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Me^benMunde linkkdalkingrdeilage M ^eikmk-öeiking r WM: kNaekdruck verboten.) Und dort das vor ihr gestanden. ans Koerber saß mit geschlossenen Augen und schlaff am Körper herabhängenden Armen in der Ecke eines Kirchenstuhles' wie ein Toter. ... Es war derselbe Platz, aus dem sie einst gesessen, als Hans Koerber werbend Muttergottesbild. Sein Bild und ihr Bild. Ein letzter, matter Sonnenstrahl huschte abschiednehmend darüber hin. Längst Vergangenes wurde in Marianne mit klarer Schärfe lebendig. Sie sah alles wie an jenem Tage, als sie sich Hans Koerber in diesem Raum zu eigen gab. Sekundenlang stand sie regungslos, sinnend. Die Haselnuß kätzchen entfielen ihren Händen.... Und nun reckte sie sich auf und trat leise zu ihrem Gatten. Mit einem sich schmerzlich über ihre Lippen ringenden Seufzen, das von nahen Tränen redete, sank sie vor ihm in die Knie. „Hans Koerber", flüsterte sie und ergriff seine Hand. Mit wildpochendem Herzen lauschte sie auf ein Wort aus seinem Munde. Und dann fühlte sie, wie eine tastende, zitternde Hand sich auf ihren Scheitel legte, und durch die tiefe, bLilige Stille des dämmrigen Gotteshauses klang das bange, matte Zittern eines einzigen Wortes an ihr Ohr. „Marianne In ihm lag eine Unsumme von Abbitte, Reue und Scham. Und auch das Aufflackern einer wahren, letzten Freude. Ja, sie war wohl zunächst das stärkste in ihm und prägte nach sekundenlangem Schweigen die ersten Worte, die stammelnd und leise über seine Lippen gingen. .... „Es ist fast zu viel Glück, daß ich dich noch sehen darf.... Marianne, .... dich selbst.... Ich hatte das nicht mehr für mich erhofft.... Und nun kniest du vor mir .... und ich kann .... meine Hand .... auf dein Haupt legen . . . . O, Marianne! . . . ." Nun richtete sie ihr Antlitz zu ihm empor. Blinkende, Helle Tropfen rannen über ihre Wangen. Sie sah seine verfallene, kraftlose Gestalt, dis in zer schlissene Kleider gehüllt war, sie sah das hohlwangige Gesicht, in das Not und-Elend und Leidenschaften ihre Züge gegraben hatten, sie sah den ganzen Jammer eines verfehlten Lebens .... Und da packte sie ein grenzenlos tiefes, erbarmendes Mitleid. Schluchzend stand sie auf und setzte sich neben ihn. Sie ergriff seine Hände und flüsterte: „O, Hans, hier müssen wir uns wiederfinden l" „Ja, Hierl" entgegnete er. . . . Und du mich so. . . . Ich wollte noch einmal meine Bilder sehen. . . . Das arranne. Novelle von Fritz Gantzer. <Schluß.) Muttergoltesbild mit deinem Gesicht. . . . Eine unend lich heiße Sehnsucht war über mich gekommen nach allem leichtsinnigen Vergessen. . . . Laß mich schweigen von der Zeit meiner Irrfahrten. ... Ich bin nicht wieder hinaufgekommen. ... Es ging immer tiefer hinab. ... Und dann warf mich eine elende Krankheit nieder. Sie verzehrte mein Mark bis auf einen winzigen erbärmlichen Rest. Ich sah das Ende. ... Und da kam die Sehn- sucht nach deinem Bilde. Sie trieb mich und spannte meine letzten Kräfte an. . . . Schon glaubte ich, meinen heißen, letzten Wunsch nicht mehr erfüllt zu sehen. . . . Kraftlos lag ich vor der verschlossenen Tür der Kirche. . . . Da kam einer ... der Geistliche . . . Jakobsen . . . und half mir, daß ich zu deinem Bilde kam. . . . Und nun hat er dich selbst noch geschickt. ... O, wie danke ich ihm! . . . Nun mag der Tod kommen!" Er atmete schwer und preßte Mariannens Hände. Ein banger, zweifelnder Ausdruck trat in seine Züg^ als er schneller und fließender weitersprach. „Aber ehe er kommt, laß mich dir noch das sagen, was ich nie hoffte, dir noch sagen zu können. ... Ich weiß, daß ich das Elend deines Lebens geworden bin, Marianne, ... ich habe dich unsäglich unglücklich gemacht. Heute kann ich nichts mehr ändern . . . und nichts hin wegnehmen von allen meinen Verfehlungen. . . . Nur eins kann ich noch. . . . Marianne, um jenes Frühlings tages willen, als ich dich dort, dort vor dem Altar, dort neben meinem Bilde ... in meinen Armen hielt Marianne — um dieses — einzigen Tages willen . .. vergib mir!" .. . Marianne war erschüttert von diesem Sehnsuchts schrei, der aus den Tiefen eines reuigen Herzens sich emporrang. „Ja, alles, Hansl" stammelte sie unter ihrem leisen Weinen. Sie legte beide Arme um seinen Hals und küßte ihn. ... Das letzte Licht des Tages fiel in das Gotteshaus, und Mariannens volle Haarkrone umspann ein mattes blasser, ersterbender Schein . . . Das Muttergottesbild war nur noch in ganz verschwommenen Linien sicht bar .. . Und in allen Winkeln und Nischen von St. Gertraudten hockten schon die Schatten der Nacht . . . Ein leiser Schauer rann über Mariannens Leib ... Sie empfand, daß auch die Seele des Mannes, der sein Haupt nach ihrem Kusse mit einem erlösenden, erleich- terten Aufatmen gegen ihre Schulter gelehnt hatte wie ein müdes Kind, vor Schatten stand, die das Leben hin wegnehmen wollten, wie die Nacht den Tag. Und da packte sie die Angst, daß diese Seele scheide» könne ohne eine Hoffnung auf Gnade und Versöhnung