wir eine Aussprache und Abstimmung mit den Vertretern der technischen Disziplinen für erforderlich und wünschenswert.“ Disposition zur Vorlesung „Struktur der Materie“ Eine Einführung in die Kern-, Atom-, Molekül- und Festkörper physik unter besonderer Berücksich tigung technischer Anwendungen. 1. Einführung Die geschichtliche Entwicklung der Lehre vom Aufbau der Stoffe — Wechselbeziehungen zwischen der physikalischen Forschung und ihrer technischen Verwertung im Laufe dieser Entwicklung. 2. Atom- und Kernphysik Aufbau der Atome und Moleküle - Bau und Veränderungen der Atom kerne — Kernreaktoren und Kern kraftwerke — Wege zur Erschließung der thermonuklearen Energie — tech nische Anwendungen der Radioakti vität — Strahlenschutz. 3. Atome, Ionen und Moleküle itn Gaszustand Der gasförmige Zustand — Vaku umtechnik — Emission und Absorp tion von Licht — Physik der Gas entladungen — Die Plasmaphysik und ihre technischen Perspektiven. 4. Kondensierte Stoffzustände Atomare und molekulare Wechsel wirkungen — Die Aggregatzustände im thermischen Gleichgewicht — Physik und Technik tiefer Tempera turen — Kolloide und Makromole küle. 5. Festkörper- und Halbleiterphysik Der ideale Kristall — Fehlord nungserscheinungen — Metalle und Halbleiter — elektrische und magne tische Eigenschaften — Halbleiter technik — Maser- und Lasertechnik — Photozellen und Sonnenbatterien — Versetzungen und Werkstoffeigen- schäften - Physik der Reinstoffe - Oberflächenvorgänge. Wie sich Dipl.-Ing. Herbert Riedel, Absolvent unserer Hochschule, ent wickelt hat, dazu berichtet er selbst: „Ende März 1963 beendete ich mein Studium an der Technischen Hoch schule Karl-Marx-Stadt, und seit April bin ich im Konstruktionsbüro. Meine erste Aufgabe bestand darin, mich in das Fachgebiet Gummibe- und -Verarbeitungsmaschinen — spe ziell Reifenkonfektioniermaschinen — einzuarbeiten. Trotz mancher Schwie rigkeiten gelang es mir, in verhältnis mäßig kurzer Zeit einen Einblick in das Gebiet Konfektioniermaschinen zu gewinnen. Gleichzeitig lernte ich die Montage dieser Maschinen ken nen. Meine Arbeit bereitet mir Freude, vor allem die Tatsache, daß mir bereits nach zwei Monaten Auf gaben zum Thema „Weiterentwick lung der AS-Reifenkonfektionier- maschine" übertragen wurden. Hier bei besteht meine Aufgabe darin, die einzelnen Baugruppen einer vorhan denen Mustermaschine zu überarbei ten bzw. neuzuentwickeln. Von meinen im Studium erworbe nen Kenntnissen kann ich vor allem die der Fachgebiete Maschinenele mente und Getriebetechnik gut in die Praxis umsetzen. Als Absolvent der Fachrichtung polygraphische und Papierverarbei- vungsmaschinen war für mich die Ein arbeitung in das Gebiet der Gummi be- und Verarbeitungsmaschinen nicht leicht. Der guten Unterstützung und dem Entgegenkommen meiner Kol legen verdanke ich es, daß ich in rela tiv kurzer Zeit einen Ueberblick be kam. Es ist selbstverständlich, daß auch ich mit meinen im Studium er worbenen Kenntnissen jederzeit zur Unterstützung meiner Kollegen bereit bin.“ „Ho<aschul-Spiegel" Seite 2 Prof. Dr. Nebel verabschiedet Mit Wirkung vom 1. Dezember 1963 wurde Herr Prof. Dr.-Ing. W. Nebel, einer der Mitbegründer unserer Hoch schule, emeritiert. Herr Prof. Dr.-Ing. Nebel war seit 1954 der Leiter des von ihm gegrün deten und aufgebauten Institutes für Technologie des Maschinenbaues an unserer Hochschule. Dieses Institut hat er, der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Technologie des Ma schinenbaus entsprechend, so auf gebaut, daß es als ein Zentrum der Technologenausbildung in unserer Republik seinen wissenschaftlichen Aufgaben gerecht wird. Die umfang reiche Arbeit im Institut bewältigte er als Institutsdirektor, obwohl er zu gleich von 1954 bis 1956 als Prorektor für Forschung, danach bis 1961 als Dekan der Fakultät für Technologie und ab März 1961 als Rektor der Hochschule tätig war und außerdem vorübergehend noch das Zentralinsti tut für Fertigungstechnik leitete. Die Angehörigen der III. Fakultät, insbesondere die Mitarbeiter des lange Jahre von ihm geleiteten In stituts für Technologie des Maschi nenbaues, möchten Herrn Prof. Dr.- Ing. Nebel für die von ihm geleistete Arbeit danken und ihm für die Zu kunft alles Gute und beste Gesund heit wünschen! Unser Bild: Feierliche Verabschie dung von Prof. Dr. Nebel in einer Sitzung des Rates der III. Fakultät durch Prof. Dr. Woschni, erster Stell vertreter des Rektors. Nicht Kernwaffen — sondern Atomkraftwerke! (Fortsetzung von Seite 1) Bewährung für das in zwei Weltkrie gen mit Schuld beladene deutsche Volk. Erfreulicherweise haben sich viele führende Atomphysiker Westdeutsch lands — darunter die Entdecker der Kernspaltung — schon seit langem gegen die Atomrüstungspläne west deutscher Politiker gewandt. Das vorgeschlagene Abkommen würde die Garantie dafür bieten, daß die großartigen Erkenntnisse der Kern physik in den beiden deutschen Staa ten ausschließlich zum Wohle der Menschen verwertet werden. In der DDR wird gegenwärtig der Aufbau des ersten Kernkraftwerkes abgeschlossen. Bald wird hier die Energie der Kernspaltung, umge formt in Elektroenergie, für fried liche Zwecke nutzbar gemacht wer den. Schon heute bringen die vielfäl tigen Anwendungen radioaktiver Iso tope unserer Wirtschaft einen sehr hohen Nutzen. Das sind aber nur erste Anfänge. An uns allen wird es liegen, dafür zu sorgen, daß die Menschheit an der Schwelle zum Atomzeitalter mit Optimismus einer friedlichen Zukunft mit wirtschaft lichem, kulturellem und gesellschaft lichem Fortschritt entgegensehen kann.