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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 3.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-196500007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770833978-19650000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19650000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
-
Band
Band 3.1965
-
- Ausgabe Nr. 1, Januar -
- Ausgabe Nr. 2, Januar -
- Ausgabe Nr. 3, Februar -
- Ausgabe Nr. 4, Februar -
- Ausgabe Nr. 5, März -
- Ausgabe Nr. 6, März -
- Ausgabe Nr. 7, April -
- Ausgabe Nr. 8, April -
- Ausgabe Nr. 9, Mai -
- Ausgabe Nr. 10, Juni -
- Ausgabe Nr. 11, Juni -
- Ausgabe Nr. 12, Juni -
- Ausgabe Nr. 13, Juli -
- Ausgabe Nr. 14/15, August -
- Ausgabe Nr. 16/17, September -
- Ausgabe Nr. 18, September -
- Ausgabe Nr. 19, Oktober -
- Ausgabe Nr. 20, Oktober -
- Ausgabe Nr. 21, November -
- Ausgabe Nr. 22, November -
- Ausgabe Nr. 23, Dezember -
- Ausgabe Nr. 24, Dezember -
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Band
Band 3.1965
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- Hochschulspiegel
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Ungarische Gäste Nach einem Besuch des Haupt abteilungsleiters im Ministerium für Bildungswesen der VR Un garn, Herrn Dr. Bela Medgyes, im Juli dieses Jahres, konnte die Ab teilung Ingenieur-Pädagogik unse rer TH am 11. Oktober erneut Gäste aus der ungarischen Haupt stadt begrüßen. Die Hauptreferenten im Mini sterium für Bildungswesen der VR Ungarn, Herr Dr. Jozsef Be- neczedy (Allgemeinbildung), Herr Sandorf Vendegh (Berufsbildung) und der stellvertretende Haupt abteilungsleiter für Organisation, Herr Sandor Abrany, informier ten sich, eingehend über Ausbil dungsfragen der künftigen Di- plom-Ingenieur-Pädagogen und deren Stellung im einheitlichen sozialistischen Bildungssystem der DDR. Ein Erfahrungsaus tausch mit der Technischen Uni versität Budapest, die ebenfalls eine ähnliche Ausbildung aufge nommen hat, wurde angeregt. Dr.-Ing. Hofmann Institute gegründet Mit Wirkung vom 1. Oktober 1965 wurden an der Fakultät für Elektrotechnik folgende Institute neu gegründet und die Direktoren dafür ernannt: Institut für Informationsverar beitung und Rechenelektronik (Direktor: Prof. Dr.-Ing. habil. Woschni).'. ' Institut für elektronische Bau elemente (Direktor: Prof. Dr.-Ing. habil. Paul). Institut für elektrische und mechanische Feinwerktechnik (Direktor (k): Dr .-Ing. Bürger). Institut für allgemeine Elektro technik (Direktor (k): Dr.-Ing. Thiele). Institut für Starkstromtechnik. Neuer Leifer Der Rektor der TH Karl-Marx- Stadt beauftragte den Leiter der Abteilung Geschichte der Arbei terbewegung am Institut für Mar xismus-Leninismus, Dr. phil. Heinz Stützner, mit Wirkung vom 1. November 1965 mit der Wahr nehmung der Funktion des Direk tors des Institutes für Marxismus ■ Leninismus. Gute Mitarbeit Für gute Mitarbeit am „Hoch schul-Spiegel“ erhielten Buch prämien: W. Scheiding (Foto- Labor), Dipl.-Ing. Lutze (Inst. f. Technologie), P. Moosdorf (Biblio thek). Zusammen mit den Siegern im Studentenwettstreit des Studienjahres 1964/65 wurden am 15. Novem ber anläßlich eines Empfangs des Prorektors für Studienangelegenheiten auch eine Anzahl Studen tinnen und Studenten für ihre hervorragenden Arbeitsleistungen im diesjährigen Ernteeinsatz aus gezeichnet. Eine Delegation des Kreislandwirtschaftsrates Pasewalk übermittelte ihnen noch einmal den Dank der Genossenschaftsbauern und überreichte ihnen Geldprämien. Nachbetrachtung zum Ernteeinsatz 1965 Lehrerstudenten im Pionierlager-Praktikum Es ist zu einer sehr wertvollen Tradition geworden, daß die Lehrer studenten unter Leitung unseres In stitutes nach dem ersten Studienjahr ihr Pionierlager-Praktikum in den zentralen Pionierlagern „Frauensee“, „Hölzener See“, „Palmiro Togliatti“ (Einsiedel), „Clara Zetkin“ (Lim bach) und „Karl Liebknecht“ (Zwickau) absolvieren. Die Teilnahme der Studenten an Ferienlagern unserer Pioniere, ihre Tätigkeit als Gruppenleiter, AGL- Leiter, Sporthelfer und in anderen Funktionen gehört zum Ausbildungs programm und ist ein Teil des päd agogischen Grundstudiums am In stitut für Pädagogik. Im Rahmen dieser Pionierlager-Praktika erhal ten die Studenten einen Einblick in die pädagogisch - politische Er- ziehungs- und. Bildungsarbeit der Pionierorganisation. Dabei werden sie zugleich auf ihre späteren Auf gaben als Klassenleiter und Helfer der Thälmann-Pioniere vorbereitet. Diese Form der Vorbereitung der Studenten auf ihre künftige päd agogische Tätigkeit hat sich gut be währt, und wir sind bestrebt, die in haltliche Seite in enger Zusammen arbeit mit den Lagerleitungen / zu verbessern, um das Pionierlager- Praktikum zu einer echten päd agogisch-praktischen Bewährungs situation werden zu lassen. Auch in diesem Jahr waren die Studenten (Matrikel 64) in den ge nannten zentralen Lagern eingesetzt. Die Leitungen der Pionierlager haben die Arbeit der Studenten im all gemeinen sehr positiv beurteilt. Be sonders hervorgehoben wurde ihre Einsatzbereitschaft und Eigeninitia tive sowie ihr guter Kontakt zu den Pionieren. So konnte in allen Lagern eine Reihe von Studenten durch die Leitungen mit Prämien und Urkun den ausgezeichnet werden. Wir freuen uns über die vorbildliche Ar beit unserer Studenten und sprechen die Hoffnung aus, daß die Lehrer studenten des Matrikels 65, die im nächsten Jahr ihr Pionierlager- Praktikum absolvieren, mit gleicher Einsatzbereitschaft und persönlicher Verantwortung ihre Aufgaben er füllen. Besondere Anerkennung unserer Hochschule verdienen folgende Stu denten für ihre vorbildlichen Lei stungen im Pionierlager-Praktikum: Ulrich Bähr, LT 64/11; Klaus Engel mann, LM 64/14; Gerhard Emmerich, LT 64/12; Sabine Fink, LP 65/15: Hartmut Gläser, LM 64713; Berthold Grahl, LM 64/13; Helge Groß, LT 64/11; Frithjof Hermann, LT 64/12; Hannes Kaiser, LT 64/12; Sibylle Kanegießer, LT 64/10; Jürgen Köhler, LT 64/12; Renate Müller, LT 64/10; Karin Schaarschmidt, LM 64/14. Es sei auch jenen Studentinnen und Studenten Dank und Anerken nung für ihre guten Leistungen im Pionierlager ausgesprochen, die wir hier nicht alle namentlich aufführen konnten. Dr. Appenrodt, Abteilungsleiter am Institut für Pädagogik Auch in diesem Jahr halfen die Studenten unserer Hochschule den Genossenschaftsbauern bei der Ber gung der Hackfruchternte, und zwar erstmalig im Kreis Pasewalk. In 51 LPG, Volksgütern und Verladestellen der VEAB trugen sie durch ihre flei ßige Arbeit mit dazu bei, vornehm lich die Hauptstadt der DDR mit Speisekartoffeln zu versorgen. Täg lich konnte ein Transportzug mit 22 Waggons nach Berlin rollen. Während der vier Wochen ihres Einsatzes im Kreis Pasewalk voll brachte die große Mehrheit unserer Studenten hervorragende Leistungen. Von der über 6000 ha großen Kartof felanbaufläche rodeten sie ein Drit tel. Außerdem verrichteten sie meh rere tausend Stunden Sortier- und Verladearbeiten. Viele Studenten fuhren als Schicht traktoristen und halfen mit bei der Reparatur der eingesetzten Technik. Nicht wenige Seminargruppen arbei- teten unter Ausnutzung des schönen Weiters häulig täglich 10 Stuude sowie sonnabends und sonntags. Im Wettbewerb der Gruppen konnte bei der wöchentlichen Auswertung u. a. die Seminargruppe 6. Sem./RT als bestes Kollektiv ausgezeichnet wer den. Die Studenten der Fachrichtun gen TMU und Angewandte Mechanik erzielten den ersten Platz als beste Kombine-Besatzung. Diese Beispiele, stellvertretend für viele andere hervorragende Leistun gen, lassen erkennen, daß der größte Teil der Studenten unserer TH die Bedeutung der Hilfe für unsere Ge nossenschaften richtig verstanden haben. Zugleich leisteten sie durch ihre Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Vorbereitung der Volkswahlen am 10. Oktober. Neben der Einsatzbereitschaft un serer Studenten gab es noch andere Faktoren, die zum guten Gesamt ergebnis des diesjährigen Ernteein satzes beitrugen. So bemühten sich die Staatsorgane des Kreises und die Genossenschaften, den örtlichen Be dingungen entsprechend, unsere Stu denten möglichst gut zu versorgen und unterzubringen. Der Kreisland wirtschaftsrat gab eine Vergütungs empfehlung an die LPG, die einen echten materiellen Anreiz für hohe Arbeitsleistungen bot. Gewiß nicht tägige Aufenthalt von Magnifizenz ohne Einfluß blieb auch der mehr- Prof. Dr. Jäckel im Einsatzgebiet un serer Studenten. In Vorbereitung der Wahl hatte er gemeinsam mit dem Sekretär der Hochschulparteileitung, Genossen Müller, eine ganze Reihe Gruppen besucht und ihre Fragen beantwortet. Bewährt hat sich im allgemeinen auch im Kreis Pasewalk die bereits im Vorjahr zusammen mit der FDJ- Organisation praktizierte Selbstver waltung der in den LPG und VEG eingesetzten Studentengruppen. Oft seit Jahren bestehende Kollektive festigten sich weiter und nahmen vielseitig Einfluß auf das gesell- schaftliche Leben im Dorf. Die Teil nahme an Veranstaltungen staat licher und gesellschaftlicher Einrich tungen führte vielerorts zu enger, freundschaftlicher Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Bei allen Erfolgen, die unsere Hochschule beim diesjährigen Ernte einsatz für sich verbuchen kann, darf nicht übersehen werden, daß es auch Schwächen gab. So machte sich zum Beispiel — abgesehen von einigen gu ten Beispielen — im 1. Semester die Tatsache bemerkbar, daß hier die Se minargruppen noch nicht zu wirk lichen Studentenkollektiven entwik- kelt waren. Das konnte selbstver ständlich noch gar nicht sein, sollte aber zu der Schlußfolgerung veran lassen, den Seminargruppen des je weiligen Semesters während des Ernteeinsatzes künftig größere Hilfe durch Mitarbeiter der Hochschule, vor allem durch Assistenten, zu geben. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß es bestimmte Disziplinlosigkei ten in älteren Semestern gab, so zum Beispiel bei Studenten des 5. und 7. Semesters der Fachrichtung TMD, des 7. Semesters der Fachrichtung TP und bei Studenten der Fachrichtung WT, die, entgegen dem Auftrag der Hochschule, den Einsatzort eigen mächtig früher verließen. Allen Studentinnen und Studenten, die in diesem Jahr ihrem Auftrag gemäß und in Erkenntnis der Not wendigkeit ihre ganze Kraft für die Einbringung der Kartoffelernte im Kreis Pasewalk eingesetzt haben, sei noch einmal im Namen der Leitung der Technischen Hoch schule Karl-Marx-Stadt herzlich ge dankt! Günther Paulick Absolventen begrüßten Ingenieurpraktikum Am 21. September dieses Jahres wurde zum fünften Male ein Absol vententreffen der Fachrichtung „Technologie des Maschinenbaues“ durchgeführt. Prof. Dr.-Ing. habil. Kühne unterstrich als Fachrichtungs leiter in seinem Hauptreferat die Be deutung des Absolvententreffens auch für die ältesten Jahrgänge so wie für die delegierenden Betriebe und Institute aller Absolventen. Als Beweis wurden die Fragen und For derungen angeführt, die unmittelbar vor dem Treffen von den Absolven ten schriftlich eingereicht worden waren. Neben Vorschlägen zur bes seren gegenseitigen Unterstützung der Absolventen wurden besonders Forderungen nach geeigneten Wei terbildungsmaßnahmen erhoben. Da bei stand neben den einzelnen Ge bieten der Fertigungstechnik der Komplex Ökonomie und Betriebs wissenschaften an der Spitze der ge forderten Weiterbildungsthemen. Im Zusammenhang mit den an un serer Hochschule neu erarbeiteten Ausbildungsplänen wurde von den Absolventen die Einführung des In genieurpraktikums als ein wesent licher Beitrag zur geforderten praxis nahen Ausbildung begrüßt. Dem Wunsch der Absolventen nach Weiterbildung konnte schon in die sem Jahr erstmalig entsprochen wer den durch zwei parallele 3- bzw. 4tägige Lehrgänge, die sich an das Absolvententreffen anschlossen. Während für den Lehrgang I („Grundlagen der numerischen Steuerung von Werkzeugmaschinen“) infolge der starken Beteiligung nur Absolventen Zutritt hatten, waren für den Lehrgang II („Spanlose Fer tigung“) auf Grund einiger Anfragen aus der Industrie auch Nichtabsol venten eingeladen worden. Mit dem Lehrgang I wurde die Absicht ver folgt, den Teilnehmern einen Einblick in das Wesen der numerischen Steue rung und ihre Anwendungsmöglich keiten zu geben. Aufbauend auf diesen Lehrgang sollen Absolventen der Fachrichtung TM beim Absolvententreffen 1966 im Rahmen einer Fachtagung spezielle Probleme und Erkenntnisse zur Automatisierung in der Einzel- und Kleinserienfertigung vermittelt wer den. Der Lehrgang „Spanlose Ferti gung“ wurde bewußt dahin ausge legt, zusätzliche Kenntnisse auf mög lichst breiter Basis zu vermitteln. Die Teilnehmer der beiden Lehr gänge werteten die Veranstaltungen als einen gelungenen Beitrag zur eigenen Weiterbildung. Dr.-Ing. Rudolph Dipl.-Ing. Nitsche MASSEN MEDIEN Der nachstehend veröffentlichte Artikel „Massenmedien" wurde der Hochschulzeitung der Universitüät Rostock „die neue Universität" Nr. 10/65 entnommen. Es handelt sich dabei um einen Diskussionsbeitrag von Dr. phil. K.-H. Jesper, Dozent am Institut für Marxismus-Leninismus der Rostocker Universität, auf einer vom Ausschuß für Deutsche Einheit am 30. August dieses Jahres durchgeführten Tagung, die im Plenarsaal der Akademie der Wissenschaften in Berlin statt fand und an der zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten unseres Staates teilnahmen, unter ihnen der Stellvertreter des Außenministers der DDR, Georg Stibi, der Minister für Justiz, Dr. Hilde Benjamin, der Sekretär des Bundesvorstan des des FDGB, Rudi Kirchner, und andere. Auf der Tages ordnung standen im Zusammenhang mit Vorschlägen des Ausschusses für Deutsche Einheit zur demokratischen Ver änderung in Westdeutschland unter anderem Fragen der Außen- und Deutschlandpolitik, der Mitbestimmung, der Volkssouveränität, der Bildungspolitik, der Wissenschafts politik und der Massenmedien. Das Bewußtsein vieler Menschen in Westdeutschland ist durch die Meinungsbildner im Bonner Staat seit Jahren systematisch verbildet worden. Eine sehr erhebliche Rolle bei der Bewußtseinsbildung spielen auch die sogenannten Massenmedien wie Presse, Rundfunk, Fernsehen, Film, Schallplatte und Literatur. Dabei geht es nicht um diese Medien an sich, nicht um die Träger von Aussagen, sondern um die Aus sagen selbst und um die Ziele, die mit diesen Aussagen erreicht werden sollen. Die Aussagen, die die Medien vermitteln, werden ja bei sehr vie len Konsumenten der als Waren an gebotenen Massenmedien zu Be wußtseinsinhalten. Wir denken, wenn wir uns mit den Aussagen von Massenmedien in Westdeutschland beschäftigen, in der Regel an Antikommunismus und Chauvinismus. Sicher, auch dieser Antikommunismus wird u. a. durch die Mittel der Massenkommunika tion verbreitet; ich möchte hier aber die Grenzen inhaltlicher und be wußtseinsbeeinflussender Aussagen weiter stecken. Antikommunismus, Chauvinismus und Militarismus als inhaltliche Kennzeichen von Mas senmedien sind gewissermaßen Kul minationspunkte einer insgesamt breiten Bewußtseinsbildung. Ich halte nicht nur die direkte antikom munistische und militaristische Aus- sage für gefährlich, sondern auch die versteckte und getarnte, und ich halte für gefährlich auch die Aus sagen, die das Bewußtsein erst vor bereiten für die Aufnahme der, dann allerdings leicht zündenden, direk ten politischen Ansprache. Auf den westdeutschen Bürger wirken täglich und stündlich unge zählte Primitivappelle der verschie densten Medien ein: eine Flut von bewegten Bildern zieht über die Leinwände der Kinos und die Bild röhren der Fernsehempfänger, die Verkäufer der Boulevard-Blätter rufen ihre Schlagzeilen aus, von den Kiosken locken die Titelblätter bun ter Illustrierten und Groschenhefte und aus den Lautsprechern tönen fast ununterbrochen zerhackte oder auch einschmiegsam melodische Schlagermelodien. Und vieles davon, ja das meiste, gibt sich betont un politisch und ist es eben doch nicht, weil es in ein Gesamtsystem der Bewußtseinsverbildung gehört. Greifen wir nur die primitive Literatur heraus, von der der größte Teil in den Bereich der Schmutz- und Schundliteratur gehört. Zu ihr rechnen wir die zahllosen an west deutschen Kiosken feilgebotenen Romanhefte, verschiedene Taschen buchreihen und die große Masse der in den Leihbuchhandlungen bereit gehaltenen Literatur. Hier haben wir eine erste Gruppe von Romanen, in denen das Bild der Welt sentimental verzerrt wird, in der menschliche Konflikte auf Scheinkonflikte reduziert werden und in denen gesellschaftliche Pro bleme entweder völlig ausgeklam mert oder einseitig dargestellt sind: eine Klassenspaltung der Gesell schaft existiert nicht, die Menschen sind entweder gut oder böse, und die guten Menschen bekommen letztlich den ihnen gebührenden Platz an der Seite eines geliebten Menschen, die schlechten Menschen ihre gerechte Strafe. Mit diesen Romanen kann man träumen, kann man sich in Senti mentalität einlullen lassen. Sie schei nen so ganz und gar unpolitisch zu sein und fernab zu stehen von Kriegs- und Atombombengefahr. Es sind die Bauern-, Berg-, Liebes-, Schicksals-, Heimat und Arzt-Romane, mit denen die Leser abgelenkt werden. Ihre politische Funktion: die Menschen zum Träumen bringen, die Menschen von der politischen Realität ablen ken, ein apolitisches Denken zu för dern. Der Film ergänzt durch ähnliche Traumproduktionen, die Illustrierten und die Boulevardpresse tragen ihren Teil bei durch rührende Ge schichten aus Fürsten- und Königs häusern, durch Star- und Prominen tenklatsch und die Schlagertexte untermalen mit Liebessentimentali tät und oberflächlicher Lebensauf fassung. Viele Menschen wollen träumen, wollen kitschig sentimentale Litera- tur. Filme, Schlager. Das ist* ja die ewige Entschuldigung der Produzen ten: das Publikum will es so, der Geschmack von Lieschen Müller ist eben nicht anders. Und das stimmt bis zu einem gewissen Grad sogar. Aber die bestehende Geschmacks- Verbildung ist doch nichts anderes als das Ergebnis einer viele Jahre hindurch betriebenen Beeinflussung. Und sicher wissen die meisten Auto ren der primitiven Literatur, die Sehlagertexter usw. oft gar nicht von ihrer politischen Funktion, aber objektiv erfüllen sie diese Funk tion. Das Ergebnis ist nachzuweisen: Nach dem Ausweis verschiedener Meinungsumfragen in Westdeutsch land und Westberlin, durchgeführt 1959, 1960 und 1961, gaben rund 70 Prozent der Befragten an, sich gar nicht oder nicht besonders für Politik zu interessieren. Das sind die durch die Ereignisse ewig über raschten, das sind die Menschen, die sich zum Werkzeug einer schlech ten Politik machen lassen, mit denen eine Regierung so ziemlich alles machen kann. Eine solche apoli tische Haltung zu fördern ist u. a. die politische Funktion dieser scheinbar unpolitischen Literatur. Dabei sind eingestreute Spitzen gegen die DDR oder sozialistische Länder keineswegs ausgeschlossen, wie etwa in dem Romanheft „Ro manze am Bodensee“, in dem ein junger Mann sich an seine Reise nach Westberlin erinnert: „An diese Fahrt erinnerte ei’ sich noch jetzt mit Schaudern, wenn er an die Kontrolle an der Zonengrenze dachte, an die Mauer in der Stadt und die armen Menschen dahinter. Was mußten die Berliner für Ner ven haben, stets so mit einem Fuß gewissermaßen in Sibirien zu stehen!“ Nicht viel anders bei einer zwei ten Gruppe, bei der Vielzahl primi tiver Kriminal-, Wildwest- und Abenteuerromane. Richtet sich die erste Gruppe vorwiegend an Frauen und Mädchen, so ist die zweite Gruppe auf die männlichen Leser abgestimmt. Auch diese Romane geben sich in der Regel unpolitisch, vermeiden aber politische Anspielungen kei neswegs immer, besonders nicht die in letzter Zeit in Mode gekommenen Spionage-Romane. Insgesamt führen diese Romane zu einer Brutalisierung der Gefühle, zu einer Verrohung, zu einer Gewalt verherrlichung. Das zeigt sich u. a. auch dadurch, daß in dieser Primi tivschicht der Kriminalromane nicht mehr die intellektuelle Verbrecher fahndung im Mittelpunkt steht, son dern der physische Kampf, ausgetra gen mit Fäusten, Messern, Revolvern und Maschinenpistolen. Hier wird der „Superman“ konzipiert, ganz gleich, ob er auf der Seite der Poli zei oder auf der Seite der Gangster steht. Das Leben ist hart, und nur wer noch härter ist. vermag sich durch zusetzen und zu überleben. In den Illustrierten und in der Boulevardpresse finden wir Roh heitsdelikte und Kriminalfälle in be haglicher Breite ausgemalt; die ent sprechenden Filme sind, wie es in den Ankündigungen heißt, „knall hart“, „Reißer der Sonderklasse“, „etwas für starke Nerven“ usw. Und selbst der Schlager steht nicht zu rück, wenn wir etwa an den Erfolgs schlager „Tom Dooley“ denken. Auch mit diesen Aussagen der Massenkommunikationsmittel wird Politik gemacht: die Konsumenten werden systematisch brutalisiert und an Brutalitäten gewöhnt, so daß es zur geeigneten Zeit nicht schwer fällt, sich dieser Brutalität im Krieg austoben zu lassen. Gegenwärtig äußert sie sich in einer steigenden- Kriminalität. Eine dritte Gruppe, die ich Utopia- Gruppe nennen möchte, ist erst in den letzten Jahren besonders stark verbreitet worden. Ich habe mir ein mal die Mühe gemacht, die Titel uto pischer Belletristik in deutscher (Fortsetzung auf Seite 3)
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