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nicht wirst^ liebe " „Du wirst mir Doch Vie Freude machen, nicht wahr? Ich kann es leicht entbehren, und dir ist damit geholfen!* „Aber ich werde doch kein Geld von dir annehmen, was denkst du denn von mir, Marianka?" — Er war wieder glutrot geworden. „Ich denke, daß du mich liebst und jetzt mehr davon sprichst!* „Aber das ist ja einfach unmöglich!* „Wieso unmöglich? Wenn du mein Mann gehört dir doch all mein Geld," antwortete sie. „Noch aber bin ich doch nicht dein Mann.* Schließlich tröstete ek sich damit: Sie hat f» aucy eigentlich recht. In einigen Wochen bin ich ja doch ihr Mann, also da macht es ja wirklich nicht viel aus. Also versuchte er sich über das peinliche binwegzuredem „Dann wollen wir uns wenigstens gleich öffentlich verloben," bat er nun. Doch auch jetzt sagte sie wieder: „Nein. — Es geht . »och nicht, Schatz. Unter meinen Landsleuten hier ist ein alter Fürst, der mich mit eifersüchtigen Augen ver folgt. Er darf nicht ahnen, daß wir uns lieben. Sonst käme es zu einer Katastrophe. Du kennst ihn nicht. Er kann rasend werden. — Also verschweigen wir lieber alles und genießen wir unser Glück im stillen. — Zum Frühjahr gehen wir an die Riviera, und dort lassen wir uns trauen. Nun, bist du damit nicht auch einverstanden?* Gewiß war er es. Er war ja mit allem einver standen, was sie haben wollte, und wieder umfaßte und küßte er sie lange und innig. Plötzlich, so ganz nebenher, sagte sie: „Heute früh war ein Graf Kriwolawoff bei mir. Er ist der Pächter eines meiner Güter und wollte mir den fälligen Zins mit einem Wechsel bezahlen. Er sagte, er habe in eurem Bankhause sei» Vermögen deponiert. Könntest du dich wohl unter der Hand erkundigen, ob das wahr ist? Du weißt, mit den Russe» muß man vorsichtig sein.* „Aber gewiß kann ich das! Schon morgen gebe ich dir Nachricht * Zum Dank küßte sie ihn zärtlich, so daß er wieder wie berauscht fortlief. Gleich am nächsten Tage zog er die Erkundigung durch Jensen ein. Es war in der Tat so. Graf Kri wolawoff hatte ein großes Bankdepot dort. Sofort teilte er das Ergebnis seiner Nachfrage durch einen Rohrpostbrief seiner Braut mit. Und dann machte er sich daran, feine Schulden Hu bezahlen, damit ex, wenn man abreiste, ganz klaren „Aber du wirst es doch werden!" Da umfaßte und küßte er sie und bat: „Ich dich über alles, Marianka; aber das Geld kann ich nicht Wie im Fluge schwand jetzt die Zeit dahin. Ein Tag schöner als der andere. Entweder war er bei ihr, lebte herrlich und in Freuden und man vertändelte die Zeit in tollen Liebes neckereien oder man besuchte Feste, Bälle, Theater und Konzerte. — Das Geld flog nur so dahin. Ach, das war etwas für ihn! La war er in seinem Element! Er war ja der geborne Lebemann; nur die Million hatte ihm bisher immer gefehlt. Nun konnte er endlich mal aus dem vollen schöpfen. Immer sah man ihn in Gesellschaft der beiden Damen, sehr bald wurde man darauf aufmerksam, und es entstanden die tollsten Gerüchte. Eines Abends, als sie wieder zu dreien in der Oper waren, und die Gräfin durch ihre prunkvolle Toilette und durch die Pracht ihrer Brillanten alle Blicke auf sich gelenkt hatte, nahm Bücknitz den Freund «nd früheren Regimentskameraden ein wenig auf die Seite und zog ihn unauffällig in ein Gespräch, „Hör' mal, lieber Kurt," begann er, „ich empfehle dir etwas mehr Vorsicht im Verkehr mit jener Dame dort." Kurt wurde blaß. — (Fortsetzung folgte " Als er Jensen den Tausendmarkschein zurückgab, war er ein wenig verlegen. „Sapperment, Sie haben wohl das große Los ge wonnen?" fragte der Freund treuherzig lachend. Kurt erwiderte, daß er sich von der Mama habe Geld geben lassen, weil die Schulden ihn drückte» und so weiter. Sofort merkte Jensen, daß er die Wahrheit nicht erfuhr, und es tat ihm weh, daß der Freund nicht offen zu ihm war; dennoch schwieg er. Auch seinen Schneider und die anderen kleine» Schulden bezahlte Kurt. Und als alles geregelt war, blieben ihm etwa noch tausend Mark übrig. Zuerst wollte er die an Marianka zurückgeben, dann aber über legte er, daß er nun doch öfter als sonst Gelegenheit zum Geldausgeben hätte, weil er vielleicht die Dames würde ausführen müssen, und so behielt er da» Geld. Jetzt war ja schon alles'gleich. Ein lustiges Leben begann nun. Jetzt, nun es ja feststand, daß Kurt in wenigen Wochen mit seiner Marianka abdampfen würde, er losch sein Interesse für das Geschäft vollständig. Nur rein mechanisch und oberflächlich versah er seine» Dienst, und wenn ihm hier und da ein Fehler nachgewiesen wurde, lächelte er nur überlegen dazu was kümmerte ihn jetzt noch dieser Frondienst! — Auch pünktlich war er nicht mehr; manchmal kam er eine Stunde zu spät, manchmal erschien er überhaupt nicht. Jensen verwarnte ihn ein paarmal, aber muh dessen gutgemeinte Worte belächelte er nur. Daheim bei ihm war man ebenso in Sorg«. Lucie bat ihn flehentlich, sein Leben zu ändern. Er erwiderte ihr mit strahlender Miene, sie möge sich nur um ihre eigenen Sachen kümmern. Und als endlich das Mamachen sich bittend an ihn wandte, da antwortete er fröhlich: „Nun, Mammi, dir will ich's verraten. Ich mache mir aus der Stellung gar nichts mehr. Ich bin nämlich verlobt mit einer sehr reichen russischen Witwe, mit einer Gräfin. In wenigen Wochen machen wir schon Hochzeit. Dann erkläre ich dir alles; bis dahin muß ich schweigen. — Also gedulde dich noch ein wenig. Dann aber werdet ihr alle keine Rot mehr leiden. Dafür will ich dann schon sorgen I* Frau Luise, obgleich hocherfreut, war aber doch «in wenig besorgt, denn die ganze Sache erschien ihr reichlich abenteuerlich, und so erstrebte sie, näheres zu erfahren. Er jedoch vertröstete sie lächelnd und um» schmeichelte sie so lange, bis sie sich zufrieden gab. von dir annehmen." „So liebst du mich nicht!* Bon neuem zog er sie wie in wildem Taumel an sich und küßte sie wieder und wieder. Da griff sie nach den Scheinen, schob sie in feine Tasche und erklärte kurz und bestimmt: „So, und nun kein Wort mehr darüber, sonst werde ich noch ernstlich böse!" Ganz ratlos war er. Das Geld brannte ihm in den' Fingern, und beleidigen wollte er sie doch auch nicht. Deshalb bat er noch einmal: „Laß es doch sein, Marianka! Es ist mir wirklich peinlich!" Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Was sind die deutschen Männer doch für sonderbare Käuze! In ein paar Monaten gehört dir alles, und du willst nicht nehmen diese Lappalie? Weshalb denn nicht? Be zahlt werden müssen die Schulden ja doch, also ob jetzt oder später? Nun nimm und behalt' und verlier' kein Wort mehr darüber." Und wieder schob sie ihm die Papiere in die Tasche. Was blieb ibm übria? Er mußte_sie nehmen.. .