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SS (Fortsetzung folgt.) läge an den esultat ihres deren Größe wußte sie noch nichts, aber sie rechnete schon jetzt mit dem schlimmsten. Also der Ruin! Mit einem S, Bettelstab gebrachtl Das war das Nachdenkens. mit unsicherer, ein wenig Dosender Stimme: „Lieber Herr Schmidt, bitte, sagen Sie mir ganz ehrlich, was geht bei uns vor?" Der Alte sah leicht erstaunt auf, lächelte verlegen und antwortete nicht gleich. „Ich meine, ob es im Geschäft irgend etwas ge geben hat, das zur Beunruhigung berechtigte?" fragte die alte Dame, nun lebhafter werdend. Noch immer zögerte der Prokurist, er wußte nicht so recht, was er sagen sollte, oder wie er es sagen sollte. Doch da er die fragenden Blicke der beiden Damen auf sich gerichtet sah, begriff er, daß man hier schon irgend etwas ahnen mußte, und deshalb war eine Antwort nicht mehr zu umgehen. „Wenn ich recht vermute," sagte er dann, „haben die gnädige Frau von dem Gerücht gehört, das seit gestern über unsere Firma hier zirkuliert. Dies Ge rede ist selbstverständlich — wie alle derartigen Klatsch geschichten — nur zum kleinsten Teil wahr. Tatsache ist, daß wir in letzter Zeit nicht gerade mit Glück gearbeitet haben. Zwei alte Häuser, die für sicher, ja für durch aus solide galten, haben falliert, und wir sind ziemlich stark dabei engagiert. Außerdem haben wir mit Pech spekuliert, und einige Werte, die unseren Fonds bildeten, sind recht erheblich gesunken. Gewiß, das alles ist eine Folge ziemlich unangenehmer Begleit erscheinungen, gebe ich rückhaltlos zu, aber mit solchen Kalamitäten hat "schließlich jedes Bankhaus mal zu kämpfen, und zu ernsten Besorgnissen liegt wirklich auch nicht die geringste Veranlassung vor. Zumal jetzt, wo der Chef in Berlin ein neues Engagement abzu- schließen plant, ein Unternehmen, das für uns von ganz unabsehbarem Vorteil zu werden verspricht. Das, meine gnädige Frau, ist die volle Wahrheit über unsere Lage, und sobald der Chef zurück ist, werden die Lästerzungen da draußen verstummen." Die Herrin atmete erleichtert auf. Sie reichte dem alten, treuergebenen Beamten die Hand und erwiderte: „Ich danke Ihnen, lieber Herr Schmidt, Ihre Worte haben mich einigermaßen beruhigt, und nun glaube ich auch selber, daß wir uns keine Sorgen zu machen brauchen: denn in einem ernsten Falle hätte mein Mann mich doch sicher nicht ohne Nachricht gelaffen. Also nochmals besten Dank." Mit ehrerbietigem Gruß empfahl sich der Alte. Sinnend sah Lucie ihm nach. Sie kannte ihn und seine Eigenheiten genau. Und sie hatte bemerkt, daß er doch nicht so rückhaltlos alles gesagt hatte, was ihn bedrückte. Das beunruhigte sie sehr. Doch sie hütete sich, davon der alten Muttter etwas zu verraten. „Bist du nun auch ruhiger, Kind?" fragte diese, als sie allein waren. Mit leicht wehmütigem Lächeln antwortete die Tochter: „Ich muß wohl, Mütterchen." „Eigentlich könnte ich auf Papa böse sein, daß er mich so ganz ohne Mitteilung der Ereignisse ließ." „Das darfst du auch nicht, Mutting. Papa hat dir nur jede unnötige Angst ersparen wollen." „Aber daß wir es erst von fremden Menschen er fahren mußten, das ärgert mich." „Aergere dich nicht, du hast ja gehört, daß noch kein Grund zu Besorgnissen vorliegt." Sie küßte der Mutter die Hand. Dann ging sie, ihr Zimmer aufzusuchen. Sie riegelte hinter sich ab, setzte sich in einen Lehnstuhl und fing an zu grübeln. Nun sie allein war, brauchte sie ihrer Unruhe keine Zügel mehr anzulegen. Für sie war es klar, daß man mit einer Katastrophe zu rechnen hatte. Nur über Lücke folgten mir. Schrecklich war das! Ganz grauen voll schrecklich. Wie Feuer brannten mir diese Blicke in» Herzl Fast geflohen bin ich! Und selbst draußen aus der Straße verfolgte mich die Angst. Jedem Gruß «ich ich aus, wie menschenscheu lief ich durch die Straßen, denn in all den Blicken der mir Begegnenden glaubte ich immer nur das Gleiche zu lesen. Sie alle, sie ahnten vielleicht schon, was uns bevorstand, und nur wir, wir wußten noch von nichts. So kam ich nach Hause!" „Mein Gott! Mein Gott!" jammerte die alte Dame nun, „was wird das nur werden!" Da trat die Tochter zu ihr heran und sie be schwichtigte und fragte sie dann: „Hat denn Papa nie etwa» zu dir verlauten lassen, Mutting?" „Aber nein, kein Wort, nicht das geringste; er hat ja nie von seinen Geschäften und Unternehmungen gesprochen, und ich habe auch nie gewagt, ihn darum zu befragen." „So weißt du also auch nicht, weshalb Papa fort gefahren ist?" „Er sagte, daß ihn dringende Geschäfte riefen, weiter weiß ich nichts." Lucie schwieg. Sie ahnte halb und halb schon, daß der Bater wohl niemals zurückkehren würde. Aber sie wagte es noch nicht, diesem Gedanken Worte zu leihen. Doch die Mutter erriet es. Bebend fragte sie schnell: „Lucie, Kind, was denkst du!?" „Mach' dir vorerst noch keinen Kummer, Mütterchen," tröstete sie die alte Dame zärtlich — „was auch kommen möge, wir müssen es ja doch ertragen. Aber du bist ja nicht allein, wir beide, Kurt und ich, wir werden dich nie verlassen." Bon neuem jammerte die Mutter: „Mein Gott, wenn es wahr ist, was du befürchtest, was soll dann au» Kurt werden! Ich darf ja an alles das gar nicht denken!" Ernst, fast bitter schwieg die Tochter. Sie zürnte der Mutter. Sogar in dieser ernsten Stunde dachte sie nur an Kurt, an ihren Liebling, an seine Zukunft zuerst! So war es immer gewesen bisher, immer nur um den einzigen Sohn hat sich alles konzentriert: an sie, die Tochter, wurde erst in zweiter Linie gedacht. Dar tat ihr auch jetzt wieder weh. Doch sie preßte die Lippen zusammen und schwieg. „Ja, was soll denn jetzt nur werden? So rate mir doch, was wir tun sollen," bat die alte Dame mit weinender Stimme. Ruhig entgegnete Lucie: „Wir können nichts tun, als warten, Mama. Aber ich fürchte, wir werden gar nicht zu lange warten brauchen. Schon die nächsten Tage, vielleicht gar schon die nächsten Stunden werden Ml» sagen, was geschehen ist." „Schrecklich ist so ein Zustand Ler Ungewißheit! Und noch schrecklicher ist es, daß mich das alles wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft l" — Ratlos und hilflos saß sie da und sank in sich zusammen. — „Wenn man doch wenigstens von einem erfahrenen Manne hören könnte, um was es sich handelt. Dieser Zweifel raubt einem ja das letzte bißchen Kraft." „Dielleicht könnten wir mal den alten Schmidt fragen? Er würde dir doch sicher die reine Wahrheit sagen, wenn du ihn darum bätest." „Ja, du hast recht. Bitte, laß ihn gleich herrufen zu mir!" Sofort ging Lucie hinaus. Und schon nach wenigen Minuten kam sie mit dem Prokuristen der Firma, der im Hause alt und grau geworden war, wieder herein. Ehrerbietig grüßend trat der alte Mann näher. Auch sein Gesicht war ernster und sorgenvoller als sonst. Di« Lerrin bat ibn, Platz zu nehmen und begann