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SA LUTI DA ROMA OLYMPIKA I N Junghähnel und Werner Richter Olympische Nachlese von Dr. Das höchste Ziel eines Sport lers besteht darin, Teilnehmer der Olympischen Spiele zu sein, der Spiele, die so recht geeignet sind, die völkerver bindende Idee des Sports für alle deutlich sichtbar zu demon strieren. So war durch das Reisebüro unserer Republik die Möglich keit für über 1000 Touristen geschaffen worden, Besucher der XVII. Olympischen Som merspiele in Rom zu sein. In zwei Reisegruppen zu je 500 Touristen wurde dieser Be such durchgeführt. Die erste Reisegruppe, der auch wir an gehörten, weilte vom 25. Äug. bis 3. Sept, in Rom. e Langsam hebt sich der Stab des Fahrdienstleiters — Fahrt frei für den Sonderzug Dresden — Praha — Roma. In immer schneller wer dender Fahrt geht es entlang der Elbe, durch die herrliche Säch sische Schweiz, Prag entgegen. Ohne Schwierigkeiten rollen wir durch die befreundete CSSR. Es war nirgends ein größerer Aufent halt zu verzeichnen. Einige Minu ten Verspätung hatten sich aber trotzdem eingeschlichen. Fragen tauchten bereits auf: Schaffen wir es bis zur Eröffnungsveranstaltung noch rechtzeitig? Mittwoch gegen 11 Uhr erreichten wir Wien, die Hauptstadt Österreichs. Eine Stunde Verspätung! Zwei elektrische Maschinen schaff ten unseren Zug den Semmering hinauf. Mit „Dampf“ ging es dann weiter in Richtung Klagenfurt. * Wenn auch Nacht, so war es doch romantisch, am vielbesungenen Wörther-See entlang zu fahren. Ein paar Stunden Schlaf wurden notwendig, und als wir aufwach ten, befanden wir uns — nunmehr schon wieder „elektrisch“ fahrend, bereits in Italien. Eine Unmenge von Tunneln, der längste 24 km lang, mußte durchfahren werden. Olivenhaine wechselten laufend ab mit Wein plantagen. Nur spärlich wuchs das Gras. Große Mühe macht es den italienischen Bauern, welche in der Mehrzahl noch mit dem altbe kannten Ochsenpflug die schwere ausgetrocknete Erde aufreißen, dem Boden wenigstens etwas abzuringen. * Donnerstag 11.30 Uhr, also nach rund 42 Stunden Bahnfahrt, er reichten wir den Südbahnhof in Rom. War es in Wien schon „mol lig“ warm, so war es in Rom auf dem Bahnsteig, denn hier wurde es uns erst wieder so richtig be wußt. daß die Zeitungen von 40 bis 45 Grad Hitze im Schatten schrieben, „sehr mollig“ warm. Ein etwas weiches Gefühl in den Knien war zu verspüren, als wir wieder „festen“ Boden unter den Füßen hatten. Die letzte Etappe begann. Rom, die Stadt der Wider sprüche, die Stadt der Antike, die Stadt der Neuzeit, so könnte man die kurze Strecke, welche wir im Bus bis zu unseren Quartieren zu rücklegten, bezeichnen. Unser! Quartier: eine Schule, welche dem Vatikan gehörte, wo ¬ rin Theologie-Studenten ihr Stu dium betreiben. Zu je 10 Mann belegten wir ein Klassenzimmer. Im Moment war das alles nicht so wichtig, wenn es auch ein bißchen durcheinander ging. Wichtig war, alles so schnell wie möglich zu er ledigen, damit wir pünktlich zur Eröffnungsveranstaltung sein konn ten. Nach Einnahme des Mittag essens war es dann soweit. Wir waren stolz auf unsere 10 000 Lire Taschengeld. Doch schon die erste Ausgabe, Buslinie A 7 zum Stadion de Olympica: 80 Lire! Nun begann die Fahrt auf der neuer bauten Via del Olympica. Die letz ten paar hundert Meter ging es zu Fuß vorbei am neuerbauten Schwimmstadion „Stadio del Nusto“, hinter dem Schwimmsta dion zur rechten Hand das Mar mor-Stadion, zur linken Hand „Stadio Olympico“. Nachdem uns nette Platzanwei serinnen auf die vorgeschriebenen Plätze gebracht hatten, schweiften unsere Blicke in das weite Oval des Stadions. Einen kritischen Blick zuerst auf die Rasenfläche. Hier konnten wir feststellen, daß der Rasen, wie auch die Leicht athletik-Anlagen in einem ein wandfreien Zustand waren. In der Nordkurve waren vier Musikchöre untergebracht, welche abwechselnd flotte italienische Marschmusik zur Unterhaltung boten. Gegenüber von unseren Sitzplätzen, die West seite, die Haupttribüne mit den Reporterkabinen. Gegenüber der Haupttribüne, hoch über unseren Köpfen, war alles vorbereitet, um das olympische Feuer aufnehmen zu können. 16.00 Uhr — drei Böllerschüsse kündigten den Aufmarsch an. Welch ein erhabenes Gefühl in der Brust, Zeugen dieses internationa len Aufmarsches der Sportler zu sein. Sportler, welche aus allen Konti nenten gekommen sind, um in friedlichem Wettstreit ihre Kräfte zu messen. Uber alle Schranken und Hindernisse hinweg hatten sich die Sportler eingefunden, um höchste Lorbeeren zu erkämpfen und zu dokumentieren: „Wir Sportler, ob schwarz oder weiß, lieben und brauchen den Frieden“. Seht her, war der Ausdruck in den Gesichtern aller Sportler, wir be weisen den Kriegsbrandstiftern, daß eine friedliche Koexistenz möglich ist. Mit Stolz betrach teten wir unsere gemeinsame deutsche Mannschaft. Wir wußten, daß sie sich unter besonders schwierigen Bedingungen die Fahr karte nach Rom erkämpfen mußte. Hatte doch Adenauer und Konsor ten versucht, alles daranzusetzen, das Zustandekommen einer ge meinsamen deutschen Mannschaft zu verhindern. Die Sportler haben bewiesen, daß eine Verständigung von Deutschen zu Deutschen mög lich ist. • * Nach dem Aufmarsch erfolgte die Begrüßungsansprache des italieni schen Staatspräsidenten. Der olym pische Eid wurde gesprochen. Tau sende Brieftauben flatterten em por, um in alle Welt hinauszu tragen: die XVII. Olympischen Sommer spiele sind eröffnet. Der letzte Staffelläufer mit dem olympischen Feuer traf im Stadion ein. Eine Dreiviertel-Stadion-Runde legte er zurück, nahm dann die Stufen, und hoch über unseren Köpfen wurde das olympische Feuer im Stadio Olympico ent facht. (Fortsetzung folgt) Der innerdeulsche Handel und die ökonomisdie Hauptaufgabe (Fortsetzung von Seite 1) Von den 16,4 Milliarden Rubel Außenhandelsumsatz entfallen auf das sozialistische Ausland 76%, das übrige Ausland 13% und den innerdeutschen Handel 11%. Bemerkt werden muß, daß die Steigerung des Handelsvolumens im innerdeutschen Handel (1950 bis 1959 auf 380%) nicht der Ent wicklung des übrigen Handels volumens (1950 bis 1959 auf 500%) entspricht. Zu Beginn des Jahres 1960 unter hielt die Deutsche Demokratische Republik mit allen sozialistischen Ländern Handelsbeziehungen; dar über hinaus mit 27 Ländern Han delsverträge und in 28 Ländern eigene Handelsvertretungen. Da neben bahnen sich über bestimmte Einzellieferungen weitere geregelte Handelsbeziehungen an. Analog der Struktur unserer Wirtschaft exportieren wir hauptsächlich Er zeugnisse des Maschinenbaus, der Chemie, der Feinmechanik und Optik sowie der Polygrafie, Mit der Sowjetunion besteht seitens der DDR der größte Handelsver trag, der jemals in der Welt ab geschlossen wurde. Von unserem Außenhandelsvolu men entfallen auf die SU 46,5% = 7,6 Milliarden Rubel. Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Handelsbeziehungen mit Westdeutschland Von Westdeutschland beziehen wir zum größten Teil Waren, die in anderen Ländern mit gleichem bzw. mit größerem ökonomischen Vorteil hätten gekauft werden können. Westdeutschland liefert z. B. Fische, Käse, Hopfen, Schuhe u. a., über Westdeutschland führen wir ein: Kaffee, Kakao, Zigarren tabak, Häute, Felle, Südfrüchte, öle und Ölsaaten sowie Edelhöl zer und andere Waren. Bei den genannten Bezügen handelt es sich um schwer absetzbare Waren, da ein Überangebot auf dem Welt markt vorliegt. Es bereitet uns keine Schwierigkeiten, von ande ren Ländern dieseWaren direkt zu beziehen, zumal Schweden, Finn land, Norwegen, Dänemark, Öster reich, Holland, Frankreich, Marok ko usw. ihre Lieferungen an uns ausdehnen möchten. Die westdeutsche Propaganda will glauben machen, durch die Nicht lieferung von Steinkohle und Koks unsere Wirtschaft zu drosseln. Ha ben die westdeutsche Steinkohle und der westdeutsche Koks einen so großen Einfluß auf unsere Wirt schaft, wenn die Lieferungen an Steinkohle knapp 3,2% und an Koks knapp 6.8% unserer Gesamt einfuhr an Steinkohle und Koks betragen? Steinkohle und Koks sind also nicht die Hebel, um un sere Wirtschaft zu stören. Am wichtigsten ist der Bezug von Walzmaterial. Während aber die sozialistischen Länder 80% unse rer Importe liefern, beträgt der Anteil Westdeutschlands nur 10%. Der Anteil Westdeutschlands an unserem gesamten Stahlbedarf unter Einschluß der Eigenproduk tion beträgt jedoch nur 4%. Unsere Industrie hatte sich auf einige spezielle Maschinentypen aus West deutschland orientiert.Wenn West deutschland diese Maschinen nicht mehr liefert, so zwingt es uns zur Umorientierung auf die Verwen dung von Maschinen anderer Län der. Die Kündigung der Handelsbe ziehungen stieß selbst in west deutschen Wirtschaftskreisen auf beträchtlichen Widerstand. Der bei spielsweise für die Frühjahrsmesse 1961 in Leipzig von Bonn gefor derte Boykott durch die westdeut sche Wirtschaft wird nur zögernd und teilweise befolgt. Zwei Drit tel der westdeutschen Aussteller firmen haben ihre Plätze für die kommende Frühjahrsmesse nicht gekündigt, während ein Teil des restlichen Drittels um die Reser vierung ihrer Ausstellerflächen bat. Der westdeutsche Widerstand drückt die Erkenntnis aus, daß die Kündigung des Handelsvertra ges der eigenen Wirtschaft Scha den zufügt, da es den Unterneh mern und Geschäftsleuten einen Handelspartner verschließt, der die ständige Aufrechterhaltung der Aufträge auch während der Kri senzeiten gewährleistet. Die Unter brechung der Handelsbeziehungen fügt aber den größten Schaden der westdeutschen Arbeiterklasse zu, deren wirtschaftliche Lage sich dadurch weiterhin verschlechtert. Dienten doch unsere Wirtschafts beziehungen zu Westdeutschland weitgehend dazu, die Lasten der Krisenerscheinungen für die west deutsche Arbeiterschaft abzuschwä chen. Die Realität unserer ökonomischen Hauptaufgabe Im Zusammenhang mit der Kün digung des Handelsabkommens durch Westdeutschland wird mit unter die Realität unserer ökono mischen Hauptaufgabe angezwei felt. Der innerdeutsche Handel be saß für beide Seiten Bedeutung und sein Abbruch wird Schwierigkeiten hervorrufen, die bei uns aber durch die Kraft der Werktätigen überwunden werden. Es ist nicht das erste Mal, daß der Kapitalismus die sozialistischen Länder zu boykottieren sucht. Na türlich entstanden dabei Schwie rigkeiten. Sie wurden gemeistert und die Dialektik der Entwicklung führte stets zu einer Stärkung des Sozialismus. Die Bonner Regierung glaubt, das Entwicklungstempo unseres Auf baus beeinträchtigen zu können. Diese Absicht wird sich nicht er füllen! Unsere wirtschaftlichen Er folge sind durch die sozialistischen Produktionsverhältnisse, durch die internationale Zusammenarbeit und Hilfe der sozialistischen Län der garantiert. Unsere Werktätigen antworten auf die Kündigung der Handelsver träge sofort mit großen Produk tionstaten und neuen Verpflicht tungen. Gegenwärtig läuft der große Wett bewerb unserer Stahlwerker. 65000 Tonnen Walzstahl bis zum 31. Dez. 1960 über den Plan zu produzieren ist ihr Ziel. Der erste Monat des großen Wettbewerbes brachte un serer Republik zusätzlich 8000 t Stahl. Führend im Wettbewerb lag das Stahlwerk Gröditz mit einer Planerfüllung im Monat September mit 113,6%, es folgten Hennigsdorf mit 108,6%, Freital mit 106,3%, Thale mit 103,5%. Seit den ersten Oktobertagen be teiligen sich alle Betriebe, die Roh eisen, Rohstahl und Walzstahl pro duzieren, an dem großen Wettbe werb. Auch auf andere Zweige der Volkswirtschaft greift dieser Wett bewerb über. So werden die Hirschfelder Kraftwerker den Stahlwerkern mehr Energie zur Verfügung stellen. Sie werden im IV. Quartal die Leistung ihrer Ag gregate um 10 Megawatt erhöhen. Die Brigade „Solidarität“ im Braun kohlenwerk Geiseltal/Mitte rief die Braunkohlen werke zum Wett bewerb auf. Am 7. Oktober, dem Geburtstag unserer Republik, ar beiteten die Kumpel und legten zusätzlich 107 000 t Briketts und 390 000 t Rohkohle unserer Repu blik auf den Geburtstagstisch. Da durch wurde ein Planvorsprung von 900 000 t Rohkohle geschaffen. In vielen Betrieben ergriffen die Werktätigen die Initiative und antworteten der Kündigung auf ihre Weise. Die Belegschaft der Feinchemie KG Sebnitz schrieb z. B. in einem Brief an den Minister für Außenhandel und Innerdeut schen'Handel, Heinrich Rau: „... daß gerade auf dem Gebiet der Laborchemikalienherstel lung bisher erhebliche Importe aus Westdeutschland erfolgt sind... Wir verpflichten uns deshalb, für 200 000,— DM bis herige Importchemikalien zu sätzlich im Jahre 1961 für die Arbeit unserer Wissenschaftler und Laboratorien herzustellen. Gleichzeitig rufen wir alle Be triebe der DDR auf, unserem Beispiel zu folgen und der Will kürmaßnahme durch eine ge schlossene Kampfaktion ent gegenzutreten.“ Darüber hinaus verpflichteten sich die 5 Betriebe: VEB Hochvakuum Dresden, Dampfkesselbau Uebigau, Transformatoren- und Röntgen werk Dresden. Geraer Kompres sorenwerk und Carl Zeiss, Jena so wie das Forschungsinstitut Man fred v. Ardenn in einer überbe trieblichen sozialistischen Arbeits gemeinschaft Wege zur Produktion von Elektronenstrahl-Mehrkam meröfen zu finden. Mit der Ent wicklung dieses modernen Hoch vakuum-Metallschmelzverfahren werden wir uns von dem west deutschen Import hochwertiger Spezialmetalle weitgehend unab hängig machen. Darüber hinaus sind die Elektronenstrahlöfen ein sehr wichtiger Exportartikel. Das waren nur einige Beispiele der Antwort unserer Werktätigen auf die verwerfliche Handlung Bonns. Es erweist sich schon heute, daß die Kündigung des Handelsvertra ges und der von Bonn uns damit zugedachte Schaden eine breite In itiative der Arbeiter und der In telligenz ausgelöst hat. Daraus ergibt sich: Es besteht kein Grund anzuneh men, daß durch die Kündigung des Handelsabkommens die Erfüllung unserer ökonomischen Hauptauf gabe und der Siebenjahrplan in Frage gestellt sind. * * * Institut für Gesellschaftswissen schaften Abteilung Politische Ökonomie Autorenkollektiv