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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Freitag, den 17. März 1967, 19.30 Uhr Sonnabend, den 18. März 1967, 19.30 Uhr Sonntag, den 19. März 1967, 19.30 Uhr 8.PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Gerhard Rolf Bauer, Karl-Marx-Stadt Solist: Timofej Dokschizer, UdSSR, Trompete Luigi Cherubini Ouvertüre zur Oper „Anakreon“ 1760-1842 Zum 125. Todestag des Komponisten am 15. März 1967 Joseph Haydn Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur 1732-1809 Allegro Andante Allegro con spirito Alexander Arutjunjan Konzert für Trompete und Orchester geb. 1920 Andante - Allegro cncrgico - Moderato - Allegro - Meno mosso - Andante - Allegro Erstaufführung PAUSE Franz Schubert 1797-1828 Sinfonie Nr. 4 c-Moll (Tragische) Adagio molto - Allegro vivace Andante Menuett (Allegro vivace) Allegro TIMOFEJ DOKSCHIZER, einer Musikerfamilie entstam mend, wurde 1921 in der Ukraine geboren. Er begann bereits lOjährig Trompete zu blasen und erhielt später Un terricht an der Moskauer Zentralen Musikschule (1935-1939). 1941 ging er an das Musikinstitut „Gnessin“, hier 1950 sein Studium in der Trompetenklasse erfolgreich abschließend und nunmehr selbst als Lehrer wirkend. Weitere Studien betrieb der Künstler von 1952 bis 1957 in der Dirigentenklasse des Moskauer Konservatoriums. Dokschizers solistischc Tätigkeit begann 1945, als er als Solotrompeter vom Orchester des Moskauer Bolschoi-Theaters verpflichtet wurde. Am gleichen Institut war er von 1957 bis 1960 auch als Dirigent tätig. Der Künstler, der zu den führenden sowjetischen Instrumcn- talsolistcn gehört und das Publikum auf seinen zahlreichen Konzertreisen im In- wie Ausland immer wieder durch seine brillante Technik und hohe Musikalität fasziniert, er hielt mehrfach Preise und Auszeichnungen. 1959 wurde er „Verdienter Künstler der RSFSR“. GERHARD ROLF BAUER ZUR EINFÜHRUNG Luigi Cherubini kam am 8. (oder 14.) September 1760 in Florenz zur Welt. Ersten Musikunterricht erhielt er bei seinem Vater, einem Musiklehrer. Als 13jähriger kompo nierte er eine Festmesse und anderes, worauf ihm der Großherzog von Toskana mit einem Stipendium ermöglichte, in Venedig bei G. Sarti zu studieren. Zunächst nur Kirchenmusik schaffend, wandte er sich seit 1780 der Oper zu. 1784 brachten ihm seine Erfolge eine Berufung als Hofkapellmeister nach London ein. Als angesehener Opern meister ging er 1786 nach Paris, darauf für kürzere Zeit in sein Heimatland, um seit 1788 ständig in Paris zu leben. Hier wirkte er u. a. als Operndirigent und seit 1795 als einer der fünf Inspektoren des neugegründeten Konservatoriums. Die Ungnade Napole ons hinderte die Verbreitung seiner Werke und hemmte wohl auch seine Schaffensfreude, die erst 1808 wieder stärker erwachte. 1805 war er in Wien mit Haydn und Beethoven in persönliche Verbindung getreten. 1816 wurde Cherubini Professor für Komposition und 1822 Direktor am Pariser Konservatorium, ein Amt, das er erst wenige Wochen vor seinem Tode aufgab. Er starb in hohem Alter am 15. März 1842 in Paris. Neben Etienne-Nicolas Mehul und Charles-Simon Catel gehörte Cherubini zu den bedeu tendsten Vertretern der französischen Revolutionsmusik. In seinen gehaltvollsten Opern werken, die einen hochentwickelten Stand musikalischer Dramatik mit der Einbeziehung damals neuer sinfonischer Durchführungselemente verbinden, spiegeln sich Ereignisse der französischen Revolutionsepoche in gesellschaftlichen und persönlichen Auswirkungen wider. Sein wertvollster, bis heute lebendig gebliebener Beitrag zur sogenannten bürger lichen Rettungsoper ist „Der Wasserträger“ (1800). Aber auch viele andere seiner Werke, darunter die 1815 für die Londoner Philharmonie komponierte einzige Sinfonie D-Dur, sind musikalisch nicht weniger bedeutend, reichen sie doch vielfach mit ihrem Elan, ihrem Ideenreichtum und in der meisterlichen Synthese italienischer, französischer und deutscher klassischer Stilelemente in manchen Zügen bis Beethoven heran. Vor allem ist Cherubini der Schöpfer der sinfonischen Opern- bzw. Konzertouvertüre gewor den, eine Form, die Beethoven, Weber und Mendelssohn aufgriffen und weiterent wickelten. Zu seinen schönsten diesbezüglichen Leistungen ist die Ouvertüre zur Oper „Anakremi“ (1803) zu zählen, über die Harry Goldschmidt einmal äußerte: „Niemand würde der festlichen Anakreon-Ouvertüre heute mehr anmerken, daß sie zu einer äußerst flachen und durchsichtigen antikischen Travestie der restaurativen Pariser Lebe welt komponiert wurde. Die Charakterisierung Webers - ,Selig wogendes Champagner leben, sprudelnd und feurig' - trifft nicht den Kern des Gehaltes dieses wundervollen Stückes. Es ist keineswegs bloß ein prickelnder Hymnus auf Wein, Weib und Gesang, ein entfesseltes Bekenntnis der Sinnenlust. Dazu ist sein beschwingtes Hauptthema zu edel, die Durchführung zu klassisch-dithyrambisch und die darin enthaltene bedrohlich aufziehende Gewitterszene - eine Anspielung auf die Handlung der Oper - zu .all gemein'. Auch die kontrapunktische Reprise fügt sich denkbar schlecht in ein solches Bild. Was der französische Librettist dem Stoff schuldig blieb, die klassische Idealität, den ewig heiteren Himmel Griechenlands, das hat ihm der gebürtige Italiener Cherubini mit großem Atem eingehaucht. Aus der Ouvertüre leuchtet diese groß empfundene klassische Heiterkeit, ihre tiefe Verwurzelung im klassischen Humanismus, der Sinn für Schönheit, Klarheit und Ebenmaß.“ Joseph Haydns konzertantes Schaffen besitzt insgesamt nicht die gleiche Bedeutung wie seine Sinfonik. Seine zahlreichen Violin-, Violoncello- und Klavierkonzerte beispiels weise, zumeist Gelegenheitsarbeiten, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen vergessen, obwohl sich darunter durchaus einige Werke vollendeter Meisterschaft befinden. Allent halben erklingen noch das D-Dur-Klavierkonzert, das Cellokonzert in D-Dur, das aller dings zu den beliebtesten Konzertwerken für dieses nicht eben reichlich mit virtuoser Literatur versehene Instrument gehört, und das Trompetenkonzert in Es-Dur, das auch auf unserem Programm steht. Diese 1796 in Wien geschriebene Komposition ist Haydns letztes Solokonzert überhaupt. Die Entstehung des Werkes knüpft sich an eine Erfindung zur Vervollkommnung der Trompete, von der eine außerordentliche Erweiterung der musikalischen Möglichkeiten dieses Instrumentes erhofft wurde. Der