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MeMelMunde Onkkt»stk»iaMW M WeiKeniL-Zeikrng lNachtnick Jetzt rüvr'er erst recht wvtenv, nenn nun sah er plötzlich ein, daß er alles furchtbar dumm, ja tölpel haft dumm angefangen hatte. Anstatt in aller Ruhe vorzugehen, war er plump mit der Tür ins Haus ge fallen und hatte nur geschadet. Er hätte sich prügeln können für all diese Tor heit; aber das kam eben von der Nervosität und von der Reizbarkeit, in der er sich jetzt immer befand, seit er in diesem unglaublichen Beruf sein Dasein fristen Mußte! Alles ging schief seit der Zeit! Nie kam er mehr zu einer Freude, nie zu klarem Denken! Ein ewitzes Hasten, Hetzen und Jagen war dies Leben! Und nun der Gedanke, daß es immer so bleiben würde, ein ganzes langes Leben voll so endloser Schufterei und Plackerei — ach, dieser Gedanke könnte einen zum Wahnsinn treiben! Wütend sprang er auf, rannte hinunter, lief in die erste beste Kneipe und vertrank seinen Aerger. Am andern Morgen, als er ins Geschäft ging, traf er Jensen. Während sie zusammen weiterschritten und sich über den gestrigen Besuch unterhielten, bekam Kurt plötzlich eine neue Idee. Und mit leicht scherzhaftem Ton sagte er: „Wissen Sie, lieber Jensen, was ich gestern an Ihnen bemerkt zu haben glaube?" Gespannt sah der andere auf. „Daß Sie sich noch immer für Lucie interessieren." Nun bekam Jensen einen roten Kopf und wurde ein wenig verlegen, doch schnell ?^nd er seine Beherr schung wieder und antwortete: „7 atte keine Ahnung, daß Sie etwas wußten von den: - ^rfall." „Niemand außer mir hatte damals Kenntnis davon. Aber wenn ich das auch weiß, das braucht Sie durchaus nicht zu chokieren. Ich bin der letzte, Ihnen einen Vor wurf daraus zu machen. Im Gegenteil, ich habe mich gefreut, daß Ihre Neigung echt ist und inzwischen nicht nachgelassen hat." „Glauben Sie, daß Ihr Fräulein Schwester ebenso darüber denkt?" fragte Jensen ein wenig unsicher. Kurt lächelte ein wenig überlegen. — „Lieber Freund, Sie kennen ja die jungen Mädchen so gut wie ich. Manche erringt man nach dem ersten Anlauf schon, und manche sind wie Festungen, die erst belagert sein wollen." „Manche sind sogar ganz uneinnehmbar," seufzte der andere leise. Doch Kurt erwiderte schnell: »Ich«Llaube, meine Schwester gehört nicht zu dea Letzteren/^ — Erfreut blickte Jensen auf, — „in der Tat, ist das wirklich Ihr Ernst?" „Sicher, lieber Freund. Im übrigen wüßte ich ab- lolut nicht» was man aeaen Sie baden tollte. Alto „Sehr viel, meine Nebe Lucie. Denn es scheint, ich muß dich erst daran erinnern, daß wir jetzt arme Leute sind. Damals konntest du dir schon den Luxus leisten, einen Mann wie diesen Jensen fortzuschicken; heute dagegen wäre« direkt ein Frevel von dir, ihn wiederum abblitzen zu lassen — falls er eben noch einmal anfragen sollte!" Hochaufgerichtet stand sie vor ihm. Ganz ruhig war sie jetzt. Und sehr bestimmt erklärte sie ihm: „Ich ersuche dich allen Ernstes, dich um deine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Meine Zukunft geht aur mich allein an. Und von dir lasse ich mir am illerwenigsten Vorschriften machen, das merke dir ein für allemal!" Wieder vertrat er ihr den Weg. Ihr Zorn hatte ihn gereizt, und trotzig hielt er sie zurück. „Du, hör' mal, so laß ich nicht mit mir reden l Ich spreche nur in deinem Interesse zu dir!" „Meine Interessen vertrete ich selber!" „Ich halte es für meine Pflicht, dir zu sagen, was du der Familie schuldig bist!" „Nun, was bin ich ihr also schuldig?" „Bor allem Rücksichtnahme! Wenn dir heute ein verständiger Mann in sicherer, auskömmlicher Stellung seinen Namen anbietet, dann hast du kein Recht mehr " Weiter kam er nicht. Denn sie unterbrach ihn, so hart und bestimmt, daß er doch ein wenig kleinlaut wurde. „Noch einmal erkläre ich dir," rief sie, „daß ich mir jede, aber auch jede Einmischung in meine An gelegenheiten auf das entschiedenste verbitte. Für meine Zukunft sorge ich allein, sorge du nur für deine. Ich sollte meinen, daran hättest du genug zu tun!" Sie packte ihre Malarbeiten zusammen und schickte sich an, in ihr Zimmer zu gehen. Er war wütend, daß er sich wie ein Knabe ab kanzeln lassen mußte und doch nicht recht den Mut fand, ihr eine treffende Entgegnung hinzuwerfen. Doch kurz bevor sie hinausging, rief er ihr höhnend zu: „Oder bildest du dir vielleicht ein, daß dich Graf vchmittwitz auch jetzt noch holen würde? Den Zahn laß dir nur ziehen. Der gute Mann hat eben Papa auch viel höher eingefchätzt, der konnte nur eine reiche Frau brauchen, aber nicht eine, die er noch selbst mit ernähren muß." Im Rahme» der Tür drehte sie sich um, sah ihn mit einem stolzen Blick an und sagte: „Pfui, für so erbärmlich hätte ich dich doch nicht gehalten." Dann aina Ke schnell und schloß sich ein. Im Strom äer Amt. Erzählung von paus Bliß. l b Fortsetzung). Rech Lors