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Stimmungen und Zustände. Di« Großstadt oh«« Zeitu«a-«u qesetz. und »echtlose Zustand der brutalsten nd die Ohnmacht der Regierung ka>n den erst recht -um Bewußtsein am Donnerstag Es gab kein« Zeitungen Bei den erlagSanstalten hatten die Rvtatiousmaschi« einen Streik auf eigene Faust versucht, abhängig von Gewerkschaft und unabhängig sogenannten Generalstreik — einen Sonder, lämlich über 140 Mark Wochenlohn, her« gen. Die Verleger setzten sich zur Wehr, en Buchdruckereibesttzer „erklärten sich so° und darauf mußten natürlich die Konkur- eser drei großen Annoncenblätter ihr in gen besonders erfolgreiches Konkurrenz-Ge- leäen. Also erschienen am Donnerstag keine . Alan trat an diesem Tage mit einem Ge- ,zenloser Verlassenheit an sein Tagewerk achts war geschossen worden, längere Zeit, ebenen Stellen der Stadt./ Aber wo? . . wem? . . . Mit welchem Erfolge? . . Ntr- ie Antwort. An der Arbeitsstätte kommt aach und nach ein Bild zusammen, wonach ichsten drei Kilometer in die Stadt hinein , soll. Also im Norden? Oder im Osten? in der Gegend der Gr. Frankfurter Straße, es bunt hergehen. Gegend der Gr. Frank- ür die meisten Berliner eine Welt, so fremd tiefste Innere des Kongostaates. Und dann ' In jener Welt der cndloslangen Ar en bedeutet „Gegend" gleich einem Bezirk, ehrere Hunderttausende Menschen zusammen- dann erst die „große Politik"! Wer nicht ruflich die Materialien der Depeschenbüros kam nichts weiter an politischen Lesestoffes blutrote Anschlagplakat: „Weitergehen! Wer ibt, werd erschossen! Auf Zusammenrvttnn- rücksichtslos geschossen." Eine kleine Er- dieser politischen Lektüre bildeten die un" spartakisnscher Sendlinge, die trotz die- tes immer wieder auf die Passanten ein- oeanf dann meistens ein Mehrheitssozialist der ihm entgegentrat. Nachrichten freiliich nicht: nur Phrasen. Und die Gerüchte, die herliefen, taten ein übriges, um die drlt- Me der Explosionsstimmung bis zum Ven- i steigern. Der Berliner weiß nicht, Berlin vorgeht. Er weiß cs ebenso c irgend jemand über die Vorgänge bet i Revolution und Gegenrevolution einiger- muen Bescheid weiß: das, was damals in die hatten betriebsame Journalisten aus Ge- nsammengeschrieben. Und dieses Mal wird jeder grauenhaftes Phantasie-Erbrechen ha lt der arme Provinzler es mit der Angst während der Berliner sich nichts mehr dar- , ob 50 Meter weiter mit Kanonen geschossen : nicht. Ler Regen und die Revolution. nachhaltiger als die Regierung hat das n Generalstreik und die mit ihm verbundene olution bekämpft. Daß es die ersten Tage ar nicht ernst werden wollte, lag besonders an hen Regen. So im Nassen Revolution zu den schlimmsten Revolutionären, den 17- „Klamaukschlägern" und ihren „Brautens^ verlangt so ein Mädel aus einer Munitions- ute „Püppchen" aus einem Konfektionsschau- ch inrierer Stärkung, und den Profit von der n haben die Wirte. Der Donnerstag brachte tter, und das zeitigte gleich einen unge- asschwnug der Stratzenbewegung. Aber nach- og ein warmer Lusthauch über die Stadt, darauf verregneten den Demonstranten die ie Stimmung war aus, und die Regierungs- bekamen Lust; denn was ihnen jetzt ikvch cn entgegentrat, das meinte es ernst und ,her von allen Gesichtspunkten aus „ernst l" werden. le Negierung und der Zeitungsstreik. mehr Sorge als der Generalstreik hat der > der Kontraktbruch der Notationsmaschinen ei Scherl usw. gemacht. Wie ein Vertreter :lage rn einer Versammlung der Buchdruckeret- litteilte, ist die „Neichsregrerung" bei ihnen t von der Strippe weggekommen", um sie lligung dieser — gegen den Willen ihrer Ge- und gegen den erst vor 8 Tagen mit neuen »lagen geregelten Tarif zu veranlassen — um : der Reichshauptstadt willen, um des An- rr Negierung nach außen hin. In Berlin nn auch am Donnerstag tobsüchtig verhandelt. Ner des Vollzugsausschusses, der Schriftsetzer ' Molkenbuhr und der ,Leichen"-Müller — g zur Nationalversammlung geht über meine - fuhren in pompösem Auto und wichtiger i der Stadt herum, um irgend etwas zu tun, üg sei. Und bet den Aemtern war eine Kurter- birekt wie im Bienenhause. Tie Stillegung der Elektrizität Wesen, die den Streik recht auf die Beine hat. Wenn die Straßen- und Hochbahn hätte linnen, dann wäre das Wirtschaftsleben an« n dem Streik gar nicht ernsthaft berührt Wör ter weil niemand fahren konnte, legte sich > e ne starke Unruhe aufs Gemüt, die die uch der Arbeitswilligen beeinträchtigte. ES ja alles arbeiten. Nur die Handvoll wacher nicht. Viele aber konnten bald nicht weil den Maschinen die Kraft fehlte. Immer- mch am Donnerstag die erdrückende Mehrheit riebe gearbeitet. Das Kleingewerbe war fast' betroffen; nur daß der Strom fehlte. Zwar mmer wieder: „Die Kommission kommt". Die on? Wer ist das? Nun, niemand weiß eS, nimmt an, daß irgend eine Gewalt auftauchen es in'n Klump schlagen" würdss, wenn die icht eingestellt werd«. - , Auch das Telephon i kam wieder zu Ehren. Sonst wie etwas Gewöhnlicher ! gering geachtet, ließ es sich jetzt vergeblich bitten, ! und alle Verhandlungen und Besprechungen und Er kundigungen usw. mußten durch Voten gemacht werden, s weil der Fernsprecher nur für „militärische" Gespräche . freiaegeben war und sich auch in den dringlichsten ! Fällen nicht erreichen ließ. Ohne Telephon — ohne ! Straßenbahn — ohne Zeitung, ein Bild, eine Stim- s mung, ein Gefühl aus Fritz Reuters „Ollen Kamellen". Konflikt in Spaa. Abbruch der Nnterverhandlungen. Die Berlmndluugcn der Nnterkommijsion der Vent» j schen WaffenstittstandSkommissio« in Spaa über das Lebensmittel-, Schiffahrt»- und Finanzabkommen find abgebrochen worden. Di< Ententekommission sowohl wie die deutsche Kommission sind von Svaa abgereift. Der Vorsitzende der Ententekommission Edward ! Hope erklärte, daß die Alliierten erst dann Lebens mittel nach Deutschland passieren lassen würden, wenn die gesamte deutsche Flotte unter ihre Kontrolle ge stellt sei. Darauf erbot der deutsche Vorsitzende von j Brann aus Weimar weitere Informationen, die wie ' folgt gegeben wurden: Auf Grund Ihrer Depeschen beschloß die Reichs regierung einstimmig, an den gegebenen Instruk tionen festzuhalten Die deutsche Handelsflotte wird ! zur Verfügung gestellt, sobald durch bindende Ver träge mit den Alliierten die Lebensmittelversorgung Deutschlands bis zur neuen Ernte gesichert ist. Die von den Alliierten in Aussicht gestellte Ermäch tigung, an Deutschland 100 000 Tonnen Getreide in Argentinien zu kaufen, ist anzunehmen. Ent sprechend sind aber dafür 100 000 Tonnen Schiffs raum für Deutschland zu reservieren. Sollten die Verhandlungen total scheitern, sind Sie ermäch tigt, nach Abschluß sämtlicher Verträge zur Ab lieferung von 270 000 Tonnen Schiffsraum zur Ver fügung zu stellen. Deutschland braucht bis zur Ernte ca. 2V» Millionen Tonnen Lebensmittel und stellt dafür 2Vs Millionen Tonnen Schiffsraum zur Verfügung. Die Menge der zu liefernden durch Vertrag sichergestellten Lebensmittel muß parallel gehen mit dem Umfang des von uns zur Verfügung gestellten Schiffsraumes. Auf diese Erklärung hin erwiderte der eng lische Vertreter: „Die alliierten Regierungen wiederholen, daß der Grund für die Ablieferung der deutschen Handels flotte der ist, die Lebensmittelversorgung Deutschlands und des übrigen Europas sicher zu stellen, daß in erster Linie die Einfuhr von Lebensmitteln erlaubt werden wird zu einer Menge von 270 000 Tonnen und daß die Frage der weiteren Versorgungen dem Obersten Kriegsrat der Alliierten zur Entscheidung vorgelegt werden wird, ferner, daß der Oberste Wirt schaftsrat bereit ist, vorbehaltlich der Genehmigung der assoziierten Regierungen die Bitte der deutschen Vertreter betreffs weiterer Lebensmittellieferungen in der nächsten Zukunft in Erwägung zu ziehen, voraus gesetzt, daß zufriedenstellende finanzielle Vereinba rungen durch die deutschen Vertreter mit den Finanz vertretern der assoziierten Regierungen getroffen wer den. Auf diese Anfrage hat Exz. von Braun nach einer nochmaligen Anfrage bei der Reichsregierung weitere Zugeständnisse in der Ablieferung der Flotte nicht machen können und auf eine Ablieferung Zug 1 um Zug gegen Lebensmittellieferung bestehen müsse. Da der englische Admiral erklärte, weitere Ermächti gungen nicht zu haben, sind die beiden Kommis sionen von Spaa abgereist. ES handelt sich bei dem Abbruch der Verhand lungen lediglich um die Verhandlungen über das Lebensmittel-, Schiffahrts- und Finanzabkommen, nicht um die allgemeinen Waffenstillstandsverhandlungen. Es ist aber die Möglichkeit nicht ganz von der Hand fu weisen, daß die Entente, da die deutsche Regie- rung die Absicht hat, fest zu bleiben, diesen Abbruch ! jauch zu einer Kündigung des Waffenstillstandes be- j nutzen könnte. Eine solche Kündigung ist aber, ent- ! igegen umlaufenden Gerüchten, noch nicht erfolgt. Die Verfassungs-Arkunde. Die neue deutsche Verfassungs-Urkunde wird mit ! den Worten beginnen: ! „DaS deutsche Reich ist -in- Republik." Ein dahinlautender Antrag wurde in der Sitzung des Verfassungs-Ausschusses, der Nationalver sammlung angenommen. Im Weiteren enthält der Artikel 1 die folgende Fassung: „Das Reichsgebiet besteht aus den Gebieten ! der bisherigen deutschen Länder. Andere Länder kön- ! nen in das Reich ausgenommen werden, wenn es ihre ,, Bevölkerung kraft des Sclbstbestimmungsrechtes be- - gehrt." Zu der Bestimmung der Reichsformen in Abs. 2, °,,Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold" liegt ein Antrag Delbrück-Kohl auf „schwarz-wetß-rot" und ein Antrag Cohn auf „rot" vor. Ein sozialdemo kratischer Redner spricht sich für „rot mit weißem Stern^ aus, die Abstimmung wird verschoben. Mit der Annahme des ganzen Artikels 2 sind auch die Farben > ' schwarz-rot-gold! M Reichsfarben gewählt. h k i Der Völkerbund. j ij ' Art. 3 des Entwurfs bestimmt: die allgemein, Unerkannten Regeln des Völkerrechtes gelten als bin-! wende Bestandteile des deutschen Reichsrechts. , Abg. Dr. Kahl (D. Volksp.) spricht sich in einens Meferat gegen die Bindung des deutschen Reichsrecht»! durch das Völkerrecht aus. Man könne Deutschland j Utcht internationalen Rechtsveaeln ausliefern, die mau! In den Kreisen der preußischen Regierung besteht di«! ! Absicht, die Preußische Nationalversammlung für Anfangs nächster Woche nach Berlin einzuberufen. I Wie hier verlautet, hat der frühere Kronprinz vcMj -Bayern in Achensee Aufenthalt genommen. Sein Vaterl sweilt zurzeit im Oberinntal. s Im Alter von 49 Jahren ist der frühere MinisterPrcS-I !sident Dr. Ernst v. Körber in Wien gestorben. j Die Besatzungsbehörde in Mainz nahm mit der Reichs^, jpost in Berlin Verhandlungen auf wegen Zulassung vow LebenSmittelPaketen nach dem linksrheinischen Gebiet. Die Direktion des Deutschen Hauses in Prag hat mit Rücksicht auf die jüngsten Ereignisse die Räumlichkeiten, des Deutschen Hauses bis auf weiteres gesperrt. Am Mittwoch früh ist der Grubenarbeiterstreik in Oberto Schlesien neu entbrannt. Es streiken die Gruben „Jo-s Haun Wolfgang", „Franz Nadztenkau" und „Preußen". — Anwerbung veutscher Arbeiter für Amerika« Im amerikanisch besetzten Gebiet bemüht man sich! eifrig, deutsche Arbeiter, insbesondere Eiseubahnar» beiter, für Amerika anzuwerben. Wie es heißt, hak bereits eine große Zahl die Reise nach Amerika an getreten. Die Bedingungen sollen außerordentlich gün stige sein, z. B. sollen die Arbeiter für die Nels« ihrer Familie vorweg eine größere Summe erhär ten. Auch die Japaner und Südamerikaner bemühert sich eifrig um Vie Anwerbung deutscher Arbeiter, Im Hknvlkck auf den BvMrvünS' n och Wr nichfVhnöZ Kazu kämen auch politische Bedenken. England habpu im Kriege vor allem das Völkerrecht verletzt. Deutsch-! land dürfe nicht die ' demütigende V-kb-ream»« vor dein Völkerrecht j machen. Kein anderes Land habe eine solche Be-». stimmung in feiner Verfassung. Deshalb müsse der^ Art. 3 ganz gestrichen werden. Abg. Haußmann (Dem): Aus inneren prakti-. schen Gründen und aus staatspolitrschon Gesichtspunk-! ten müsse der Völkerbund bezw das Völkerrecht in: der Verfassung erwähnt werden. Reichsminister Dr. Preuß: Ein Sündenbekennt nis Deutschlands kann im Artikel 3 nicht liegen. Wirf wollen uns jetzt zum Völkerrecht anders stellen, alS j es Deutschland bisher aus der Haager Konferenz ge-' tan hat. Die auf Veranlassung des Reichsjustizamts,? erfolgte Einfügung des Wortes „allgemein" beseitigt, die Bedenken, daß etwa Amerika oder England etwa» nicht anerkenne, woran sich Dentschland gebunden er achte. Es handelt sich auch um das völkerrechtliche, Gewohnheitsrecht, allgemein anerkannte Regeln des Völkerrechts sollen Bestandteile unseres innerstaat lichen Rechts fein. i Abg. Mausbach (Ztr): Für das Völkerrecht kommt auch das Naturrecht in Betracht. Mit der Betonung der Menschenrechte als sittliche Forderun gen konnte z. B. über die Behandlung der Kriegs gefangenen eine Wirkung in der Oeffentlichkeit erzielt werden. Abg. Dueringer (D. VP.): Von allgemein an-^ erkannten Regeln des Völkerrechts kann man nicht sprechen. Deutschland wollte den Krieg nur geführt wissen zwischen den feindlichen Armeen, aber nicht' zwischen den friedlichen Völkern. Die Entente hat, sich auf den Standpunkt des , >0 Krieges von Volk zu Bolt gestellt. Der Völkerbund sollte in der Verfassung, nicht erwähnt werden. h Reichsminister Dr. David: Wenn das deutsche^ Volk eine Völkerrechtsregel nicht anerkennt, dann ist sie nicht allgemein anerkannt. Die Entscheidung liegt, also beim deutschen Volk. j Abg. Dr. Spahn (Ztr.): Durch Streichung des, Art. 3 werde nichts geändert. Die Aufnahme dieser! Bestimmung empfehle ich aus politischen Gründen, s Die Weiterberatung wurde vertagt. ' Allerlei Nachrichten. General von Lettow-Vorbeck traf in Kolberg zum Besuch des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg ein. ' H ° Tie Werber in Dentschland. Während zu Frei-, ! Willigen-Meldungen für den Grnzschutz aufgeruferö wird, sind ausländische Werber in Deutschland tätig» um deutsche Offiziere und Soldaten zum Eintritt irr! fremde Heere aufzufordern. Diese Tatsache ist auch bereits in der Nationalversammlung zu Weimar bo»j 'sprachen und für sehr bedauerlich erklärt worden. DtH Bildung einer neuen kleinen Reichsarmee kann wohH etwas dagegen tun, daß wir viele tüchtige Männe« verlieren, aber es ist leider damit zu rechnen, da« !wir immer noch genug Kräfte verlieren, die wir liebe« behalten möchten. Den Anlaß zum Erscheinen de« !sremden Werber in Deutschland hat noch nicht einq mal so sehr die schleunige Demobilisierung geboten^ >als das scharse Auftreten der radikalen Elemente gegew die bisherigen Militärs. Dadurch ist diesen der Auf^ enthalt in der Heimat verleidet worden, und das kan« Man ja auch diesen Männern nachfühlen, die ihr Lebe« 'in der Front so lange Monate zum Schutze derer in di« !Schanze geschlagen haben, von denen sie sich jetzt Un»' freundliches, ja noch Härteres sagen lassen müssens jDie Tatsache, daß man von anderswoher die deutsche« Soldaten für sich gewinnen möchte, beweist aber am, besten, daß nicht überall an den praktischen Wert vo«! Wilsons Völkerbund geglaubt wird. UmtllU Frau oder ältere» Schul« Mädchen Mr vormittag» ges. Frau M-idner, Ntedeitor« straße 206b. lllsW tinw'g-siiüit Uiüich i. Hsursr sucht ÜMMlN MMlWM, !Sl jcklmn üek«rt sruker unä roscd