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Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger, dem Haydn in Freundschaft verbunden war und dem er das Konzert auch zueignete, hatte die erste Klappentrompete konstruiert, mit der man nicht nur die vollständige chromatische Skala in der Höhe, sondern auch in der Tiefe blasen konnte - ein Instrument, das wenn auch nicht klanglichen, so erst malig doch technisch hohen Anforderungen genügte. Haydn, stets allen Neuerungen begeistert zugewandt, griff die vielversprechende Erfindung sofort auf und zeigte in seiner Komposition das neue Instrument von seiner charakteristischen Seite - ein weiterer Beweis für seine bis ins hohe Alter unverminderte Aufnahmefähigkeit und Beweg lichkeit des Geistes. In dem dreisätzigen Konzert (Allegro-Andante-Allegro) werden an die Beweglichkeit des Soloinstrumentes hohe Anforderungen gestellt. Selbst in der tieferen Lage begegnen wiederholt chromatische Gänge, und in den Allegrosätzen sind Sechzehntelgänge nicht selten. Das Werk erklingt in unserer Aufführung in einer Bearbeitung von Günter Raphael. Alexander Grigorjewitsch Arutjunjan wurde am 23. September 1920 in Jerewan, der Hauptstadt der Armenischen SSR, geboren. Hier begann er auch seine musikalischen Studien bei Prof. S. W. Barchudarjan, die er später bei G. J. Litinski in Moskau fort setzte. Arutjunjan trat bisher mit verschiedenen Kompositionen an die Öffentlichkeit, die ihn schnell über die Grenzen seiner Heimat bekannt werden ließen, so u. a. mit einer „Kantate auf die Heimat“, einer Konzertouvertüre, einem Concertino für Klavier und Orchester sowie mit Chören, Liedern und Klavierstücken. Eines der bekanntesten Werke des armenischen Komponisten ist das heute erklingende Konzert für Trompete und Orchester aus dem Jahre 1956, das, zwar einsätzig angelegt, mehrere Abschnitte aufweist. Man könnte formal von einer Verbindung aus Sonatensatz und Rhapsodie sprechen. Die vitale Rhythmik und engstufige Melodik des wirkungsvol len Stückes, das leicht überschaubar, durchsichtig instrumentiert und im solistischen Part virtuos konzipiert ist, wurzeln spürbar in der armenischen Volksmusik, die vom Kom ponisten mit Temperament umgeschmolzen wurde. Nach feierlich-signalhafter Ein leitung (Andante) wird das musikalische Material des Beginns in einem Allegro- energico-Abschnitt weitergeführt, ehe im Soloinstrument das Hauptthema einsetzt. Ein Klarinettensolo über Harfenarpeggien bringt das zweite Thema (Moderato), das darauf vom Solisten aufgenommen wird. Die weitere musikalische Entwicklung verläuft nach den Tempobezeichnungen Allegro (Tempo I) - Meno mosso - Andante - Allegro (Tempo I). In der Reprise kehrt das erste Thema wieder. Franz Schubert schrieb seine ersten beiden Sinfonien für das Konviktorchester des Wiener Stadtkonvikts, in dem er als Sängerknabe mit zehn Jahren Aufnahme gefunden hatte, und die nachfolgenden Sinfonien Nr. 3 bis 6 nach dem Austritt aus dem Konvikt (1814) für ein Liebhaberorchester, das aus den Quartettabenden im Vaterhaus hervorgegangen war. Die Sinfonie Nr. 4 c-Moll entstand 1816, also im 19. Lebensjahr des Komponisten, und wurde erst nach seinem Tode, 1849 in Leipzig, zur Uraufführung gebracht. „Tragische Sinfonie“ hat Schubert selbst das Werk genannt. Doch dieser Problemstellung war er angesichts seiner Jugend noch nicht gewachsen: Er schrieb eine pathetische Sinfonie, deutlich nachempfunden der Tonsprache Beethovens (etwa in der Sonate pathetique, im vierten Streichquartett, der Coriolan-Ouvertüre, der fünften Sinfonie). Das Pathos des Neunzehnjährigen wirkt allerdings noch gezwungen, konfliktlos - welch erschüt ternde, wirkliche Tragik begegnet uns dagegen in der sechs Jahre später geschaffenen unvollendeten Sinfonie h-Moll. Doch es wäre ungerecht, diese Größe und Lebens reife schon von einem Jugendwerk zu verlangen, das dennoch viele verheißungsvolle Züge des „wahren Schubert“ aufweist. In der Haydnschen Tradition gedankenvoller sinfonischer Einleitungen steht die groß empfundene Introduktion des ersten Satzes mit ihren Imitationen. In 29 Takten er scheint die Hauptfigur neunzehnmal. Im folgenden Allegro spielt das von den ersten Violinen eingeführte Hauptthema eine entscheidende Rolle. Schubertisch, gesanglich ist das Seitenthema. Bereits in der Reprise haben sich alle „tragischen“, dunklen Unter töne verflüchtigt. - Hymnisch-schwärmerische Beethovenverehrung spricht aus dem Andante, das durch das Wechselspiel zwischen Streicher und Bläser fesselt. Das beschau ¬ liche Geigenthema des Hauptsatzes griff Schubert elf Jahre später in seinem bekannten As-Dur-Impromptu wieder auf. Zauberhaft berührt die poetische Episode im Mittel teil dieses Satzes - hier bricht der wahre Schubert durch. - Das kräftige Menuett überrascht durch seine freizügige Harmonik - im Trio kündigt sich wiederum unver kennbar der eigene Wienerische Ton des Komponisten an. - Beethovensche Energien besitzt das Hauptthema des Finales - doch es steht im Widerspruch zur beschwingten Grundhaltung des Satzes, der nicht einmal mehr „pathetisch“ genannt werden kann. Zu sehr überwiegt das liebenswürdige Wienerische Element in diesem Stück, dessen in der Reprise vollzogene Auflösung in heiteres C-Dur schon nach den ersten Takten vorauszuahnen ist. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG : 26. und 27. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 13. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Gerhard Rolf Bauer, Karl-Marx-Stadt Solistin: Annerose Schmidt, Leipzig, Klavier Werke von Peter Tschaikowski Freier Kartenverkauf 31. März, 1. und 2. April 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Dr. Dieter Härtwig 9. PHILHARMONISCHES KONZERT Gastkonzerte der Prager Sinfoniker Dirigent: Dr. Vaclav Smetäcek Solist: Vaclav Snitil, Violine Werke von Miloslav Kabeläc, Josef Suk und Antonin Dvorak 8. und 9. April 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal (verlegt vom 5. und 7. April 1967) 14. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Heinz Bongartz, Dresden 11. April 1967, 19.30 Uhr, Steinsaal 4. KAMMERMUSIKABEND Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Paul Hindemith und Johannes Brahms Anrecht D und freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstättc 40499 III 9 5 1,9 267 It G 009/12/67 8. PHILHARMONISCHES KONZERT 1966/1967