er seine ersten heftigen Worte in einem zweiten Billett zu entkräften: „Herzens Nazerl! Du bist ein ehrlicher Kerl und hattest recht, das sehe ich ein; komm also diesen Nachmittag zu mir. Du findest auch den Schup- panzich, und wir beide werden dich rüffeln, daß Du deine Freude dran haben sollst. — Dich küßt Dein Beethoven, auch Mehlschöberl genannt.“ Beethoven und seine Haushälterinnen, das ist ein Kapitel für sich und gewiß nicht eines der erfreulich sten. Durch seine Taubheit wurde der Meister oft un gerecht und mißtrauisch gegen seine Dienerschaft. Er klagte über Bosheit, Falschheit und Hinterlist und faßte eines Tages nach einem Streit mit seiner Haus hälterin den Entschluß, unabhängig zu werden. Er ging selbst auf den Markt zum Einkäufen, feilschte mit mehr oder weniger Erfolg und kochte sich ein paar Tage lang sein Essen höchst eigenhändig. Als Freunde seine Kochkunst anzweifelten, wurde Beethoven böse und lud die Spötter am nächsten Tage zum Mittag essen ein. Sie wurden von Beethoven empfangen, der eifrig am Herde be schäftigt war, das wirre Haar mit einer großen Schlafmütze bedeckt, um kleidet von einer blauen Küchenschürze. Ignaz von Seyfried berichtet uns an schaulich darüber: „Nach einer Geduldsprobe von mehr denn anderthalb Stunden wurde endlich aufgetragen. Die Suppe gemahnte an den in Gast höfen der Bettlerzunft mild gespendeten Aufhub; das Rindfleisch kaum zur Hälfte gar gekocht und für eine Straußennatur berechnet; das Gemüse schwamm in Fett und Wasser, und der Braten schien im Schornstein geräu chert ! Nichtsdestoweniger sprach der Festgeber allen Schüsseln tüchtig zu!“ Wenn es auch eine Vielzahl derartiger humoristischer Erlebnisse im Leben Beethovens gab, so war der Meister darum kein schrulliger Kauz und ab seitiger Sonderling; denn über allem stand bei Beethoven das wache Auf geschlossensein gegenüber allem Echten, Schönen und Wahren, das Streben nach menschlicher und künstlerischer Vollkommenheit und, als dominie render Ton in diesem strahlenden Dreiklang, die umfassende und brüderliche Liebe zur Menschheit.