Erläuterungen Max Reger: Vier Tondichtungen nach Böcklin Max Reger (1873—1916), den man eigentlich als einen Jünger Bachs bezeichnen könnte, hat in seinem umfangreichen Schaffen doch auch moderner Orchesterfarbenkunst Tribut gezollt. Als er Generalmusikdirektor der Meininger Hofkapelle war, regte ihn der Um gang mit dem Orchester zu solchen Werken an. Die Böcklin-Suite gehört in diese Reihe malender Stimmungsmusiken nach Art des Franzosen Debussy. In der Böcklin- Suite will Reger die mystischen Naturstimmungen, die der berühmte Basler Maler Böcklin in seinen Gemälden einfing, in Klänge bannen. Nr. 1. Der geigende Eremit bringt choralartige, altertümelnde Musik. Die Solo violine erhebt sich innig beseelt darüber. Nr. 2. Das Spiel der Wellen ist ein Scherzo. Übermütiges Wirbeln anmutiger Wassergeister. Nr 3. Die Toteninsel. Geheimnisvolle Stimmung. Schwermut. Klage. Pathos. Er sterben in Nichts. Nr. 4. Bacchanal. Dämonische Lebensfreude. Grazie. Entfaltung zügelloser Kraft. Anton Bruckner: 3. Sinfonie Anton Bruckner (1824—1896), dem die Mitwelt wenig Liebe entgegenbrachte, steht nunmehr in der Reihe der hochgeachteten Großmeister der Sinfonie. Er konnte aus dem Vollen einer wundersam reichen Erfindungsgabe schöpfen, wie sie ähnlich nur etwa Bach, Beethoven und Schubert zu Gebote stand. Die Fülle der Einfälle ließ ihn oft ein Thema nicht weiter verarbeiten, sondern gleich ein neues hinschreiben, weshalb man bei ihm von „Bild-an-Bild-Technik“ spricht. Natur und Religion sind die Kräfte, in denen sein ganzes künstlerisches Fühlen wurzelt. Die Gegensätze: Naivität und Monumentalität kommen in seinen Sinfonien zu eigentümlicher Verbindung. Als Aus drucksmittel dient Bruckner das große Nibelungenorchester Richard Wagners. Die 3. Sinfonie entstand 1873. Sie gehört zur inhaltlich wertvollsten und ist auch formal verhältnismäßig die geschlossenste. Bruckner widmete sie dem von ihm höchst ver ehrten Richard Wagner. Erster Satz: Über geheimnisvoll raunenden Streichern erhebt sich das heroische Hauptthema. Ein zweites Hauptthema führt einen starken Stimmungswechsel herbei. Ländliche Bilder tauchen auf. Der heroische Ausdruck kommt später zu erneuter Geltung. Zweiter Satz: Klassische Ruhe und Aufruhr der Gefühle. Klagelaute. Ein visionärer Siegesmarsch. Ein Satz voller Dramatik. Dritter Satz: Scherzo. Heranbrausender Sturm. Gegensatz: Freundliches Tanzidyll. Vierter Satz (Finale): Ein majestätisches Heldenthema findet religiöse und auch heitere Gegensätze. Prächtig ist die instrumentale Einkleidung. Dr. Kreiser.