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Erhard Schreiber über Sie kamen aus Leipzig, Berlin, Karl-Marx-Stadt, Dresden. Insgesamt 86 Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen. Als Studentenbrigade Ulan-Bator 1966 waren sie in die Mongolische Volksrepublik geflogen, um dort, als Freunde unter Freunden, beim Bau einer Berufsschule tat kräftig zu helfen. Eine ungewohnte Arbeit in einem fernen Land. Und diese Arbeit erfordert das ganze Kollektiv. Wie prächtig sich unsere Freunde schugen, wie sie oftmals schwierige Probleme unter Einsatz ihrer ganzen Person lösten, das soll dieser Beitrag zeigen. L iebe Oma, hier ist was los! An diese ge flügelten Worte wird manch einer der 86 Studenten, von denen hier die Rede sein wird, gedacht haben, als er per Tele gramm, Eilbrief und sogar mit Hilfe von DT 64. die Nachricht erhielt: Du fliegst am kommenden Sonntag nach Ulan-Bator. Das war am 3. August oder am 4. Eigentlich war eine Hilfsaktion für das von Erdbeben heimgesuchte Taschkent geplant, aber die Erde bebte weiter, unser Einsatz konnte nicht stattfinden. Das war bekannt. Bekannt war auch, daß ein Teil von uns die FDJ-Studentenbrigade Schwedt 66 bilden sollte. Alle, die nicht mit nach Schwedt fah ren konnten, packten die Koffer wieder aus und begannen, ursprüngliche Ferienpläne zu verwirklichen. Und nun diese Nachricht. Arbeit wird anstrengend sein. Na und! Pro bleme in der Brigade? Was soll es da schon groß geben! Immerhin sind wir ja alles „Leute mit Bewußtsein“. Prinzipiell ist alles klar. Daß prinzipielle Klarheit in bestimmten Fragen nicht immer vorhanden war und,' wenn vorhanden, auch dann manche Ent scheidung fehlgehen kann, haben wir erst später gemerkt. Unsere Erfahrungen und die der FDJ-Studentenbrigade Schwedt 66, sagte Wolfgang, sollen für die Durchfüh rung weiterer Einsätze an Schwerpunkten des sozialistischen Aufbaus verwandt wer den. Unsere Überlegungen und Gespräche wurden unterbrochen von Zwischenlandun gen in Moskau, Omsk (Übernachtung) und Irkutsk. Natürlich gab es kein Zögern. Die Koffer wurden wieder gepackt, und dann begann sich auch für uns die Zeit zu überschlagen. Den Freunden, die alles Wichtige, angefan gen vom Visum bis hin zur Arbeitskleidung und Werkzeug, besorgt hatten, haben be stimmt öfter die Köpfe geraucht. Sie hatten nur fünf Tage Zeit. Die restlichen zwei Tage waren angefüllt mit Versammlungen, Kofferpacken, Pockenimpfung und erneut Zusammenkünfte. Die Parteigruppe wurde gebildet. Am Morgen des 7. August, die Sonne war gerade aufgestanden, begannen wir unsere Reise, neugierig auf das, was uns erwarten würde. Für manche war es der erste Flug, die erste Auslandsreise. Man sprach über das Fliegen, über komische Gefühle beim Start, daß Polen und die Sowjetunion von oben ähnlich aussehen wie unsere Republik. Man sprach auch über sich, über vergan gene Prüfungen. Erste Freundschaften wur den geschlossen. Im Vordergrund jedoch stand unser Einsatz in der Mongolischen Volksrepublik. Was hatte man doch in Berlin gesagt? Ulan-Bator wurde von einem Hochwasser überrascht, und wir fahren nun dorthin, um den mongolischen Menschen bei der Besei tigung der entstandenen beträchtlichen Schäden zu helfen. Ist doch klar. Wenn Freunde in eine miß liche Lage geraten, hilft man ihnen. In die sem Punkt unterschied sich unser Einsatz nicht von anderen solcher Art. Aber da war noch etwas. Sprach Wolfgang, unser Bri gadeleiter, nicht von einem Modell, das wir darstellten? Dieser Einsatz unter schwieri gen Bedingungen, der uns täglich nicht nur physisch alles abverlangt, der nicht nur verlangt, uns jeden Tag selbst zu überwin den, unsere Schwächen zu bekämpfen, son dern auch erfordert, daß wir alle Probleme des Brigadelebens im wesentlichen selbst lösen, uns die Aufgabe stellt, Entscheidun gen zu treffen, und vor alle Initiative for dert, viel Initiative, dieser Einsatz soll uns helfen, uns zu sozialistischen Persönlich keiten zu entwickeln, soll uns befähigen, Kollektive qualifiziert zu leiten. Das klingt schön. Eine klare Vorstellung, wie unsere Arbeit in dem fernen Land die erwünschte Wirkung erreichen sollte, hatte wohl damals noch keiner. Schwierige Bedingungen? Nun ja, die Als wir Irkutsk verließen, hatten wir zwei schöne Stempelchen im DPA. Endlich , ein amtlicher Beweis, daß wir im Ausland sind. Wir hingen am Fenster, um ja nicht den ersten Blick auf das'Land, in dem wir zehn Wochen leben werden, zu verpassen. „Wir überfliegen die Grenze zur Mongo lischen Volksrepublik.“ Berge. Berge, Berge mit Wald bestanden, häufiger nur mit.Gras bedeckt. Es sieht, aus, als hätte jemand die Berge mit grünem Puder bestreut. „Da, guckt mal, die erste Jurte“ — „Wo? Zeig mal! Laß mich mal ans Fenster.“ Um 0.15 landete unsere IL 18 auf dem Flughafen von Ulan-Bator. Die Sonne ist gerade auf gestanden (wie in Berlin). Es ist noch ein wenig kühl. Ob in der Mongolischen Volksrepublik schon um Mitternacht.die Sonne scheint? Pardon, ich vergaß zu erwähnen, daß die- ses 0.15 noch mitteleuropäisdier Zeit ent spricht. Die Uhr geht in Ulan-Bator sieben Stunden vor, d, hü wir betraten um 0.15 Uhr plus 7 = 7.15 Uhr mongolischen Boden. Wir dankten der Besatzung unserer TL 18 für die gute Betreuung, wünschten einen ange nehmen Rückflug und — Guten Morgen, Ulan-Bator! Wir wurden überaus herzlich empfangen. Obwohl der Flugplatz 15 km von der .Stadt entfernt ist, hatten sich zu unserer Begrü ßung eine ganze Menge Menschen einge funden. Eine Kapelle spielte, zwei Jungen trugen ein Transparent, auf das sie in deutsch „Herzlich willkommen!“ geschrie ben hatten. Daß wir zu Freunden kamen, merkten wir gleich, auch bei unserer Ein quartierung in ein neues Internat, beim ersten Frühstück. Und wo werden wir arbeiten? Am näch sten Tag setzten uns die mongolischen Freunde in einen Bus und fuhren uns zu einer Baustelle am Rande der Stadt. Sie sagten: Dies soll eine Berufsschule für unser Industriekombinat werden. Wenn ihr den Bau übernehmen wollt? — Natürlich woll ten wir. Nichts wie ’ran! Und schon gab es das erste Problem. Wille vorhanden. Kön nen? Von uns 86 Studenten hatten kaum zehn Freunde schon einmal auf einem Bau gearbeitet. Als man die Brigade zusammen stellte, könnte keiner ahnen, daß wir eine Schule bauen würden. Also begannen wir jetzt zu lehren und zu lernen. Einheitliches ' Handeln, gegenseitige Unterstützung waren erforderlich. Doch es gab unterschiedliche Meinungen in der Lei tung und in der Brigade. Hatten Wolfgang, Rüdiger und Peter etwa die Weisung des Zentralrats, das Prinzip der Einzelleitung betreffend, falsch verstanden? Natürlich habt ihr die größte Verantwor tung und damit auch das Recht, endgültig zu entscheiden. Aber ist es nicht vorteilhaft, wichtige Dinge mit der Parteigruppe, dem Stab und anderen aktiven Freunden zu be raten? Die Persönlichkeit, der Charakter entwickelt sich bei der Überwindung von Schwierigkeiten, bei der Lösung von Pro blemen. Doch nur wenige Schwierigkeiten, mit denen ihr zü kämpfen habt, werden be kannt. Warum erfahren wir nichts von eurer Arbeit? • Hoch geht es her auf dieser, unserer ersten Parteiversammlung. Es ist unser Ziel, uns über Leitungsprobleme ordentlich auszusprechen. Auch für Wolfgang, Peter und Rüdiger ist dieser Einsatz etwas Neues. Die Situation wirft Fragen auf, deren Be- antwertung nicht durch irgendwelche Er fahrungen, aus vergangenen Jahren erleich tert wird. Aber es geht nicht an, daß zwi schen Leitung und Brigade eine Kluft ent steht. Lange dauerte die Diskussion, dann faß ten wir einen Beschluß: Sobald als möglich treffen sich Leitung und Stab, um in sach licher Aussprache Aufgaben zu erarbeiten, Verantwortungsbereiche abzugrenzen und die künftige gemeinsame Leitungstätigkeit zu beraten. (Wird fortgesetzt) Gemeinsam in der Ernte und im Urlaub Nach anstrengenden Tagen auf dem Kartoffelacker hatten sich die Freunde der Spezialklassen 11 und 12 ihre Urlaubsfahrt in die CSSR wohlverdient. (Lesen Sie dazu nebenstehenden Beitrag.) „Wenn's nur nicht von oben kommt“, sagte eine Bäuerin, die sich für die Hackfruchternte gutes Wetter wünschte. Auch wir Schüler der Spe- zialklassen 11 und 12 der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt hofften dies, do wieder sozialistischen Land wirtschaft in der Paten-LPG Schöner stadt eine Woche halfen. Gemein sam mit den Genossenschaftsbauern arbeiteten wir in der Kartoffel- und Rübenernte. Obwohl es eine an strengende Arbeit war, machte es immer Spaß, so daß wir uns in kur zer Zeit gut kennenlernten. In der Turnhalle spielten wir nach der Ar beit Volleyball oder trafen uns mit der Jugend des Dorfes, spielten Gi tarre und sangen zusammen. Ein besonders unvergeßliches Er lebnis wor'es für uns, als wir im Scheine von vielen Fackeln durch Schönerstadt demonstrierten und auf einem anschließenden Meeting gegen den schmutzigen Krieg der USA-Aggressoren in Vietnam prote stierten. In einer Ansprache sowie in Gedichten und Liedern würdigten wir den heldenhaften Kampf des vietna mesischen Volkes. Vom Erlös unseres Einsatzes spendeten wir 205 MDN, weil auch wir dazu beitragen wollen. daß dieser verbrecherische Krieg baldigst sein Ende findet. Nach dem Motto „Erst die Arbeit, dann der Lohn" erholten wir uns in der Woche vom 3. bis 8. Oktober in dem idyllisch gelegenen Maridnsks Läzne. Bei herrlichem Sonnenschein rollten wir mit unseren eigenen Fahrzeugen in die befreundete Tschechoslowakei über Frantiskovy Läzne und Cheb zum Ziel. Dort hat ten wir auf dem Krakonos, einem vielbesuchten Ausflugsziel, sechs Bungalows gemietet. Direkt vom Lager aus bot sich ein prachtvoller Ausblick auf Marianske Läzne. Einen interessanten Nachmittag erlebten wir auf dem weltberühmten Golfplatz, wo wir diese uns neue Sportart ken nenlernten. Tags darauf besichtigten wir Schloß Kynzvart. Zu einem Höhe punkt unserer Reise gestaltete sich der Besuch von Karlovy Vary. Wir danken der Technischen Hoch schule Kari-Marx-Stadt, besonders Herrn Kirsch, für die vorzügliche Un terstützung, ebenso den Herren Strauch und Proft, die uns begleite ten. Michael Lorenz - Jochen Weber, Spezialklasse 12 Institut für Textilmaschinenkonstruktion und Technologie der Faserstoffe (Fortsetzung von Seite 2) venten unseres Institutes sind heute erfolgreich in leitenden Stellungen der Industrie,, der Forschung und des Staatsapparates tätig,' Im Anschluß an seinen Vortrag dankten Herrn Prof. Neumann der Vertreter des Rektors, der Dekan der Fakultät für Maschinenbau, der Ver treter der WB Textima und andere Persönlichkeiten sowie auch die Ab solventen aller Jahrgänge des Direkt- und Abehdstudiums mit herzlichen Worten, Grußadressen und Blumen für seine langjährige, erfolgreiche Tätigkeit in Ausbildung, Erziehung und Forschung. Im Nachmittagsvortrag behandelte der Technische Direktor der WB Textima, Dipl.-Ing. Rinkleb, Fragen der Ausbildung und Weiterbildung der technischen Intelligenz im Hin blick auf die Perspektive des Textil maschinenbaus. Die Vorträge am 5. Oktober’ standen im Zeichen der Probleme bei der Automatisierung im Textilmaschinenbau und wurden von Absolventen unseres Institutes gehalten. In den Diskussionen kam immer wieder zum Ausdruck, daß derartige, durch wissenschaftliche Vorträge untermauerte Absolvententreffen sehr positiv beurteilt werden, da sie der Hochschule Praxisprobleme. näherbringen, der Industrie aber Ein blick in die Ausbildungs- und For schungsarbeit des Institutes geben. Sie sind ein Schritt zur Weiterbil dung von in der Industrie tätigen Absolventen durch unser Institut. Die Veranstaltung diente .zugleich auch der Vorbereitung eines Ver trages zwischen der VVB Textima und unserem Hochschulinstitut, das sich einer hohen Verantwortung für die Entwicklung des Textilmaschinen baues unserer Republik bewußt ist. Dipl.-Ing. Köhler „HOCHSCHULSPIEGEL" Redaktionskollegium: Dipl.-Lehrer H. Model (verantw. Redakteur); H. Ranieri (Redakteur); Dipl. paed. R. Böhme, Ing., Chr. Dölling, Dipl.- Sportlehrer G. Hauck, Dipl. phil. A. Heidemann, K. Hofmann, Dipl, hist. A. Hupfer, Dr. Ing. F. Lohwasser, A. Lohse, Dr. rer. nat. M. Schneider, E. Schreiber. Herausgeber: SED-Betriebspartei organisation der Technischen Hoch schule Karl-Marx-Stadt. Veröffent licht unter Lizenz-Nr. 125 K des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt. Druck: Druckhaus Karl-Marx-Stadt. 2668