Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Mozarts B-Dur-Sinfonie, die im Jahre 1778 in Salzburg entstanden ist, gehört zu seinen weniger bekannten Werken. Der Meister zeigt sich hier in der heitersten Spiellaune, liebenswürdig und charmant, so wie wir ihn aus seinen Serenaden kennen. Das für Mozarts Sinfonien charakteristische Moment kommt auch in diesem Werk deutlich zum Ausdruck: die Vielzahl und Vielfältigkeit der musikalischen Einfälle. Haydns Werke sind mehr „gearbeitet“, d. h., das einmal aufgestellte thematische Material wird im Verlauf der Sätze entwickelt und von allen Seiten beleuchtet. Mozart hingegen schöpft aus seiner überquellenden Phantasie; er breitet seine Einfälle aus, ohne im Folgenden auf jeden einzelnen einzugehen. Der erste Satz der B-Dur-Sinfonie spiegelt diese Schaffensweise eindeutig wieder. Ein burleskes, originelles Thema, dem später ein anmutiges, fast zärtliches Motiv gegenübertritt, leitet das Werk ein. Doch in der Durchführung begegnet uns dieses liebenswürdige Paar nicht wieder. Dafür haben sich neue musikalische Gedanken eingestellt, die nun kunstgerecht verarbeitet werden. Nach einem weichen, gesangvollen Andante setzt das Menuett mit großen Intervallen und festen Rhythmen ein. Sein derber, etwas schwerfälliger Humor nähert sich zuweilen dem Grotesken. Eine gebundene zarte Triomelodie sorgt für den nötigen Ausgleich. Das Finale, die Krönung des Werkes ist von lustig und ungebärdig dahinstürmender Heiterkeit. Eine Fülle von musikalischen Einfällen ist über den Satz ausgeschüttet. Gedanke reiht sich an Gedanken. Eine ausgelassene Fröhlichkeit liegt über dem ganzen Finale. Frantisek Kramär-Krommer (1759—1831) Um 1800 stand der in Deutschland unter dem Namen Franz Krommer bekannt gewordene tschechische Meister in der Blüte seines Schaffens. Reich an äußeren Ehrungen verlief das Leben dieses vielseitigen Musikers, der sich als Dirigent, Geigenvirtuose und Komponist einen Namen gemacht hat. Er unternahm viele Auslandsreisen (Italien, Frankreich, Ungarn), verbrachte aber den größten Teil seines Lebens in Wien. Hier gehörte er zu den Kleinmeistern der Klassik, die einem Haydn und Mozart damals ernsthafte Konkurrenz machten und ohne die das Bild dieser musikalischen Epoche unvollständig wäre. Krommers Sinfonien, Quartette und Quintette erfreuten sich in Wien großer Beliebtheit. Auch Franz Schubert kam mit den Werken des seit 1815 als Hofkomponist und Kapellmeister am österreichischen Kaiserhofe angestellten tschechischen Meisters in Berührung. Franz Krommers umfangreiches kompositorisches Schaffen umfaßt unter anderem fünf Sinfonien, zahlreiche Kammermusikwerke, mehrere Konzerte für verschiedene Solo-Instrumente und Orchester, Lieder und kirchliche Werke (Messen). Mit be sonderer Liebe wandte er sich der Bläsermusik zu. Seine Konzerte für Holzblas instrumente bilden einen Höhepunkt in der gesamten Bläserliteratur. Allein drei Konzerte schrieb er für die Klarinette. Sein Es-Dur-Konzert zeichnet sich durch solide handwerkliche Arbeit (meisterliche Instrumentation), volkstümliche Me-