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Wir ehrten unserenverstorbenenPräsidenten (HN) 8. September, 9.00 Uhr — Senatssaal — Ergriffen vom plötzlichen Ableben unseres hochverehrten Präsidenten, dem Genossen Wilhelm Pieck, erheben sich die Mitglieder des akade mischen Senats der Hochschule für Maschinenbau von ihren Plätzen. In einer Minute schweigenden Gedenkens ehren sie den Menschen, der durch seinen jahrzehntelangen, hingebungsvollen Kampf für die Inter essen der Arbeiterklasse und des deutschen Volkes zum Vorbild für alle Menschen in unserem Staat, dem ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat in der Geschichte Deutschlands wurde. In einer angenommenen Erklärung brachte der akademische Senat zum Ausdruck, daß ihm das Ver mächtnis unseres verstorbenen Präsidenten Ansporn ist, für die weitere Arbeit in Lehre, Forschung und Erziehung, im Sinne einer friedlichen und glücklichen Zukunft für unser Volk. Der treueste Sohn der deutschen Nation, der Präsident der Deut schen Demokratischen Republik, unser Wilhelm Pieck, hat für immer die Augen geschlossen. Ein großes Leben im Dienste der Arbeiterklasse, im Dienst Deutsch lands, des Friedens und des Sozia lismus, das Leben eines der her vorragendsten Menschen des deut schen Volkes hat sich vollendet. Vor sechseihhalb Jahrzehnten reihte sich der Tischlergeselle Wilhelm Pieck in die organisierte Arbeiterbewegung ein und trat der Sozialdemokratischen Partei bei. Die rote Fahne des Sozialismus, die er in der Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhun derts ergriff, hat er nie sinken las sen. Er teilte die Not seiner Klas senbrüder, in deren vordersten Reihen er kämpfte, bis aus dem unterdrückten Proletariat im Osten Deutschlands die siegreiche Arbeiterklasse und aus dem ver folgten und gejagten Arbeiter der erste Präsident des ersten deut schen Friedensstaates der Arbei ter und Bauern wurde. Viele Generationen deutscher Arbeiter kämpften für die Emanzipation der Werktätigen, ohne sie zu erleben. Wilhelm Pieck, der unter Bis marcks Sozialistengesetz aufwuchs, war es beschieden, in vorderster Reihe die Sache des Volkes zum Erfolg zu führen. Schon vor dem Weltkrieg von 1914 bis 1918 gehörte Wilhelm Pieck zu den namhaften Vertretern des. lin ken Flügels der deutschen Sozial demokratie, der unbestechlich und unerschrocken gegen den deutschen Imperialismus in die Schranken trat und sich den finsteren Kräf ten entgegenwarf, die unser Volk in den Kriegsabgrund zerrten. Als das namenlose Unglück herein brach und Millionen Arbeiter in den Schützengräben Europas star ben. damit die Großkapitalisten die Welt unter sich neu aufteilten, da blieben Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Clara Zetkin und Wilhelm Pieck der Sache des proletarischen Inter nationalismus treu. In der Nacht des ersten Weltkrie ges gehörte er zu dem Gestirn, das den Weg der deutschen Arbeiter klasse erhellte. Er handelte natio nal im höchsten Sinne des Wortes, als er, der einer der fähigsten Organisatoren und Agitatoren des Spartakusbundes war, den Kampf gegen die militaristischen Räuber und Kriegsgewinnler und ihre Hel fershelfer in der SPD-Führung aufnahm. Verfolgung, Verhaftung und Gefängnis konnten ihn nicht beugen. In Wort und Schrift, als Soldat und" in der Illegalität pro pagierte er den Sturz der kriegs schuldigen Urheber des Unglücks unserer Nation, geißelte er den Krieg der Reichen, kämpfte er für den Frieden des Volkes. Vom Tage ihrer Gründung an ge hörte Wilhelm Pieck zur Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands. Sie schickte den be währten Arbeiterfunktionär, der schon 1906 Abgeordneter der Bre mer Bürgerschaft und Sekretär der Sozialdemokratischen Partei der Hansestadt war, nunmehr in die Berliner Stadtverordnetenver sammlung, in den Preußischen Landtag und Staatsrat und in den Reichstag. Als Mitglied des Thäl- mannschen Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutsch lands setzte Wilhelm Pieck wäh rend der vierzehn Jahre der Wei marer Republik seine große Kraft und Begabung ein, um durch die Herstellung der Einheitsfront der deutschen Arbeiterparteien und Gewerkschaften die antifaschisti schen Kräfte des Friedens zu stär ken und den Machtantritt des kriegslüsternen Nazismus zu ver hindern. Wilhelm Pieck führte bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges abermals, wie ein Vierteljahrhundert zuvor, an der Spitze der KPD unermüd lich den Kampf gegen den imperia listischen 'Krieg. Immer und über all, ob in Zusammenkünften mit sozialdemokratischen Funktionären oder mit Deutschlands berühmten Schriftstellern oder später mit kriegsgefangenen Wehrmachtsan gehörigen, verkündete er das Prin zip der Zusammenarbeit aller Antifaschisten zur Erhebung gegen das Hitlerregime, um Deutschlands Katastrophe abzuwenden. Gegen die Brandstifter des Aggressions krieges, gegen die Verbrecher an der Spitze der Regierung, den Generalstab und die Konzerne stritt er als sozialistischer Inter nationalist für Volk undVaterland. appellierte er an die Männer und Frauen in Deutschland, an die Soldaten in den Schützengräben und an die Kriegsgefangenen. Nach der Zerschlagung der Hitler- Heere durch die tuhmreiche Sowj et- armee und ihre Verbündeten wurde im Osten Deutschlands das langerstrebte und in den faschi stischen Konzentrationslagern be schworene Ziel Wirklichkeit: Die einige marxistisch-leninistische Ar beiterpartei entstand als Unter pfand für die Befreiung der Ar beiterklasse, der Bauernschaft und der Intelligenz, als Unterpfand für den Neuaufstieg der deutschen Nation. Als in Beantwortung der Schaffung des westzonalen Separatstaates durch die Westmächte und ihre Bonner Handlanger der erste deutsche Friedensstaat gebildet wurde, da wählte unser Volk den erprobten Kämpfer ohne Fehl und Tadel, den Sozialisten von hoher menschlicher und politischer Reife zum Oberhaupt der Deutschen De mokratischen Republik. Der Name und das Wirken des Staatsprä sidenten Wilhelm Pieck wurden zu einem weltweiten Symbol für den Aufbruch eines anderen, eines neuen und besseren Deutschlands, das mit Faschisten und Militari sten, mit Junkern und Konzern magnaten und grausamen Erobe rungsgelüsten nichts mehr zu tun hat, und warben der DDR Mil lionen Freunde in der Welt. In höchster Erfüllung seines Le bens konnte Wilhelm Pieck am Wendepunkt der Geschichte Euro pas das Werden und Wachsen der DDR führend mitgestalten und den Aufbau des Sozialismus im Ge burtsland seiner Begründer er leben. Wilhelm Pieck vereinte in seiner Gestalt den klassenbewußten deut schen Arbeiter und Sozialisten, den Revolutionär und den Patrioten. Er verkörperte den antiimperialisti schen Kampf im Deutschland un seres Jahrhunderts. Mit reichem Wissen und revolutionärem Elan, mit besonnenem Rat und wir kungsvoller Tat stand er immer dort, wo um ein neues Deutschland gerungen wurde. Tugend und Ehrenhaftigkeit, die Weisheit eines langen Lebens und das Feuer für die großen Ideen der Menschheit, für Deutschlands nationale und so ziale Wiedergeburt gingen einen Bund ein in dem Mann, der aus den Tiefen unseres Volkes aufstieg und im titanischen Kampf zwischen den 'Kräften des Krieges und des Frie dens als Vertrauensmann des Vol kes an höchster Stelle des deut schen Friedensstaates stand. Wil helm Piecks Wirken verkörperte die Stärke und Fähigkeit der Ar beiterklasse, alle friedliebenden und demokratischen Kräfte der Nation im Kampf um Frieden und Sozialismus zu einen. Ein Leben überreich an Kämpfen und Verfolgungen und schmerz lichen Verlusten, ein Leben reich auch an Ruhm und Sieg ist voll endet. In unseren Schmerz mischt l An Wilhelm Pieck Von Erich Weinert Als Deutschland unter kaiserlichen Fahnen sich für den Krieg der Herrschenden entschied, warst Du bei jenem Häuflein Partisanen, das nie vor einem falschen Gott gekniet und seine heilige Sache nicht verriet. Der erste Sieg der Freiheit war gewonnen. Da gingst Du vor den kämpfenden Kolonnen, und als der Feind die Besten uns erschlug, erhobst Du, feigem Meuchelmord entronnen, die Fahne wieder, die Karl Liebknecht trug. In stolzer Hoffnung hast Du sie getragen auf eine einige Arbeiterpartei, und trotz Verrat, Enttäuschung, Niederlagen bliebst Du in guten wie in schweren Tagen der Sache Thälmanns unverbrüchlich treu. sich der Stolz, einen solchen Men schen in unserer Mitte und an un serer Spitze gehabt zu haben. Seine markante Gestalt, seine Gedanken und Taten sind unvergänglicher Bestandteil der Geschichte Deutsch lands und der internationalen Arbeiterbewegung. Sein Beispiel lebt und beflügelt das Volk und vor allem die Jugend, die dem väterlichen Freund seine Liebe vergalt und der er das große Vorbild eines Kämpferdaseins gab, das schlicht und ehrlich, uneigen nützig und unbeugsam dem Frie den, dem Sozialismus und echter Herzensfreundschaft mit dem Sowjetvolk geweiht blieb. Dank, unauslöschlicher Dank, lie ber Freund und Genosse Wilhelm Pieck, für dein heroisches Leben im Dienste des arbeitenden Volkes, des Sozialismus und der ganzen deutschen Nation. An deiner Bahre legen wir das Gelöbnis ab, die in der DDR endlich errungene Einheit der von Imperialismus und Refor mismus sooft gespaltenen Kräfte des Volkes und der Arbeiterklasse wie unseren Augapfel zu hüten. Die Fahne, die der Tod aus den Händen des greisen Arbeiterpräsi denten nahm, werden Millionen aufnehmen und vorwärtstragen zum Triumph des Sozialismus in der DDR, zum Sieg des Friedens im ganzen deutschen Lande.