Volltext Seite (XML)
WOLFGANG AMADEUS MOZART W enn ich recht für mich bin und guter Dinge, etwa auf Reisen im Wagen oder nach guter Mahlzeit beim Spazieren, und in der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann, da kommen mir die Gedanken stromweis und am besten. Woher und 'wie, das weiß ich nicht, kann auch nichts dazu. Vor allen Musikern liebe ich Mozart, der ist der Einzige. Die Deutschen sind von jeher die großen Harmoniker, wir Italiener die Melocliker in der Tonkunst gewesen, seitdem sie aber im Norden Mozart hervor gebracht haben, sind wir Südländer auf unserem eigenen Felde geschlagen; denn dieser Mann erhebt sich über beide Nationen, er vereinigt mit dem ganzen Zauber der Kantilene Italiens die ganze Gemütstiefe Deutschlands, wie sie in der so genial und reich entwickelten Harmonie seiner zusammengesetzten Stimmen hervortritt. Soll Mozart nicht mehr für schön und erhaben gelten, nun, dann können wir Alten, die noch übrig sind, ja getrost das Zeit liche segnen. Im Paradies aber, dessen bin ich gewiß, finden Mozart und seine Hörer einander wieder. Gioacchino Rossini O Gott, wär ich ein großer Herr, so spräch’ ich: Mozart, schreibe du nur, aber was du willst und so gut du kannst. Ehe kriegst du von mir keinen Kreuzer, bis du was fertig hast; hernach aber kaufe ich dir jedes Manuskript ah, und sollst nicht damit gehen, und - wie ein Tratscbelweib! Alles das Finden und Machen geht in mir nur wie in einem schönen Traum vor. Wolfgang Amadeus Mozart Ich sage Ihnen vor Gott als ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und dem Namen nach kenne; er hat Geschmack und überdies die größte Kompositionswissenschaft. 7 . „ . t u aa ' Joseph Haydn zu Leopold Mozart Mozarts Verlust ist unersetzlich und ein wahres Unglück für die Kunst; nur wer seine unnachahmlichen Arbeiten mit so tiefer Empfindung, mit solchem musikalischen Ver ständnis zu erfassen vermag, wie ich sie begreife und empfinde, kann die Größe dieses Verlustes bemessen. Nimmer kann ich es verschmerzen, daß man dieses Kleinod von einem Mann, um den Nationen hätten wetteifern sollen, nicht anders wertgehalten und belohnt hat. Was gäbe ich darum, wenn er noch lebte; ich hatte ihn so lieb, den teuren Mann, diesen Einzigen, wie Jahrhunderte vielleicht keinen zweiten bringen. Joseph Haydn nach dem Tode Mozarts Um Mozartscber Musik froh zu werden, bedarf es keiner Spannung des Gemütes; sie strahlt jedem wie ein Spiegel seine eigne und gegenwärtige Empfindung zurück, nur mit edleren Zügen; es erkennt jeder in ihr die Poesie seines Daseins. Sie ist so erhaben und doch so herablassend, so stolz und doch jedem zugänglich, so tiefsinnig und ver ständlich zugleich, ehrwürdig und kindlich, stark und milde, in ihrer Rewegung so ruhig und. in ihrer Rübe so lebensvoll. Ludwig Börne O Mozart, unsterblicher Mozart, wie eines lichten, besseren Lebens hast du viele, o wie unendlich viele wohltätige Abdrücke in unsere Seelen geprägt. p ran „ Schubert Mit welchem Blick, uncl von welcher Seite wir auch Mozart anschauen mögen, immer tritt uns die echte Künstlernatur entgegen, in ihrem unbezwinglichen Schaffensdrang und in ihrer unerschöpflichen Schaffenskraft, erfüllt von der unversiegbaren Liebe, die keine Freude und Befriedigung kennt, als im Hervorbringen des Schönen, beseelt von dem Geiste der Wahrheit, der allem, was er ergreift, den Odem des Lebens einhaucht, gewissenhaft in ernster Arbeit, heiter in der Freiheit des Erfindens. Alles, was den Menschen berührt, empfindet er musikalisch, und jede Empfindung gestaltet er zum Kunstwerk. Otl0 ]ahn Mozart hauchte seinen Instrumenten den sehnsuchtsvollen Atem der menschlichen Stimme ein, der sein Genius mit heiliger Liebe sich zuneigte. Den unversiegbaren Strom reicher Harmonie leitete er in das Herz der Melodie, gleichsam in rastloser Sorge, ihr, der nur von Instrumenten vor getragenen, ersatzweise die Gefühlsticfe und Inbrunst zu geben, wie sie der natürlichen menschlichen Stimme als unerschöpflicher Quell des Ausdruckes im Innersten des Herzes zugrunde liegt. Richard Wagner